Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1943. március (90. évfolyam, 49-72. szám)
1943-03-02 / 49. szám
DIENSTAG, 2. MÄRZ 1943PESTER ILOYD MORGENBLATT m Eröifnuug des X. Forlbilduogskuraes für Verwaltungsbeamte Ministerpräsident Nikolaus Kállay, Ackerbauminister Baron Daniel Bánfly und Versorg uiigsniiiii st er Ludwig Szász über Verwaltungsprobleme Montag vormittag wurde der X. Forfbildungskurs für Verwaltungsbeamte feierlich eröffnet. Zur Eröffnung waren erschienen: Innenminister \il^z Franz Keresztes-Fischer, Ackerbajuminister Baron Daniel fíánffij, Vers^rgungsminister Ludwig Szász, Justizivmiister László Radocsag, Honvéííminisler Wilhelm Nagy, Kultusminister Lugen Szinyei Mcrse, die Staatssekretäre Baron Wlassics, Tomcsányi, Bonczns, Füg, Búrczay. Zsindely. Gcigclyffy und Johan, sowie der ständige Stellvertreter des Außenministers Gesandter Eugen Ghyczy. ferner zahlreiche hohe Würdenträger und Persönlichkeiten des ungarischen öffentlichen Lebens. Der Ministerpräsident über die Verwaltung als wichtigsten Faktor des öffentlichen Lebens Die Eröffnungsrede des MinisterpräsU “deuten Nikolaus Källay, der an d .' Feierlichkeit wegen anderweitiger Inanspruchnahme nicht erscheinen konnte, las Ministerialrat Dr. Karl Mártonffy sor. Gegenstand des Vortrages bildete die Verwaltung ids wichtigster Faktor des öffentlichen Lehens. Im einleitenden Teile seines Vortrages erinnerte der Ministerpräsident daran, ■daß der erste Fortbildungskurs für Verwaltungsbeamte vor acht Jahren von dieser Stelle aus vom Ministerpräsidenten Julius Gömbös eröffnet worden sei. Den eigentlichen Gegenstand seines Vor- 1 rages, die Verwaltung, bezeichnete der Ministerpräsident als die wichtigste Vorbedingung der ungestörten Arbeit edler Staatsbürger, besonders im künftigen Ungarn. In der Zukunft werde Ungarn zwei überragende Probleme zu lösen haben: die Frage des sozialen Fortschritts und das Problem der richtigen Behandlung der Nationalitäten. Beide Fragen bilden in erster Rejhc Probleme der Verwaltung. — Die Grundlagen des sozialen Lebens -— heißt es im Vortrag des Ministerpräsidenten — des sozialen Gedeihens und der Entwicklung können i h! niedergelegt, die bereits vorhandenen Grundlagen aber, die sich hei uns gottlob in sehr fortgeschrittenem Zustande befinden, nicht weiterentwickelt werden, ohne daß eine gute Verwaltung daran intensiv beteiligt wäre. Denn wenn die schlechte, verständnislose, langsame, iiberbürokratisierte und empfindliche Verwaltung eines der Motive der '•ozialen Unzufriedenheit sein kann, so kann im Gegenteil die gute Verwaltung einer der wirkungsvollster Faktoren der sozialen Beruhigung werden. — Dasselbe gilt für die Nationalitätenfrage. Wat man in. den sozialen Fragen die Einzelnen, die sozialen Schichten richtig zu behandeln, indem man die Schwächeren schützt und die Übergriffe verhindert, so muß man auch die Nationalitätenfrage mit derselben seelischen Einstellung und demselben Wissen behandeln. Nie mit Ililfe der Unterdrückung, aber stets mit Autorität, nie mit Gewalt, aber selbst den Anschein der Schwäche ausschließend, und ohne zwischen Ungarn und Nichlimgarn Unterschiede zu machen. Höchstens nur darin mer an Staatstreue, an ziviler Pflichterfüllung und Nützlichkeit in höherem Maße dem allgemeinen großen Ziele, Ungarn, dient. — Diese beiden Grundsätze empfehle ich der Aufmerksamkeit eines jeden Verwaltungsbeamten. Zugleich hin ich aber überzeugt, daß die ungarische Verwaltung einheitlich so denkt und auch so handelt. — Indem ich die an dieser feierlichen Sitzung erschienenen Werren auf das herzlichste begrüße, wünsche ich sowohl als ehemaliger Ackerbauminister als auch in meiner Eigenschaft als ungarischer Landwirt meine Freude darüber zum Ausdruck zu bringen, daß der Gegenstand des diesjährigen Kurses gerade die landwirtschaftliche Verwaltung Iliidet. Ich möchte noch die Vortragenden und die Teilnehmer des Kurses, aber auch alle ungarischen Verwaltungsheamten, die sich auf diesem Gebiete betätigen, daran erinnern, daß man der Sache des ungarischen Bodens, der die ewige, unversiegbare Quelle des ganzen ungarischen Lebens Iliidet, nur mit opferwilliger Seele dienen kann und darf. — Ich wünsche den Hörern des Kurses, die sich aus den entferntesten Teilen des Landes hier versammelt haben, gute Arbeit und erfolgreiches Studium. Dienste des nationalen Lebens und der nedionalen Wirtschaft.