Pester Lloyd - esti kiadás, 1943. november (90. évfolyam, 247-271. szám)
1943-11-02 / 247. szám
4 SalSisclis mű gaikanfragen Stockholm, 1. November (DNB) Stockholms Tidningen gibt in einer Betrachtung über die Moskauer Konferenz der Befürchtung Ausdruck, daß die Alliierten grundsätzlich die sowjetischen Ansprüche auf das Baltikum, Finnland und den Balkanraum anerkannt haben. Das Blatt fragt, wie sich das mit der Atlantik-Erklärung vereinbaren lasse und macht sich darauf gefaßt, noch einiges zu erfahren, was schlecht mit den feiei liehen Versprechungen der Westmächte übereinstimmt. Die Gefühle, mit denen Schweden die besondere Tatsache aufnehmen würde, schreibt Stockholms Tidningen, daß das Daltikum auf dem Altar der Großmächtepolitik geopfert werde, brauche man nicht weiter zu beschreiben. (MTI) Ankara, 1. November (Interinf) Die englische Diplomalie bemüht sich in letzter Zeit türkische politische Kreise für einzelne Probleme des Balkans zu gewinnen. Man operiert dabei mit dem Begriff der angeblich von England immer geförderten türkisch-griechischen Freundschaft, die als geeigneter Ansatzpunkt für weitere Balkanpläne hingestellt wird. In diesem Zusammenhang wird der Rückzug Bulgariens aus Ostthrazien als so gut wie sicher bezeichnet und die Herstellung der ehemaligen türkischgriechischen Grenze längs des Maritza- Flusses zugesichert. Englische Persönlichkeiten versichern eine Vermittlung Englands in der Frage der Neuaufteilung der Ägäischen Inseln, einschließlich des Dodekanes, zwischen der Türkei und Griechenland. Die türkischen Einwendungen bezüglich der sowjetischen Balkanpläne, besonders gegenüber Bulgarien, werden von englischer Seite bagatellisiert. England werde — so wird betont — den Sowjets kein Fußfassen auf dem Balkan gestatten, dagegen wünsche man ein gewisses türkisches Verständnis für die sowjetischen Wünsche nach einer freien Bewegung durch die Meerengen. Das aijglo-amerikanlsche Zugeständnis zu einer sowjetischen Beteiligung an einer Mittelmeerkommission müsse, wie englischerseits betont wird, im Rahmen der allgemeinen Kriegsführung, aber ohne Befürchtung auf territoriale Einbußen der Türkei, begriffen werden. Türkische Fragen nach einer Richtigstellung der in diplomatischen Kreisen umgehenden Gerüchte, wonach England eine Änderung des Meerengenstatuts mit stärkerer Internationalisierung anregen würde, werden von den Briten ausweichend behandelt. Weiter versuchen die Engländer, hier den Eindruck zu erwecken, als wolle man die Sowjets stärker an dem Weg über Iran interessieren, um sie von den Meerengen und Balkanfragen abzudrängen. Solche Anstrengungen der englischen Diplomatie werden hier als reine Ablenkung aufgefaßt. (MTI) Ein Essen Stalins Stockholm, 31. Oktober (DNB) Stalin hat gestern — wie Sender Moskau meldet — im Kreml zu Ehren des USA-Staatssekretärs Hull und des britischen Außenministers Eden ein Essen veranstaltet, an dem außer Eden und Hull u. a. auch der britische Botschafter Herr und der USA-Botschafter Harriman. sowie viele andere Personen aus der Begleitung Hulls und Edens und Mitglieder der britischen und der amerikanischen Botschaften und Militärmissionen teilnahmen. Von sowjetischer Seite waren außer Molotow zahlreiche Kommissare und hohe Militärs zugegen. SEHMIEX Ministerpräsident Neditsch gegen den Kommunismus Belgrad, 31. Oktober (DNB) In einem Aufruf an das serbische Volk, der in der Novo Vreme veröffentlicht wird, weist Ministerpräsident Milan Neditsch auf die Gefahren des Kommunismus hin und umreißt in diesem Zusammenhang Serbiens Haltung. Die Serben, so heißt es in der Stellungnahme Neditsch’, sind Antikommunisten und wünschen Serben zu sein und zu bleiben. Der Bolschewismus habe nichts gemeinsam weder mit dem serbische Geist, noch mit der serbischen Zivisation. Das serbische Volk werde bis