Pester Lloyd - esti kiadás, 1942. július (89. évfolyam, 146-172. szám)

1942-07-01 / 146. szám

Press 10 Fillér 89^_Jai­raa«ig Budapest. Mittwoch^ I. Juli 1942 P FSTFR T.IjOYTI 1 jyöijyjföl iiliUlU ,s“e ^51 ABENDBLATT /&£!& . ________ i *1 l ...-------------------— — -------------------- -- • " { . AU SLAIN DSCHAU 1. JULI Ägypten den Ägyptern! Die fieberhaften Beratungen, die ge­genwärtig in Kairo gepflogen werden, und die verschiedenen Maßnahmen, die von britischer Seite zur Verstärkung der 8. Armee gemacht werden, lassen klar erkennen, wie besorgt man um die Zukunft der britischen Machtposition im Nahen Osten ist. Nun ist man aller­dings auch auf ägyptischer Seite wegen der eigenen Zukunft beunruhigt, und zwar nicht nur in den breiten Massen, sondern, wie das aus verschiedenen Be­lichten hervorgeht, in den bis jetzt recht sorglos oder wenigstens ver­trauensselig erscheinenden Regierungs­kreisen. Daß sich hier tine Wandlung zu vollziehen scheint, geht aus der glaubwürdig erscheinenden Meldung hervor, wonach Ali Malier Pascha, der nicht englandhörige frühere Minister­präsident, auf freien Fuß gesetzt worden sei. Der britische Botschafter hatte die ägyptische Regierung zu verschiede­nen Anlässen wiederholt versichert, man sei nicht nur gewillt, sondern auch in der Lage, Ägypten zu verteidigen. Die Persönlichkeiten im Königspalast, aber seihst der englandfreundliche Nahas Pascha, wissen es jedoch nur zu gut, was solche Versprechen für einen Wert haben. Konnten doch die britischen Staatsmänner und Soldaten bisher nicht einmal jene Versprechungen, die sie dem eigenen Volke gegeben hatten, ein­lösen. Man mag diesmal gern glauben, daß die Absicht besteht, das gegebene Versprechen tatsächlich cinzulösen, zu­mal es sich ja schließlich doch auch um gewaltige britische Interessen dreht. Mag sein — wie man behauptet —, daß General Auchinleck noch „gewisse Trümpfe“ in der Hand hat. Die Erfah­rungen, die man insbesondere beim raschen Fall von Marsa Matruh ge­macht hat, beweisen aber nur zu deut­lich, daß niemand mehr die Macht be­sitzt, den deutsch-italienischen Truppen vor dem Tore des Komlandes Ägypten Halt zu gebieten. Sind die britischen Machthaber um die Zukunft Ägyptens auch besorgt, so hat das ägyptische Volk selbst weniger Grund, der Besetzung des Landes durch Achsentruppen sorgenvoll entgegenzu­blicken. Seitdem die ägyptischen Pläne Napoleons durch die Engländer vereitelt wurden, haben diese nicht aufgehört, in Ägypten ihr besonderes Interessengebiet zu erblicken. Seit dem Bau des Suez- Kanals ist dieses Interesse natürlicher­weise nur noch weiter gestiegen. Im Jahre 1874 erwarb die britische Regie­rung die im Besitze des ägyptischen Vizekönigs befindlichen Kanalaktien, und gewann damit einen bedeutenden Einfluß auf diese für das britische Reich so wichtige Verkehrsader. Zu je­ner Zeit bestand noch ein gewisses Einvernehmen zwischen Frankreich und England. Ende der siebziger Jahre mußte sich Ägypten einen englischen Finanzminister und einen französisenen Arbeitsminister gefallen lassen. Im Jahre 1881 brach ein Militäraufstand aus, der das Land von den Europäern befreien wollte. Diese Revolte wurde zwar niedergeschlagen, ein Jahr spä­ter brach jedoch neuerdings ein großer Aufstand in Alexandrien aus, der schließlich die Beschießung der Stadt durch die britische Flotte zur Folge hatte. Die Engländer