Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1943. szeptember (90. évfolyam, 197-221. szám)

1943-09-01 / 197. szám

MITTWOCH, 1. SEPTEMBER 1MJ wGmmmmmaaauBBBBsmmmwmamnmmaa PESTER LLOYD MORGENBLATT Mannhafte Worte Budapest, 31. August ' Anläßlich seines Aufenthaltes in dem vor zwei Jahren an Ungarn zurückge­gliederten Südgebiet hat Innenminister Franz Keresztes-Fischer im Munizipal­ausschuß von Szabadka Worte ge­sprochen, die über den lokalen Rahmen, in dem sie erklangen, weit hinaus­gehend, danach angetan sind, die Auf­merksamkeit aller Ungarn in erhöhtem Maße zu erregen, aber auch darüber hinaus den Standpunkt Ungarns zur Frage des Zusammenlebens der inner­halb seiner Grenzen lebenden verschie­densprachigen Nationalitäten wie zum Problem der im ganzen Donaubecken beisammenlebenden und letzten Endes aufeinander angewiesenen Völker vor aller Welt klarzumachen. Denn die ethnographischen Verhält­nisse der Bácska mit jenen des ganzen Donaubeckens vergleichend, stellte der Minister fest, daß hier wie dort die Wohngebiete vieler kleiner, aber selbst­bewußter Völker ineinander Über­griffen, die aufeinander angewiesen seien, ja ohne einander nicht leben könnten. Liier wie dort seien aber nicht nur die Wohngebiete, sondern auch die Interessen dieser Nationen so eng mit­einander verflochten, daß sie mit keinem Mittel voneinander losgerissen, voneinander losgetrennt werden könn­ten. Denn selbst wenn irgendwelche Aussiedlungspläne zur Verwirklichung gelangen sollten, so würde dies doch am Wesen der Sache insofern nichts zu ändern vermögen, als diese Völker auch dann an ihren neuen Grenzen in unmittelbarer Berührung miteinander ständen und nach wie vor aufeinander angewiesen blieben. Als höchstes Gebot, das sich aus die­ser unabänderlichen Tatsache für die Bácska ergebe, bezeichnete der Mini­ster die Pflicht eines jeden, ein ver­ständnisvolles, friedliches Zusammen­leben mit den Nationalitäten zu er­möglichen, zu fördern und sicherzu­stellen. Denn wie immer sich die Zu­kunft auch gestalten möge, an dieser Frage werden wir nichts ändern und das Gedeihen dieses Gebietes sei nur dann gewährleistet, wenn im Rahmen des ungarischen Staates alle hier woh­nenden Nationalitäten als gleich­berechtigt und gleichrangig anerkannt und auch so behandelt werden, wobei er als natürliche Voraussetzung die Be­dingung stellte, daß sich die Nationali­täten dem Rahmen des Staates, in dem sie leben, anpassen. Daß ein solches friedliches Zusammenleben von Völ­kern verschiedener Zunge aber kein bloßer Wunsch und keine Utopie ist, dafür stellte Franz Keresztes-Fischer als Beispiel jene Zeiten vor dem Welt­kriege hin, da die Ungarn jahrhun­dertelang mit den Nationalitäten in Frieden und Eintracht lebten. Was die heutige Lage anbelange, so wies der Minister eigens darauf hin, daß das Selbstbewußtsein der Völker in der Zwischenzeit weitgehend gestie­gen sei. Dieses Selbstbewußtsein un­terdrücken zu wollen, bezeichnete er ausdrücklich als einen ausgesproche­nen Unsinn. Vielmehr sei gerade aus diesem Grunde das Bedürfnis nach einem friedlichen Zusammenleben jetzt und in der Zukunft nur noch größer geworden. — Vergessen wir nicht — rief der Minister aus —, daß die Gestaltung der Zukunft — und zwar sowohl die des Ungartums als auch jene der Nationa­litäten — wesentlich davon abhängt, ob wir uns hier innerhalb der Kar­pathen verstehen und einander zu achten vermögen. Eine wichtige Aufgabe komme bei der Erfüllung dieser Aufgabe den Beamten zu, die der Minister eigens aufforderte, sich der Atmosphäre und den Kreisen, innerhalb deren sie ihre Tätigkeit ausüben, anzupassen, andern­falls sie ihrer Pflicht schon deshalb nicht gerecht werden könnten, weil sie hiezu auch des guten Willens von sei­ten der ansässigen Bevölkerung be­dürften. Zum Schlüsse seiner bedeutungsvol len Rede richtete sich der Minister mit