Pester Lloyd - esti kiadás. 1939. február (86. évfolyam, 26-48. szám)

1939-02-01 / 26. szám

Mittwoch, 1. Februar 1939 PESTER LLOYD DER KRIEG IM FERNEN OSTEN Eine Proklamation des Kuomintang Tsckungking, 31. Januar (MTI) Dio Kuomintang veröffentlichte gestern nach einier Sitzungsperiode von 11 Tagen eine Proklamation, deren wichtigste Punkte folgende sind: 1. Fortsetzung des „heiligen Verteidigungskrieges“, verbunden mit dem Aufbau der Nation. 2. Errichtung eines obersten Na­­iionalverteidigungsausschusses, dessen Vorsitzender Mar­schall Tschiang Kai-Schek sein wird. Zum Schluß be­tont die Proklamation, daß man nach wie vor an den Grundsätzen Sun-Yat-Sens festhalten und Hilfe und Geld der fremden Völker im Geiste der Politik der offenen Tür zur Entwicklung Chinas in Anspruch nehmen wolle. Außenminister Arita über die Frage einer Ostasieukonferenz Tokio, 1. Februar (Domei) Im Abgeordnetenhaus hat gestern Ad­miral Taniko den Außenminister ersucht, eine inter­nationale Konferenz nach Tokio einzuberufen. Eng­land und die Vereinigten Staaten, sowie, wenn nötig, Deutschland und Italien sollten hiezu eingeladen werden, damit man vor ihnen den wirklichen Sinn der ostasiatischen Neuordnung beleuchte. Außenminister Arita antwortete, daß er zwar eine solche Konferenz nicht plane, es jedoch nütz­lich sein würde, die Vertreter dieser Mächte nach Tokio einzuladen, damit sie die Lage an Ort und Stelle prüfen. Der Besuch Gafencus bei Stojadinowitsdi Belgrad, 1. Februar (MTI) Der rumänische Außenminister Gafenlu ist heute um 10 Uhr im Sonderzug in Belgrad einge­­troffen. Im Bahnhofe wurden der Minister und Gemahlin vom Ministerpräsidenten und Außenminister Stoja­­dinowitsch und Gemahlin willkommen geheißen. Beim Empfange waren mehrere Oberbeamte des Außenministeriums, das Personal der rumänischen Gesandtschaft in Belgrad, die Gesandten der Tschechoslowakei, der Türkei und Griechenlands, sowie der polnische Geschäftsträger zugegen. Eine militärische Ehrenkompagnie war nicht auisgerüokt, ■weil Gafencus Besuch nicht offiziell ist, sondern nur privaten Charakter trägt. Außenminister Gafencu und Gemahlin fuhren vom Bahnhofe in ihr Absteigquartier. Am Vormittag trug er sich im Gastbuche des königlichen. Hofes ein und nach 11 Uhr hatte er seine erste Unterredung mit dem Ministerpräsidenten. Mittag empfing ihn Prinz­regent Paul in Audienz und sah ihn nachher beim Dejeuner zu Gaste, Für den Nachmittag ist eine weitere Unter­redung zwischen den beiden Außenministern vor­gesehen. Am Abend veranstaltet Stojadinowitsch zu Ehren des rumänischen Außenministers ein Fest­bankett. Der Pazifik donnert! Von Dr. Friedrich Morton Von der Kakaosiedlung Refalhulen, unweit der guate­­malanisch-mexikanischen Grenze, führt eine kleine Bahn durch Sumpf und Wald, durch endloses Bamibusigest rii pp und herrliche Palmen zum Hafenort Cbaniperico, an der Küste des Stillen Ozeans. Schon von weitem kündet sich das Meer am. Ei« dumpfes Brausen erfüllt die Luft, ein Poltern und ewiges Donnern, das immer mehr und mehr zunimmt, das über die Sandlagunen dahinrollt, der Schlachtruf der endlosen Wasserfläche am pechschwarzen Sands trand vom Cham­­perico. Elende Hülfen wachsen aus Glutsand empor. Unweit des Strandes steht ein kleines Hotel und blickt auf den Pazifik hinaus. Ich sitze, ermüdet von langer Tag-esonbeit, in; heißen Busch, vor einem Whisky und blicke hinaus. Es geht gegen fünf Uhr nachmittags. Der Somnen­­ball nähert sich dem fernen Wasserhorizont. Unermüdlich tobt das Meer. Draußen scheint es ganz ruhig zu sein. Doch die Branding entfesselt ungeheure Kräfte. Ununter­brochen wird die Dünung vorgeschickt, ununterbrochen poltern die Brecher, ununterbrochen kommen die Roller mit blendend weißen Sehaumzungen daher und belecken, zischend und kochend, den schwarzen Vulkansand der Altos. Weiß und schwarz, schwarz und weiß, magisch zieht mich das Farbenspiel an. Ich blicke schräg nach rechts hinüber. Dort schreitet mit