haben damals auch Truppen an Land gesetzt und hei Teil el Kebir die ägyptischen Truppen des aufständischen Arabi Paschas ent­scheidend geschlagen. Nun riß England die Verwaltung Ägvptens ganz an sich und war be­strebt. den noch vorhandenen franzöSi-sehen Einfluß gänzlich zu verdrängen. Im Jahre 1896 erlitt Frankreich im Kampf um den Sudan bei Fachoda bekanntlich einen empfindlichen Pre­stigeverlust und es kam zu einem ägyptisch-britischen Kondominium im Sudan. Im Jahre 1901 mußte Frank­reich auf seinen restlichen politischen Einfluß in Ägypten gänzlich zugunsten Großbritanniens verzichten (wirtschaft­lich blieb das französische Groß­kapital auch weiterhin in bedeutendem Maße interessiert). Die Briten errich­teten dann im Laufe des ersten Welt­krieges ein Protektorat in Ägypten, das bis 1922 bestand. Zahlreiche Unruhen zwangen schließlich die britische Macht, den ägyptischen Unabhängig­­keitsbestrebungen wenigstens formell nachzugeben, sie erkannte die „Un­abhängigkeit des Landes“ an, sicherte sich aber weiterhin die entscheidende Vormachtstellung. Das ägyptische Volk hat sich aber auch mit dieser neuen Lage nicht abgefunden, bis schließlich im Jahre 1936 der damalige und auch gegenwärtige Ministerpräsident Nahas Pascha mit Großbritannien einen Ver­trag schloß, der die beiderseitigen Be­ziehungen auch jetzt noch zu regeln berufen ist. Dieser Vertrag sicherte Ägypten die nominelle Souveränität. Aber nur die nominelle, denn ihre Verfügungsgewalt blieb weiterhin außerordentlich be­schränkt. Sie besaß zwar das Reeht zu einer eigenen Armee, es fehlte ihr je­doch die Möglichkeit, diese Armee zu einem schlagkräftigen Werkzeug der ägyptischen Politik auszugestalten. Po­litische Unsicherheit und Mangel an Unabhängigkeit kennzeichnen die ägyp­tische Politik, was sich übrigens mit ziemlicher Klarheit aus der kürzlichen Erklärung Nahas Paschas ergibt, in der er versichert, zur Aufgabe der eigenen Neutralität nicht gezwungen zu sein. Er persönlich, so führte er weiter aus, würde hiezu niemals seine Zustimmung geben. Damit ist aber noch keineswegs gesagt, daß die britischen Machthaber eine ägyptische Regierung gegebenen­falls nicht zwingen würden, Maß­nahmen zu ergreifen, die Nahas Pascha heute noch zu mißbilligen scheint. Es mag sein, daß Ägypten bis ziup Ende an seiner Neutralität wird fest­­halten können. Allerdings geht es vom Gesichtspunkt der ägyptischen Inter­essen um viel mehr, es geht darum, ob die ägyptische Politik den Augenblick erkannt hat, und den Augenblick er­fassen will, um Ägypten wirklich zum Lande der Ägypter zu machen Die Achsentruppen führen keinen Krieg ge­gen Ägypten — ein aufsehenerregender Artikel Gaydas im Giornalc (Thalia sprach deutlich das Losungswort aus: Ägypten den ÄgypUrn —, sie sind viel­mehr gezwungen, gegen ihren -Willen mit der britischen Macht auf ägypti­schem Roden den- Kampf auszutragen. Es steht nun bei den Ägyptern, ihren Beitrag zu liefern, damit die britische Macht je eher und für immer den Bo­den Ägyptens verlasse und das Nilland nach viele Jahrhunderte —- ja streng­genommen: zwei Jahrtausende — wäh­render Abhängigkeit wieder seine Sou­veränitätsrechte zurückgewinne. Lonrion meldet: Rommels unaufhaltsamer Vormarsch in Igyplen Pausenlose Rngrsfte gesen die britische Hanke London, 1. Juli (INB) General Auchinleck hat seit dem 25. Juni selbst die Führung der 