Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1943. május (90. évfolyam, 97-122. szám)
1943-05-01 / 97. szám
, 7 <■ {/ " / ) (f ) r ' v v ‘v ^u • / 90. Jahrgang Budapest» Samsfig. 1- Mal 1943 Nr. 9 f BrCTrV 11 AVTl ^ HO •:r rJjolLll LLUIU ■■ '■ V ’ MORGENBLATT ^ 0 i Der einsame Benes Budapest, 30.' April Eine Reihe von Zwischenfällen, die mit der Konferenz von Casablanca begann — von der die Sowjets ostentativ ferngeblieben sind — und mit der „Suspendierung“ der diplomatischen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der polnischen Exilregierung einen dramatischen Höhepunkt erreichte, hat die Grundtendenz der Sowjetpolitik, die imperialistischen Expansionsbestrebungen Moskaus, unbekümmert um die Interessen anderer Staaten, ob sie bloße Nachbarn, Freunde oder gar Bundesgenossen der Sowjetunion sind, rücksichtslos zu betreiben, mit vollkommener Klarheit aufgedeckt. Es, kann heute keinen europäischen Staatsmann geben, der über die Ziele der Sowjets und ihre Entschlossenheit, diese Ziele Freunden, wie Feinden zum Trotz durchzusetzen nicht Bescheid wüßte. Es ist freilich eine andere Frage, wie dje einzelnen Regierungsmänner auf diese Erkenntnis reagieren; da können kriegspolitische Berechnungen mitsprechen, die sogar die begründetsten Bedenken übertönen. Kreise aber, denen die Sowjetbestrebungen unbekannt geblieben wären, gibt es heute wohl n'rgend mehr. Unter solchen Umständen erscheint es somit um so verwunderlicher, daß es im alliierten Lager immerhin noch einen Mann gibt, der von alledem nichts zu wissen oder doch eigensinnig nichts wissen zu wollen scheint: Herr Eduard Benes. Mag die Haltung Finnlands,. das es — trotz seiner von früher her überlieferten guten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten — lieber auf einen endgültigen Bruch mit den USA ankommen lassen will, als einem ihm aus Moskau winkenden Scheinfrieden zu trauen, mag die polnische Stellungnahme gegen die rücksichtslose sowjetische Eroberungspolitik oder aber — um nur ein anderes beliebiges Beispiel zu nennen — mögen die jüngsten Erklärungen des Ministerpräsidenten des mit England verbündeten Portugal, Salazar, über die kommunistische Gefahr für jeden, der sehen will, mit aller wünschenswerten Eindeutigkeit dartun, daß sich die Völker Europas — ganz gleich, ob sie in diesem oder jenem der beiden großen Heerlager, oder aber als Neutrale zwischen beiden stehen — in dem einen Punkte: in der Besorgnis vor Sowjetrußland im Grunde einig sind: Herr Benes — und er allein — ist unbesorgt. Er befürwortet nach wie vor, daß Sowjetrußland in Ost- und Mitteleuropa nach dem Kriege ein bestimmender Einfluß gesichert werden müsse. Es ist freilich nicht unsere Sache, zu fragen, was die einzelnen Völker, auf die der Expräsident der Tschechoslowakei diesen Einfluß ausgedehnt wissen will, zu diesem Plan sagen. Wer aber, wie wir, den Expräsidenten Benes aus seiner Glanzzeit als einen der führenden Köpfe des einstigen Völkerbundes kennt, den kann die Haltung dieses Vertreters der rechtsphilosophisch eingekleideten „kollektiven Einkreisungspolitik freilich kaum überraschen. Denn er weiß, daß in der Politik von Benes die abstrakten Prinzipien (hinter denen sich freilich höchst reale Interessen verbergen) vor jeder realen Erwägung überwiegen, was dieser Politik einen eigentümlichen Charakter der Irrealität verleiht. Daß dem so ist. dafür zeugt nicht nur der klägliche Zusammenbruch.seines politischen Meisterwerks, der Kleinen Entente, sondern,vor allem auch das Schicksal seines eigenen Staates. Trotz all seiner geschäftigen Regsamkeit, durch die er sich schon während des ersten Weltkrieges in den Hauptstädten der Entente als einzig verläßlicher Saehverständiger_für mitteleuropäische Fragen einzuführen und trotz offenkundiger Irrtümer zu behaupten wußte, konnte er nie den für einen Staatsmann unerläßlichen Scharfblick aufbringen, die Dinge so zu sehen, wie sie eben sind. Er vermochte weder damals, noch später