hohen Stelzbeinen eine Mole weit in das flache Meer hinaus. Die Überseedampfer ankern ein paar Kilometer draußen. Alles, Kaffee und Zement, Eisenschienen und Menschen, wird in Leichter verladen und am Moloende hoch gebracht. Diese lange Mole, die „muelle“, ist zugleich der Glanz­punkt im armseligen, für den Europäer grauenvollen Le­ben, ist der Korso, der einzige Spaziergang. Nur Mer trifft sich Jung und Alt. Hier schreiten die Mädchen von Schwelle zu Schwelle, zeigen ihre Fähnchen, die sie auf dem Markt in Retalhuilen erstanden, blicken sehnsuchts­voll in die ferne Weite, bestaunen und bestarren die sel­tenen Reisenden, seben den Buben zu, die unermüdlich angeln, schauen achtlos über die tiefblauen Seenadeln hinweg, die sich im Seichtwasser tummeln, lassen sich Buch nicht in Aufregung bringen, wenn die großen Räu­ber der See, die Haifische und ihre Kollegen, die „Tisch­tücher des Todes“, die unheimlichen Riesen rochen, träge zwischen den Pfählen der Mole hindurchgleiten. Sie haben nur einen Wunsch, ein Ziel. Einmal im ■Tag hinauszukotminen aus der Glut der; Hütten, eimüäl Telegramm des Pester Llogd London, 1. Februar (Inf.) Das englische Kabinett wird in dieser Woche außer seiner regelmäßigen Mittwochsitzung eine weitere Sitzung am Donnerstag abhalten. Zur Begründung wird angeführt, das Kabinett habe zu Beginn der neuen Parlamentssession umfangreiche Vorbereitungen für die gesetzgeberische Arbeit zu treffen. Die Donnerstagsitzung wird jedoch, wie Daily Telegraph berichtet, zum größten Teile Fragen der Landesverteidigung und der Aufrüstung gelten. Kriegsminister Hore-Belisha wird seine Kollegen über die Fortschritte unterrichten, die in den letzten Wochen in seinem Amtsbereich erreicht wurden. Außerdem wird in der Sitzung die strategische Lage im Mittelmeer im Lichte der jüngsten Ereignisse über­prüft werden. Dieser Frage wird das Kabinett in der nächsten Zeit noch besondere Aufmerksamkeit zu­wenden. Es verlautet, daß Generalstabschef Lord Gort, der sich zurzeit auf einer Inspektionsreise der britischen Truppen und Verteidigungsanlagen im Nahen Osten befindet, dem Kabinett einen Vor­bericht über die Ergebnisse seiner Ermittlungen vor­legen "wird. Daily Mail erfährt, von der Regierung sei eine umfangreiche Untersuchung über die Verteidigüngs­­hilfsmittel des britischen Weltreiches in Aussicht ge­nommen worden. Dem Kabinett liege ein Vorschlag zur Beschlußfassung vor, nach dem eine königliche Kommission ernannt Werden soll, die der Reihe nach Menschen zu sehen, einmal gesehen zu werden, einmal am Hauch des Meeres, an der Unendlichkeit des Pazifiks die Welt zu spüren. Ringsherum bilden ja Busch und Sand einen erbarmungslosen Festungsgürtel. Es wird fünf Uhr zehn Minuten nachmittags. Die Somnensebeibe steht hart über dem Wasser-, leuchtend und rot. Schwarz, schemenhaft stehen die geraden und krummen Pfahle der Muelle, die fischenden Bullen, die: eitlen, armen Mädchen vor der Glutwelle des scheidenden Gestirns. Glut fließt über das Meer, rollt im Schaum über den Sand, fliegt über das wilde Ananacsgestrüpp, huscht über das Malariawasser der Lagunen. Plötzlich ist es finster- Stickige, klatschnasse Nebel steigen auf, kriechen mit unzähligen Annen durch Busch und Dickicht, umhüllen wie ein Umschlag. Nur das Toben und Brüllen bleibt. Mit dem ersten Morgensonnenstrahl rast die uner­trägliche Gluthitze über das Land. Ich stapfe durch den schwarzen Sand die Küste entlang. So heiß ist dieser Vulkansand, daß die dicken Sohlen der Reitstiefel nicht genügend schützen, daß der Indio, der mich begleitet, lieber im Schaumstreifen der Rollen geht. Nach einigen hundert Metern kommt das erste Hin­dernis. Ein Kanal, durch den das Wasser mit starkem Zug dem Meer zuströmt. Ich stehe Nor dem Abfluß einer Slrandanlage, eines „Esteros“. Zwischen dichtem Busch­werk liegt der Estero. Von den Kordilleren her bringt ein Flüßchen das Süßwasser. Wenn die Flut kommt, strömt der Pazifik in diese