Pester Lloyd - esti kiadás, 1941. augusztus (88. évfolyam, 175-198. szám)
1941-08-01 / 175. szám
FREITAG, 1. AUGUST 1941 PESTER LLOYD Polnisches Schicksal unter russischer Herrschaft ' «Pute, wo sich das Blatt gewendet hat, tniag es von besonderem Interesse sein, naohzulesen, wie die angelsächsische Welt sicii noch vor nicht langem über die volkbeglückenden Methoden der Sowjetunion berichten ließ. Hiezu bieten uns unter anglo-amerikanischem Schutz in polnischer Sprache erschienene Bmigrantenzcitung die beweiskräftigste Möglichkeit. So .erscheinen z. B. in Philadelphia die polnische Tageszeitung Polish Star, in Winnipeg 'die Tageszeitungen Gazeta Katnlicka und Polish times. Bis vor kurzem konnten diese noch ohne politische- Rücksichten über das Schicksal der in russisch besetzten Gebieten lebenden Ppl-pn schreiben. Und was sie sagten, ist mehr als beachtenswert. So finden wir z. B. in der polnischen Presse mehrerer Kontinente Berichte, denen wir folgende, aus^/Shanghai eingetroflene Nachricht entnehmen: r In Ost-Kleinpolen werden planmäßige Xatisver Schiebungen durchgeführt. Besonders Russen und Ru!heuen fluten fortwährend in das Land, vor allem nach Lemberg und in andere Städte. Ihre Lage ist verhältnismäßig noch die beste, da sie durch eigens iuisgebaute russische und Tulhenische Genossenschaften versorgt werden, die beiweitem mehr und bessere Waren aller Art auf Lager haben, als alle anderen Institutionen. Sehr viele Russen arbeiten bei den Bahnen, von wo de bisherigen Angestellten und ’ Arbeiter beinahe ausnahmslos entlassen wurden, ferner fanden sie bei der Post, in Monopolunternebinungen und anderen großen’ Arbeitsplätzen Unterkunft, Privatunternehmungen wurden kollektiviert und auch mit dep Neuankömmlingen besetzt Indessen dauert de Deportation der Polen nach Mittelasien ununterbrochen an. Bisher (das wurde im Januar 1941 geschrieben) beträgt die Zahl dei; nur aus dem östlichen Grenzabschnitt zwischen den Flüssen Prypec und Witia Deportierten ungefähr 500.000 Menschen. Die Umsiedlung der Polen findet auf folgende Weise statt: Die betreffenden Personen bekommen den'Befehl, ihre bisherige Gemeinde sofort zü" verlassen, ohne daß ihnen anderswo ein Atif^nth'altSort 1'Zögewlesén würde. Die UnglTtekllCherl irren nun von Ort zu Ort, können jedoch nirgend ein Ansiedlungsrecht erhalten,' bis ihnen schließlich „freundschaftlich“ geraten wird, um eine Ansiedlungsbewilligung in Asien anznsucheiv Solche Bewilligungen werden umgehend erteilt und so erfolgt die „Ausfahrt auf eigenen Wunsch der Auswanderer“. Solche Deportationen auf eigenes „Ansuchen“ erfolgt täglich in allen Gemeinden Ost-Kleinpolens, ebenso wie in allen anderen von den Russen besetzten Gebieten Polens. Wie die ino Winnipeg erscheinende Tageszeitung Gnieta Katolicka am 14. August 1940 in ihrem Artikel ^Flüchtlinge über sowjetische Verhältnisse“ berichtet, können die Auswanderer nicht mehr als 40 kg Gepäck roftnehmen. Die Ukrainer, berichtet ferner das Blatt, seien den Polen gegenüber freundlich eingestellt, und verhelfen ihnen auch nach Möglichkeit zur Flucht. Die Bevölkerung von Sibirien aber sei raubgierig und*wild. Inrallgenieinen werden die Polen in'vier Lager verteilt. Das Hauptlager befindet sich hei 1Irkutsk. Hier muß jeder vom vierzehnten Lebensjahr arbeiten, doch gibt es keine Schulen für die Kinder bis zu diesem Alter. Ebenso unerträglich wie die Kälte im Winter, ist in gewissen Gegenden die Moskitoplage. d;e als Folgeerscheinung besonders bei den Kindern Malariaerkrankungen mit sich bringt. Die Deportierten werden in Baracken untergebracht. In einer Baracke • wohnen je 40 bis 60 Personen. Der Arbeitslohn beträgt täglich 3 bis 5 Rubel, dagegen kosten 1 kg Kartoffeln 1 bis 2, 1 kg BtoI 3 bis 4 Rubel. Ein anderes