Pester Lloyd - esti kiadás, 1938. május (85. évfolyam, 97-121. szám)

1938-05-12 / 106. szám

Donnerstag, 12. Ma! 1938 PESTER LLOYD ® Í3 • ein Zwischenspiel, das die Entwicklungslinie der brasilischen Politik kaum stören wird — reicht bis zum Zeitpunkte des Ausbruches des Weltwirtschafts­krise zurück. Damals entstand in Brasilien eine halb­­kommunistische, extreme Linksbewegung und bald meldeten sich auch Konkurrenten dieser Bewegung auf der äußersten Rechten. Letztere nannten sich „Integralistcn“, die der Partei angeschlossenen Wehrverbände trugen das grüne Hemd und das Hakenkreuzabzeichen. Nachdem die Linke vom Präsidenten Vargas zerschmettert worden war,«setzte die, Partei der Integralisten ihre heftige Agitation gegen die brasilische Verfassung und gegen die angelsächsischen Gläubiger immer heftiger fort, so daß im Lande eine Bürgerkriegsstimmung entstand. Da entschloß sich der Präsident, dieser Hetze ein Ende zu setzen, und verbot am 5. Dezember 1937, zusammen mit anderen oppositionellen Parteien auch die Partei der Integralisten. Die Auflösung der letz­teren erfolgte mit der Begründung, daß sie „anti­national eingestellt“ seien. Gleichzeitig beschränkte Vargas die organisatorische Arbeit der in Brasilien lebenden fremden Volksgruppen. Man wußte allerdings, daß die Integralisten sich weiter illegal betätigen. Trotzdem kam der bewaff­nete Putsch — offenbar eine Verzweiflungstat krankhafter politischer Streber, die sich um die Früchte ihrer Wühlarbeit geprellt fühlten — voll­kommen unerwartet. Der Aufstand scheint sich auf die Umgebung einiger öffentlicher Gebäude in Rio de Janeiro beschränkt zu haben. Eine Gruppe der Aufständischen drang in der Nacht zum Mittwoch in das Palais des Präsidenten, ermordete die Mit­glieder der Wache, schnitt die Telephondrähte durch und versuchte, in die Wohnräume des Prä­sidenten einzudringen. Dies ist ihnen aber nicht gelungen, denn der Präsident verteidigte den Ein­gang mit dem Revolver in der Hand. Auch haben die Aufständischen nicht damit gerechnet, daß der Präsident noch über eine geheime direkte Telephon­­leitung zum Polizeipräsidium verfüge. Mit Hilfe dieser Leitung ist es dem Präsidenten auch gelun­gen, die Polizei zu alarmieren. Die Polizei ist dann leicht Herrin der Lage geworden. Sämtliche Putschisten wurden verhaftet. Es handelte sich um eine kleine Gruppe von Grünhemden, denen sich wenige pflichtvergessene Soldaten angeschlossen batten. Die Aufständischen besetzten für kurze Zeit auch das Marineministerium, wurden aber durch ein Marinebataillon aus dem Gebäude vertrieben. Unter den bei den Kämpfen Verwundeten befindet sich der Kriegsminister, sowie der Fliegerleutnant Prinz Don Pedro von Braganza. Letzterer stand auf der Seite der Aufständischen. Die Führer des Aufstandes, die nach der Meldung der Polizei „die Macht zu übernehmen“ beabsichtigten, die Inte­gralisten Nikolo Barbosa Lima und Belmiro Val­verde, sowie General Klinger und Admrial Tavares befinden sich in Gewahrsam. In der Wohnung des Integralistenführers Salgado hat man eine große Menge von Flugschriften, Waffen und Munition beschlagnahmt. , Die Entrüstung über Idas Treiben der Putschisten ist in der Hauptstadt gewaltig, beson­ders weil die Aufständischen versucht haben, die Insassen der Gefängnisse zu befreien und auch einige Generäle in ihren Wohnungen zu überfallen. Als Präsident Vargas Mittwoch nachmittag zu Fuß durch die Straßen der Hauptstadt ging, empfing ihn die Bevölkerung überall mit freudigen und be­geisterten Hochrufen. Der Krieg im Femen Osten. Englische Untcrhausanfrage über die Möglichkeit einer englischen Ver­mittlung. London, 12. Mai. Unter dem Eindruck der in den letzten Tagen an den Fronten im Femen Osten entstandenen Lage kam es gestern im Unterhaus zu einer Anfrage an den