als Außenminister und Präsident der Republik jemals jene inneren Konstruktionsfehler und durch sie bedingten inneren und äußeren Gefahren zu erkennen, die die Existenz seines Landes bedrohten. Und gerade weil er keine Tatsachen, sondern Wunschträume sah und für wahr hielt, halten wollte, war er auch außerstande, dem Unheil durch entsprechende Gegenmaßnahmen rechtzeitig vorzubeugen. Die Folgen seiner eigenen Blindheit, der sein Staat zum Opfer fiel, hat Eduard Benes freilich auch am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Er mußte — zum zweiten Male binnen zwei Jahrzehnten — ins Exil wandern. Eine harte Schule. Doch leider offenbar immer noch nicht hart genug, als daß Herr Benes in ihr etwas zugelernt hätte. In allen seinen Kundgebungen, mit denen er keineswegs spart — so in seinem bekannten Artikel in der amerikanischen Zeitschrift Foreign Affairs wie in seinen verschiedenen Rundfunkreden —, erkennen wir zu unserem Leidwesen genau den gleichen Benes, den vor allem wir Ungarn, wir dürfen schon sagen: so ausgiebig kennenzulernen Gelegenheit hatten. Auch jetzt gibt er Rezepte für die Neuordnung der Welt bekannt, in denen ebenfalls eine wirklichkeitsfremde Prinzipienreiterei überwiegt; was aber an diesen Rezepten die europäischen Völker vor allem angeht, das ist die Rolle, die in ihnen der Sowjetunion zugedacht wird. Benes weist' nämlich in seinen neuen Plänen — wie erst jüngst wieder in seiner Osterbotschaft im Rundfunk — seinem alten Protektor und Verbündeten, der Sowjetrepublik, eine dominierende Stellung in Osteuropa zu, von der außer ihm niemand, aber auch gar niemand in diesem Teile Europas, wo immer er auch sonst stehen mag, auch nur das Geringste wissen will, die alle Völker vielmehr, die an ihrer nationalen Sonderexistenz festhalten, als die schwerste Gefährdung ihrer Lebensinteressen betrachten. Das Schicksal Europas wird durch die Waffen entschieden. Geschriebene und gesprochene Pläne haben daher an sich keinen Wirklichkeitswert. Sie sind nur deshalb nützlich, weil sie den interessierten Völkern zeigen, was sie von den Urhebern der einzelnen Pläne und den sie stützenden Mächten zu erwarten haben. Und der tschechische Expräsident Benes hat sich durch seine neuesten Äußerungen vor den europäischen Völkern hinlänglich charakterisiert. Er betrachtet sich st jetzt als künftigen Exponenten v. Wegbereiter des Sowjeteinflusses in Mitteleuropa — in dieser Rolle tritt e* bereits vor die europäische Öffentlichkeit. Die Völker des Kontinents aber, deren Lebensinteressen gerade durch den sowjetischen Expansionsdrang gefährdet werden, wissen genau, was sie von den neuesten Rezepten des Expräsidenten Benes zu halten haben. Darum steht er auch mit seinen Plänen vereinsamt da. Es gibt keinen einzigen Staatsmann im Kreise der von diesen Plänen betroffenen Völker, der in derselben Richtung wie Eduard Benes das Heil seines Landes suchen würde. Nachlassen der alliierten üngriffsstärke in Tunesien Die Leistungen der italienischen Truppen Telephonische Meldung unseres Berichterstatters 1 % ■ Rom, 30. April Das Interesse für den tunesischen Krieg ist im Ergebnis des zurzeit alle andere Fragen überschattenden russisch-polnischen Konfliktes etwas zuriirkgetreten. Unterdessen hat aber die vergangene Woche in Tunesien ein recht bemerkenswertes Ergebnis gezeitigt — eine spürbare Versteifung des italienisch-deutschen TViderstandes und ein gewisses Nachlassen der angelsächsischen Angriffskraft. Diese Tatsachen werden hier in der Feststellung zusammengefaßt, daß „der Krieg in Tunesien nun in eine epische Phase eingetreten“ sei. Die gegenwärtigen Kämpfe, meint man hier, seien charakterisiert durch ausnehmend hartnäckige Verteidigung seitens der italienisch-deutschen Streitkräfte und deren Bestreben, den angloamerikanischen Truppen möglichst große Verluste zuzufügen. Beide Seiten, möchten wir hinzufügen, scheinen sichtlich bemüht, den Gegner soweit wie möglich zu schwächen. Welcher Partei dies in