Pester Lloyd - esti kiadás, 1943. október (90. évfolyam, 222-246. szám)

1943-10-01 / 222. szám

2 maPESTER LLOYD £» ABENDBLATT ——i FREITAG, 1. OKTOBER 1943 sie inzwischen neu gegliedert, 'durch Men­schen- und Materialersatz aufgefüllt und auch mit einer gewissen Ruhepause be­dacht worden ist, alles Umstände, die sich nunmehr in einer Erhöhung der deutschen Abwehrkraft geltend machen dürften. Deylscher Kriegsberichter: -.Smetefc restlos von 4er Erdoberfläche verschwenden“ Berlin, 1. Oktober (1NB) „Smolensk ist heute höchstens ein geographischer Punkt auf dem sound­sovielten Breiten- und Längengrad“. Diese Feststellung trifft Kriegsberichter Dr. W. Haverbeck, der Augenzeuge der Räumung und Zerstörung von Smolensk war. „Hier verschwand eine Stadt restlos von der Erdoberfläche“, schreibt er. „Auf der Landkarte können wir noch den Namen Smolensk verzeichnet finden, aber das ist auch alles, sehen wird diese Stadt niemand mehr.“ Die Räumung ging vollkommen plan­mäßig vor sich. Zuerst wurden die Laza­rette in rückwärtige Gebiete verlegt; es folg­ten die Nachschublager für Munition und Verpflegung. So wurden 30.000 Tonnen Lebensmittel zürückgeführt. Die Dienst­stellen der militärischen Verwaltung ver­ließen die Stadt. Dann folgte die Zivilbe­völkerung zu festgesetzten Terminen. Gü­terzug um Güterzug verließ in kurzem Ab­stand den Bahnhof. Zuletzt dampfte ein Zug ab, auf dessen Wagen die Signalgeräte des Bahnhofs selbst verladen waren. Die Räumung war in vollem Gange, als der Kriegsberichter nach einer kurzen Abwe­senheit wieder nach Smolensk zurück­kehrte. Man hatte bereits mit den Spren­gungen und mit dem Anzünden der Häu­ser begonnen. Dichte Rauchschwaden zo­gen über die Stadt hinweg. Die Flammen, von einem wütenden Sturm genährt, grif­fen rasch um sich und fanden an den zahlreichen Holzbauten Nahrung. Das Ge­töse von Sprengungen war zu hören. Die Stadt war vom Kampfkommandan­ten in Planquadrate auf geteilt: zuerst wur­den die Baulichkeiten am Stadtrand, dann diejenigen im Stadtzentrum gesprengt. Bis zuletzt blieben die Hauptdurchfahrts­­straßen verschont, damit der Weg der ab­ziehenden deutschen Truppen nicht durch Trümmer vesperrt würde. Ganz zuletzt sollten die Versorgungsbetriebe, Wasser­werke, Elektrizitätswerk und die Bahnhofs­anlagen in die Luft gehen. Das letzte, was ich in Smolensk sah, waren Wehrmachtsstreifen, die die letzten Zivilisten zur Kommandantur dirigierten, von wo bereiigehaltene Wagen sie aus der Stadt herausbrachten.“ Feindüehes Flugzeug über Constanza abgesehossen Bukarest, 1. Oktober (DNB) Amtlich wird mitgeteilt, daß am 30. September, kurz nach 15 Uhr, ein über der Stadt Constanza erschienenes Sow jetflugzeu'g vom Muster D B 3 die Be­völkerung mit Maschinengewehrfeuer zu beschießen versuchte. Die sofortige Re­aktion der rumänisch-deutschen Flak­artillerie brachte das feindliche Flugzeug mit den ersten Salven zum Absturz, be­vor es seinen Angriff zu Ende führen konnte. Menschenopfer gab es keine. RAF erwägt Maßnahmen zur Bekämpfung der deutschen Nachtjäger London, 1. Oktober (INB) Das Hauptquartier der RAF er­wägt, wie Manchester Guardian berichtet, Maßnahmen zur Bekämpfung der soge­nannten „Leuchtstraßen“, die bei Nacht­angriffen britischer Bomber von deutschen Jägern durch Abwurf von Tausenden von Leuchtfackeln angelegt werden und die den britischen Bombern die Arbeit we­sentlich erschweren. Die wichtigste Maßnahme dürfte nach Ansicht dtes Blattes darin bestehen, daß man den britischen Bombern Moscito- Langstrecikenjäger beigibt, die den Kampf mit den deutschen Nachtjägern aufneh­­men können. Auch sei daran gedacht, die Maschinen mát 12.5 mm Maschinenge­wehren auszurüsten, wie sie sich bei den „Fliegenden Festungen“ bewährt hätten. den angelsächsischen Staaten mit ihrer Umkehrung der geopolitischen Rich­tung von der West-Ost- in die Nord- Süd-Richtung, also vom Persischen Golf zum