Ministerpräsidenten Chamberlain, ob England bereit sei, im fernöstlichen Konflikt eine Vermitt- InngsroUe zu übernehmen. Die Frage schloß die Möglichkeit einer amerikanischen Teilnahme an einer solchen Vermittlung ein. Chamberlain gab zu verstehen, daß seine Regie­rung jederzeit gern bereit sei, entweder allein oder in Zusammenarbeit mit andern Mächten zur Herbei­führung eines tragbaren Friedens zwischen China und Japan beizutragen, doch fügte er einschränkend hinzu, ein solches Anerbieten würde nur dann Sinn haben, wenn von beiden Seiten die Bereitschaft zur Annahme einer solchen Vermittlung bestünde. j Der Bürgerkrieg in Spanien. Die Teruel-Front wieder in Bewegung. Paris, 12. Mai. Lach der erheblichen Besserung der Wetterlage ist nun auf nationalistisch-spanischer Seite unter starkem Einsatz von Artillerie und Flugzeugen die östlich von Teruel verlaufende F'ront gestern um ungefähr 30 Kilo­meter nach Süden verschoben worden. Die Tasche, die sich zwischen Tcmel und Morela befand, ist nach Mel­dungen der auf nationalistischer Seite weilenden franzö­sischen Sonderberichterstatter im Laufe des Tages von den nationalistischen Truppen beseitigt worden. Die .Truppen des Generals Vallino, die Dienstag abend vor. ’ Iglesuela del Cid angekommen waren, haben in den frü- i hen Morgenstunden des Mittwoch diesen strategisch wichtigen Ort besetzt. Dieser Erfolg der Nationalisten zwang die Republikaner, über die Straße von Tr-ael nach Morela in südlicher Richtung auszuweichen. Informationen über das tschechische Minderheitensiatut. Zugespitzte Lage in Prag. London, 12. Mai. (MTI) Wie der Prager Korrespondent des Daily Telegraph erfährt, sollen die Hauptpunkte des neuen tschechischen Minderheitenstatuts die folgenden sein: 1. Vollkommene Gleichberechtigung aller Spra­chen des Landes. 2. Die verschiedenen Nationalitäten erhalten in gewissem Ausmaße finanzielle Autonomie und können den proportional auf sie entfallenden Teil der Staats­einkünfte für öffentliche Arbeiten verwenden. 3. In öffentliche Ämter werden die Angehörigen der verschiedenen Rassen im Verhältnis ihrer Anzahl ernannt. Daily Mail schreibt, daß in Prag die Spannung rapid zunehme. Sollte das Minderheitenstatut abge­lehnt werden, so würde die Regierung demissionieren. Die Sudetendeutschen werden, wenn sie das Statut nicht für befriedigend erachten sollten, mit wirt­schaftlichem Druck und Steuerverweigerung kämp­fen. Wenn auch das zu keinem Erfolg führen sollte, würden sie die deutsche Regierung ersuchen, sie möge Prag unmittelbar Vorschläge unterbreiten. Ein Russinischer Nationaler Autono­­misten-Bloek konstituiert. Prag, 11. Mai. (MTI) Der unter Führung der Abgeordneten Brodi und Pjescsak stehende autonomistische Acker­bauerverband in Karpathorußland und die russini­­sche nationale Autonom istenpartei der Richtung Fencsik sind unter der Bezeichnung „Russinischer Nationaler Autonomistenblock“ eine Fusion einge­gangen. Der Block weist in einem Aufruf darauf bin, daß in den Kreisen sämtlicher tschechoslowa­kischer Völkerschaften das nationale Selbstbewußt­sein immer mehr zunehme, sowohl bei den Deut­schen, als auch bei den Ungarn, Slowaken und Po­len. Das russinische Volk befindet sich diesen ande­ren Volkselementen gegenüber in einer um so bes­seren Lage, da es keine nationale Minderheit, son­dern im Sinne internationaler Verträge und des Staatsgrundgesetzes in Karpathorußland mit Auto­nomie ausgestattet sei. Deshalb fordere es im Rah­men der sich jetzt bildenden nationalen Einheit die Verwirklichung seiner gesetzlich verbrieften Rechte. Tschechische „Einheitsaktion“. Prag, 11. Mai. Die tschechischen Nationalsozialisten haben für den 15. Mai eine strenge Bereitschaft aller ihrer Parteimit­glieder angeordnet. An diesem Taige will die Partei eine große Aktion