Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1941. április (88. évfolyam, 75-97. szám)
1941-04-02 / 75. szám
Bisherige Sammlung des Pester Lloyd für die Geschädigten des Hochwassers P 50.589.60PESTER LLOYD MORGENBLATT 88. Jahrgang Budapest, Mittwoch, 2. April 1941 Nr. 75 Eden nochmals nach Ankara (Siehe Seile 5) B Verschärfung der Lage zwischen Berlin und Belgrad Die deutsche Kriegslührung rechnet mit allen Eventualitäten - Die gewaltigen Machtmittel des Reiches zum Einsatz bereit Telephonbericlit unseres Korrespondenten Berlin, 1. April Die Ankunft des deutschen Gesandten in Belgrad v. Heeren in Berlin muß ebenso wie das Eintreffen des britischen Außenministers Eden in der jugoslawischen Hauptstadt *— eine Information, an der man hier trotz des Belgrader Dementis festhält — als ein Zeichen für die Schwere der Krise angesehen werden, in die das deutsch-jugoslawische Verhältnis seit der Belgrader Umwälzung getreten ist. Von Berlin aus gesehen sind nicht nur keinerlei Anzeichen einer Entspannung zu erkennen, sondern die deutsch-jugoslawischen Beziehungen stehen zweifellos im Zeichen einer progressiven.Verschärfung der Lage. Der Bericht des Gesandten v. Heeren wird vermutlich nur bestätigen, daß der anfänglich erwartete Beitrag der jugoslawischen Regierung zur Klärung ihres außenpolitischen Kurses unterblieben ist. Von deutscher Seite ist zwar der Standpunkt vertreten worden, daß die Verbindlichkeit des Dreimächtepaktes für Jhgoslawien in Hinblick darauf,' daß er mit der Unterzeichnung in Kraft getreten ist, nicht zur Diskussion gestellt werden könne, aber gerade zu diesem Punkt hat das neue Belgrader Regime bisher eine präzise und autoritative Stellungnahme vermissen lassen. Dafür aber darf wohl der Besuch des Leiters der britischen Außenpolitik in Belgrad um so mehr als ein Symptom für die Entwicklung angesefien werden, die sich in Jugoslawien in außenpolitischer Hinsicht vollzieht. In der Wilhelmstraße scheint man sich jedenfalls über die Bedeutung dieses Ereignisses sehr realistische Vorstellungen zu machen. Aber auch in militärischer Hinsicht zeigen heute die in Berlin vorliegenden Meldungen aus Belgrad an, wie begründet eine ernste Beurteilung der Lage ist. Die fortschreitende Mobilisierung der jugoslawischen Armee wird als wichtiger 1 albestand zur Kenntnis genommen. Wenn die bisher noch nicht bestätigte Meldung zutreffen sollte, daß auch der Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte im Nahen Osten, General Dill, in Begleitung Anthony Edens in Belgrad eingetroffen sei, dann dürfte sich das Bild von der Entwicklung in Jugoslawien für die Berliner Beurteilung noch mehr abrunden. Auch die Störungen, die sich bereits in Jugoslawien itn Transitverkehr bemerkbar machen, lassen auf die zunehmende Verschärfung der Lage schließen. ^ Die Nachrichten über die anhaltenden Zwischenfälle in den serbischen Gebieten gegen Angehörige der deutschen Volksgruppe nehmen auf den Titelseiten der 'deutschen Blätter einen immer ausgedehnteren Raum ein. Entsprechend schärfer sind die Überschriften gewählt, unter denen die Einzelmeldungen darüber veröffentlicht werden. Die in Berlin veröffentlichten Berichte lassen besonders in den an Rumänien grenzenden Gebieten eine bedenkliche Zuspitzung der Lage der deutschen Minderheit erkennen. Die offizielle Zurückhaltung, die auch heute noch in Berlin gegenüber diesen Ereignissen gezeigt wird, darf nicht zu Trugschlüssen verleiten. Auch die Tatsache, daß in der deutschen Presse noch keine eigene Stellungnahme zum Ausdruck kommt und von ihr vorerst die Meldungen immer noch rein sachlich re-gistriert werden, ist gewiß nicht in dem Sinne zu deuten, daß man sich in Berlin noch optimistischen Erwartungen hinsichtlich der Lage hingibt. Über das Tempo der Entwicklung wird man natürlich keine Voraussagen machen können. Doch ist kaum daran zu zweifeln, daß der derzeitige Zustand in den Beziehungen Jugoslawiens zu den Achsenmächten