Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1943. augusztus (90. évfolyam, 172-196. szám)

1943-08-01 / 172. szám

______ Budapest, Sonntag» 1. August 1043 Nr. 172 HHRfli MHH hu AHHfll UNGARISCHE PpQTTP T T ft VH Gra"”'^“y um 22 Uhr OEO- “TT"* MORGENBLATT v B ' ‘ , . ' r - v • ^ 73^ 7 ■ '-gk Die politischen Veränderungen in Italien Die Umstellung im Pressewesen Telephonische Meldung unseres Berichterstatter» Rom, 31. Juli Nach Verlauf einer [Woche seit dem Sturz des Mussolini-Regimes läßt sich fest­­slellen, daß Italien in der Regierung des Marschalls Badoglio in der Tat keine Mili­tärdiktatur, sondern eine wirklich freiheit­liche und liberale: Regierung besitzt. Da sie mitten im Krieg entstanden ist, hält sie die Ruhe und Ordnung natürlich mit militärischen Mitteln aufrecht. Sonst aber ist site keineswegs engherzig, noch reaktio­när. Sie identifiziert sich vielmehr voll und ganz mit den durch die ganze Nation gehenden freiheitlichen Zug. Ja in der Liquidierung des Erbes des faschistischen Regimes und in der Wiederherstellung der Freiheiten und der konstitutionellen Ein­richtungen geht sie allen voran. Jeder Tag bringt neue Verfügungen, die in die gleiche Richtung weisen. So hat die Regierung nun die Freilassung der Mehrzahl der vom faschistischen Regime wegen politischer Vergehen zu Freiheitsstrafen verurteilten Personen verfügt. Eine ganze Reihe von ihnen sind bereits zu ihren Familien zu­­rüokgekehrt und. werden, wie z. B. der be­kannte Wissenschaftler Guido Ruggerio, von der Preise enthusiastisch gefeiert. Den Zeitgeist verraten auch die in den verschiedenen Ministerien vollzogenen Neu­­erneonungten, So ist beispielsweise zum Privatsekretär des neuen Erziehungsmi­nister der junge Rodolfo Amendola er­nannt worden, ein Verwandter des seiner­zeit gemeinsam mit Matteotti ermordeten Herausgebers der sozialistischen Zeitung 11 Mondon. All diese Maßnahmen haben auf die italienische Öffentlichkeit zweifel­los einen guten Eindruck gemacht und die Überzeugung bestärkt, daß Marschall Ba­doglio tatsächlich in vollem Einklang mit dem unmißverständlich zur Geltung kom­menden Volkswillen zu regieren gesonnen ist. bezeichnend hierfür ist ferner all das, was zurzeit in Italien auf dem Gebiet des Pressewesens vor sich geht. Sämtliche Zeitungen Italiens sind sofort wieder von ihren ehemaligen Besitzern und Chef­redakteuren, die seinerzeit vom faschisti­schen Regime abgesetzt worden waren, übernommen worden. Die Leitung des Giornale d’ltalia hat Bergamini übernom­men, der das Blatt im Jahre 1901 zur Zeit Sonninos gegründet hatte. Für den Messag­­gero zeichnet nun der ehemalige Besitzer Perrone. Das Redaktionsbüro des Popolo di Roma hat zu seinen«* Chefredakteur den bekannten liberalen Schriftsteller Corrado Alvaro gewählt usw. Die gleichen Verän­derungen wie in Rom haben sich natürlich auch im Pressewesen ganz Italiens voll­zogen. Überall sind, soweit sie noch am Leben waren, die ehemaligen Herausgeber und Redakteure wieder auf ihren Posten erschienen. Desgleichen sind eine Reihe von Zeitungen die unter dem faschistischen Regime ganz eingegangen waren, wie *. B. der Caffaro in Genua unter ihren früheren Redakteuren wieder auferstanden. Eine Vorzensur besteht nur in sehr gemilderter Form und die Freiheit des geschriebenen Wortes scheint mit Ausnahme von Erör­terungen militärischer Fragen eine voll­kommene zu sein. Georg Popoff II Piccolo: Völlige Rückkehr zur Verfassung erst nach Kriegsende Rom, 31. Juli (Stefani) II Piccolo schreibt unter dem Titel „Das Gebot der Stunde“: „Die Rückkehr zu sämtlichen Freiheits­rechten wird von allen Seiten ungeduldig erwartet. Dieser allgemeinen Erwartung kommt die ßado^/io-Regierung nach, als sie Tag für Tag von politischer Weisheit und vom Scharfblick durchdrungene Maß­nahmen trifft. In einigen Tagen stürzten die hauptsächlichsten Aufbauwerke des al­ten Regimes zusammen. Es ist also über­flüssig, sich vor einer Tür zu drängen, die am Ende des kriegerischen Konflikts ohne­hin weit aufgetan