ebenso scharfen, wie kraftvollen Wer ten gegen jede Art der Kleinmütigkeit, die sich etwa da und dort der unga­rischen Grenzbevölkerung bemächtigen könnte. — Von uns hängt es ab — unterstrich Franz Keresztes-Fischer —. ob wir tapfer auf unserem Posten aus­harren und bis zum letzten .Tropfen Blutes auf dem geheiligten Boden, der uns gebührt, standhalten. Werden diese mannhaften Worte von verantwortlicher Stelle bei uns all­gemein beherzigt und erkennt man in allen Kreisen, an die sie gerichtet wa­ren, die unumstößlichen Wahrheien, die sie enthalten, dann wird eine ge­deihliche Entwicklung und fruchtbare Zusammenarbeit aller Bevölkerungs­schichten des ungarischen Südens ge­sichert sein. Rede Churchills im kanadischen Rundfunk Warum die Suwletuuleu nicht an der Konferenz in Quebec teilnaiint - Oie Neiweiiiiliiieif einer Oreimächfekonferenz - Das Problem der zweiten Front (Eingetroffen um 22) Uhr) Lissabon, 31. August Premierminister Churchill hielt Diens­tag nachmittag vor der Zitadelle io Quebec eine Rundfunkrede. Einleitend sprach Churchill über die Notwendigkeit der Einberufung der Konferenz von Quebec und wies darauf hin, daß sowohl er als auch Präsident Roosevelt d;e Einberufung dieser Konferenz als unbedingt notwendig erachtet hätten. Dann sprach Churchill über Frankreich. Er betonte, daß Großbritannien nie ver­gessen habe, was die Menschheit Frank­reich schulde. Er gab der festen Hoffnung Ausdruck, daß sich Frankreich als ein freier und einheitlicher Staat wieder er­heben werde. Er erwähnte auch seine Verhandlungen mit der kanadischen Regierung und wies dann kurz darauf hin, daß die alliierten Generalstäbe auf der Konferenz von Quebec sämtliche Kriegsfragen eingehend erörtert hätten. Churchill gedachte mit sehr warmen und anerkennenden Worten der Rolle, die die kanadische Armee seit Kriegsbeginn spielt und zählte im Einzelnen alles auf, was Kanada zur erfolgreichen Kriegsführung beigetragen habe: die Ausbildungslager der RAF in Kanada, die kanadische Kriegs­materialproduktion und die sich stetig ent­wickelnde kanadische Schiffsbau tätig keit. Er betonte, daß Kanada all dies nicht etwa lue, als ob es dazu irgendwie vertraglich verpflichtet wäre, sondern ausschließlich aus freien Stücken, da es die Zukunft der Menschheit retten möchte. Churchill sprach in seinem, sowie im Namen des englischen Volkes dem kana­dischen Volk seinen wärmsten Dank aus und gab dann der Hoffnung Ausdruck, daß er in Zukunft Gelegenheit dazu haben werde, auch mit den übrigen Mitgliedern der großen britischen Völkerfamilie in ähn­licher Weise persönlich und an Ort und Stelle in Fühlung zu treten. Weiter sprach er über die Beziehungen zwischen Großbritannien und der Sowjet­union. — Eine andere Großmacht, mit der wir einen Vertrag von zwanzig Jahren abge­schlossen haben, ist die Sowjetunion. Es wäre nicht am Platze gewesen, wenn Ruß­land sich an der Konferenz von Quebec hätte vertreten lassen. Diese Konferenz er­örterte nämlich in erster Linie Fragen des Krieges gegen Japan. Mit Rücksicht darauf, daß die Sowjetregierung noch einen Fünf­­jahresvertrag mit den Japanern hat, wäre es den Sowjets peinlich und unangenehm gewesen, sich an dieser Konferenz zu be­teiligen. Churchill betonte die Notwendigkeit, daß zwischen Großbritannien, den Vereinig­ten Staaten und der Sowjetunion eine Drei­mächtekonferenz zustande komme. — Wenn diese Konferenz bisher nicht zustande gekommen ist, so bedeutet dies nicht, als wären wir nicht zur Abhaltung einer solchen Konferenz bereit, sondern es ist ausschließlich darauf zurückzufüh­ren, daß Marschall Stalin, der persönlich an der Spitze der russischen Heere steht, im Augenblick an der kämpfenden Front unabkömmlich ist. — Marschall Stalin hat seine Zeit gewiß nicht vergeudet, wie dies auch die neue­sten Meldungen von der russischen Front beweisen. Für die Zwischenzeit hat es