zum letzten Mann gegen die Kommunisten kämpfen, für die Familie, für sein Heim und seinen Urväterglauben. (MTI) ) Das Azorenabkommen — von Lissabon aus gesehen Von unserem Berichterstatter Lissabon, im Oktober Der Oktober hat die portugiesische Außenpolitik um ein wichtiges diplomatisches Instrument erweitert, von 'dem man sich in Libanon eine Festigung der internationalen Lage des Landes verspricht. Wir meinen das Azorenabkommen, durch das Portugal den Engländern gewisse Vorrechte auf seiner atlantischen Inselgruppe einräumt, andererseits dadurch seine Position als neutrale Macht anerkannt und befestigt hat. An sich wird die neutrale Haltung eines Landes nicht dadurch berührt, daß es einer der kriegführenden Parteien gewisse Zugeständnisse macht oder eine ideologische Einstellung in markanter Weise zum Ausdruck bringt. So hat ja auch Spanien in Form seiner Blauen Division am Kampf gegen Rußland teil nehmen können, ohne dadurch seinen Status als nichtkriegsführende Macht zu verlieren. Bei Portugal ist der Fall insofern viel weniger schlüssig, als es bei der Einräu mung von Vorrechten an die Angelsachsen keineswegs von weltanschaulichen Sympathien oder Antipathien ausging, sondern vielmehr unter einem starken materiellen Druck stand. Dieser Druck war besonders wirtschaftlicher Natur und wurde von den Engländern durch Verweigerung der Navycerts für die dringend erforderliche Einfuhr ausgeiibt. Aufmerksame Beobachter konnjen im Laufe der letzten Monate eine Zuspitzung der Ernährungslage festslellen die zwar noch keinen katastrophalen Charakter trug, aber immer unerfreulichere Ausmaße annahm. Schuld daran war zu einem Teil das schlechte Ernteergebnis des* laufenden Jahres, dann aber wie gesagt, die bewußte Abdrosselungspolitik der engli sehen Regierung, die Lissabon zu dem nun mehr gezeigten Entgegenkommen hinführen sollte. Premierminister Churchill gab das ja ausdrücklich zu, wenn er darauf hinwies, daß Portugal nach Abschluß des Ver träges die im Interesse seiner Wirtschaft liegende Unterstützung e-halten werde. Die Kommentare der Blätter legten entsprechend der offiziellen Interpretation das , Hauptgewicht auf die Beibehaltung der Neutralität. Die* Regierungszeitung Diario da Manha erinnerte unter der Überschrift „Jetzt und immer“ daran, daß Oliveira Salazar schon 1039 darauf hinwies, daß die portugiesisch-englische Allianz das Land nicht unbedingt verpflichte, am Kriege aktiv teilzunehmen. Allerdings — ergänzen die Blätter diesen Gedankengang — konnte sich Portugal nich völlig einem gewissen Entgegenkommen auf die englischen Wünsche entziehen, wenn anders der 570jährige Bündnisvertrag zwischen Lissabon und London überhaupt einen Sinn haben sollte. Innenpolitisch resultiert das Abkommen in einer gewissen Entspannung der Lage Es kann jetzt ausgesprochen werden, daß Oliveira Salazar in letzter Zeit in zunehmendem Maße von anglophilen Kreisen angefeindet wurde, weil sie in ihm den Vertreter einer zu achsenfreundlichen Orientierung sahen. Nunmehr hat der portugiesische Regierungschef, indem er klar unter Beweis stellte, daß er weder achsen- noch englandfreundlich sei, seinen Gegnern den Wind aus den Segeln genommen. Die unsinnigen Gerüchte, die in den letzten Wochen hier in Umlauf waren, uhd von einer Ersetzung Salazars durch den bisherigen portugiesischen Botschafter in London, Monteiro. wissen wollten, dürften nunmehr verstummen. Daß Salazar wieder eine Politik des Pro, noch des Contra macht, sondern einfach als Portugiese und vom portugiesischen Stand punkt das Staatsschiff sicher durch die auf geregten Wogen zu lenken sucht, ist auch aus den Rückwirkungen des Azorenabkommens auf dem Iberischen Block ersichtlich Der Wunsch der Lissahoner und Madrider Regierungen, eine „iberische Friedenszone“ zu schaffen, hat nunmehr auch internationales