Pester Lloyd - esti kiadás, 1943. június (90. évfolyam, 123-144. szám)

1943-06-01 / 123. szám

­Preis 12 Fillér­­910. Jahrgang Budapest, Dienstag S­t. Juni 1943 Mr. 123 Heute Beginn der Verdunkelung um 22 UhrPESTER LLOYD ABENDBLATT AUSLANDSCHAU —-------------- 1. JUNI ------------------­Totale Wiitschafismobiíisierung In den USA Auf Anordnung des Präsidenten Roosevelt wurde vor kürzem ein Amt für Kriegsmobilisierung in den Ver­einigten Staaten geschaffen. Die Auf­gabe des neuen Amtes ist die Über­wachung des Kriegseinsatzes an der Heimatfront. Mit der Leitung wurde James Byrnes beauftragt, der bisher Leiter des .Amtes für Wirtschaftsmobili­sierung war. Mit der Errichtung dieses Amtes ist die Absicht verbunden, die Hilfsquellen Amerikas noch vollkom­mener als bisher auszunützen, also die totale Mobilisierung der Wirtschaft durchzuführen. Das Amt hat somit für die Umstellung der Wirtschaft auf die Bedürfnisse des Krieges zu sorgen und ist hiefür den verfassungsmäßigen Or­ganen verantwortlich. Im Rahmen der neuen Organisation wird ein sogenann­ter Kriegsmobilisierungs-Ausschuß ge­bildet, dem die Staatssekretäre für Krieg und Marine, wie auch Donald Nelson, der bisherige Leiter der Kriegs­produktionsamtes, angehören werden. Die Schaffung eines Kriegsmobilisie­rungsamtes wird von der USA-Presse als das wichtigste Ereignis an der Heimatfront bezeichnet. Nein York Times vertreten zwar die Auffassung, die neue Organisation müsse ihre Wirk­samkeit erst noch erweisen, führen dann aber aus, sie stelle die Grundlage für ein wahres Kriegskabinett dar. Die­jenigen, die seit Jahren eine wirkliche Zusammenfassung der Autorität unter der Leitung des Präsidenten an der Heimatfront befürworteten, begrüßen diesen neuen Erlaß. Politisch handelt cs sich somit um eine Art Kriegskabi­nett, das die höchste Entscheidung zu­mindest in Fragen der Heimatfront, also des wirtschaftlichen Kriegseinsatzes und der Bereitstellung von Mann­schaften für den Kriegsdienst zu treffen haben wird. Die Bestrebungen des Weißen Hau­ses, die Hilfsquellen, die der USA­­Kriegsfiihrung zur Verfügung stehen, noch stärker heranzuziehen und durch eine zweckmäßigere Organisation ihre Wirksamkeit zu steigern, steht in einem gewissen Widerspruch zu Be­richten, bzw. Meinungen, denen zu­folge die Vereinigten Staaten bereits den Höhepunkt der Kriegsproduktion erreicht hätten. Hat man nämlich den Höhepunkt einmal erreicht, so er­scheint es unlogisch, die Anstrengun­gen noch weiter zu steigern, um den Höhepunkt womöglich noch hinaufzu­setzen. Es dürfte sich jedoch dabei nur um einen scheinbaren Widerspruch handeln. Erstens steht der Bedarf des Heeres nicht ein für allemal fest, hiezu kommt — und dies scheint im gegen­wärtigen Fall vorzuliegen —, daß die Regierung sich gezwungen sieht, auch ein erhöhtes Augenmerk auf die Be­dürfnisse der Zivilbevölkerung zu rich­ten. In der letzten Zeit ist nämlich ein empfindlicher Mangel im zivilen Sek­tor der vorhandenen Güter eingetreten. Dies führte zu einer Anziehung der Preise und in seinen weiteren Folgen zu Lohnforderungen, Arbeiterunruhen und letzten Endes zur Herabminde­rung des wirtschaftlichen Kriegseinsat­zes. Der Zweck des Kriegsmobilisie­rungsamtes kann also darin liegen, durch Verbesserung der Organisation, unter Beibehaltung der bisherigen