Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1929. december (76. évfolyam, 274-297. szám)

1929-12-01 / 274. szám

Einzelnummer an Wochentagen tc, an Sonntagen 32 Heller. Abonnement: Für Budapest: mit täglich EweimaUger Zustellung und für das Inland Morgen* and Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für das Morgenblatt allein vierteljährlich 11 P, monatlich 4 P. Auch auf das Abend­blatt allein kann unter den gleichen Bezugs­bedingungen abonniert werden. Für die separate Zusendung des Abendblattes nach dor Provinz sind vierteljährlich 1 Pengő zn entrichten. Für Wien auch durch Herrn. Goldsohmidt Für das Ausland mit direkter Kreuzband­­sendung vierteljährlich : Für Oesterreich nnd Polen 20 Pengő, für Jugoslawien 34 Pengő, für alle übrigen Staaten ■SO Pengő. Abonnements werden anoh bei sämtlichen ausländischen Postämtern entgegengenonunen. Manuskripte werden nicht znrückgestelU» Telephon der Redaktion : 848-20*FESTER LLOYD MORGENBLATT B Ittseratenanfnahme: In Budapest, in der Administration das Pester Lloyd nnd in den Annoneen- Bureaus: Balogh Sándor, J. Blockner, J. Blau, Győri & Nagy, Haasenstein & Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, lullus Loopold, Magyar hirdető-iroda, Rudolf Mossa A.-G-, Jos. Sohwarz, Sikray, Julius Tenzer. Generalvertretung des Pester Lloyd ttir Oesterreich : M. Dukes Naohf. A.-Q., Wien, Wollzeile 16. Hinzelnummer für Budapest and für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 10 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt 16 Heller. — Für Oesterreioh: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. — Für Jugoslawien: Morgenblatt an Wochentagen 3 Dinar, an Sonntagen 4 Dinar and Abendblatt 2 Dinar 50. Redaktion u. Adm.: V., Mária Valéria-ucoa 12, Telephon dor Administration: 849-00« 76, Jahrgang. Budapest, Sonntag, 1. Dezember 1929. Nr. 274 Erprobte Werturteile. Budapest, 30. November. In der internationalen Politik läßt sich Wert oder Unwert von Freundschafts- und sogar Bünd­nisverträgen nicht nach deren noch so feierlicher Fassung beurteilen: auf die Gesinnung, die hinter diesen Urkunden steht, kommt es an und auf das Maß des Interesseneinklanges, der die Vertragsparteien miteinander verbindet. Die Bereitwilligkeit der ita­lienischen Politik, mit dem damals völlig isolierten, auf dem Wege der Konsolidierung sich vorerst bloß vorsichtig vorwärtstastenden Ungarn ein engeres Freundschaftsverhältnis einzugehen, beruhte auf einer richtigen Einschätzung des Wertes, den unser Land, sobald es vom bloßen Objekt der internatio­nalen Politik wieder zu deren Subjekt wird, in die­ser internationalen Politik repräsentieren würde. Der staatsmännische Klarblick Mussolinis hatte diesen Wert erkannt, und mit der rasch zugreifenden Energie, die ihn kennzeichnet, hat er nicht gesäumt, die Konsequenz aus dieser Erkenntnis zu ziehen. In seiner heutigen Abschiedsbotschaft an die unga­rische Öffentlichkeit hat Graf Durini di Monza dies mit den Worten ausgedrückt: „Gibt Mussolini einmal sein Wort, so darf man sicher sein, daß er dabei auch beständig ausharrt. Es gibt heute kein zweites Land in Europa, dessen Politik so eindeutig, so frei von jeglichem Mißverständnis wie die Ita­liens wäre. Als Mussolini den Vertrag mit Ungarn Unterzeichnete, sagte er, daß Ungarn fortab auf ihn zählen könne, und seither hat er auch tatsächlich bei jeder Gelegenheit die ungarischen Bestrebungen unterstützt. Das wird auch in aller Zukunft der Fall sein.