sich als sehr notwendig und dringend gezeigt, daß die Außenminister bzw. verantwort­lichen Persönlichkeiten der drei Groß­mächte eine Konferenz abhalten und jene andere Konferenz vorbereiten, an der dann die Oberhäupter der drei Staaten teilneh­men und die wichtigen Probleme der Zu­kunft erörtern werden. Es liege keinerlei Grund vor, der die alliierten Mächte veranlassen könnte, der Sowjetunion nicht alles mit dem größten Vertrauen mitzuteilen. Churchill betonte, daß in der Vergangenheit sehr viel von dei Notwendigkeit der zweiten Front gespro­chen worden sei. Mit Rücksicht darauf, daß bis zur Gegenwart das größte Gewicht des Widerstandes auf den Russen gelastet habe, wolle er die Russen keinen Augenblick laug darum tadeln, weil sie die zweite Front urgiert hätten. Er sehe bereits den Tag kommen, an 'dem die alliierten Armeen den Kanal über­queren und sich mit ihrer ganzen Kraft im Nahkampf auf den Feind werfen würden, der in Frankreich eingefallen sei. Gewiß werde man von ihm nicht verlangen, daß er sage, u>o und wann sie zuschlagen wür­den. ■— Die alliierten Militärs werden von keinerlei politischen Erwägungen geleitet. Die britische und die amerikanische Stra­tegie wird von den Chefs der Generalstäbe so geführt, daß die bestmöglichen Ergeb­nisse in der praktischesten Weise sicher­gestellt werden. Vorbedingung der Durch­führung der Aktionen ist, daß gegen den Feind immer das Maximum der zur Ver­fügung stehenden Kräfte und sämtliche uns im gegebenen Augenblick in unserer Hand befindlichen Machtmittel eingesetzt werden. Der Ministerpräsident betonte dann, daß ein derartig großangelegter Angriff einen Komplex von sehr heiklen, vielseitigen und verwickelten Fragen mit sich bringe. Was ihn selbst betreffe, so glaube er ebenso an eine dritte, wie an eine zweite Front. Der anschließende Teil der Rede war ein Rückblick auf die Kämpfe in Afrika. Churchill betonte, daß der Erfolg der Afrika-Kampagne die weiteren Operationen in hohem Maße erleichtert habe. Die Zahl der Kriegsgefangenen schätzt Churchill auf eine halbe Millionen Mann. Deutschland sei gezwungen gewesen, beträchtliche Truppenkontingente aus Frankreich abzuziehen und nach Italien zu schicken, um Italien in einen Kriegsschau­platz zu verwandeln und den Krieg so lange als möglich von Deutschlands Boden fernzuhalten. Die Deutschen seien gezwun­gen gewesen, einen Großteil ihrer Luftwaffe von der Ostfront abzuziehen. Die Alliierten hätten im Atlantischen Ozean ebenso wie im Mittelmeer die strategische Initiative an sich gerissen und der Feind könne nicht wissen, in welcher Stunde und wo sie diese strategische Initiative ausnützen würden. Churchill kam dann auf die Bomben­angriffe gegen Deutschland zu sprechen und erklärte: — Ausmaße und Zielsicherheit der Bombenangriffe sind ständig im. Wachsen und werden weiter wachsen. Churchill berührte kurz die Lage auf dem Balkan und erklärte dabei: _ Ich erwarte zuversichtlich den Tag, an dem Jugoslawien und Griechenland wieder frei und unabhängig ihr eigenes Leben werden leben können. Die Herr­scher von Jugoslawien und Griechenland werden nach dem Kriege wieder den Thron besteigen, wenn es die freie Wahl der beiden Völker so wünschen wird. Im nächsten Teil seiner Rede kam Chur­chill wieder auf die Konferenz von Quebec zurück und wies darauf hin, daß für Großbritannien im Krieg gegen die Japaner der Schwerpunkt der Frage auf der indischen Front und im Indischen Ozean liege. Er betonte die Bedeutung der Ernennung des neuen britischen Befehls­habers für Südostasien. — Vielfach ist die Frage an mich ge­richtet worden, erklärte Churchill weiter, ob ich glaube, daß wir die Deutschen noch in diesem Jahr besiegen werden oder erst Später. Wir können die Wirkung der Schläge nicht genau abwägen, die unsere russischen Verbündeten gegen die Deut­schen führen, ebensowenig die Wirkung der