Kriegsproduktion, auch für die Befrie­digung des zivilen Bedarfes in erhöh­tem Maße Sorge zu tragen. Die Schaffung des neuen Amtes ist nicht ganz ohne innerpplitische Re-aktion geblieben. Die Unterstellung Donald Nelsons unter die Autorität des Kriegsmobilisationsausschusses hat in jenen Kreisen eine gewisse Befriedi­gung ausgelöst, die bisher mit der Leitung des Kriegsproduktionsamtes unzufrieden waren. Die Vollmachten, fKe Nelson bisher als Leiter des Kriegsproduktionsamtes besaß, waren diesen Kreisen ein Dorn im Auge. An­dere Kreise sind erfreut darüber, daß James Byrnes aus dem Amte für wirt­schaftliche Stabilisierung ausgeschie­den ist und hoffen, daß sein Nach­folger, Vinson, andere wirtschaftspoliti­sche Grundsätze verfolgen werde, als er. Die Hoffnungen, die man an die Tätigkeit Vinsons knüpft, liegen auf steuerpoliliscliem Gebiete. Das schwie­rigste Wirtschaftsproblem, vor dem sich die Administration befindet, und das gewissermaßen eine Schlüssel­stellung innerhalb des wirtschaftlichen Kriegseinsatzes einnimmt, ist jener Kaufkraftüberschuß, für den es, we­nigstens zu normalen Preisen, kein Äquivalent auf dem Markt für Ver­brauchsgüter gibt. Das ist die gewisse inflationistische Lücke, die auf irgend­eine Weise zugestopft werden muß und deren Vorhandensein letzten Endes auch für die Arbeiterunruhen verantwortlich ist. Man erwartet nun von Vinson, daß er einen Weg finden würde, um einen Teil dieser Milliar­den, die jetzt die Preise in die Höhe treiben, in den Kassen des Schatz­amtes zu sammeln. Sollte ihm dies ge­lingen. so würde, nach Auffassung die­ser Kreise, sein Beitrag zu den Kriegs­anstrengungen und zur Stabilität nach dem Kriege von unschätzbarem,Werte sein. Ugewlesene sowjetische Laadangs­versuche an der Küste des Isowsclien Meeres Berlin, 1. Juni (1NB) Vom Mios bis hinauf nach Lenin grad brachte der Sonntag an dér Ostfront nur vereinzelte kleinere Zusammenstöße zwischen deutschen und sowjetrussischen Stoßtrupps, in denen, nach den vorliegen­den deutschen Fronimeldungen, die deu! sehen Truppen dem Gegner verhältnismä­ßig empfindliche Verluste beibringen konn­ten. So mußten die Sowjets am Mios zahl­reiche Gefangene in deutscher Hand las­sen. Bei Lissitschansk scheiterten einige sowjetrussische Vorstöße im déutschén Ab­wehrfeuer. Nordwestlich Bjclgorod wurde eine zu gewaltsamer Erkundung angesetzte sowjetrussische Kompanie von deutschen Spähtrupps im Niemandsland zersprengt. Südwestlich Orel, sowie nordwestlich und nördlich Welikije Luki führten deutsche Sioßtruppuntemehmen zum Einbruch in die feindlichen Gräben. Dabei wurden Bunker und Kampfsfände der Sowjetrus­sen gesprengt und Gefangene und Beute eingebracht. Berlin, 1. Juni (1NB) Die Verluste der Sowjetrussen in der fünftägigen, für sie ergebnislosen Schlacht am Ostabschnitt des Kuban- Brückenkopfes werden von zuständiger deutscher Seite auf bisher 65 Panzer, 173 Flugzeuge und mehrere Schützendivisio-nén, die zerschlagen wurden, beziffert. Der Einsatz der deutschen Luftwaffe hatte im Laufe des Sonntags seinen Schwerpunkt im kaukasischen Raum. Nach Mitteilung von unterrichteter Seite wurde besonders das frontnahe Nachschubzen­trum der Sowjetrussen von Krimskaja den ganzen .Tag über von Nahkampfverbänden der Luftwäffe angegriffen. Tausende von Spreng- und