Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1942. január (89. évfolyam, 1-25. szám)

1942-01-01 / 1. szám

Preis 12 Fillér * HÄZiPELBi! Verschleiß 89. Jahrgang Budapest, Donnerstag, 1. Januar 1942 Mr. t Heftige deutsche Angriffe gegen Sewastopol (Siehe Seite 3)PESTER LLOYD MORGENBLATT Die Japaner zehn Kilometer vor Manila (Siche Seite 4] YL. ———————— — I <f ÖST IM DEM FINSTERNIS Von Chrysostom Kelemen, kgl. ung. Geheimer Rat, Erzabt von Pannonhalma Die Zimmerpflanze,wendet ihre Blät­ter, ihre Blüten mit natürlicher Anstren­gung dem Fenster zu. Sie reckt ihren Stengel bis zur äußersten Grenze des Gleichgewichts und strengt sich schier verzweifelt an: Menschen gebt mir Sonne! Der nächtliche Wanderer des Waldes blickt zum Stern, der mitten zwischen Wolken hervorlugt, wie zu einem ermunternden Gefährten empor. Unser physisches und geistiges Gefüge ist derart angelegt, daß wir ohne Licht nicht leben können. Für uns ist der Sonnenstrahl eine biologische und psychologische Notwendigkeit. Es gibt Leute, die sich gern im Fin­stern ducken, für Diebe und Lumpen bedeutet die Dunkelheit geradezu ein Lebenselement. Bene vixit,< qui bene latuit, klug lebte, der sich gut zu ver­stecken verstand, sagt das Sprichwort. In schweren Zeiten, in denen das Wir­ken im grellen Licht der Öffentlichkeit mit gefährlichen Folgen verbunden sein kann, bedeutet dieses Prinzip einen wei­ten und F quemen .Mantel jur Verber­gung des Egoismus, dem einzig und allein an der ungestörten Verdauung, dem ungestörten Schlaf und der Rettung der eigenen kleinen oder großen Beute liegt. És eignet sich auch zur Bemänte­lung der Feigheit, die nicht den morali­schen Mut aufbringt, das mit der öffent­lichen Tätigkeit verbundene Risiko aut sich zu nehmen. Wenn dann die kriti­sche Lage nach menschlicher Beurtei­lung endgültig ihre Entscheidung er­fährt. kriechen die Feigen und Egoisten aus ihren Höhlen hervor, legen den weißen Mantel deT Ritter ohne Furcht und Tadel an und reiben sich befriedigt die\Hände in der Erwartung eines er­giebigen Lohnes für jene Dienste, die sie nie geleistet, für die Verdienste, die sie sicht nicht erworben haben. Es liegt mir natürlich nichts ferner, als freies Feld für jene zu verlangen, die an der Sucht leiden, eine öffentliche Rolle zu spielen. Was man aber auch in den trauten Ecken bequemer Logen re­den möge: es sind Männer vonnöten, die sich der Unpopularität, dem Tadel der Unklugheit aussetzen, die sogar ihre Zukunft und auch ihr Leben in die Waagschale der Zeiten werfen und die die Verantwortung vor Gott und Ge­schichte auf sich nehmen. Diese Män­ner dürfen die großen und allgemeinen nationalen Zielsetzungen nie aus den Augen verlieren, der Natur der Sache gemäß müssen sie jedoch auch mit augenblicklichen Schwierigkeiten rech­nen. Wer am Lenkrad sitzt, hat nicht nur darauf zu achten, wohin und in welche Richtung er fährt, sondern muß beständig und ununterbrochen sein Augenmerk auch auf die Vermeidung der Hindernisse richten, da er sonst nie dorthin gelangt, wohin er gelangen sollte. Die Beachtung des gesteckten Zieles und der sich in den Weg stellen­den Hindernisse scheint sich manchmal gegenseitig auszuschließen, so daß Um­­und Auswege nicht zu vermeiden sind. Der Fahrer hat aber, ungeachtet der Beinamen der Schlauheit und