auf Entscheidungen hindrängt, die sich ohnehin aus der allgemeinen Konstellation ergeben. In Berlin ist in den vergangenen Wochen in mehr als einer Kundgebung zürn Ausdruck gekommen, daß die deutsche Kriegsführung mit allen Eventualitäten rechnet und für diese gerüstet ist. Man wird daher bestimmt annehmen können, daß die Führung des Reichs entschlossen ist, die ihr in gewaltiger Potenz zur Verfügung stehenden Machtmittel zum Einsatz zu bringen, wenn cs für erforderlich gehalten wird. Ernst Lemmer Erregung und Kriegsatmosphäre in Belgrad Reisevorbereitungen in den Ministerien Belgrad, 1. April (MTI) In Belgrad steigern sich weiter Erregung und kriegerische Atmosphäre. Von einer kriegerischen Begeisterung ist keine Rede, eher von einer stets zunehmenden Sicherheit, daß das Land in den Krieg gleitet. -Donnerstag vormittag besann man die Reisevorbereitungen in den Ministerien und anderen öffentlichen Ämtern. Der Sitz der Regierung und der politischen Ministerien wird voraussichtlich nach Vrnjatschka Banja, dein jugoslawischen Vichy, .verlegt, während die Wirtschaftsministerien in Tschatschak untergebracht werden.. Die Regierung würde natürlich Belgrad erst nach dem Beginn der Feindseligkeiten verlassen. Die Dienstag vormittag ergriffenen Maßnahmen weisen darauf hin, daß die neue jugoslawische Regierung nach jeder Richtung hin mit voller Strenge vorzugehen wünscht, und alle wichtigen Posten mit verläßlichen Männern von starker Hand besetzt. Mehrere Banusse wurden enthoben. Zum Banus der Donaubanschaft wurde der frühere Stellvertreter des Innenministers Dr. Mirorad Wlaskalin ernannt. Der Senat »'"•de mit königlicher Verordnung aufgelöst. Die Mobilisierung wird mit Be■ schleunigunge fortgesetzt. Seit Dienstag früh wurden die meisten privaten Telephonstationen _ ausgeschaltet. Hiezu wird in Regierungskreisen erklärt, daß es sich bloß um Vorsichtsmaßregeln handle, damit der Friede und die Unabhängigkeit des Landes unter allen Umständen gewahrt bleiben. Die Blätetr veröffentlichen nach wie vor beruhigende Leitaufsätze, in denen die Schuld für die gegen die ausländischen Staaten veranstalteten Demonstrationen auf unveranwortliche Elemente überwälzt wird. im Banus-Palais zu Zagreb: Beratungen der Kroaten Das zukünftige Schicksal des kroatischen Volkes Zagreb, 1. April (DNB) Heute vormittag fanden im Banus-Palais Verhandlungen statt, an denen neben dem Banus der Präsident der Kroatischen Bauernpartei Dr. Matschek, Vizepräsident Koschutitsch, Generalsekretär Krnejewitsch und die drei in Zagreb weilenden kroatischen Minister Dr. Andres, Dr. Schutej, Dr. Smoljan teilnahmen. Koschutitsch berichtete über die Lage in Belgrad und die Besprechungen, die er gestern als Abgesandter Dr. Matscheks mit Vertreter der Regierung in Belgrad hatte. Die Beratungen dauerten bis 13 Uhr. Die Entscheidung über die Frage, ob Dr. Matschek ins Kabinett eintritt, ist noch nicht gefallen. Sie wird — wie aus Parteikreisen immer wieder versichert wird — erst nach allseitiger Prüfung der innenund außenpolitischen Lage und reiflichster Überlegung erfolgen. Die kroatische Öffentlichkeit ist sich ebenso wie die politische Führung vollkommen im klaren darüber, daß mit der Entscheidung der Fragen von Dr. Matscheks Mitarbeit an der gegenwärtigen Regierung in Belgrad auch die Entscheidung über das künftige Schicksal des kroatischen Volkes fällt. Es ist daher verständlich, daß die Kroaten mit größter Spannung der Entwicklung der Dinge entgegensehen. Dabei bewahren sie vollste Disziplin. Auch immer wieder von deutschfeindlicher Seite ausgestreute Gerüchte haben nicht den gewünschten Erfolg. An der Universität, die am Montag früh wieder geöffnet wurde, waren keine Zwischenfälle zu verzeichnen. Volksdeutsche aus den östlichen Staatsgebieten und selbst aus Slowenien flüchten in immer größerer Zahl nach Kroatien, wo sie sich sicher fühlen. (MTI) Zagreb. 