Brandbomben wurden auf die Stadt abgeworfen und verursachten dort schwere Zerstörungen. Gleichzeitig beleg­ten zusammen mit Kampfflugzeugen, Fern­bomber und Stukaverbände Bahnlinien und Bahnknotenpunkte mit zahlreichen schwerkalibrigen Bomben. So wurden Voll­treffer auf die Anlagen des Bahnhofs Kup­­jansk beobachtet. Im Gebiet des Südabschnitts der Ost­front wurden, nach vorliegenden Angaben, etwa 20 Lokomotiven und über 200 Eisen­bahnwagen durch die deutschen Bomben­angriffe vernichtet. Spezklformationen der deutschen Luftwaffe vereitelten erneute sowjetrussische Versuche, vom Azowschen Meer her mit Landungsbooten durch das Lagunengebiet an der Kubanmündung in den Rücken der deutschen Abwehrfront zu gelangen. 15 vollbesetzte Landungsboote und zwei motorisierte Frachter wurden dabei durch Bomben und Bordwaffen ver­senkt. Oie fünftägige Schlackt am Kaban-Brückenkspf Die deutsche ßhwehrfrout unerschüttert Berlin, Sl. Mai Die fünftägige Schlacht am Ostabschnitl des Kuban-Brückenkopfes hat die Bolsche­wisten, wie DNB erfährt, bisher 65 Panzer, 173 Flugzeuge und mehrere zerschlagene Schützendivisionen gekostet. Dennoch ha­ben diese schweren Verluste dem Feinde nichts genützt und ihn seinem Ziel, die deutsche Abwehrfront am Kuban zu durch­brochen, in keiner Weise näher gebracht. Siidich Noworosstjsk setzte die deutsche Artillerie die planmäßige Beschießung bol­schewistischer Feldbefestigungen und Ar­tilleriestellungen fort. Das bemerkenswerteste Unternehmen der deutschen Truppen war ein in den frühen Neuregelung in Syrien? Während der lastenden Stille, die nach den letzten bedeutenden Ereig­nissen über den Schauplätzen des gro­ßen Krieges ruht, wendet sich das Interesse aller, die sich mit den mut­maßlich kommenden Ereignissen be­schäftigen, immer mehr dem Nahen Orient zu, jenem in den Landmassen der Weltkugel so zentral gelegenen Raunt, der, ohne eigentlich Kriegs­schauplatz sein zu müssen, schon durch seine Lage und als Kreuzungs­punkt verschiedenster Interessen, oft als eine Art Katalysator politischer Synthesen gewirkt hat. Diese schwer zu definierende politische Rolle hat dazu geführt, daß Großmächte, an deren Machtsphären dieser Raum grenzt, ihn kurzerhand besetzten, um die Vorteile der Beherrschung dieses Raumes von vornherein auf ihr Konto buchen zu können. Wenn sich jetzt England, die Sowjetunion, die Ver­einigten Staaten in diesem Raum fest­gesetzt haben und durch den gaullisti­schen Verwaltungsapparat in Syrien auch die alten Rechte Frankreichs be­rücksichtigen, so ergibt sich daraus eine Vielfältigkeit der Interessen, die einen Ausgleich als notwendig erschei­nen läßt. Seit der französischen Besitzergrei­fung Syriens am 31. August 1920 durch den General Gourand, durch die dieses Land aus dem Verband des osmanischen Reiches genommen wurde, entstanden in diesem ohnehin durch seine gemischte Bevölkerungszusam­mensetzung und seine uneinheitliche geographische Gliederung stets un­ruhigen Lande eine große Fülle poli-tischer und wirtschaftlicher Probleme, die von dem französischen „régime aciuel“, das seinen provisorischen Charakter nie verlor, nicht überbrückt werden konnten. Zur Lösung der sich immer mehr stei­gernden Schwierigkeiten ergab sich für Frankreich die Notwendigkeit, ein be­friedigendes Gleichgewicht zwischen dem