Hinter­list, mit denen er beehrt wird, nach seinem besten Wissen und Gewissen zu handeln Schicksalsentscheidende Aufgaben schwerer Zeiten wird nur jener lösen, der die gegebenen Situatio­nen der geschichtlichen Zeiten der­art erkennt, deren Entwirrung mit der unerläßlichsten Tugend des Führers, der weisen Voraussicht, derart lenkt und einem guten Ende zu­führt, daß sich auch die augenblick­liche Aktualität in den Problemen­­komplex der Epoche selbst organisch einfügt. Die Epochen aber müssen sich in den von der nationalen Seele be­stimmten geschichtlichen Lebensprozeß der Völker bzw. der zusammenlebenden Völkergruppen einfiigen. Die nationale Seele kann sich weder zur Gänze, noch in ihren einzelnen Lebenserscheinungen mit dem humánum aeternum in Wider­spruch stellen, aus ihm heraustreten. Dieses ewig Menschliche ist eben des­halb weil ewig, im Aufbau unseres Seins kein menschlicher Bestandteil mehr, sondern ein göttlicher Seiner verbindenden Kraft, seiner unerbitt­lichen Gesetzmäßigkeit können sich weder einzelne, noch Massen entziehen, ohne allgemein menschliche Interessen zu gefährden. Mit diesem göttlichen Bestandteil kann .Mt át iiich, gespielt werden, man kann ihn nicht umgehen, ihn aufs Spiel setzen, sich gegen ihn auflehnen, man kann nur eines: ihn mit heiligem Ernst möglichst voll­kommen zu verwirklichen trachten. Je dunklere Wolken sich am Him­mel der Menschheit ballen, je schwie­riger und verworrener die Verhältnisse werden, unter denen die Führer zu handeln haben, um so mehr benötigen sie das durch die Wolken dringende Licht. Dieses Licht, das Licht des Geistes können aber weder die Füh­rer, noch die führenden oder obersten Schichten für sich in Anspruch neh­men. Man spricht heutzutage von Menschenmaterial. In gewissen Fällen besitzt diese Redensart in der Tat einen Sinn. Sie wird aber zu einem Prinzip der Zerstörung, wenn darunter verstanden wird, daß der Mensch als einzelner oder in Massen, in der riesi­gen Maschinerie einer Fabrik oder der großen Staatsbetriebe ein gefügiges Werkzeug, ein Bestandteil von Maschi­nen sein soll. Es gibt keinen unwürdi­geren und erniedrigenderen Ausspruch der Weltgeschichte, als panem et cir­­censes, Brot und Zerstreuung der Masse! Er klingt wie: Heu und freies Gelände für die Pferde! Es ist mög­lich, ja wahrscheinlich, daß die Mas­sen leichter zu führen, in gewissen Belangen zu einer Macht von durch­schlagenderer Kraft gemacht werden können, wenn ihnen das Licht des Ver­standes, der Motor des freien Willens geraubt, wenn an ihrem Antlitz das Merkmal der Gotteskinder, des Geistes ausgelöscht wurde. Dies ist jedoch kein Fortschritt mehr, sondern eine ent­setzliche Rückkehr zur primitiven Welt der Höhlenbewohner. Unsagbaren Schaden erleidet die Er­ziehung, die lebendige Überlieferung der inhaltlichen und formellen Werte, der Kultur der nachfolgenden Generationen dort, wo in der Heranbildung des Jüng­lings zum Manne ausschließlich ein­seitige, utilitaristische Gesichtspunkte zur Geltung gelangen. Man darf das all­gemein menschliche Interesse nicht der augenblicklichen Zweckmäßigkeit, der Aktualität zum Opfer bringen. Der viel genannte Stadtstaat der Griechen, Sparta z. B., meinte, er erziehe dann tapfere Soldaten, er diene seinem Inter­esse und seiner Zukunft dann am besten, wenn