Schul- und Kirchen-Bote, 1872 (Jahrgang 7, nr. 1-12)

1872-07-01 / nr. 7

170 aber das Turnen zu verpönen, wäre so unüberlegt als ungerecht, — unüberlegt, weil es den Maulwurf vertilgen hieße, damit die Engerlinge in ihrem Zerstörungswert nicht behelligt würden, weil es das Turnen beseitigen hieße, damit es nicht die vielen Unfälle auf den unbewachten Spielplägen verhüten möge; — ungerecht, weil schwäch­­liche Kinder vom Turnen eben deshalb dispensitt zu werden pflegen, dab ihre Ge­­sundheit ja nicht leide und weil betreff3 der kräftigen Kinder der Lehrer alle mögliche Vorsorge trifft. Da­ die Meinungen immer dem Leistungsvermögen derselben angemessen und mit heiler Haut ausführbar sind, folglich deren Gesundheit nicht benachtheilen. Wird ferner erwogen, daß die Kinder in der Zeit ihres Turnens vor vielen großen Unfällen bewahrt bleiben, denen sie sonst auf ihren übrigen Tummelplagen ausgejebt, gewesen waren, so erscheint das Turnen nicht als gesundheitsschädlich, sondern als eine schagenewerthe Gesundheitspflege. Um aber schließlich alle Befürchtungen für die Gesundheit der Zungen recht schlagend zu entkräften, bedarf es nur eines einfa­­chen Hinweises auf die geübten Turner, wie sie allesammt von Gesundheit­stragen, und im jeder ihrer marktigen Bewegungen die wohlthätigen Wirkungen des Turnend befunden. b) Weit fehl gehen all jene, welche das Turnen wenigstend als Kräftigungs­­mittel für überflüssig halten, da ja die Jungen bei ihren Beschäftigungen in Werkstatt, Haus und Feld, sowie bei ihren täglichen Spring-, Lauf, Kletter-, Ring­­und Wurfspielen Gelegenheit genug hätten zur Kräftigung ihre Körper­. Die bei denten wohl nicht, daß Leibesübungen seiterer Art nicht den ganzen Körper zumal, sondern immer nur einzelne Theile‘ desselben vorwiegend oder nebenbei in Anspruch nehmen, während die Turnübungen einen für alle Körpertheile gleichmächtigen Einfluß bezwehen. Wo nur einzelne Körpertheile geübt und gestärkt, andere dagegen vernach­­lässigt worden sind, da ermangelt der Mensch der Schönheit und Gefälligkeit, Leich­­tigkeit und Behendigkeit seiner Bewegungen nicht minder, als des Anstandes in seiner Haltung und ganzen äußern Erscheinung. Anders der in allen Theilen seines Kör­­pers normal ausgebildete Turner; er verbindet mit der Grazie seiner Bewegungen die Eleganz seiner Haltung und macht sich so allenthalben zu einer angenehmen Er­­scheinung. Wäre einer in einzelnen Theilen auch noch so stark, er wird ich doch nimmermehr mit einem Turner messen dürfen, denn bis er, plump und unbeholfen wie er ist, eine Bewegung ausführt, liegt er vom Turner überholt am Boden. Aus dem Gelagten dürfte denn hervorleuchten, daß zwar auch die Arbeiten und Spiele auf die Kinder kräftigend einwirken, daß aber die Turnübungen diesfalls entschieden den Vorzug verdienen, weil sie auch jene Körpertheile berücsichtigen, die bei Arbeit und Spiel zu wenig oder gar nicht geübt werden. Und das Vorzüglichere sollte überflüssig sein? Das Vorzügliche der Turnübungen liegt indessen nicht bloß in der durchgreifendern Kräftigung der Glieder, sondern no mehr in der größern Brauch­­barmachung des ganzen Menschen. Für die militärische Laufbahn der Zungen, die der allgemeinen Wehrpflicht unterstehen, Tant­ es eine bessere Borfschule gar nicht an­ale das Turnen. Bringt doch der Turner fdhon alle Vorbedingungen mit, die das soldatische Erer­itium erleichtern und beschleunigen. Cr ist bereits eingetiet andere erst, um anfangen zu können, si noch mit Gefügigmachung ihrer unbehol­­fenen Körper oder mit Ablegung­­ geglem­entstoibriger Gewohnheiten herumquálk A.

Next