syrischen Unabhängigkeitsdrang und der französischen Kontrolle zu schaffen. Im Jahre 1932 hatte sich der Scheich Taggedine die diktatorische Gewalt in Syrien angeeignet. Das war die Voraussetzung für das Abkommen vom Sommer 1936, nachdem den syri­schen Unabhängigkeitsforderungen nach Ablauf einer dreijährigen Frist Genüge getan werden sollte. Es wäre vielleicht für die französische Politik in Syrien besser gewesen, wenn das Land nicht in kleine Staaten aufgeteilt worden wäre, die man gegeneinander ausspielte, sondern wenn ein geeintes Syrien ge­schaffen worden wäre. Freilich spielte auch die Abtretung von Alexandrette an die Türkei mit, die durch den Beschluß einer gemischten Kommission der Genfer Liga am 23. Juni 1939 erfolgte. Nach der Besetzung Syriens durch die Engländer wurde im Verlaufe des Krieges das Unabhängigkeitsproblem aktuell, da die dreijährige Frist längst abgelaufen war und sich besonders für die fi'anzösische Verwaltung dadurch ernste Schwierigkeiten ergaben. Man war zu Konzessionen bereit und bei den vor kurzem angesetzten syrischen Wahlen ergaben sich interessante Aus­einandersetzungen innerhalb der arabi­schen politischen Kreise. Der Emir Abdullah von Transjordanien hatte die Morgenstunden nach heftiger Artillerie­vorbereitung mit dem Ziele einer größeren Frontbegradigung begonnener Angriff süd­östlich Welish. Trotz heftigen Widerstandes warfen die deutschen Grenadiere den Geg­ner aus seinen Stellungen heraus und er­reichten die befohlenen Linien. Ungeachtet empfindlicher Verluste führten die Bolsche­wisten mit schnell herangeführten Reserven vier Gegenangriffe in Bataillonsstärke gegen die neugewonnenen Stellungen, die jedoch scheiterten. Am Miús hatte der Feind besonders emp­findliche Verluste und mußte zahlreiche Gefangene in deutscher Hand lassen. An der Leningradfront bombardierten deutsche Kampf- und Sturzkampfflugzeuge wirksam Hafenanlagén und Anlegestellen an der Süd käste des Ladogasees. Durch Volltreffer brachten sie mehrere Flakge­schütze zürn Schweigen, setzten Treib­stofflager und Laderampen in Brand und beschädigten mehrere Transportschiffe. Wie an allen Fronten so belebte sich auch im hohen Norden 'das Artilleriefeuer. Im Kandalakscha-Abschnitt zerschossen Batterien mehrere Bunker und hinderten den Feind am Ausbau seiner Steilungen. Nordwestlich Murmansk nahmen sie den feindlichen Bootsverkehr in der Motowiski- Bueht wirksam unter Feuer. In der Nacht zum 31. Mai griffen deutsche Kampfflugzeuge wieder zahlrei­che Nachschubstrecken mit nachhaltiger Wirkung an. Besonders schwer wurden die Linie Krapotkin-Tarazowka, die Bahnan­lagen südlich von Knstornoje, die Strecke Kursk—Kastornoje—-Umluwaja und 'der Bahnhof Tichwin, südlich des Ladogasees getroffen. In allen Zielen entstanden Brände und schwere Zerstörungen an Betriebsan­lagen und abgestellten Zügen. (MTI) Meldung aus Gibraltar Algec.iras, 1. Juni (INB) Drei Flugzeugträger, drei Schlacht­schiffe und einige Zerstörer der britischen Flotte haben am Montag morgen den Hafen Gibraltar verlassen. Es heißt, daß ein Teil dieser Einheiten nach dem Mittel­sneer, der andere nach dem Atlantik ausge­laufen sei. Im Laufe des Montag vormittag gingen erneut ein Kreuzer und vier briti­sche Zerstörer vor Anker.

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