“ • Im ersten Teil seines Vortrages schilderte der Ackerbauminister die historische Bedeutung der ungarischen Landwirtschaft, sowie der Bodenbesitzverhältnisse, und stellte auf Grund ausländischer Beispiele fest, daß zum inneren Gleichgewicht einer jeden Nation der Boden und die landwirtschaftliche Klasse gehören. Hieraus Zog er die Folgerung, daß das Ackerbauwesen sich harmonisch in die Gesamtheit der nationalen Wirtschaft, als deren Grundlage einfiigen müsse, um so mehr, als die Verhältniszahl der landwirtschaftlichen Bevölkerung im Lande 57.5 Prozent betrage, wogegen die Beteiligung der Landwirtschaft an der Produktion wertmäßig bloß 31 Prozent erreicht habe. Das Verhältnis habe sich in den letzten Jahren gebessert. In den Jahren 1941/42 betrug das Nationaleinkommen 10.5 Milliarden Pengő, hievon betrugen die landwirtschaftlichen Erzeugnisse 4.3 Milliarden, was 41 Prozent entspreche. Die weitere Entwicklung der Landwirtschaft werde die Möglichkeit neuer industrieller Erzeugung schaffen, den inneren Verbrauch und die Ausfuhrtätigkeit erhöhen, wobei nicht bloß neue Hohsloff mengen von der Landwirtschaft produziert werden sollen, sondern auch dafür gesorgt werden müsse, daß durch eine hochentwickelte, landwirtschaftliche Industrie diese Rohstoffe auch veredelt und in Industrieartikel verwandelt werden. Aus diesem Grunde wünsche die landwirtschaftliche Bevölkerung Ungarns die entsprechende Entwicklung jener Klassen, die sich mit Handel und Gewerbe befassen. Nach einem kurzen Hinweis darauf, daß die Landwirtschaft die Grundlage der staatlichen Finanzen, des Kreditwesens, und durch den Bodenbesitz der Kirchen auch der Kulturarbeit und der Schulpolitik bilde, und nachdem er betont hatte, daß die landwirtschaftliche Bevölkerung die meisten Soldaten für den Schutz des Vaterlandes stelle, schilderte der Ackerbauminister die jüngste Entwicklung 'der ungarischen Landwirtschaft wie folgt: Die Saatfläche für Sojabohnen hat die der früher mit Tabak bebauten Gebiete erreicht. Die Saatfläche für Rizinus ist von gleichem Ausmaß wie die Saatflächen für Paprika, Zwiebel und Gurken. Die Reisproduktion wurde im Jahre 1939 auf kaum 100 Joch betrieben. Heute erreicht die Saatfläche für Reis 4000 Joch. All dies, wie auch der versuchsweise erfolgte Anbau der gummihältigen Pflanze Kok-Sagys ist nur der opferwilligen Ariiéit der ungarischen Landwirte, den Bahnbrechern der ungarischen Pflanzen- und Tierveredelung zu verdanken. Die Landwirtschaft könne aber nur mit Unterstützung aller nationalen Kräfte weiter gedeihen. Unter diesen Kräften stehe an erster Stelle die gute Verwaltung. Das große zehnjährige Programm für die Entwicklung der Landwirtschaft könne in hohem Maße nur mit Hilfe der guten Verwaltung verwirklicht werden. Nach dem siegreichen Ende des Krieges werde der weitere Ausbau der Landwirtschaft mit frischen Kräften in Angriff genommen. Man werde die Erwerlisgelegenheiten durch Intensivierung der Landwirtschaft. durch die Unterstützung derjenigen Produktionszweige vermehren, die zahlreiche Arbeiter beschäftigen. Man werde die Arbeitslosen beschäftigen und überhaupt die schwächeren Elemente sozial stützen. In erster Reihe aber den kinderreichen Familien unter die Arme greifen und das Fachwissen in weiten Kreisen des Volkes ausbreiten. Alle diese Aufgaben werden indessen nur in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten geleistet werden können, denn zahlreiche Probleme können mit Beamten