1. April (DNB) Die Beratungen im Banus-Palais wurden Dienstag 19.30 Uhr beendet. (MTI) Ein Interview mit Matschek Kopenhagen, 1. April (TP) Berlinske Tidende veröffentlicht heute mittag ein telephonisches Interview, das ein Vertreter des Blattes mit dem Kroatenführer hatte. Diesem gegenüber erklärte Dr. Matschek, daß niemand Voraussagen könne, welche Wendung die Dinge in Jugoslawien noch nehmen würden, denn die Lage sei noch zu unklar und zu undurchsichtig. Jedenfalls käme für ihn, Matschek, ein Eintritt in eine jugoslawische Regierung hur dann in Frage, wenn er glaube, dadurch Jugoslawien vor dem Kriege retten zu können. Anderenfalls werde er nicht in die Regierung eintreten. Was in seiner Kraft läge, werde er machen, um die Aufrechtérháltung des Friedens zu sichern, und er hoffe, daß dies möglich sein werde. Preis: lß Fillér Das Europa von morgen Budapest, 1. April Paul Gentizon, ein bekannter Mit-« arbeiter des jetzt in Lyon erscheinen-« den Temps, veröffentlichte jüngst in seiner Zeitung eine sehr lesenwerte Artikelserie über das kriegführende Deutschland. Besonders die ’etzten Aufsätze der Reihe verdienen allgemeine Aufmerksamkeit, in denen der Verfasser den Inhalt der Gespräche wiedergibt, die er mit verschiedenen maßgebenden Persönlichkeiten deutscher politischer und Wirtschaftskreise über das Thema „Europa nach dem Krieg“ geführt hat. Der französische Journalist war tief beeindruckt von der Gärung der Ideen, die er in intellektuell führenden deutschen Kreisen im Zusammenhang mit diesem Thema beobachten konnte. „Das ist mitten im Kriege,“ schreibt er in seinem abschließenden Aufsatz, „ein wahres Brodeln neuer Ideen und Vorstellungen über wirtschaftliche, politische und soziale Fragen.“ Das zentrale Problem, um das sich alle diese Gedankengänge drehten, war die der europäischen: Einheit, die nach dem Kriege in einer grundsätzlich neuen Form verwirklicht werden muß. Dieses neue Europa muß eine organische Einheit bilden, wurde Gentizon von seinen deutschen Gesprächspartnern immer wieder versichert, freilich eine andere Einheit als sie von den Schöpfern des Genfer Systems beabsichtigt wurde, auch eine andere als die früheren Kontinentalsysteme des Mittelalters und der Heiligen Allianz, eine Einheit jedoch, dio der Zerrissenheit Europas, dieser ständigen Quelle politischer Kämpfe und wirtschaftlichen Niedergangs, ein Ende bereiten könne. Denn Europa muß wieder aufgebauf werden auf neuen Grundlagen — dieser Wiederaufbau muß sich zugleich! auf das politische, soziale und wirtschaftliche Gebiet erstrecken. Die Persönlichkeiten, mit denen der französische Journalist sprach, waren sich der großen Schwierigkeiten dieser Aufgabe bewußt. „Der Friede wird ebenso schwierig sein, wie der Krieg“, wurde ihm von allen Seiten wiederholt. Der Kontinent kann aber nur dann gerettet werden, wenn er seine innere Einheit findet. Diese Bewegung der kontinentalen Einheit hat mit dem Internationalismus und Pazifismus früherer Zeiten nichts gemein. Das Europa der Zukunft muß auf höchst reellen Grundlagen beruhen; eine der ersten Voraussetzungen dafür ist eine gewisse geistige Einheit. Die deutschen Gewährsmänner des Verfassers wiesen auf den Umstand hin, daß in vielen Ländern — Spanien, Portugal, Frankreich, Belgien, Holland, Ungarn und andere südosteuropäische Staaten wurden genannt — starke Strömungen der öffentlichen Meinung Verständnis für die neue Epoche zeigen, wobei ausdrücklich festgehalten wurde, daß man in allen diesen Ländern eine verschiedene, der Eigenart und Geschichte der betreffenden Nation angepaßte Version der neuen politisch-sozialen Systeme vertritt. Durch ihre verschiedenartigen Beiträge zur neuen Ordnung wirken die verschiedenen Nationen spontan am Aufbau des zukünftigen Europa mit. Als Vorbild dieser neuen europäischen Einheit können, faßt der Verfasser seine Gespräche über dieses Thema zusammen, nicht die Vereinigten Staaten von Amerika dienen; die Verschiedenartigkeit der europäischen Völker in ethnischer, geistiger und mo-