Lager ist in Kasakstan. Hier, wo die Deportierten in Kolchosen untergebracht sind und. Landwirtschaft betreiben, bekommen sie keinen Lohn, dagegen ater Verpflegung. Im Semipalatinsk, einem dritten Lager, arbeiten die Polen und Polinnen vom sechzehnten Lebensjahr an in Ziegeleien, fabriken und Gruben. Hier wird der Lohn in Bargeld bezahlt u. zw. bekommt ein Arbeiter für 1200 angefertigte Ziegeln 8 Rubel und 60 Kopeken: doch können z. B. an solche Arbeit nicht gewöhnte Frauen nicht mehr als 300—400 Ziegeln an einem Tage verfertigen. Ein Kilogramm Brot kostet dabei in Semipalatinsk auch 3 Ruhet, 1 1 Milch 3—4 Rubel und 1 Ei anderthalb Rubel. Die vierte Deportationsstätte sind kirgisische Dörfer und Farmen, in denen Pferdg-, Kuh- und Kamelzucht betrieben wird. Tn jeder dieser 40—80 km voneinander entfernten Farmen wohnen je 200 Hirten, zu deren Versorgung ausschließlich Frauen und Mädchen eingeteilt wurden. Diese Hirten wohnen nicht in Häusern, sondern in Zelten. Doch auch die Lage der daheim verbliebenen polnischen Familien ist nicht beneidenswert, Wie ebenfalls aus den Berichten aus Schanghai ersichtlich ist, mußten Tausende von Polen, die unter russischer Herrschaft leben, ihr Arbeitsfeld räumen und sich nach einer neuen Beschäftigung umsehen. Der durchschnittliche Arbeitslohn beträgt hier 180—200 Rubel monatlich. Aus den besetzten polnischen Gebieten wurden nicht nur die Kunstschätze der Museen und Bibliotheken, ferner die Inneneinrichtung von Fabriken, Maschinen. Möbel und Gebrauchsgegenstände aller Art aus Privatwohnungen in das Innere Rußlands verschleppt, sondern auch Bahnbestandleile wie Semaphore, Waggons, Lokomotiven, Schienen, Weichen und Lager an Ersatzbestandtcilen und Werkzeugen usw. Aus einem unter dem Titel „Erziehung von polnischen Kindern unter sowjetrussischer Okkupation“ am 6. August 1940 in der Emigrantenzeitung Polish Star in Winnipeg erschienenen Artikel erhalten wir Einblick in das Schulwesen auf russisch besetztem polnischem Gebiet. Das Schulwesen, so berichtet der Artikel, wurde genau nach' sowjetrussischem Muster geführt, wobei fast ausschließlich das ukrainische Schulwesen Unterstützung fand. Andere Schulen wurden zwar auch geduldet, man fand aber doch immer Mittel und Wege, ihren Wirkungskreis einzuengen. Der Unterricht der Weltgeschichte wurde abgeschafft, der Sprachunterricht eingeschränkt, nur ukrainisch wurde obligatorisch. Das Hauptgewicht wurde auf den Unterricht von Mathematik und Naturlehre gelegt. Die Religionsstunden wurden durch antireligiöse Propagandastunden ersetzt. So wurde z. B. in der ersten Voiksschulklasse folgendes Experiment vorgeführt: Die Kinder mußten Gott um ein Frühstück anflehen. Das Frühstück blieb natürlich aus. Darauf baten sie Stalin, er möge ihnen ein Frühstück zukommen lassen. Da talen sich die Türen auf und ein köstliches Frühstück wurde aufgetragen. Es wird auch für die Untergrabung der elterlichall Autorität gesorgt. In älteren Kindern wird systematisch der Sinn für Spionage entwickelt. Vom zehnten Lebensjahr an müssen die Kinder am politischen Leben teilnehmen in politischen Meetings, die extra für sie veranstaltet werden. Die Kinder haben auch das Plebiszitrecht über die Lehrkörperschaft, die für den schlechten Studienerfolg der Schüler allein verantwortlich ist. Die Fakultäten auf der Universität von Lemberg wurden belassen mit Ausnahme der Rechlsfakultät, an der, statt der bisher üblichen Gegenstände, Marxismus, Leninismus, Stalinismus, Strafrecht, beschränktes Zivilrecht und sowjetische Konstitution vorgetragen wird. Ein Universitätsprofessor hat ein Einkommen von 1000 Rubel monatlich. Solche und ähnliche Artikel, deren sich vermutlich alle polnischen Emigranten noch recht gut erinnern, vermitteln den Polen ein recht