allein nicht gelöst werden. Man müsse sich unmittelbare Verbindung zwischen den Lenkern und Gelenkten schaffen, eine Atmo- Vortrag des Ackeibauministei s Baron Daniel Bánffy Es folgte der Eröffmingsvortrag des Ackerbauministers Baron Daniel Bánffy über das Thema: „Unser Ackerbau im Oer Erfolg der deutschen Gegenoffensive im Südahschnitt der Ostfront Einsatz hochqualifizierter Ingrifíswafíen und motorisierter Einheiten Telephon bericht unseres Mitarbeiters Berlin, 1. März Die deutsche Gegenoffensive am Nordtlügel der Südfront schreitet im Raum zwischen Don und Dnjepr in Richtung auf tsjum am oberen Donez fort. Sic ist seit dem 20. Februar im Gange, worüber aber anfänglich in den deutschen Berichten nur zurückhaltende Andeutungen gemacht wurden. Wenn jetzt mehr darüber gesagt wird, so darf daraus der Schluß gezogen werden, daß die Gegenaktion der verbündeten Armeen nicht nur erfolgreich verläuft, sondern auch durch ihre bereits erzielten Ergebnisse die Bedrohung der Dnjepr-Linie durch die sowjetrussische Winteroffensive jetzt als offenbar beseitigt angesehen wird. Die strategische Lage in diesem Kaum hat durch den sich verstärkenden deutschen Gegendruck sich augenscheinlich nicht unwesentlich gewandelt. Die im Bericht des deutschen Oberkommandos erwähnten Städte Kamatorskaja und Losowuja, die von den deutschen Truppen zurückerobert worden sind, liegen etwa 100 km voneinander entfernt. Dies gibt einen Anhaltspunkt für die Beurteilung der Breite, in der die deutschen Divisionen zum Gegenstoß übergegangen sind. Die Kampfhandlungen zwischen Donez und Dnjepr sind noch nicht abgeschlossen, das Kampfgebiet scheint sich vielmehr ebenso räumlich zu erweitern, wie der Einsatz hochqualifizierter Angriffswaffen auf deutscher Seite noch gesteigert wird. Den Kern der deutschen Angriffsverbände bilden augenscheinlich zahlreiche Panzerdivisionen und motorisierte Artillerieregimenter, die in schnell durchgefiihrten Bewegungen die Gegenaktionen der gegneri sehen Panzerarmeen völlig aus dem Kon-, zept gebracht haben. Aus deutschen Beuteziffern ergibt sich, daß nennenswerte Teile der von dem russischen Oberkomniatvtlo angesetzten Stoßarmeen, die auf den» einen Hügel die Dnjepr-Linie gewinnen unj auf dem anderen Flügel die deutsche Abwehrfront am Mius-Fluü umfassen sollten, durch den deutschen Gegenangriff schließlich außer Gefecht gesetzt worden sind. Auf den oberen Donez zu hat dieser in nördlicher und nordwestlicher Richtung am Wochenende weiter an Raum gewonnen. An den übrigen Kampfabschnitten der Ostfront, wo die schweren Kämpfe im Zeichen fortgesetzter erbitterter russischer Angriffe stehen, hat die Lage keine Änderung erfahren. Trotz stärkstem Aufwand von Angriffsmitteln aller Art, hat die russische Offensive weder im Abschnitt Kursk, noch bei Orel, noch südlich des Ilmensees einen Raumgewinn erzielt. Wenn auch die äußerste Härte der gegen die andauernden russischen Offensive • geführten Abwehrkämpfe im deutschen Bericht nach wie vor hervorgehoben wird, so kommt bei alter Zurückhaltung doch die Zuversicht immer stärker zum Ausdruck, daß unangenehme Überraschungen der Winteroffensive der Sowjetarmeen, angesichts des sielt versteifenden Widerstandes der verbündeten Armeen kaum noch zu befürchten sind. Ernst Lcmincr Sphäre des Vertrauens, die zum Erfolge unbedingt notwendig sei. — Ich bin überzeugt, schloß der Ackerbauminister seine Ausführungen, daß in allen diesen Aufgaben sowohl die ungarischen Landwirte, als auch die ganze Nation auf die Mitwirkung der Fachleute der Verwaltung, auf Männer neuer Anschauungen, rechnen können. Minister Dr. Ludwig Szász über Aokerbau und Versorgung Es sprach dann Minister für öffentliche Versorgung Dr. Ludwig Szász über Ackerbau und Versorgung. Er führte u. a. aus, der Zweck der Verwaltung im Wirtschaftsleben sei der, in den verschiedenen Zweigen des Wirtschaftslebens das öffentliche Interesse zur Geltung zu bringen. So