für die unzerstörbare Einheit der slawi­schen Bevölkerung der Republik durchführen. Der Wille aller Tschechen, Slowaken iw»:} Karpathorussen, der Wille alter Demokraten, ■der Wille aller Patrioten, heißt es in dem Aufruf, müsse sich zu­zammensohließen, damit die Republik gegen alle Drohun­gen und Gefahren gerüstet sei. Polnische Stellungnahmen. Warschau, 12. Mai. (MTI) Die Polnische Politische Information schreibt über das tschechisch-polnische Verhältnis: Wir müssen feststellen, daß im Gegensatz zu den früheren Verspre­chen der tschechischen Regierung sich die Lage der pol­nischen Minoritäten in der Tschechoslowakei noch im­mer nioht gebessert hat. Auch zur Liquidierung der kom­munistischen antiipoLnischen Organisationen, die auf tschechischem Gebiete wirken, sind noch keine Schritte eingeleitet worden. Unter solchen Umständen ist es selbstverständlich, daß die pofmische öffentliche Meinung das Vorgehen der tschechischen Regierung mit der größ­ten Aufmerksamkeit verfolgt und ein ernstes Handeln erwartet. Prag, 12. Mai. (MTI) Der Ausschuß der polnischen Parteien in der Tschechoslowakei sollen nach einer Meldung des Dzien­­nik Polski einen Beschlußantrag angenommen haben, wonach zur Wiedergutmachung der Schäden, die den Polen in der Tschecho-Slowakei zugefügt wurden, gefor­dert wird, man solle der polnischen Bevölkerung den Besitzstand des Jahres 1918 zurückerstatten. Unter den als Garantie festgestelltem Forderungen stehen auch die vollkommene kulturelle und völkische Autonomie und der Einfluß auf die Wirtschaftspolitik auf den von Polen bewohnten Gebieten. BRITISCHES REICH. Ein Artikel Winston Churchills Im Daily Telegraph. London, 12. Mai. (MTI) Winslon Churchill setzt in einem langen Artikel im Daily Telegraph auseinander, daß das Hauptziel der einheitlichen Politik Chamberlains Frankreich und Italien gegenüber sei, die Möglich­keit eines Krieges im Umkreise des Mittelmeeres auszuschließen. Dies führe unvermittelt auch zur Frage des Donaulales, der Kleinen Entente und der Balkanstaaten. Alle diese Länder haben mit großer Erleichterung zur Kenntnis genommen, daß die Mit­telmeermächte das Mittelmeer befrieden wollen. Dies gereiche allen zur Beruhigung und sie hoffen, daß Interessengemeinschaft sie immer inniger an Italien, Frankreich und England knüpfen werde, Gallacher die Einreise nach USA verwehrt. London, 12. Mai. Dem einzigen kommunistischen Mitglied des Unter­hauses Gallacher ist von der diplomatischen Vertretung der Vereinigten Staaten mitgeteilt worden, die Einreise ausländischer Kommunisten in die Vereinigten Staaten sei unerwünscht. Gallacher hatte um ein Visum gebeten, da er in den Vereinigten Staaten mehreren Tagungen der dortigen kommunistischen Organisation beizuwohnen be­absichtigte. Dieses Visum ist dem Abgeordneten verwei­gert worden. Gallacher hat bereits Protestschritte im Foreign Office angekündigt. Bet halbseitig gelähmten Kranken werden durch Gebrauch des natürlichen „Franz-Joscf'-Bitterwassers noch die besten Erfolge für die Darmreinigung erzielt Fragen Sie Ihren Arzt. — Mim—Miii«MiaiiiM»il« ii ii iininMim m—■——eaoK»» DEUTSCHLAND. Coring kommt nach Österreich. Wien, 12. Mai. (Inf.) Zur Durchführung des großen Aufbau­­programms kommt der Beauftragte des Vierjahres­­planes Generalfeldmarschall Göring am 13. Mai nach Österreich. Göring wird in Linz für die Reichswerke Hermann Göring und in Zell am Sec für das Tauern- Kraftwerk den Spatenstich vornehmen. Baar-Baarenfels in Schutzhaft. Telephonbericht unseres Korrespondenten. Wien, 12. Mai. Die neueste Aufgabe des Schwarzen Korps teilt mit, daß der letzte Gesandte Österreichs in Buda­pest Dr. Eduard Baar-Baarenfels am 4. April aus Ungarn nach Österreich zurückgekehrt war, sich seitdem auf seinem Schlosse in Rohrbach aufhielt und