Kaspischen Meer, wird das Problem der Zusammenarbeit zwischen den Alliierten und den Nahoststaaten sehr erschwert. Mußten doch die Transporte . mit Kriegsmaterial der angelsächsischen Staaten für die So­wjetunion durch die einzige bestehende transiranische Bahnverbindung bewäl­tigt werden und alle Interessen der Länder des Mittleren Ostens mußten hinter dieser Forderung der in diesem Raume fast paradox erscheinenden Bündniskonslellation zurücktreten. Es scheint so, daß durch die stillschwei­gende Verlängerung des Paktes von Saadabad am Ende des vergangenen Jahres die Türkei eine stille Doku­­meniierung ihrer natürlichen und tra ditionellen Nahostpolitik zum Aus­druck bringen wollte, um so mehr, als jenseits ihrer Ostgrenze sowjeti­sche, und ihrer Südgrenze nach Syrien hin englische und gaulleistische Trup­pen standen. Im Zeichen dieser neuen Ausrichtung nach den angelsächsischen Staaten spielt sich heute das politische und wirtschaftliche Leben der Nahostiänder ab. Es geht dies aus dem Beschluß des iranischen Handelsministeriums her­vor, eine aus drei Mitgliedern be­stehende Mission nach Ägypten zu ent­senden, um die Anwendung des zwi­schen beiden Ländern bestellenden Handels- und Wirtschaftvertrages zu sichern. Diese Delegation soll zunächst für die drei nächsten Monate in Ägyp­ten verbleiben, um die Schwierigkeiten in den Handelsbeziehungen zu über­brücken. Es werden aus dieser Entsendung die Schwierigkeiten des Handels und der Versorgung der nahöstlichen Handelsbeziehungen deut­lich, die durch den Krieg ent­standen sind. Der bisherige Nah­ostminister Englands, Casey, hatte das Ausbleiben der dringend erwarte­ten Zufuhren damit begründet, daß alle angelsächsischen Fabriken zum größ­ten Teile nur noch Kriegsmaterial her­stellten und daß außerdem infolge des Kriegseinsatzes des erforderlichen Schiffsraumes Mangel an Transport­mitteln bestünde. Er hatte darauf hin­gewiesen, daß, solange der Krieg an­dauere, eine Änderung dieses Zustan­des nicht eintreten werde. Als Folge dieser Eröffnungen sind auch die Be­mühungen um eine arabische Union zu werten, als Bestrebungen um die Schaf­fung eines einheitlichen und sich er­gänzenden Wirtschaftsgebietes, das den angelsächsischen Staaten den größten Teil der Versorgungsverpflichtungen abnehmen sollte. Obwohl sich aus den vorliegenden Nachrichten nicht mit Sicherheit schlie­ßen läßt, wie weit die im Nahen Osten statonierten anglo-amerikanischen Trup­pen unter Umständen von dort abgezo­gen werden müssen, um im Rahmen des Krieges an anderer Stelle verwen­det zu werden, steht doch immerhin fest, daß durch die starke militärische Besetzung des Nahen Ostens augen­blicklich ernste Versorgungsschwierig­­keiten nicht nur im Iran, sondern auch in Syrien, im Irak und in Transjorda­Sofia, 1. Oktober (TP) Duch ein nachträgliches Abkommen zum Vertrag von Crajova zwischen Rumä­nien und Bulgarien wurde beschlossen, den Bulgaren aus dem Banat, die etwa 40.000 Seelen zählen, die Möglichkeit einer frei­willigen Rücksiedlung nach Bulgarien zu bieten. Ebenso können die in Bulgarien le­benden Rumänen in ihre alte Heimat zu­rückkehren. Die erste Gruppe bulgarischer Umsiedler, bestehend aus 55 Handwerkern, wird am 5. d. in Russe einireffen. Die zweite Gruppe von 150 Familien wird für den 15. d. er­wartet. Die meisten der Umsiedler haben nien entstanden sind. * Außerdem ist durch die gemeinsame Besetzung des Iran eine Fülle mehr oder weniger offensichtlicher Reibungsflächen zwi­schen der Sowjetunion und den angel­sächsischen Staaten entstanden, deren Beseitigung mit einen der wichtigsten Punkte der immer wieder angekündig­ten und hinausgeschobenen Dreierkon­ferenz zwischen den Vereinigten Staa­ten, England und der Sowjetunion bil­den wird. Daß Moskau trotz des Bündnisses mit den angelsächsischen Staaten seine Interessen in diesem Raume eifersüch­tig wahrt, bezeugt die vor kurzem er­folgte