ermögliche die Verwaltung nicht nur eine gesunde und regelmäßige Entwicklung der Wirtschaft, sondern auch die Harmonie ihrer verschiedenen Zweige. Die Tätigkeit der landwirtschaftlichen Verwaltung, sowie die der Versorgung bildeten den schönsten Beweis dafür, wie die Interessengegensätze zwischen Produktion, Umsatz und Konsum ausgeglichen werden können. Auf den ersten Blick scheine cs vielleicht, als würden sich die Interessen der öffentlichen Versorgung und der Produktion widersprechen. Die Verwaltung könne jedoch niemals einseitige Interessen vertreten. Dazu seien nicht die Organe der Verwaltung, sondern die der Interessenvertretungen berufen. Im Gegensatz zu diesen diene sowohl die landwirtschaftliche, als auch ’die Verwaltung der öffentlichen Versorgung den gleichen, und zwar den öffentlichen Interessen in beiden Zweigen des Wirtschaftslebens, um durch Sicherung der Harmonie zwischen der landwirtschaftlichen Produktion und dem Konsum die Befriedigung der berechtigten Ansprüche beider Wirtschaftszweige zu ermöglichen. Zwischen der Verwaltung der Landwirtschaft und der Versorgung bestünden die engsten Beziehungen. Es sei erstrangige Pflicht und ein Interesse der Verwaltung der öffentlichen Versorgung, ständig darauf bedacht zu sein, daß die auf dem Gebiete des Versorgungswesens getroffenen Maßnahmen die Produktion nicht stören, sondern im Gegenteil, den ungestörten Lauf der Produktion sichern und fördern. Andererseits müsse auch die landwirtschaftliche Verwaltung dahin wirken, daß die Landwirtschaft Produkte von solcher Qualität und Quantität hervorbringe, die das Land benötige. Hierauf gab der Minister einen Über, blick über die in einzelnen europäischen Staaten getroffenen Maßnahmen duf dem Gebiete der öffentlichen Versorgung. Sodann ging er zur Erörterung der neuen Pioduktions- und Ablieferungsordnung über und betonte, daß außer dieser neuen Ordnung auch die Bestimmungen des Gesetzes zur Entwicklung der Landwirtschatt, die Steigerung der Produktion sicherstellen. Er trat der Ansicht entgegen, wonach die Bemessung der abzuliefernden Mengen auf Grund des Katastralreinertrages ungerecht sei und betonte, daß die Abliefi - rungspflicht auf feste Grundlagen gestellt werden müsse. Allenfalls aul tretenden. Schwierigkeiten würde die Einführung des Landwlrte-Buches abhelfen, das die Grundlage des Produktionskatasters bilden werde, dessen Verwirklichung eine der wichtigsten Aufgaben der nahen Zukunft bilde. Schließlich wies der Minister auf die entscheidende Bedeutung der Landwirtschatt pnd der Verwaltung im Kriege hin und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die ungarische Verwaltung den Kampf an der inneren Front mit Erfolg bestehen werde. Eine Ansprache des Minister» desIunern Nach Beendigung des mit lebhaften Beifall aufgenommenen Vortrages des Ministers fiir öffentliche Versorgung Ludwig Szász ergriff Innenminister vitéz Franz Keresztrs-Fischer das Wort. — Als einer der verantwortlichen Leiter der ungarischen Verwaltung — sagte er --*■ kann ich den Herrn Minister versichern» daß die gesamte Organisation der Verwafi tung von der außerordentlichen Wichtig' keit tief durchdrungen ist, die der unge*. störten Abwicklung der öffentlichen Ver* sorgung zukommt. Ich kann aucli ver* sichern, daß der ganze Apparat der unga* rischen Verwaltung — obwohl er g eg eit außerordentliche Schwierigkeiten ankämp» fen muß — mit allen Kräften bestrebt seid werde, die Ordnung - der öffentlichen Ver• sorgung innerhalb seines Wirkungskreisei sicherzustellen. Schließlich dankte der Innenminister den Erschienenen für ihr Interesse, sowie den Vortragenden für ihre außerordentlich wertvollen Ausführungen und ersuch id die Kursteilnehmer, mit Rücksicht auf d a heutigen schweren Zeiten, fleißig und gewissenhaft die Vorträge des X. VcrwaP tungs-Fortbildungskurses zu besuchen. Di# Telephon nummer von Redaktion, Administration und d” PESTER LLOYD *220-440 8