wird. Dann wird der Tag der vollkommenen Freiheit anbrechen. die Wahlen, die Organisierung der Par­teien, die Pressefreiheit und die völlige Rückkehr zur Verfassung. Heute erlebt jedoch die Nation die Stun­den der Heimsuchung und daß sie aus ihnen siegreioh hervorgehen, ist die uner­läßliche Voraussetzung für die so sehr her­beigewünschte Freiheit. Die Ruhe und die Disziplin, die das italienische Volk an den Tag legt, machen einen ermunternden Ein­druck. In jeder Stadt, in jedem Dorf, draußen auf den Feldern und drinnen in den Fabriken nahmen die italienischen Männer und Frauen die Arbeit in der ge­genwärtigen neuen Atmosphäre wieder auf. Die Armee erfüllt glänzend ihre Aufgabe an der Front und im Landesinneren. Der König, die Regierung, die Armee und das Volk halten angesichts dieser der Lösung harrenden riesigen Aufgabe eng zusammen. Diese Aufgabe ist der Krieg und dieser drängt heute alle anderen Erwägungen in den Hintergrund. Wenn Italien diese große Heimsuchung einmal überwunden haben wird — dessen wir sicher sind — dann wird es eine Epoche in seiner Geschichte eröffnen, die auf allen Gebieten den Fortschritt mit sich bringen wird .Heute lautet die Parole: Einheit Ein­heit im Gedanken, Glaube an das Königtum, volle Hingabe an das Vaterland. Für ein derart einheitliches Volk, wie heute das italienische ist, für ein Volk, das weiß, daß es der Freiheit entgegenschreitet, gibt es keine Hindernisse und keine Heimsuchun­gen, die es nicht zu überwinden im Stande wäre.“ (MTI) Anpassung der syndikalistischen Organisationen an die neuen Verhältnisse Rom, 31. Juli (Stefani) Das Korporationsministerium studiert gegenwärtig die Maßnahmen, die für die Anpassung der syndikalistischen Organisationen an die neuen Verhältnissen des nationalen Lebens erforderlich sind. Sämtliche Präfekten des Königreichs wur­den bereits angewiesen, die dringendsten Maßnahmen zur Durchführung der vom Korporationsministerium erhaltenen Maß­nahme zu treffen, dem die syndikalistischen Organisationen untergeordnet sind. (MTI) Rücktritt des Grafen Ciano vom Botschafterposten beim Vatikan Rom, 31. Juli (Stefani) Der Bot«hafter beim Vatikan, Graf Galeazzo Ciano reichte seine Demis­sion ein. Der König nahm die Demission an. (MTI) Admiral Ferreri — Generalsekretär des Marineministeriums Rom, 31. Juli (Stefani) Admiral Emilio Ferreri wurde zum Generalsekretär im Kriegsmarinemini­sterium ernannt. Ferreri war im gegenwär­tigen Krieg 15 Monate hindurch General­stabschef der vereinten Kriegsmarinekräfte und war zuletzt dem Hauptquartier zuge­teilt. (MTI) Zweieinhalb Millionen Evakuierte aus Norditalien Chiasso, 31. Juli (INB) Nach Berichten aus der Lombar­dei kommender Reisender beläuft sich die Zahl der Evakuierten in Norditalien auf 2.5 Millionen. Eine halbe pillion Menschen habe Mailand verlassen, um auf dem Lande ruhig und ungestört von Bombar­dements und Alarm zu schlafen. Die Wilhelmstrasse über die Haltung Italiens und der neutralen Welt Berlin, 31. Juli (TP) In der Wilhelmstraße gab man Samstag mittags eine Analyse der italieni­schen Haltung, wie sie sich in den italieni­schen und der ausländischen Presse dar­stellt. Die englische und amerikanische Presse spiegele, so erklärte man, nach ihren anfänglichen weitgehenden Kombi­nationen heute wieder eine einheitliche Tendenz wieder. Während sich die Zeitun­gen in den ersten Tagen nach dem Regie­rungswechsel in Italien in allerlei Unter­suchungen und Vorschlägen ergingen, wie Italien vargehen könnte, wird heute nur mehr eine Tendenz vertreten, die in klas­sischer Klarheit im Daily Express formuliert war. Dort hieß es: „Wir wollen Italien zum Stützpunkt gegen unseren Feind machen und dieser unser Entschluß steht absolut fest. Entweder sichern wir uns Italien zwangsweise als Stützpunkt, was dem ita­lienischen Volk große Opfer auferlegen würde, oder wir bekommen es auf dem Verhandlungswege, was vorzuziehen wäre. Immerhin bleibt folgendes: Wir wollen Italien zum Stützpunkt haben“. Dies scheine, so erklärt man in der