“ Die öffentliche Meinung in Ungarn kann diese Worte nur bestätigen. Dankbar darf sie an­erkennen, daß die werktätigen Sympathien Italiens seit dem Tage der Vertragsunterzeichnung bei jeder Gelegenheit auf unserer Seite waren. Daß die herz­lichen Beziehungen zwischen den beiden Völkern auch eines gefühlsmäßigen Einschlages nicht ent­behren, soll nicht bestritten werden. Aber Musso­lini ist nicht der Mann, sich in seinen politischen Zielsetzungen von Sentiments leiten zu lassen. Er ist Realpolitiker durch und durch, und wenn er iseine freundschaftlichen Gesinnungen für Ungarn (bei jeder Gelegenheit nicht allein verkündet, son­dern auch aktiv betätigt, so geschieht es offenbar, weil er weiß, daß die Interessen der beiden Natio­nen sich an keinem einzigen Punkte kreuzen, und daß jede Erstarkung unseres Landes den italieni­schen Interessen in der internationalen Politik nur Vorteil bringen kann. Ein glücklicher Zufall fügt es, daß fast gleich­zeitig mit der Abschiedsbotschaft des Grafen Durini in einem angesehenen Organ der italienischen Presse, von dem man weiß, daß es die politischen Ansichten des Regierungschefs zu vertreten pflegt, ein Aufsatz erschienen ist, der in bezug auf Ungarn eine noch deutlichere Sprache führt. In diesem Auf­satz sind die folgenden Sätze zu lesen: „Italien hat Ungarn in Paris unterstützt und wird es auch im Haag unterstützen. Der Matin hat in diesen Tagen einen gemeinsamen Schritt Frankreichs, Italiens und Englands in Budapest angekündigt. Das ist eine falsche Information. Italien wird sich an diesem eventuellen Schritt nie beteiligen. Denn klar und loyal ist die ver­antwortliche Politik Ungarns Italien gegenüber gewesen.“ Hier also ist ein Prüfstein gegeben, der eine richtige Einschätzung des Wertes der italienischen Freundschaft für Ungarn ermöglicht. Aus dem Be­reiche der Lyrismen ist hier das Band, das Italien mit Ungarn verknüpft, in eine realpolitische Perspektive eingestellt. Italien hat seit der Fester­knüpfung der beiderseitigen Beziehungen sich über­zeugen können, daß die verantwortliche Politik Un­garns Italien gegenüber stets geradlinig, klar und aufrichtig loyal gewesen ist. Die italienische Politik erblickt darin mit Recht ein sicheres Unterpfand dessen, daß Ungarn vom lückenlosen Einklänge der beiderseitigen Interessen vollauf durchdrungen ist, und daß mithin die italienische Politik unter allen Umständen der dankbaren Loyalität Ungarns sicher sein darf. Die Ankündigung aber, daß Ungarn auf der zweiten Haager Konferenz auf die italienische Unterstützung zählen kann, und daß Italien für die Zumutung, sich einer französisch-englischen De­marche in Budapest anzuschließen, nicht zu haben wäre, ist eine äußerst wertvolle Frucht, die wir in­mitten einer sehr ernsten internationalen Schwierig­keit vom Baume der italienischen Freundschaft pflücken dürfen. Das ist der reelle Schätzungswert des Verhält­nisses, das durch das Zustandekommen des ita­lienisch-ungarischen Freundschaftsvertrages ange­knüpft wurde. Es hat seit dem Tage der Vertrags­unterzeichnung nicht an ausländischen Stimmen ge­fehlt, die der ungarischen Öffentlichkeit eine gewisse Skepsis über den Wert der italienischen Freund­schaft suggerieren wollten. Diese Skepsis wird nun die Segel streichen müssen. Mussolini und Graf Bethlen wußten, was sie taten, als sie sich zu diesem Schritt entschlossen, und die Entwicklung der Dinge rechtfertigt vollauf den staatsmännischen Weitblick, den sie dabei bekundet haben. Italien weiß, daß es sich auf Ungarn stets verlassen kann. Ungarn aber hat bereits praktische Beweise für den Wert der ita­lienischen Freundschaft entgegennehmen können. Wir erfüllen eine angenehme Pflicht, indem wir dies mit dankbaren Gefühlen feststellen. Feuilleton. „Gehe nicht zu den Menschen...