nun in Schutzhaft genommen wurde. Eine gleichzeitig veröffentlichte Photoaufnahme zeigt Baar-Baarenfels in Begleitung eines Gendarmen und eines SS-Mannes. Wechsel in der Leitung des Wiener Obersten Gerichtshofes. Telephonbericht unseres Korrespondenten. Wien, 12. Mai. Nachdem der erste Präsident des Obersten Gerichts­hofes Dr. Franz Dinghofer wegen Erreichung der Alters­grenze sein Pensionsgesuch eingereicht und sich gestern vom Richterkollegium verabschiedet hatte, betraute der Justizminister den Rat am Obersten Gerichtshöfe Dr. August Cellner mit der Leitung des Obersten Gerichts­hofes. Der Österreichisch-Deutsche Voiksbund aufgelöst. Wien, 12. Mai. (Inf.) Der Österreichisch-Deutsche Voiksbund, der zwei Millionen Mitglieder zählte, hat sich gestern frei­willig aufgelöst. Reichsstafthnlter Dr. Scgß-Inquart er­klärt,, daß nach Schaffung Großdeutscblands das Ziel des Bundes erfüllt sei und damit auch der Punkt 1 des Pro­gramms Adolf Hitlers. Bürgermeister Dr. Neubacher, der 1927 den Österreichisch-Deutschen Volksbund gegründet hatte und seit dieser Zeit der Obmann des Bundes war, erklärte dann den Österreichisch-Deutschen Volksbund für aufgelöst. Das Vermögen das Bundes wurde Gauleiter Bürckel für die NSDAP zur Verfügung gestellt. Dr. Neti­­baoher schloß diese letzte Zusammenkunft mit eine ' Steig-Heil auf . den Führer. Ariernachweis für Schriftsteller in Österreich. Telephonbericht unseres Korrespondenten. Wien, 12. Mai. Die österreichische Geschäftsstelle der Reichs­schrifttumskammer gibt bekannt, daß alle Schriftsteller, die ihren Beitritt angemeldet haben oder noch anmel­­den werden, ehestens ihren Ariernachweis zu beschaffen haben. Straßenbenennungen nach unteren Parteiführern in Österreich unzulässig. Telephonbericht unseres Korrespondenten. Wien, 12. Mai. Gauleiter Bürckel hat eine Verordnung über die Benennung von Straßen und Plätzen erlassen, in der be­stimmt wird, daß nur die Benennung nach Adolf Hitler, Heß und Göring, ferner nach Persönlichkeiten gestattet ist, die bereits eine geschichtliche Bedeutung haben. Weiter heißt es in der Anordnung: Jedenfalls verbiete ich, daß Straßen und Plätze nach den Angehörigen des gesamten Führerkorps im Lande Österreichs benannt werden. Auch müssen während der Dauer meiner Tätig­keit in Österreich sämtliche Parteiführer im Lan’e österreicli auf Ehrenbürgcrrechte verzichten. Die BBZ gegen Gerüchte über ein deutsch­­italienisches Militärbündnis. Berlin, 12. Mai. (DNB) Die Berliner Börsen-Zeitung wendet sich ge­gen die Behauptung französischer Zeitungen, während des Führerbesuches in Rom sei ein deutsch-italienisches Militärbündnis abgeschlossen worden■ Das Blatt schreibt: Wenn Deutschland und Italien Feste des Einklangs und gemeinsamer Freude feiern, so hören jene französischen Politiker nur Waffenklirren, weit sie eben nur an Gewalt und Bedrohung durch sich selbst zu denken gewöhnt sind. Die „Freundschaften“, die Frankreich seit dem Kriege geschlossen hat, sind nie primär aus gleicher friedlicher Zielsetzung oder aus einer Gleichartigkeit der Weltan­schauung entsänden, sondern aus dem Willen, mit Hilfe einer möglichst massiven Anhäufung von Waffen andere, in erster Linie Deutschland, zu bedrohen und in ihren Existenzbedingungen zu schmälern. Wir brauchen uns nur Entstehung und Sinn fes berüchtigten und in seiner Unfriedlichkeit charakteristischen Paktes Paris—Prag—• Moskau anzusehen. Aus dieser Mentalität heraus erklärt sich die scheinbare Verständlichkeit, die man in diesen Kreisen dem tieferen friedlichen Sinn der deutsch-italie­nischen Freundschaft gegenüber zur Schau trägt. Man will eben das konstruktive, im allgemeinen Interesse tätige Element einer solchen Führer- und Völkerharmonie nicht, begreifen,

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