anschauliches Bild von den Verhältnissen, unter die ihre Volksgenossen unter sowjetrussischer Herrschaft geraten sind. Diese Verhältnisse sind kaum danach angetan, die Polen zu Freunden der neuentdeckten angelsächsisch - bolschewistischen ..Interessengemeinschaft“ zu machen. M. A. v, K. Die Kämpfe an der Ostfront nehmen ihren unverändert günstigen Verlauf Führerhauptquarlier, 1. August (DNB) Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Die Kämpfe an der Ostfront nehmen ihren unverändert günstigen Verlauf. Kampfflugzeuge bombardierten in der letzten Nacht militärische Anlagen in Moskau. Im Seegebiet um England versenkte die Luftwaffe einen Frachter von 3000 BRT und beschädigte zwei größere Schiffe. Kampfflugzeuge bombardierten in der vergangenen Nacht mit guter Wirkung Hafenanlagen an der britischen Ost- und Südküste, sowie Flugplätze in Südengland. Minenräumboote schossen im Kanal vier britische Jagdflugzeuge ab. Militärische Anlagen am Suezkanal wurden auch in der Nacht zum 1. August von deutschen Kampfflugzeugen angegriffen. Der Feind flog weder bei Tag noch in der Nach! in das Reichsgebiet ein. (MTI) Leningrader Rundfunk gibt die verzweifelte Lage der Stadt zu Helsinki, 1. August (Stefani) Der Leningrader Rundfunk gibt Weiterhin zu, daß die Lage der Stadt besonders in den südlichen Vorstädten verzweifelt sei. In jeder Straße Leningrads, erklärt der Rundfunk, werden barrikaden errichtet. (MTI) Neues Eeweismaleria! für die Envritfsahsicfiien der Bolschewisten Berlin, 31. Juli (DNB) Bei der Eroberung von Ztlwa im Raum zwischen Bialgstok und Barnnowitschi wurde von deutschen Truppen am Rande des Städtchens eine frisch aus gehobene Grube entdeckt, die noch nicht vollständig zugeworfen war. Eine sofortige Untersuchung der Stelle ergab, daß die fliehenden Sowjets hier in Eile wichtiges Dokumenten- und Karlenmaterial eingegraben hatten. Neben interessanten Befehlen, Anordnungen und Dienstanweisungen sowjetischer Verbände wurde eine große Menge von Karten deutscher Städte aufgefunden. Diese Karten stammen von einem in der Nähe gelegenen bolschewistischen Flugplatz. Sie sind im Frühjahr 1940 in der Moskauer Staatsdruckerei hergestellt und stellen ausgesprochene Zielunterlagen für Bombenangriffe auf weit im Inneren des Reiches liegende Städte dar. Den Karten sind geographische, wirtschaftliche und meteorologische Angaben, Bilder und Normblätter zum Einträgen von Erkun: dungsergebnissen von Agenten beigefügt. Die den Sowjets wichtig erscheinenden Ziele sind rot umrandet. Auf der Karte von Magdeburg, die die Geheimnummer 155 trägt, sind die Kirchen und sozialen Institute rot umrandet. Mit diesen Karlenfunden wird — wie man in deutschen Kreisen erklärt — das umfangreiche bisher sichergestellte Beweismaterial für die Angriffsabsichten der Bolschewisten gegen Deutschland um weitere wertvolle Unterlagen vervollständigt. (MTI), Ankunft des italienischen Expeditionskorps an der Ostfront Rom, 31. Juli (Stefani)- Das italienische Expeditionskorps ist an der Ostfront angekommen. Den italienischen Soldaten wurden unterwegs überall seitens der Zivilbehörden, der Einwohnerschalt und der verbündeten Kameraden begeisterte Ehrungen zuteil. (MTI) Vernichtung dezimierter sowjetischer Divisionen Berlin, 31. Juli -Die deutschen Truppen brachten, wie DNB erfährt, am 30. Juli im nördlichen Frontabschnitt die Einschließung sowjetischer Divisionen zum Abschluß. Teile von sieben stark dezimierten sowjetischen Divisionen wurden vernichtet. Tausende von Gefangenen wurden gemacht und von den zermürbten sowjetischen Truppen 50 Geschütze, 23 PAK, 2 Flakgeschütze und 68 Maschinengewehre erbeutet. 