fiebergeschwängerten Lagunen, und zur Ebbe geht das Brackwasser in das Meer. Auf dem Glutsand ^ehe ich Krokodile, die von der Sonne nicht genug bekommen können und wie tot daliegen, stunden­lang. Am Schlammstrande, wo das Wasser bed jeder Ebbe in das Meer fließt, stehen höchst seltsame Sträucher. Mit starken Armen greifen zahllose Bogen in das Wasser, ver­ankern sich im schlammigen Grund. Die Sträucher blühen. Ganz unscheinbar. Aber sie stellen uns vor eines der größten Wunder im Pflanzenreich. Wie bei tropischen Ge­wächsen so oft, trägt derselbe Strauch neben Blüten auch reife Früchte. Auch dies ist noch nicht besonders merk­würdig. Aber nun kommt das Unglaubliche! Die Früchte beginnen auf dem Strauch auszukeimen und werden schließlich zu zwanzig Zentimeter langen Gebilden, die unten eine Spitze haben, dann etwas bauchig werden und ungefähr si ausSehen wie unsere wohlvertraute Virginier­zigarre. In Wirklichkeit ist diese Zigarre ein Fliegerpfeil, unten spitz und schwer. Und tatsächlich ist es einer. Der »Pfeil, richtiger unser Keimling, löst sich plötzlich los,, saust die wenigen Meter durch die Luft, dringt durch das Seichtwasser, bohrt sich mit der Spitze in den weichen ■Schlamm Mit der für; uns unvorstellbaren Schnelligkeit Berlin, 1. Februar (DNB) Der am 18. November 1938 vom Volksgerichts­hof wegen Landesverrats zum Tode und dauerndem Ver­lust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilte Heinrich Schaffner aus Gießen ist heute morgen hingerichtet worden. Schaffner war vor einer ihm drohenden Bestrafung ins Ausland geflüchtet und dort in den Nachrichtendienst einer fremden Macht eingetreten, in dessen Auftrag er Ausspähungsreisen nach Deutschland unternommen hatle. tropischen Wachstums brechen au der Spitze Wurzeln hervor, verankern sich im Schlamm, während oben, an dem Zigarrenende über Wasser, die ersten Blättchen wer­den. Fiele ein Früchtchen, ohne auszukeimen, auf das Wasser, so würde es die Gezeitenströmung erfassen und dem Tod im Meer zuführen. Der Fliegerpfeil aber sitzt fest. Ich stehe stundenlang an der Lagune. An den Sträuchern baumeln die verschiedenen Größen die Vir­ginier. Lautlos fällt eine ab, Wasser spritzt auf, ein neues Leben ist verankert.. . Und immer wieder werde ich Zeuge des Werdens, Zeuge einer ganz wunderbaren An­passung des Lebens an die Umwelt. Die Mangrové­­slräueher geboren zu den größten Erlebnissen eines Tropenaufenthalts. Zwischen Fieberlagune und Pazifik stehen auf kleinen, flachen Sandhöhen winzige Dörfer, die keine Karte be­zeichnet, deren Name niemand kennt. Die Leute leben dort hauptsächlich vom Fischfang. Netze trocknen aitf Pfählen. Zwischen den elenden, mit Palmblättern gedeck­ten Hütten laufen Truthühner und nackte Kinder mit auf­­getriebenen Bäuchen herum. Tuberkulose uhd Wurm­­infektionen sind hier zu Hause. Sechs Kokospalmen ver­schönen mit ihren schlanken Stämmen die trostlose Öde dieser Siedlung. Ich bin halb verdurstet und möchte eine Kokosnuß, eine einzige Kokosnuß erwerben. Ich biete schließlich einen nagelneuen funkelnden Silterquetzal, der den Wert eines Dollars hat. Aber umsonst. Zu kostbar ist liier die Frucht, zu wertlos hier, im Reich das Tausch­handels, das Geld! Im nächsten Dorf habe ich mehr Glück. Ich finde sogar Unterkunft. Zwischen den Bambusstäben des Ran­chos spannte ich die Hängematte. Unterdessen kletterie der Indio auf seine Kokospalme hinauf und bringt mir eine Frucht herunter. Sie ist natürlich unreif. Mit der söbarfen „Machete“, dem Buschmesser, kappt er sie oten ab, öffnet die innere Schale. Die Nuß ist fast ganz von Milch erfüllt. Das weiße, harte Fleisch käme erst später zur Entwicklung. Köstlich ist der keimfreie, wohl­schmeckende Saft, den ich gierig trinke. Zum Nachtmahl gilbt es gebratene Lagunenfi-sohe, die ausgezeichnet schmecken. Und wieder wird es plötzlich Nacht. Durch dii-e Bambusstäbe der Hütte sehe ich auf die Lagune hinaus. Nebel brauen auf ihr, Frösche orgeln-, unbekannte Tiere