Echo gefunden, während er bisher eine innere \ngeljegenheit der beiden Staaten war. Damit ist die Definition dieses zwischenstaatlichen Instruments weiter vorangetrieben worden, wie man in Lissabon mit Befriedigung feststellt. Bruno H. Fiebiger w PESTER ILOYD ABENDBLATT mmmm DIENSTAG, 2. NOVEMBER 1943 Dis Türkei will die aufrichtige Zusammenarbeit aller freier?, groben und kleinen Nationen Rede des türkischen Staatspräsidenten Isme! Inönü in der Erölfnungs- Sitzung der türkischen Na.ioncls^rsammlung . Ankara, 1. November Die Eröffnung der ersten Sitzung der 7. Legislaturperiode der großen türkischen Nationalversammlung wurde durch eine Rede des türkischen Staatspräsidenten Ismét Inönü eingeleitet, in der der Präsident über die türkische Außenpolitik u. a. folgendes sagte: Die von uns verfolgte Außenpolitik, die seit der Krise des Jahres 1935 datiert, hat uns bis in das fünfte Jahr des zweiten Weltkrieges geführt. Unser Ideal ist es, die Fundamente einer Zivilisation zu stützen, die auf der Freiheit und der Unabhängigkeit der Nationen beruht. Unsere politische Tätigkeit bestand darin, uns allen Anstrengungen entgegenzustellen, die diese Zivilisation vernichten wollen. Unser Land hat, um den Krieg zu verhindern, ohne Zögern an Aktionen teilgenommen, die den größten Mut verlangten, und es hat auch nicht gezögert, in gefährlichen Augenblicken, eine starke Haltung einzunehmen, um die Nationen zu verhindern, sich bis zur Sklaverei zu erniedrigen. Wie wir es vorausgesehen haben, hat sich die Weltkrise heute immer mehr in der Richtung von Ruinen entwickelt. Es sind nicht nur die großen Werke der Zivilisation selbst, die unter den Trümmern zerstörter Städte begraben liegt. In einem Augenblick, da sich das künftige Weltbild abzeichnet, glauben wir nicht an einen Geist deT Beherrschung, der doch immer zum Zusammenbrechen verurteilt ist. Wir glauben vielmehr an die Errichtung einer Ordnung, die auf der aufrichtigen Zusammenarbeit aller freien großen und kleinen Nationen beruht, wir haben an' dieser Überzeugung feslgehalten selbst dann, als jeder daran zweifeln konnte. Aus dieser Überzeugung heraus haben wir ohne Schwäche unsere Pflicht erfüllt. Die Erschütterungen dieses erbarmungslosen Kampfes, der hervorgerufen ist durch den Geist der Herrschaft, und die den Bestand der Nationen bedrohen, nehmen an Gewaltsamkeit zu und zerfressen alle Grundlagen, auf denen die Menschheit auf gebaut ist. Der Weg, den wir auch künftig verfolgen werden, wird in der Mitarbeit an der Errichtung einer Ordnung der Gerechtigkeit bestehen, die unser Ideal ist. Obwohl die türkische Nation außerhalb des Krieges geblieben ist, hat sie in den abgelaufenen vier Jahren inmitten von Opfern und Leiden die Rückwirkung der Weltkrise lebhaft verspürt. Wir werden ohne Zögern alle diese Opfer ertragen j und sogar noch viel größere, damit die$e schwere Last nicht mehr über der Welt lastet und damit die Menschheit in einer Atmosphäre der Sicherheit frei aufatmen kann. Wir wollen, daß die Sieger dieses Krieges die Zivilisation und die Menschlichkeit sein mögen. Wir sehen die Morgenröte des Glückes und der allgemeinen Freiheit' nicht in der Uneinigkeit derjenigen, die dazu berufen sind, der Zivilisation und der Menschlichkeit zu dienen, sondern in ihrer Einigkeit. Außerhalb dieser außenpolitischen Ausführungen berührte Staatspräsident Inönü auch alle anderen Gebiete des staatlichen Lebens, unter besonderer Hervorhebung der Bedürfnisse der Landesverteidigung, an deren Ausbildung unablässig gearbeitet werden müsse und die immer neuer Waffen bedürfe. In dieser Beziehung müsse das Land stets zum Äußersten bereit sein. Alle bisher geleisteten Ausgaben seien im höchsten Maße berechtigt, jedoch müsse die Nation sich stets bereithalten, auch ihr Blut zu opfern. Über das Verkehrswesen