Entsendung Maiskis nach Tehe­ran, und auch die Reisepläne dieses so­wjetischen Staatsmannes nach Afgha­nistan lassen sich nur dadurch erklä­ren, daß durch die gegen die Achsen­mächte gerichtete Interessengemein­schaft der angelsächsischen Staaten eine der wichtigsten sowjetischen und früher zaristischen Aspirationen eines Zuganges zu den Häfen des Per­sischen Golfes noch nicht erloschen sind. Freilich sind die nord-südlichen Pläne der Sowjetunion, wie die west­­östlichen Bestrebungen Englands im Rahmen des Begriffes der Landbrücke vom Mittelmeer nach Indien den auto­nomen und natürlichen Zielen der nahöstlichen Staaten in gleicher Weise entgegengerichtet und die Vormacht­bestrebungen der Angelsachsen und der Sowjets in diesem Raume stehen ein­ander so schroff gegenüber, daß es sehr schwierig erscheint, sie — etwa auf der kommenden Dreimächtekonferenz — gegeneinander auszugleichen. ■----- J Der interamerikanische StuMenkongreß Madrid, 30. September (DNB) Nachdem bereits die Argentinier und die Uruguayer sich von der interame­rikanischen Studententagunq in Santiago de Chile zurückgezogen hatten, bat nun­mehr auch die peruanische Delegation un­ter Protest die Versammlung verlassen. Der Studentenkongreß endete mit der Annahme einer Reihe rein politischer Ent­schließungen, nämlich erstens Empfehlung an alle amerikanischen Regierungen, so bald wie möglich diplomatische und Han­delsbeziehungen zur Sowjetunion aufzu­nehmen, zweitens Unterstützung der alli­ierten Nationen, drittens Kampf gegen alle Hindernisse, die sich der kontinentalen Einigkeit entgegenstellten. (MTI) VATIK ANSTADT Wiederaufnahme der päpstlichen Audienzen Rom, 30. September (DNB) Der Papst wird — wie die vati­kanischen Behörden beikanntgeben, vom 1. Oktober an seine regelmäßigen Audienzen wieder in gewohnter Weise erteilen. (MTI) — In der Nähe von CURYTIBA im brasi- i Manischen Staate Parana, kam es zu einem ! Zusammenstoß zwischen einem Passagier- und einem Güterzug. Nach bisher eingelaufenen s Meldungen sind dabei siebzehn Personen ums j Leben gekommen und 25 schwer verletzt wor­den. „Gemeinsame Balkaninteressen“ BulearlssStss Blau über die Zusammenarbeit mit der Türkei Sofia, 1. Oktober (TP) Unter der Überschrift „Gemein­same Balkaninteressen“ bringt Mir einen Leitartikel, in dem es unter anderem heißt, daß Bulgarien und die Türkei durch gemeinsame Interessen miteinander ver­bunden seien. Die Türkei habe stets ein großes Interesse für die Lage auf dem Balkan gezeigt. Die Ruhe und Ordnung in diesem Raum sei für die Türkei von großer Bedeutung. Ebenso bedeutungsvoll sei auch, daß der Friedens- und Or<l­­nungsfaktor in diesem Raum Bulgarien gegenüber der türkischen Politik stets Ver­ständnis und gute Absichten gezeigt habe. Im Einklang mit ihren Interessen trage die benachbarte Türkei entscheidend zur Rühe und Ordnung auf dem Balkan bei. Dieses Ziel werde auch vom geeinten Bulgarien erstrebt. Schließlich betont Mir, daß zwi­schen Bulgarien und der Türkei keinerlei ungeklärte Probleme seien. Diese Sachlage sei die sicherste Gewähr für eine gedeih­liche Zukunft und Zusammenarbeit, so daß der einst so unruhige Balkan in eine ruhigere Phase seiner Geschichte eintreten könne. Dekanoscw zum Sowlsigssandten hi Sofia vmrM ? Berlin, 1. Oktober (INB) Zu den Meldungen, daß der frü­here sowjetische Botschafter in Berlin, Dekanosow, zum Gesandten in Sofia er­nannt worden sei, kannte man Donnerstag mittag in Berlin noch keine sowjetische amtliche Bestätigung. Sollte die Meldung zutreffen, so könne man darin eine Bestä­tigung dafür sehen, daß die sowjetische Außenpolitik ihr besonderes Augenmerk auf Bulgarien richtet. Das sei aber auch keine neue Erkenntnis. Seit den sowjeti­schen Bemühungen um einen Schutz- und Garantievertrag mit Bulgarien habe sich schließlich an den sowjetrussischen Aspi­rationen in dieser Richtung nichts geän­dert. Die Ernennung