8. Armee in Ägypten übernommen. Diese Mitteilung, die eine Bestätigung der Absetzung General Ritchies bedeutet, machte Churchill am Dienstag im Unterhaus, Er setzte jedoch hinzu, daß er weitere Erklärungen ;m Augenblick nicht abzugeben wünsche. über den Verlauf der Kämpfe selbst be­richtet das Kairoer Kommunique am Dienstag, daß heftige Kämpfe während des ganzen Montags über einem Gebiet von mehreren hundert Quadratmeilen stattge­­fnnden hätten. Die Hauptkämpfe spielten sich zwischen Marsa Matruh und dem etwa 75 Meilen östlich gelegenen Fuka ab. Das Kommunique bestätigt das Eingreifen neu­seeländischer Verbände in die Kämpfe. Berlin, 1. Juli (1KB) Im pausenlosen Einsatz setzt die deutsche und italienische Luftwaffe nach Meldungen von militärischer Seite die Zer­schlagung der englischen Kolonnen zwi­schen Fuka und Alexandrien fort. Ununter­brochen geht den Engländern durch diese Angriffe wertvolles Kriegsmaterial verloren. An der Landspitze von Kanays und bei El Dabor wurden britische. Kolonnen durch Bomben und darauf durch geführte Angriffe mit Bordmaschinengewehren und Kanonen zersprengt. Am Montag wurden südwestlich Marsa Matruh britische Kraftfahrzeugän­­sammlungon vernichtet. London, I. Juli (1SB) Die Flanken der britischen Streil­­kräfle im Raume von Fuka ' werden, nach Meldungen aus dem Hauptquartier in Kairo unaufhörlich von deutschen Streit­­kräfteh aller Art angegriffen. Die Taktik Rommels bestelle darin, nach Beunruhigung des flüchtigen Feindes mit seiner Haupt­macht gegen das britische Zentrum frontale Angriffe vorzutragen. Mit dieser Kampf­taktik habe er bereits weitere Geiäude­­gewinnc in östlicher Richtung erzielen kön­nen. Große Hoffnungen setzt man. Presse­meldungen zufolge, im Hauptquartier auf den Einsatz der vom General Freiberg be­fehligten neuseeländischen Truppen. Frei­berg war seinerzeit mit der Aufgabe be­traut, Kreta unter allen Umsländen gegen den deutschen Angriff zu halten. Daris, 1. J uli (1KB) Der britische Flottenbefelilshabcr in Alexandrien hat, nach hier einlaufenden Gerüchten, an den Kommandanten der dort internierten französischen Kriegsschiffe eine befristete Aufforderung gerichtet, die Schilfe zu versenken. Im Falle der Weigerung wür­den die Schiffe von den Engländern ver­senkt werden. Rom, 1. Juli (IKB) Die deutschen und italienischen Kolonnen sind, wie Giornalc d’Italia be­richtet, bereits über 100 km weit über ?Jarsa Matruh nach Osten vorgerückt, ob­wohl verschiedene hintereinander liegende Befestigungswerke zu überwinden waren üüYPien zum Operationsgebiet erklärt Sofia, E Juli (INB) Ganz Ägypten wurde am Dienstag morgen zum Operationsgebiet erklärt, wie in Sofia vorliegende Nachrichten besagen. Die Evakuierung der Städle mit Hilfe der Eisenbahnen wurde der Zivilbevölkerung untersagt, wahrscheinlich deshalb, weil die Bahnen ausschließlich für Militärtrnns/>orte gebraucht werden. Alle Bahnhöfe sind von alliierten Wachposten besetzt worden. Das Verlassen der Stadt ist den Zivilisten nur gegen Soadcrerlaubüis möglich. Infolge der strengen Grenzkontrolle sickern immer we­niger Nachrichten über die Lage in Ägyp­ten ins Ausland. Es heißt, daß jüdische Familien die Bureaus der Imperial Airways nach Fahrkarten in der Richtung Süd afrika überlaufen, doch sind die Flugzeuge schon lange im voraus von englischen und amerikanischen Familien belegt. Lediglich zwei