Wilhelm­straße, die Propagandarichtlinie zu sein, die in London und Washington ausgegeben wurde. In der neutralen Presse sei allgemein eine verhältnismäßige Zurückhaltung zu beobachten. Die Zeitungen in der Schweiz, Schweden, Spanien, Portugal und der Tür­kei verhielten sich im wesentlichen abwar­tend. Im übrigen aber merke man den neutralen Zeitungen an, daß sie den Ereig­nissen nicht vorgreifen wollten. In den meisten dieser Blätter wird auch auf die Ruhe und sichere Reaktion hingewiesen, die in Berlin seit dem Regierungswechsel in Italien zu jeder Stunde geherrscht hat. An dieser Reaktion, so fährt man in der Wilhelmstraße fort, habe sich im übrigen nichts geändert. Es bleibe die deutsche Auffassung bestehen, daß jede patriotisch­italienische Regierung sich bewußt sein muß, daß das Leben, die europäische und Großmachtstellung Italiens nur durch die Fortsetzung dieses Krieges gewahrt werden können, den Deutschland wie Italien bis zum Siege weiterführen müssen. Dieser Gesichtspunkt komme auch immer stärker in der italienischen Presse zum Ausdruck, die zwar in der Bewertung der innerpoli­tischen Vorgänge unterschiedlich, jedoch durchaus einheitlich in der Frage der Wei­­terführunq des Krieges sei. Die feindlichen Agenturen seien damit beschäftigt, den Nervenkrieg gegen Italien und auch gegen die Neutralen fortzusetzen. Hiezu gehöre ein Artikel der Times, die versucht habe, der Türkei Vorschläge zu machen, die den Kriegseintritt dieses Lan­des betreffep. Hierauf habe die offiziöse türkische Zeitung Ulus diese Vorschläge mit dem Hinweis zurückgewiesen, daß die Türkei keinerlei Anlaß habe, sich dem wechselnden Kriegsglück anzuvertrauen. Das Glück im Kriege wechsle schnell, aber die Opfer, die ein Volk zu bringen hat, das in den Krieg eintritt, dauerten weiter. Berliner politische Kreise zur Warnung der Alliierten an die Neutralen Berlin, 31. Juli (Interinf) Von angelsächsischer und jetzt auch von sowjetischer Seite ist den neutralen Staaten .eine Art Warnung zuge­gangen, etwaige Flüchtlinge aus den Achsenländern bei sich aufzunehmen. Diese Haltung wird in Berliner politischen Kreisen deshalb beachtet, weil darin ein eklatanter Eingriff in eine staatsrechtlich verankerte Tradition und damit in die Souveränität der neutralen Staaten er­blickt werden muß. Es wird hinzugefügt, daß ein solcher Schritt der Angelsachsen und Sowjetrussen hier nicht weiter über­rascht. (MTI) Berlin, 31. Juli (INB) In der Wilhelmstraße lehnte man es Samstag mittag kategorisch ab, mitzu­teilen, wo sich Mussolini zurzeit aufhält. Wie gemeldet worden ist, hat der deutsche Generalfeldmarschall Kesselring Mussolini das Geschenk des Führers zu seinem 60. Geburtstag . überbracht. Die Frage zu beantworten, wo dies geschehen ist, wurde jedoch von der Wilhelmstraße mit der Be­gründung abgelehnt, daß zu dieser Mit­teilung keine Autorisation vorliege. Der italienische Heeresbericht Der Feind auf Sizilien in erbitterten Kämpfen aufgehalten Erfolgreiche Kämpfe mit den angio-amerikanischen Fliegerformationen Rom, 31. Juli (Stefani) Der 1162. Bericht des italieni­schen Hauptquartiers: Auf Sizilien setzte der Feind unter Ein­satz frischer Truppen und bei starker Luft­unterstützung seine Angriffe gegen unsere Stellungen fort. Die italienischen und deut­schen Truppen hielten den Feind in er­bitterten Kämpfen auf. In den heftigen Kämpfen der vergange­nen Tage zeichnete sich durch tapferes und zähes Standhalten besonders die unter dem Befehl des Obersten Goffredo Ricci stehende Panzergruppe aus. Die Jäger und Flakbatterien der Achse brachten 16 anglo-amerikanische Flug­zeuge zum Absturz. Davon wurden 10 auf der Insel Sardinien, zwei auf Sizilien, zwei im Ägäi'schen Meer und zwei in Griechen­land vernichtet. Unsere Jäger stellten Freitag eine feind­liche Fliegerformation; im Kampfe wurden vier viermotorige und zwei zweimotorige Maschinen ohne eigene Verluste abge­schossen. Gezeichnet: General Ambrosio. (MTI) Preis 40 Fillér

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