äußerte Inönü, es habe durch die Krjegseinflüsse gelitten und erfordere erhöhte Ausgaben. (MTI) Telegrammwechsel zwischen Inönü und den Regenten Bulgariens Sofia, 1. November (DNB) Anläßlich des türkischen Nationalfeiertages wurden zwischen den Regenten Bulgariens und dem Präsidenten der türkischen Republik Ismét Inönü in herzlichen Worten gehaltene Telegramme ausgetauscht. (MTI) FRANKREICH! Lebrun nach Frankreich zurückgekehrt ' Zürich, 1. November (Magyar Távirati Iroda) Der frühere Präsident der französischen Republik, Albert Lebrun ist, nach Berichten aus Chambery, „nach einem langen Aufenthalt in Bayern“ wieder nach Frankreich zurückgekehrt. Lebrun wohnt jetzt wieder mit seiner Familie im Schlosse Visille bei Grenoble. VEREINIGTE STAATEN Roosevelt fordert eine Erhöhung der Ernährungssubvention Amsterdam, 1. November (DNB) Roosevelt hat— wie der britische Nachrichtendienst aus Washington meldet, an den Kongreß eine Sonderbotschaft gerichtet, in der der Kongreß aufgefordert wird, das 800 Millionen Dollar betragende Ernährungs-Subveniionsprogramm zu erhöhen, um eine ausreichende Belieferung mit Lebensmitteln sicherzustellen. „Sollte — so sagte Roosevelt — das Programm für die Ernährungssubvention aufgegeben werden, so würden die Lebenshaltungskosten, erhöht werden und Förderungen nach erhöhten Löhnen einsetzen. Damit würde der gefährliche Kreislauf einer Inflation beginnen. Roosevelt betonte, daß die Lebensmittellieferungen nach dem Pacht- und Leihprogramm infolge des Ausfalls in Sowjetrußland in diesem Jahre mengenmäßig größer sein werden, als je zuvor. Roosevelt gab zu, daß im Rahmen des umgekehrten Pacht- und Leihprogramm-Leihverfahmis Lebensmittel aus anderen Teilen des Empires und aus Französisch-Nordafrika auch an die Vereinigten Staaten geliefert worden seien. Durch diese Lieferungen seien in Australien und Neuseeland Mangelerscheinungen bei allen möglichen Lebensrnitteln aufgetreten. (MTI) Chilenische Metallgruben unter Staatskontrolle Madrid, 2. November (DNB) Nach einer Meldung aus Santiago de Chile ordnete Präsident Rios die sofortige Wiederaufnahme der Arbeit in den Kupfer- und Goldminen von Naltahua an. Er stellte die gesamte Zone unter Militärkontrolle. Wie seinerzeit berichtet, verlangen die chilenischen Berg- und Metallarbeiter eine Anpassung ihrer Löhne an die ständig steigenden Lebenshaltungskosten. JAPAN Die Abänderung des Militärdienstgesetzes Tokio, 2. November (DNB) Die Abänderungen zum Militär dienstgesetz, die einstimmig in der 83 Sitzungsperiode des Reichstages angenom men wurden und am Montag in Kraft tra ten, umfassen, nach Erklärung eines poll tischen Kommentators Domei zufolge vier hauptsächlichste Punkte: 1. Die Ausdehnung der Militärdienstpflicht auf Männer bis zum Alter von 45 Jahren, die eine Vermehrung des Personals, das bei militärischen Arbeiten technischer Art Verwendung findet, zuläßt. Dies stelle — so erklärt der Kommentator — die erste Maßnahme einer Erweiterung der Dienstpflicht seit dem Wehrgesetz aus dem Jahr 1872 dar. indem die Dienstpflicht um fünf Jahre verlängert werde. 2. Die Einwohner der Insel Formosa können künftig im japanischen Heer dienen und auf diese Weise dem japanischen Kaiserreich dienen. 3. Studenten, die wissenschaftlichen Studien nachgehen, sowie Ingenieure brauchen ihrer Dienstpflicht erst nach Beendigung ihres Studiums nachzukommen. Diese Maßnahme — so wird im Kommentar ausgeführt — soll den wissenschaftlichen Studien helfen, die Front einer wissenschaftlichen Produktion in Japan zu festigen. 4. Es ist eine Vereinfachung des Vorganges det Einberufung vorgesehen. Alle diese Maßnahmen werden, so heißt es abschließend, zu einer erhöhten Wirksamkeit des Militärdienst pflichtgesetzes führen, wie sie bisher nicht bestand. FESTEK ILOYD 22Í-44Ö REDAKTION ADMINISTRATION DRUCKEREI