beginnen ihr Nachtleben, brüllen, schluchzen. Uber allem steht das millionenfache Singen und Summen der Moskitos, vermengt sich mit dem Sausen des Chinins in den Oh,re,"i find mit dem unaufhörlichen Brüllen des Meeres zu einer schauerlichen Sinfonie, an die ich aber doch immer wieder zurüdkdenken muß. Es ist eine helle Nacht. Der weiße Schaum der Küste leuchtet gespenster­­liaft, und über das freie Himmelsgewölbe wandern dl« tropischen Slum«, „In Belgrad verhandeln zwei realistisch denkende Staatsmänner“ Telegramm des Pester Llogd Belgrad, 1. Februar Die halbamtliche Vreme begrüßt den heute hier eingetroffenen rumänischen Außenminister Gafencu in einem überaus warm gehaltenen Leitaufsatz. Der Artikel hebt hervor, daß Gafencu einer der sehr wenigen rumänischen Staatsmänner war, die sich seinerzeit der amtlichen Politik der rumänischen Regierung widersetzt und ihre Mißbilligung gegen­über der sowjetfreundlichen Politik zum Ausdruck gebracht haben. Diese Stellungnahme Gafencus be­zeuge seine hochgradige Unabhängigkeit. Außen­minister Gafencu habe die Gestaltung der außen­politischen Lage Rumäniens stets realistisch betrach­tet und sich nie Traumgebilden hingegeben. Der rumänische Außenminister kenne die europäische Lage seit München sehr wohl und wisse, welche Rolle Rumänien in der Neuordnung zufallen könne. In Belgrad verhandeln zwei realistisch denkende Staatsmänner, schließt das offizielle Organ seine Ausführungen, und so sei es mit Bestimmtheit an­zunehmen, daß ihre Besprechungen für den Donau­­rcium gute Ergebnisse zeitigen werden. BRITISCHES REICH Rüstungsfragen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des englischen Kabinetts Eine Rede Duff-Coopers In Dover Telegramm des Pestet Llogd London, 1. Februar Der ehemalige Marineminister Duff-Cooper sprach gestern abend in einer Versammlung der englischen Völkcrbnndtiga in Dover. Er erklärte, daß mit jeder Niederlage des Völkerbundes die Unsicherheit und die Unruhe gewachsen sei und die Fur-dht die Herzen der Nationen ergriffen habe. Entgegen den Hoffnungen, die man in das Abkommen von München gesetzt hate, könne man, wenn man ehrlich sei, nicht von einer Verbesserung der internationalen Beziehungen sprechen. Im Gegenteil sei die Lage ständig schlimme{ geworden. Duff-Cooper nahm dann Bezug auf Chamberlains Rede in Birmingham. Der Ministerpräsident habe erklärt, daß England ge­zwungen sein würde, Widerstand zu leisten, wenn eine Nation versuchen sollte, die Welt mit Gewalt zu beherr­schen. Chamberlain habe auch erklärt, daß er sieh wei­gere, daran zu glauben, daß eine solche Absicht bestehe. Er (Duff-Cooper) glaube dagegen, daß eine Nation jetzt im Begriffe stehe, einen solchen- Versuch zu unternehmen. Dagegen erklärte er, es gebe einen Punkt, in dem er mit Chamberlain einig sein könne, nämlich darin, daß man bereit sein müsse, um dem Streben nach gewaltsamer Weltherrschaft Widerstand zu leisten. Duff-Cooper gab am Schluß seiner Hoffnung Ausdruck, daß der Völker­bund doch n-och die Grundlage bieten könnte, um alle Kräfte zur Bildung einer Koalition zusanmienzufassen, die stark genug sein würde, um jede Angriffsabsicht abzu­­sch recken. 3 die Dominions zu besuchen und über ihre Hilfs­quellen zu berichten hätte. Diese Maßnahmen wür­den eine Erweiterung jener Aufgaben bedeuten-, die soeben durch den Ausschuß beantwortet werden, der unter Vorsitz des genannten Verteidigungsministers Lord Chatfield in Indien Erhebungen anstellt. In 12 Monaten 200 Millionen Pfund für Luflrüstung London, 1. Februar (MTI) Der Minister für Luftfahrt Sir Kingsley Wood hat gestern abend in einer in London abge­haltenen konservativen Versammlung erklärt, daß das englische Budget für Luftwesen für das am 1. April beginnende neue Finanzjahr mehr als 200 Millionen Pfund betragen wird, somit um 96 Millio­nen Pfund mehr als im laufenden Jahre. - DEUTSCHLAND Hinrichtung eines Landesverräters

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