“ Tiere in der Fabel und im Epos. In vielen Ländern ist der Volksglaube verbrei­tet, daß die Tiere in der Ghristnacht zu den Menschen reden. Freilich können nur die mit ganz besonders feinem Gehör Begnadeten die Sprache der Tiere verstehen, und die zur Weihnachtszeit gebore­nen Kinder sollen samt und sonders dieser unge­wöhnlichen linguistischen Befähigung sich erfreuen. Ob sie wirklich die Tiere verstehen, wahrhaftig wis­sen, was der Wald und das Wasser rauscht, die Konversationen aller Kreaturen verfolgen können, mehr als das, auch imstande sind, zu hören, wie die stummen Fische plaudern und das stille Gras wächst, das darf man allerdings bezweifeln. Nichtsdestoweni­ger gibt es Menschen mit feinen Sinnen, die mehr sehen und hören, mehr ahnen und wissen als die gewöhnlichen Sterblichen, und das sind die Poeten. Ihnen ist Gesicht, Gehör, Geruch und Gefühl, oft auch Geschmack, in so ungewöhnlichem Maß zu eigen, daß sie zu erzählen vermögen, was die Tiere denken und empfinden, uns sogar zu einem Einblick in das Seelenleben der Tiere verhelfen. Viele Schrift­steller beherzigen heutzutage den Rat,, den der Heilige einst Zarathustra gab: ... „Gehe nicht zu den Menschen und bleibe im Walde, gehe lieber noch zu den Tieren!“ Aber nur die wenigsten kehren ivon dieser Pirsch mit reicher geistiger Beute heim. Tiergeschichten und Tier románé. Die Tiere spielen seit einigen Jahren im Schrift­tum aller Völker eine große Rolle. Tiergeschichten und Tierromane vermehren sich, um das nahelie­gende zoologische Gleichnis zu wählen, wie die Ka­ninchen. Die literarische Mode schiebt nämlich der­artige Bücher wieder in den Vordergrund, nach einer langen Pause, einer Schonzeit sozusagen, in der es nicht üblich war, von Tieren zu reden und noch we­niger Tiere reden zu lassen. Das war die Zeit, in der Großvater die Großmutter nahm und in allen gemüt­lichen Bürgerhäusern der Kanarienvogel das Tier­reich vertrat. Was konnte ein solcher gelber Stuben­hocker erzählen? Er saß im Bauer, sah Tag für Tag bloß vier Wände und selten mehr als vier Menschen, wurde gelber und gelber und trillerte seine vier Har­zer Koloraturen für sich hin. Hatte also wenig zu singen und gar nichts zu sagen: — war langweilig. Anders wurden die Beziehungen zwischen Tier und Mensch, seitdem der Hund ein Familienmitglied ge­worden ist. Gewiß war dieser Vierfüßler immer ein Vertrauter, ein Freund der Menschen. Er bewährte sich schon in der Steinzeit als sogenannter Torfhund, trat mit Erfolg als Jagd-, Schäfer-, Haushund auf, doch nur in seltenen Fällen durfte er seine Standorte in Gottes freier Natur verlassen und in der Behau­sung der Menschen erscheinen, wo hin und wieder ein Pinscher oder ein Pudel Einlaß fand, voraus­gesetzt, daß er sich brav aufführte. In der jüngsten Zeit wurden aber die seltsamsten Hunderassen aus exotischen Fernen nach Europa gebracht, und heut­zutage hat jedes bessere Haus einen besseren Hund. Begreiflich, daß nunmehr Hundegeschichten (und Tiergeschichten überhaupt) Interesse wecken, eben so begreiflich, daß die Schriftsteller in allen Zonen ihren Lesern das Tier in der Fabel und im Epos in gebundener und ungebundener Sprache vorführen, und nicht minder begreiflich, daß eben jetzt, wo die Weihnachtsbücher in den Schaufenstern erscheinen, alle Tierarten, dem alten Volksglauben ent­sprechend, zu reden beginnen, laut und leis, in Vers und Prosa, oft heiter und angenehm, nicht selten unerquicklich und langweilig; — genau wie die Menschen ... Die Fabel einst und jetzt. Nicht von der unangenehmen Tierliteratur sei jedoch hier die Rede, sondern von der wertvollen, reizvollen, sinnvollen, die als würdige Nachfolgerin der klassischen Fabula gelten kann, wie sie vor Jahrhunderten und Jahrtausenden schon die Menschen belehrte und begeisterte. Es ist gewiß zutreffend, was Grimm behauptete (wenngleich es von manchen Literaturforschern bestritten