Siebenbürger Bote, Januar-Juni 1850 (Jahrgang 60, nr. 1-102)

1850-04-20 / nr. 63

O91 des Durchsetzens zu jedem das Ende von­ Liede läuft immer auf das Commando:,?abgesess­en«h­inaus.Während man in Erfurt in der That die kläglichste Rolle spielt,und es zuletzt auch noch m­it den doch wahrlich windelweichen und auch sonst den Windeln­ vergleichbaren Go­­thaern zu verderben beginnt, hat man allerhöchsten Orts fich herabge­­laffen, höchst eigenhändig die Feder zu ergreifen, und dem Churfürsten von Hessen begreiflich zu machen gesucht, daß er beim­­ Bündnisse aus­­harren möge. Wenn aber Zanft nicht der Mann war, den Teufel fetzuhalten, so dürften andere Leute vielleicht noch weniger geeignet sein, auch nur einen Churfürsten nice entschlüpfen zu lassen. Und das sühe man so gern, wenn auch noch Andere außer den stammver­­wandten Hohenzollern, bittenden Zwang ausübten zur Uebernahme ih­­rer H­oheitsrechte und dafür sich befördern Tiefen in die Neihen der nachgebornen Prinzen des Königlichen Hauses und der preußischen Pairskammern. Mittlerweile kommen dann und wann wieder äußerst res­actionäre und antideutsche Windstöße von der Äu­ßersten Nechten am Hofe, und nur dieses Puffen verhindert die Spaltung der Opferflam­­me, welche Radowig und Manteuffel der Germania angezündet, ‚oder in Prosa überlegt, diese beiden Herren sind starf neidisch auf einan­­der, die gegenseitigen Lorbeern haffen sie nicht schlafen. — Herr dr. Manteuffel hat es übrigens doch schon weiter gebracht als sein Ne­­benbuhfer, ist doch von dem König die Anfertigung seiner Düfte in Erz anbefohlen worden. Allerdings ist diese Gunst nicht ihm allein zugewandt, noch drei seiner würdigen Collegen sind dazu gleichfalls befohlen, aber mag fein, immerhin v.. Brandenburg, Ladenberg, Stro­­tha, — seiner­ von ihnen heißt Nadowig. Die factische Uebergabe und Einverleibung der hohenzollern’schen Fürstenthümer an Preußen is am 3. April erfolgt, Nigt ohne In­­teresse in die feierliche Hede, die der preuß. Commissär Freiherr v. Stillfried bei dieser Gelegenheit hielt. „Der König, sagte er, habe lange mit fi ge­­kämpft, ehe er sich zur Uebernahme der Herrscaft in den schwäbischen Stamm- Ländern entschlossen habe, denn Niemand ehre mehr das Eigent­um eines An­­dern. Niemand verabscheue mehr den Titel eines Usurpators, als Se. Maj. der König, welcher milde, treu und gerecht, seinen­­ deutschen Fürstenbrü­­dern hilfreich sei, ohne Dankty zu begehren, und welcher auch im vorliegenden Falle zu helfen gemacht habe, ohne Herrschaft zu erwerben, oder sein Reich zu vergrößern. Der ansprüchliche Wille ver­würsten von Hohenzollern alein habe den König zum Anschluß des Staatsvertrages bewegen können. Dieser Vertrag sei eine deu­tsche That. Des Königs Majetät haben bereits eine eiserne Dauer um die Grenzen des Hohenzollernschen Gebietes her­aufgerichtet, um der Welt zu zeigen, daß Se. Mojrilät gefonnen seien, das alte­ Stammeserbe gegen Wipderfadher jener Art treu zu scirmen.* München, 3. April Der heutige königl. Polizei - Anzeiger enthält eine Bekonntmachung, der zufolge das Anheften von Plakaten nur nach er­­folgter polizeitiher Genehmigung und mit dem Stümpel „K. P. D.“ versehen gesehen darf, und jedes nichtgestämpelte Plakat sofort mit Beschlag zu der große Bedeutung, da sie der Beginn, wenn auch nicht einer völlig v­­bs Gleich ben NRi­tern der Kreise und Sradigerichte hat das Juliz- Ministerium nunmehr auch von Mitgliedern der Appellationsgeräte auf deren Anfucen gestattet, bis zur Einführung einer allgemeinen Amts­­trat der Richter in den Öffentlichen Ligunger in einfacher bürgeriiger Kleidung — schwarzem Frad — zu erscheinen. Die Riptr des obersten Gerichtshofes, welche ein gleiches Anfucen nicht geile haben, und jene der Schwurgerichtshöfe erscheinen daher allein noch in Amstraut in ihren offensligen Sigungen. (®. 