er aus jedem seiner Söhne, aus jedem seiner Bürger einen Gladiator heranbildet. Und was ist aus Sparta ge­worden? Athen indessen, wenn auch nicht mehr im alten Glanze, besteht heute noch. Zwar starb Leonidas aus Sparla mit seinen dreihundert Streitern den Heldentod bei Thermopylae, die glänz n;’ :’ \o Heldentaten der helleni­schen ’ 't, an denen die furchter­regen irische Macht brach, die Siege ) ■-' Marathon und Salamis, voll •brachte noch die griechische Stadt mit der höchsten Kultur: Athen. Ge­schichte hat nicht Sparta gemacht, son­dern. Athen. Und die Kultur der Mensch­heit wurde vom glänzenden Geist Athens befruchtet für immer. Es war auch von Moltke kein einfaches Kom­pliment, wenn er den Sieg von Sedan den preußischen Schulmeistern, also Pädagogen, zuschrieb. Ohne die ger manische Kultur könnte die deutsche Wehrmapht auch heute nicht die erste Armee der Welt sein. über Gesundheit, Kraft und Biegsam­keit des Körpers, über das Licht des Geistes hinaus hat die Kultur auch noch einen dritten Faktor, die Moral. Athen, aber auch andere prächtige Metropolen, fielen, als ihre Moral ins Wanken geriet. .Die Mo^al ist kein Nebenprodukt von Wissenschaft und Kunst. Die schönen und hehren Gedanken sind nicht gleich­bedeutend mit der moralischen Zuver­lässigkeit... , Der Ursprung unseres Charakters, unserer sittlichen Weltordnung weist höher als die Lichtquelle der Geistigkeit des Menschen. Charakter und Moral sind keine Produkte des kühlen Menschenverstandes, Ihre Quelle ent­springt dort, wo die Gesetze unseres Da­seins herrühren. Auch das durch natu­ralistische, nationalistische, materialisti­sche Theorien ernüchterte moderne Denken hat diese Tatsache entdeckt. Diese Wendung wurde nicht durch ir­gendein besonderes Ereignis, auch nicht durch eine einzelne Persönlichkeit her­vorgerufen, sondern durch das glück­liche Zusammentreffen wissenschaft­licher und künstlerischer Strömungen, durch die Lebens- und Weltan­schauungswende in den letzten Jahr­zehnten des vergangenen Jahrhunderls zur Reife gebracht. Die forschende Ver­nunft stieß an die Grenze der Möglich­keiten des menschlichen Erkennens: Unzählige Tatsachen und Wirklichkeiten stellten sich, vielleicht in ewiges Ge­heimnis gehüllt, der ratio entgegen. „Ge­wiß stellt die kalte Sphinx der Natur, die unbarmherzig zermalmt, was sie hegend umfaßt, stellt schweres Geschick im Menschen- und Völkerleben, stellt die unergründliche Tiefe des Welt- und Lebensrätseis manche Frage, vor der die behaglich zufriedene Weisheit eines philiströsen Aufklärungsrationalismus verstummen muß“ (Clemens Baeum­­ker). Zur Reife, zur Beschleunigung der natürlichen Entwicklung des Denkens trug auch der Umstand bei, daß die Besten der Kirche die Fesseln einer sterbenden Epoche abstreifend, immer mutiger und mit immer vollkommener geistiger Rüstung die Augen der gebil­deten Menschen für die Aufnahme einer Welt höherer Ordnung öffneten. Die weltlichen Repräsentanten der Wissenschaft scheuten sich nicht, aus dem geistigen Kerker auszubrechen, in dem sie die frühere Denkart gefangen­hielt. Der hervorragende französische Literaturhistoriker und Kritiker Emile Faguet schreibt: „Was mich beschäf­tigt, ist mir angepaßt, was mein Fas­sungsvermögen übersteigt, beunruhigt mich. Die Metaphysiker — auch die re­ligiösen Menschen — werden von eini­gen Schöngeistern oder einigen mehr oder weniger schönen Seelen als Narren behandelt. Ein Wahnsinniger wäre aber doch der Mensch, der im Eisenbahn­zuge, aus dem Schlafe erwachend und sich nicht mehr erinnernd, woher rr komme und wohin er reisen wolle, sein Wagenabteil betrachtete, untersuchte und darüber Aufzeichnungen machte, ohne sich um den Ausgangspunkt und das Ziel der Fahrt zu bekümmern.