Schul- und Kirchen-Bote, 1866 (Jahrgang 1, nr. 1-12)

1866-07-01 / nr. 7

. hi. 114 zeichen der Betstreutheit, as. ES steht demnach in der Gewalt des Lehrers, die Handlangerdienste der Sinne im Interesse der Bereicherung der Seele mit Vor­­stellungen, Begriffen, Gedanken derart zu verwerten, daß die Unaufmerksamkeit in der Schulstube gar keinen Raum findet. 4. in der Zerstreutheit des Lehrers, die sich gleichviel aus welcher Veranlassung sie hervorging, den Kindern mittheilt. Stimmungen haben etwas Ansteclendes, und nichts trägt si­­o leicht auf die Schüler über all die Stimmung des Lehrers. 5. in der Abspannung der Schüler, welche durch den Lehrer herbeigeführt wird, wenn er es versäumt, angemessene Pausen zur Erholung, zur Sammlung eintreten zu lassen, wenn er den Schülern zumuthet, stundenlang seinem Vortrag zu folgen, wenn er nicht darauf bedacht ist, durch eingestreute Fragen sich über die Auf­­merksamkeit der Schüler zu vergewissern, sich die Ueberzeugung zu verschaffen, ob sie das Vorgetragene erfaßt haben, und auf diese Weise die geistige Thätigkeit der Schüler immer wieder­ anzuregen und aufzufrischen. 6. im Vortrag des Lehrers, wenn sich nämlich derselbe fast- und farblos, trocken und langweilig hinschleppt; denn bei solchen D­ortrag, welcher mit der natürlichen Lebhaftigkeit der Kinder im grellsten Widerspruc­h steht, ist die gespannte Aufmerksamkeit­ der septeren geradezu undenkbar. Nun erscheint aber die Aufmerksamkeit sowohl im Interesse des Unterrichts als auch in dem der Erziehung als ein unabweisbares Erfordernis. Nicht genug damit, daßs unaufmerksame Schüler nicht­ recht und ganz und gründlich lernen, sie gewöhnen sie obendrein daran, überhaupt alles nur halb zu thun. Die Zerstreutheit beim Unterricht, der Miethlingssinn im Lernen, trägt si auf das gesammte Wesen der Schüler über. Aus unaufmerksamen Schülern gibt es Schlaffe, halbe Männer, träge den ffaule Bauern, die nicht nur ihre Wirthschaft Läffig betreiben, sondern auch in sittlicher Beziehung ohne festen Halt sind. Jene raren Begriffe von Mein und Dein, jene Gleichgiltigkeit gegen die höchsten Güter des Lebens, jene Gedankenlosig­­keit, der alles recht ist, was nichts hoftet, wenn es auch noch so ehrlos und erniedrigend wäre, jene Neigung zum Lippenbekenntni , die dem fraffesten Aberglauben für Reli­­gion hält, weil sie si zu wahrer Religiosität nicht zu erheben vermag, jener Mangel an Gemeinsinn und­ Aufopferungsfähigkeit, die Fein rechtes Herz hat für Bolisthum und Kirche, jene Schen vor Dingen, die nur mit Anstrengung und Aufbietung aller Kräfte zu Stande gebracht werden künsten, sie werden in jenen Schulen groß gezogen, wo Zerstreutheit und Unaufmerksamkeit seit Menschengedenken eine bleibende Stätte hatten. Die Mittel zur Beseitigung der Unaufmerksamkeit sind in dem Gesagten bereits angedeutet. Alles dasjenige, wodurch die Unaufmerksamkeit der Schüler nicht nur zufällig, sondern geradezu gefördert­ und gleichsam planmäßig gepflegt, heraus­­gefordert wird, muß eben vermieden werden. Weberdieb aber ist es unob­wendig, da alles gethan werde, was die Aufmerksamkeit der Schüler zu weden und zu erhalten geeignet ist. "Es wird sie der Mühe lohnen, auf diesen Gegenstand zurückzukommen und denselben ausführlicher zu behandeln. 6 _

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