Dekanosows könne so nur als neue Bestätigung dafür ange­sehen werden, daß diese Aspirationen nach wie vor vorhanden sind. Bulgarische Umsiedler aus dem rumänischen Banat ihre zukünftigen Aufenthaltsorte bereits ge­wählt. Das früher von Deutschen besiedelte Dorf Bardarski in Nordbulgarien wird von bulgarischen Bauern aus Rumänien besie­delt werden. Neuer Gsu in Sildwcstbulgarlen Sofia, 30. September (DNB) Der bulgarische Ministerrat hat beschlossen einen neuen Gau zu schaffen mit dem Sitz Górna Dschumaja in Südwest­bulgarien. In diesen Gau iwerden die Be­zirke Górna Dschumaja, Sweti Wratsch und Petritsch eingegliedert, die bisher dem Gau Sofia angehörten, ferner die Bezirke Ber­­dwo, Strumitza und Zarevo Zelo, bisher Gau Skoplje und die Bezirke Newrokop und Waslog vom Gau Plowdiw. (MTI) Sofia, 30. September (DNB) Innenminister Dodscho Christoiv hat für Freitag alle Gau-Regierungspräsi­denten zusammengerufen, um mit ihnen Maßnahmen zur Durchführung der Regie­­rungspotitik zu besprechen. (MTI) Ultimatum an die Aufständischen Sofia, 1. Oktober (TP) Im Zuge der von der Regierung eingeleiteten Befriedungsaktion wird beab­sichtigt, den sich in den Bergen aufhalten­­den kleineren Gruppen von Aufständischen eine Frist von 20 Tagen zu stellen, inner­halb welcher sie in ihre Heimatorte zu­­rückkehren können, ohne daß ihnen ir­gend eine Strafe droht. Nach Ablauf die­ser Frist wird die Regierung energische Maßnahmen in die Wege leiten, um die Ordnung wiederherzustelien. Neuer Kommissar für die Judenfragen in Bulgarien Sofia, 1. Oktober (TP) Der bisherige Kommisisar für die Judenfrage, Alexander Belew, ist zurück­getreten. An seine Stelle wird ein Richter berufen werden, dessen Name noch nicht fcststeht. König Peter (Hier die Probleme der jugoslawischen Emigration Kairo, 1. Oktober (INB) Der junge Exkönig Peter von Jugoslawien empfing Donnerstag in seiner Villa am Stadtrand Kairos die Presse und gab auf Fragen über die Entwicklung der augenblicklichen Krise innerhalb der Ex­regierung offen zu, daß er und seine Mi­nister bisher keinen Ausweg aus den in­nerpolitischen Problemen gefunden haben, an denen eben jetzt die Exilregierung wie so viele Kabinette vor ihr zerbricht. Ex­könig Peter bezeichnete es als seine Poli­tik, alle serbischen Patrioten zu unter­stützen, ohne viel nach ihren innerpoliti­schen Vorstellungen zu fragen, damit Ju­goslawien sobald wie möglich befreit wer­den könne. Dann müsse das gesamte Volk befragt werden, wie die Gegensätze zwi­schen Serben, Kroaten und Slowenen be­reinigt werden sollen. Zu Fragen nach der erwarteten Umbildung seiner Regierung äußerte sich der König nicht und ebenso zurückhaltend war er über sein Verhält­nis zu dem Partisanenführer Tito und Kriegsminiister Mihailowitsch. Jcftitsch zum Gesandten in London ernannt Ankara, 1. Oktober (TP) Der ehemalige serbische Minister­präsident Jeftitsch wurde zum Gesandten der nach Kairo übersiedelten Exilregierung in London ernannt. Deutsch-englische Verhandlungen über den ßusfausch von schwer­verletzten Kriegsgeiangenen Stockholm, 1. Oktober (INB) Zu den in der schwedischen Presse veröffentlichten Meldungen über einen bevorstehenden Austausch von schwerverwundeten deutschen und 'engli­schen Kriegsgefangenen erklärte der Spre­cher des schwedischen Außenministeriums Donnerstag abend, die Regierung bedauere es aufs äußerste, daß durch eine Indiskre­tion die Angelegenheit bereits in die Presse gelangt sei, weil hiedurch der Erfolg der Verhandlungen gefährdet werden könnte. Die Verhandlungen, die unter Vermittlung der Schweiz als Schutzmacht geführt wer­den, seien noch im Gange. Schwedens Rolle sei nur technischer Natur. Der Ver­­ireter des Außenministeriums gab zum Schluß der Hoffnung A.usdruck, daß die Verhandlungen, die von Gefühlen der Menschlichkeit diktiert seien, von Erfolg gekrönt würden.

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