Bombardierung des deutschen Gebietes und die psychologische Wirkung, die von all dem zusammen auf das deutsche Volk ausgeübt wird. Die Massenpsychologie — so führte er aus — sei noch nie ein derart wichtiger Faktor gewesen, wie in diesem modernen Krieg. Churchill betonte, daß man den äußeren Umständen keinen allzu hohen Einfluß ein­räumen dürfe und fuhr dann fort: — Ich empfinde jedes Rätselraten dar­über, ob der Krieg bald beendet werde, als überflüssig und müßig. In seinen Schlußworten sprach er vom unverbrüchlichen Willen der vereinigten Nationen und stellte fest, die ganze Welt werde von der Hoffnung beseelt, daß es gelingen würde, nach dem Krieg einen dauerhaften Frieden zu erringen. (MTD 8 Harry Hopkins über die Kriegsdauer Zürich, 31. August (TP) Einem Kabel des Washingtoner Korrespondenten von Dailg Herald zufolge prophezeit Harry Hopkins, Roosevelts nächster Mitarbeiter, „trotz günstiger Mo­mente“ mindestens zwei weitere opferreiche Kriegsjahre. Deutschland werde hartnäckig kämpfen. Er glaube nicht, daß die Luft­angriffe Deutschland in wenigen Monaten überwältigen würden. Die bevorstehende Papstrede: ein bedeutsamer Friedensappell Die italienische Öffentlichkeit in Erwartung der Rede Telephonische Meldung unseres Berichterstatter* Rom, 31. August In Italien sieht man der für Mittwoch angekündigten und im Rundfunk zu ver­breitenden Ansprache des Papstes mit größter Spannung entgegen, denn sie werde, wie man hier meint, äußerst be­deutsam sein und in mancher Hinsicht von den früheren Botschaften des Heiligen Vaters unterscheiden. In bezug auf die mit der Rede verbundenen Äußerlich­keiten trifft dies ohne Zweifel zu. Zunächst einmal wird die Ansprache des Papstes diesmal nicht nur von der vatikanischen Radiostation, sondern auch von der offiziel­len italienischen Rundfunkstation EIA ver­breitet werden. Dies war bei de« früheren Papstreden nicht der Fall. Zwischen der faschistischen Regierung und der katho­lischen Kirche bestanden allerdings immer die besten Beziehungen. Aber von der vati­kanischen Friedenspolitik hatte sich Jas faschistische Regime stets ostentativ distan­ziert. Eine Übernahme der vatikani­sche« Radiosendungen durch die offizielle italienische Rundfunkgesellschaft wäre da­her früher nicht in Frage gekommen. Und auch die italienischen Blätter pflegten un­ter dem Faschismus die Radioansprachen des Papstes nur in ganz kurzen Inhaltsan­gaben wiederzugeben. In dieser Hinsicht stehen also die Dinge, wie gesagt, heute vollkommen anders. Von der besonderen Wichtigkeit der dies­maligen Radioansprache des Oberhauptes der katholischen Kirche zeugt auch die hier bekannt gewordene weitere Tatsache, daß der Papst auf das Abfassen seiner Botschaft eine ganz besondere Sorgfalt verwendet habe und den Text auch streng geheimhal­ten solle. Ja-, die Geheimhaltung des in ita­lienischer Sprache abgefaßten Originaltex­tes der Ra’diobotschaft gehe so weit, daß selbst die Übersetzer den Text der Botschaft erst nach der Verlesung durch den Papst erhalten werden. Schließlich wird von den den Vatikan nahestehenden Blättern, wie dem Osservatore Romano, dem Avvenire usw. ausdrücklich versichert, daß die Ra­diobotschaft des Pastes am 1. September „von außergewöhnlicher Bedeutung“ sein werde. Bedeutsam gestaltet sie allein schon die Tatsache, daß sie am vierten Jahrestag des Ausbruchs des gegenwätrigen Weltkrie­ges stattfindet. Gleich die erste Ansprache, die Pius XII. gehalten hatte, diejenige vom 3. März 193ff aus Anlaß der Übernahme seines Ponti­fikats, stellte eine feierliche Mahnung zum Frieden dar. Seither sei der Papst nicht müde geworden, die Völker und die Regic­­rungshäupter zur Wiederherstellung des Friedens aufzurufen. Seine Stimme sei in einer vom Krieg heimgesuchten Welt bis­her leider nicht gehört worden. Aber des-

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