3.) Mannheim, 2. April. Unter den neuerdings des Badischen Staatsbürgerrechts für verlustig erklärten Flüchtlingen sind die Advo­­kasten Pelliffier und Friedmann von Bruchsal und das Mitglied der Konstituirenden K. Donzer. Basel, 5. April. Gestern hat die Bundesversammlung in Bern ihre Frühjahrssigungen begonnen. Wenn auch die gesirige Sigung derselben nichts Interessantes bietet — der Nationalrath »mußte, da er ich nicht beschlußfähig zusammenfand (es waren nur 49 Mitglie­­der zugegen, während mindestens 56 da sein müssen,) ohne das er zur Beraihung kam, wieder auseinandergehen, und der Gründerath beschäftigte ich nur mit der Verteilung der Kommissionen für die Genfer Fetungswerk­frage, für die Sonderbundskriegsfosten und für das neu einzuführende Militärsystem — so gewinnt sie doch eine neuen politischen Aera, doc. der­ einer sollten für die Schweiz if,­in, welcher die V­olksvertretung dieses Landes gleich am Anfang ihrer­ Zus­­­ammenfrift sich dur die Verhältnisse gezwungen sehen wird,­sich entweder für die seit vorigem­ Jahre vom V Bundesrath Bis‘ jegt vers folgte Politik, oder für die der Anhänger des Gab­er'schen W­ölferbuns ded zu entscheiden. Die Spaltung der liberalen und liberalradicalen Partei in den Kantonen, welche für die Social-Demokratie die besten Pflanzschulen waren, wie z.B. in Bern und in Waadt — in­ wel­­chem ersteren der Tag von Münsingen an die Macht und ‚Stärke der radicalen Negierungspartei zweifeln läßt, und im welchem­ legteren Die Wahl des Tribunalrarhd Kehrwands, des Kandidaten ded Ctaats­­raths, zum Deputirten für den Nationalrath einen vollständigen Bei­weis für die Trennung der Liberalen und gemäßigten Radicalen von den Ultraradicalen geliefert hat — ist ein Symptom, welches für den Sieg der bundesräthlichen Politik spricht,­ und was die Dopperla­tionspartei Bern’s an dem Tag von Münsingen in ihrem Programm als Grundtag ihrer Politik aussprach, die Worte des Nicolaus von der­ Stühe: „Seid friedsam und­­ meidet fremde Händel‘ wird auch von der Bundesversammlung in größter Majorität als diejenige Grund­­lage anerkannt werden, auf welcher die Schweiz ohne Furcht vor jei der fremden Intervention, ihre staatlichen Verhältnisse fortentwickeln kann.. Die Anerkennung dieses Wahlspruches, aber seitens der­ Bun­­derversammlung wird im nächsten Mai, da hiedurch dem Programm der Konservativen in den Augen des Wolfes eine eidgenössische Sank­­tion verliehen wird, unmittelbar zu dem Sturze der gegenwärtigen Berner Regierung betragen, und ist diese gestürzt, werden auch die radikalen Regierungen der übrigen Cantone stürzen. Dann aber ist für die Demokratie die legte Zufluchtsstätte in Europa verloren, von­­ welcer aus sie noch auf eine ungestörte Verbreitung ihrer Lehren und auf das Wurzelschlagen derselben in den­­ Merzen der Nölker hof­fen konnte. — Der Bericht des Bundesraths über die Untersuchung, welche in Folge des zu Murten abgehaltenen deutschen Arbeitervereins in der Schweiz angestellt worden war, hat die Ausweisung sammelie der nicht schweizerischen Theilnehmer an denselben (558 an der Zahl) aus der Eidgenossenschaft nach Rh gezogen. Schweden. Die Vermählung der Kronprinzen mit­ der Prinzessin Louise der Niederlande, deren Mitgift im geldarmen Schwe­­den am meisten Eindruck macht, ist auf den 19. Juli, den 26. Jahl­­estag der Vermählung der Eltern des Kronprinzen, angeregt. Der Kronprinz solte, am 8. April, nach dem Huang abreisen, wo er am 24. Mai an der silbernen Hoczeit seiner Schwiegereltern Theil nehmen, und dann zu Anfang uni mit ihnen und seiner Braut in Schweden wieder eintreffen wird. Paris, 7. April. Die Abstimmung über die zweite Lesung des Deportationsgefeges gab Anlap zu Mitvergnügen unter den­ Mit­­gliedern der Majorität­. Die Anhänger des Eiysee enthielten fi nänlic­­her Abstammung. Napoleon wollte dem Willen der Majoris­tät genüge thun, und ließ das Gefäß eindringen, allein er will auch die Wolfsgunst gewinnen, und vermochte daher seine Anhänger zu dem erwähnten Schritte ; einige derselben, darunter Montholon, flimmten sogar gegen dasselbe. Unter den für das Geieg Stimmenden hinge­­gen befanden sich auch Cavaignac, Lamartine, Dufaure und andere Mitglieder der Tierspartei. — Man spricht davon, daß der bekannte Antrag, Larochejaquelin­ 3, unter einer andern Form, im der Nationale­versammlung abermals zur Sprache­ Kommen werde. Es hat sich ein Komite organisirt, um eine Petition in diesem inne zu verfassen, welche in alle Departements zur Unterzeichnung eingesendet, und für dann durch Larochejaquetiin selbst der Marionalversammlung überreichte werden soll. x Paris, 5 April, Viktor Hugo’s Rede gegen die Deporta­­tionsgefeg in der heutigen Affemblde bildet das­­ Tagesgespräch von Paris. Mit dem vollen Aufwande seiner’ Beredsamkeit kimpfte er ge­­gen das Gefeg, welches die zur Deportation W Verurtheilten auf eine der Marfefasinseln verweist. Wie sich seine M­ede des lebhaftesten Beifalls von Seite der Montagne erfreute, so zollte die Necdhte dem ‚

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