wurde), daß nämlich die meisten Tiersagen, Tierfabeln und Tierepen auf eine gemeinsame indogermanische Wurzel zurückgeführt werden können. Daher die Von EDOUARD HERRIOT, ehemaligem französischen Ministerpräsidenten. Mit gebührendem Respekt haben wir von der Rede Kenntnis genommen, die Präsident Hoover am elften Jahrestag des Waffenstillstandes gehalten hat Der hervorragende Staatsmann hat darin das Pro­blem der Freiheit der Meere behandelt und Maß­nahmen gefordert, um während eines Krieges die Versenkung von Lebensmittelschiffen zu vermeiden, damit die Ernährung der Frauen und Kinder ge­sichert sei. Diese Vorschläge legen Zeugnis ab für den hochherzigen Geist Hoovers, der während des letzten Krieges der Bevölkerung Nordfrankreichs unermeßliche Dienste geleistet hat. Da er indessen freimütig seine Gedanken „der Erörterung der gan­zen Welt“ unterbreitet, und da er wünscht, daß sein Vorschlag von unabhängigen Männern geprüft werde, so will ich hier die schweren Bedenken aus­­eina#idersetzen, die nach meiner Ansicht gegen den Plan sprechen. Theoretisch ist es durchaus verständlich, daß die privaten Bürger das Recht behalten müssen, zu Kriegszeiten weiter Handel zu treiben. Man kann auch zugeben, daß die Proklamierung der Freiheit der Meere zur Minderung der Seerüstungen beitra­gen könnte, weil die einzelnen Staaten einen Teil Ähnlichkeit der poetischen Werke dieser Art, ob sie nun aus Indien, Ägypten oder Syrien stammen, ob sie uns im parodistischen Tierepos „Batrachomyo­­machia“ überliefert wurden oder in den Fabeln des großen Griechen Äsopus und des kleinen Römers Phädrus. Gewiß hat die Tierliteratur durch ihre bald mehr, bald weniger, bald aufdringlich, bald be­scheiden auftretenden moralischen Tendenzen manchen Reiz verloren, doch in den Satiren eines Hans Sachs oder in den Fabelbüchern der älten Un­garn Heltai und Pesti ist viel Anmut und Witz, und was das wichtigste ist und bleibt: Poesie zu finden. Lafontaine und Lessing vermochten der Tiersage neue Farben zu geben, der Franzose helle und bunte, der Deutsche ernste und dunkle. Einen der leuchtendsten Gipfel dieser Art bedeutet, wie man weiß, Goethes Reineke. An diesem Tierepos ist deutlich Ursprung, Entwicklung und Wanderung der Fabula zu erkennen. Der schlaue Fuchs geistert schon in den Tiergeschichten der grauen Vergangen­heit. Vor fast tausend Jahren hatten die Franzosen Reineke bereits besungen, und seit mehr als acht­hundert Jahren spukt er im deutschen Schrifttum. Bemerkenswert ist, daß zwei Ungarn: Majláth und Köffinger, eine der wertvollsten Reinekebearbeitun­gen im alten Pest Anno 1818 unter dem Titel: „Reinhart“ erscheinen lassen konnten. Reineke machte seinen Weg. Er tauchte überall auf und wurde immer aufs neue besungen; sogar nach Goethe wagten sich kühne Dichterjünglinge an den allerdings dankbaren Stoff. Doch wie schon früher bemerkt, die Vorliebe für die Fabeldichtung schwand vor einigen Dezennien fast ganz dahin. Sie schien nicht einmal die Kinder zu erfreuen, bis Kipling mit seinem Dschungelbuch einen Um­schwung und Hochschwung brachte. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. machte dem englischen Dichter Reklame, und das bedeutete einst viel. (Kip­ling hat später in seinen Kriegsliedern für diesen großen Dienst leider nur wenig Dank aufgebracht.) Seither ist die Tiergeschichte wieder modern ge­worden, doch hat sie das Kanarienvogeltrillern und das Schoßhündchenschnurren von ehedem verloren. Sie ist kräftiger und schneidiger geworden, wie ja auch die Vorliebe für die großen Wolfshunde heute Copyright by United Freas. Kachdruck, auch im Aaszag, verboten. Die Freiheit der Meere und der Krieg,

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