Juden seien auf Intervention des amerikanischen Gesandten Flugplätze zuge­wiesen worden. In den letzten Tagen ha­ben die gaulleistischen Beliördeu in Kairo 2500 Visa an Ägyptern nach Syrien und Libanon erteilt. Wegen der Verpflegungs­schwierigkeiten in Libanon wird die Ein­reise aus Ägypten nunmehr stark be­schränkt. Ajrn ßO^Ji^dJ (DKB) Aus London wird gemeldet:,. -Die Konsequenzen der schweren Nieder­lagen in Ägypten seien noch nicht abzu­sehen, — meldet Evening Standard. Rom­mel sei mit Zuversicht erfüllt und rücke immer weiter vor. (MTI) Berlin, I. Juli (1 KB) Die Verluste der auf engem Raum in Marsa Matruh zusammengedrängten Engländer müssen furchtbar gewesen seis* berichtet ein hoher Offizier der deutschen Luftwaffe über die schweren Angriffe zur Vorbereitung der Erstürmung der engli­schen Wüstenfestung. Bomben schwersten Kalibers seien erfolgreich zur Niederkämp­­fung aller englischen Widerstandsnester abgeworfen worden. Auf diese Weise sei für die deutsche Infanterie eine tiefe Bre­sche in die Verteidigungsanlagen geschla­gen worden. Obwohl die Lage für die Eng­länder aussichtslos geworden sei, hätten sie die Verteidigungsanlagen verzweifelt und zäh zu verteidigen versucht Oer Suez-Kanal im Wirkungsbereicn der deutschen Luftwaffe Berlin, 1. Juli (IKB) Auf dem ägyptischen Kriegs­schauplatz haben die deutschen Truppen durch die Erfolge der letzten Tage beson • ders günstige Ausgangspositionen für ihre nächsten Operationen in ihrem Besitz ge­bracht. Vor allem ist die Schnelligkeit des Vorrückens der deutsch-italienischen An­griffstruppen zu beachten. Sie haben in zehn Tagen, wie hervorgehoben wird, eine Strecke von 500 Kilometern zuriickgelrgt und dabei noch überaus starke britische Stellungen genommen. Die Luftwaffe ist den Truppen des Heeres auch bei diesen Kämpfen gefolgt und hat bereits östlich der ägyptischen Grenze ihre- neuen Flug­häfen bezogen. Damit ergeben sich vor al­lem neue Operationsmöglichkeilen im Ost­­raum des Mittelmeeres. Sowohl Alexandrien als auch die strategisch so wichtigen Punkte des Suezkanals liegen nunmehr im unmittelbaren Wirkungsbereich der deut­schen Luftwaffe. Schweizer Blätter über den Fall Marsa Matruhs Genf, 30. Juni (1KB) Der Fall von Marsa Matruh be­herrscht am Dienstag das Bild der gesam­ten schweizerischen Presse. Die Meldungen aus Berlin und Rom erscheinen in größter Aufmachung und die schweizerischen Zei­tungen unterstreichen besonders, daß mit Kroatischer Gedenktag Vor einigen Tagen feierte das un­abhängige Kroatien die Jahreswende des Attentats in der Skupschtina zu Belgrad, dem auch der große kroati­sche Bauernführer Stefan Radic zum Opfer fiel. Am 20. Juni 1928 wurde die blutige Tat vollbracht, die drei kroatischen Abgeordneten das Leben kostete, während zwei andere schwer verwundet wurden. Stefan Radifc starb nicht auf der Stelle, er wurde noch nach Zagreb gebracht und endete sein Leben erst sechs Wochen später im dortigen Krankenhaus, Poglavnik Pavelic erklärte den 20, Juni zum Gedenktag der Opfer des kroatischen Freiheitskanipfes, und in diesem Jahre haben zum ersten Male in ganz Kroatien die Feierlichkeiten zu Ehren der Gefallenen statigefun­­deiu ln Zagreb, in den Anlagen des Zrinski- (Zrínyi-)'Platzes wurde eine Trauerbahre errichtet, an der Kränze des .Staatsführers Pavriic <úr Regie-

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