den letzten Tagen in größerem Maße gelungen ist, kann von hier aus natürlich nicht beurteilt werden. Man vermag jedoch die hiesigen Berichte zu zitieren, laut denen seit dem 25. April, d. h. seit Anfang dieser Woche „bei dem Gegner sich offensichtliche Anreichen der Müdigkeit zeigten, die auch weiterhin in einem allgemeinen Schwächerwerden seiner Angriffe zutage treten“. Aus allen weiteren Berichten, auch solchen gegnerischen Ursprungs, die hier einlaufen, ist ersichtlich, daß während der letzten Wochen .gerade .die italienischen Truppen sich bei der Verteidigung der Achsenpositionen in Tunesien besonders hervorgetan haben. Die heutigen Römer Blätter zitieren einen Kommentar des Londoner Rundfunks, in dem besagt wird, daß es sich bei den. zurzeit in Tunesien kämpfenden italienischen Truppen „nicht um solche handelt, die nur vom hnperó réden, sondern um solche, die auch für ein solches kämpfen“. Georg Popoff Das OKW berichtet: Sowjetischer Rngriff gegen die Ostfront des Kuban-Brückenkopfes blutig abgewiesen Neue grolle U-Doot-Erfolge Berlin, 30. April Aus dem Führerhauptquartier wird dem DNB gemeldet1 Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Die Sowjets traten gestern erneut mit starken Kräften zum Angriff gegen die Ostfront des Kuban-Brückenkopfes an. Trotz heftiger Artillerievorbereitung, sowie starker Panzer- und Fliegerunterstützung ver-mochte der Feind an keiner Stelle Boden zu gewinnen. In schweren, von der Luftwaffe wirkungsvoll unterstützten Abwehrkämpfen wurden die Sowjets unter Abschuß zahlreicher ' Panzer blutig abgewiesen. In Luftkämpfen schossen deutsche Jäger über dem südlichen Frontabschnitt 67 Sowjetflugzeuge ab. An der tunesischen Westfront wurden I mehrere örtliche feindliche Vorstöße abge- | Preis 16 Fillér wiesen. Die Luftwaffe schoß, im MiUelmeerraum bei fünf eigenen Verlusten 12 feindliche Flugzeuge ab. ln den Morgenstunden des 29. und 30. April versenkten deutsche Küstensicherungsstreitkräfte vor der niederländischen Küste zwei britische Schnellboote, beschädigten ein weiteres schwer und schossen ein viertes in Brand. Unterseeboote versenkten im Nordatlantik und im Mittelmeer aus stark gesicherten Geleitzügen zehn Schiffe mit 53.000 BBT. Weitere fünf Schiffe, darunter ein vom Tgp Manchester Castle mit 20.000 BBT, wurden torpediert. Ein Unterseeboot schoß einen schweren feindlichen Bomber ab. Der sowjetische Großangriff im Kubangebiet % Berlin, 30. April (1NB.) Im 'Gebiet des Kubanbrückenkopfes hat nunmehr der seit Tagen erwartete große sowjetische Angriff gegen die deutschen Verteidigungslinien begonnen, wie am Freitag mittag in Berlin von zuständiger Seite mitgeteilt wird. Die Sowjets hatten in diesem Gebiet seit längerer Zeit umfangreiche Vorbereitungen getroffen, bei denen ihnen vor allem die relativ guten Verkehrswege im westlichen Kauikasusgebiet zustatten kamen. Zu dem wohl seit Mittwoch in Gang befindlichen großen Angriff gegen die deutschen Stellungen setzten die Sowjets am Mittwoch zehn Schützendivisionen ' ein, die auch von mehreren großen Panzerverbänden unterstützt wurden. Auch starke Luttstreitkräjte hatten die Sowjets in diesem Gebiet • zusammengezogen, die allerdings während dér Kämpfe der letzten Woche bereits beträchtliche Verluste erlitten hatten. Trotz zahlenmäßiger Überlegenheit des Gegners und dem Massenansturm der sowjetischen Divisionen konnten sämtliche deutschen Verteidigungsstellungen im Kubangebiet und im Raum, von Noworossijsk gehalten werden. An keiner Stelle, so wird in Berlin von amtlicher Seite hervorgehoben, vermochten die sowjetischen Angriff sverbände auch nur Boden zu gewinnen. Im Feuer der deutschen Abwehr und in harten und schweren Kämpfen blieben die sowjetischen Angriffe überall erfolglos. Da der Angriff bereits seit Tagen von der deutschen^ Führung in seiner Vorbereitung erkannt und erwartet war, konnten auch starke I sowjetische Kräfte durch Artilleriefeuer und I Luftangriffe in der Bereitstellung bereits