78 Lastkraftwagen, mehrere Panzerkampfwagen, sie ifiMm ui?7iwjTfill ben Flakbatterien, die dazu gehörige Munition und anderes Kriegsgerät wurden ferner vernichtet oder erbeutet. Bei der Gefangennahme der Bolschewisten fielen Tausende von Gewehren in deutsche Hand. (MTI) Berliner Bläffer über die primitive englische ülusionspropaganda Berlin, 1. August (INB) Die Freitag-Morgenblätter der Reichshauptstadt beschäftigen sich polemisch mit der von Winston Churchill angekündigten Hilfsaktion für Moskau und fragen, was nun in der siebenten Woche des Ostfeldzuges praktisch von englischer Seite geschehen sei. Die Berliner Börsen- Zeitung' spricht in d’esem Zusammenhang von einer englischen „Illusionspropaganda von beispielloser Primitivität, durch die sich die Phantasieprodukte Churchills und seiner Lehrlinge im Londoner Informationsministerium von jeher auszeichnelcn“. Auch das englische Publikum, so meint die Deutsche Allgemeine Zeitung, sehe ejn, daß eine englische Invasion auf dem Kontinent nicht einmal versucht würde. Alle Illusionen vom Aufbau irgendeiner neuen Front gegen Deutschland seien nur ein Märchen. Heue schwere Vr.riosta der sowjetischen Ftag’waKe Berlin, 1. August (IXB) Die deutsche Luftwaffe vernichtete, wie zuständige militärische Stellen bekanntgeben, bei ihren Operationen in der Nacht und am Tage des ’30. Juli an der Ostfront 57 sowjetische Flugzeuge im Luftkampf, 55 sowjetische Maschinen wurden am Boden zerstört. Insgesamt verloren die Bolschewisten innerhalb der letzten 24 Stunden 112 Flugzeuge. Messersdimitt-Zsrsierer gegen Ratas Bcrlip, 31. Juli (DXB) Deutsche Messerschmitt-Zerstörer, die . am 30. Juli sowjetische Transportkolonnen im südlichen Teil der Ostfront erfolgreich bombardiert hatten, trafen auf dem Rückflug mit einem starken Verband sowjetischer Jagdflugzeuge zusammen. Die sowjetischen Jäger kamen in schnurgerader Angriffsposition herangebraust, als ihnen auch schon die Geschoßgarben der deutschen Bordwaffen entgegenprasselten. Der sowjetische Verband stob auseinander, um sich dann seitwärts an die Messerschmitt- Maschinen heranzumachen. Aber die Rata- Jäger liatten nicht mit der Wendigkeit der deutschen Flugzeuge gerechnet, die jedes Manöver rechtzeitig abwehrten und mit Bordkanonen auf die Sowjets einhåmmerten. Nachdem bereits fünf sowjetische Maschinen brennend abgestürzt waren, griff die sowjetische Flak in den Luftkampf ein und schoß, ohne Rücksicht auf die eigenen Jäger, zwischen die kämpfenden Flugzeuge. Aber die Sprengwolken ihrer Granate« tagen so weit entfernt, daß die deutschen Zerstörer weiterhin Jagd auf die Rata-Maschinen machen konnten und noch sechs Flugzeuge abschossen. (MTI) IRAN Offizielle Stellungnahme gegen die britischen Gerüchte über die Zahl der Deutschen Teheran, 31. Juli (DNB) Die iranische Telegraphenagentur Pars tritt in einer offiziellen Erklärung Gerüchten über die in Iran lebenden Ausländer entgegen, deren Zahl — wie die Agentur feststellt — von gewisser Seite übertrieben hoch angegeben wurde. In der Erklärung heißt es u. a.: Die augenblickliche Weltkrise hat unsere Wachsamkeit noch vermehrt und die Regierung des Iran richtet ihre besondere Aufmerksamkeit auf die Beibehaltung der Ordnung und der Ruhe im Land und auf die Beachtung striktester Neutralität, wobei es niemand gestaltet ist, gegen die Verfügungen zu verstoßen. Die Tätigkeit und der Beruf alter Ausländer, die das Land bewohnen, ihre Führung und ihre Lebensweise sind der Regierung bekannt. Folglich kann niemand die gezogenen Grenzen überschreiten, noch versuchen, verbotene Handlungen auszuüben. Außerdem ist die Anzahl der Fremden bekannt und man besitzt eine Liste ihrer Namen. Wir erteilen daher den Rat — so schließt die Erklärung — gewissen Berichten keinen Glauben zu schenken, die jeder Grundlage entbehren und die in bezug auf die Anzahl dies,er Ausländer übertrieben sind. (MTI) 8