“ Pilger sind wir alle auf dieser Erde. Und wenn der Mensch die augenblick­lichen Aktualitäten, die Sorge der lau­fenden Geschäfte während seiner Wan­derung einigermaßen abschütteln kann, bleibt er bei den ewigen Fragen des Woher, Wohin, Warum nachsinnend stehen. Von sich aus gab auch das höchste Wissen auf die sich uns un­abweisbar auf dringenden Fragen nie eine befriedigende Antwort. Warum sollen wir uns denn schämen, die Ant­wort dort zu suchen, wo der weit über­wiegende Teil unserer Ahnen sie gefun­den hatte. Sie fanden sie instinktiv durch ihr aus den geheimnisvollen Tie­fen ihrer Seele hervorbrechendes reli­giöses Gefühl. Sie fanden sie geläuterter bei dem Licht der Offenbarung Christi. So wie der aus den Höhen hernieder­­fließende Sonnenstrahl die Erde be­leuchtet und befruchtet, beleuchtet und befruchtet die Seelen der im Mittel­punkt der Offenbarung stehende Chri­stus. Auch sein Licht löst nicht alle Schwierigkeiten. Gott wollte auch nie an unserer Statt das vollbringen, dessen Vollzug er uns Menschen anvertraul hat. Doch weist uns das Licht Christi den Weg, verleiht guten Willen, Begin­nen und Kraft in der Gnade, damit sämtliche Probleme von Einzelnen und Gemeinschaften friedlich gelöst werden, damit die Nationen ihre Interessen ge­genseitig in Einklang bringen und brü­derlich nebeneinander leben können. Aber auch dann, wenn wir aus Grün­den, die" außer uns liegen, für unser Dasein und für unsere heiligen Belange Opfer bringen müssen, auch dann ist Christus das ewige Vorbild für die volle und vorbehaltlose Hingabe. Die Abhän­gigkeit von ihm, die Verbindung mit ihm, die Verantwortung, die wir ihm schulden, bilden einerseits für die Füh­rer der Völker die sicherste Gewähr da­für, daß der einzelne Mensch bereit ist, sich rückhaltlos in den Dienst der Ge­meinschaft zu stellen, andererseits für die Millionen, daß die Führer der Völ-" ker, die Lenker der Geschicke der Na­tionen ihre heiligsten Interessen ge­wissenhaft und eben deshalb human vertreten. Die Übereinstimmung mit den Gesetzen Gottes bildet das sicherste Zeichen dafür, daß wir auf unseren Posten die aktuellen Aufgaben derart gelöst haben, daß sich die Einzelauf­gaben in den Aufgabenkomplex der ganzen Epoche, die epochale Arbeit in die übergreifenden Interessen der Na­tion, diese aber in die ewige Sendung des Menschen einfügen. Der auferstandene Christus sprach zu Thomas, ihm seine eigenen Worte vor­haltend: „Lasse deinen Finger in die Wunde meiner Hand und meiner Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläu­big!“ Vor uns liegt der Körper der Menschheit. Mit schauerlichen Zuckun­gen blutet er aus Millionen und aber Millionen Wunden. W7ir Ungläubige, die aus den einzelnen Etappen der Tragödie des Menschen keine Lehre gezogen haben, senken wir unsere Hand in die smarnaűsssaa

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