Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1850 (Jahrgang 60, nr. 108-206)
1850-12-02 / nr. 191
1 868· dem kriegerischen Geist einen Ausweg zu geben?Dieser Kampf würde auch alle andern Leidenschaften in Flammen setzen,und das Unglück in solchem Würfelspiel,wohin es sich neige,würde auf dieser Seite der Demokratie über Nacht zur Herrschaft verhelfen.Ebenso kann der kostbare bewaffnete Friede zu nichts anderem führen als daß er die Staatsquellen erschöpft,die Länder aussaugt,die Völker verbittert und dadurch abermals die Demokratie großzieht.Allerdings ist die nothwendige Folge der Rüstungen nicht der Krieg,es wäre damit ja die freie Selbstbestimmung der rüstenden Staaten aufgehoben,sie wären bereits der dunkeln Gewalt verfallen,man kann auch für den Frieden rüsten. Allein wenn die fortgesetzten Kriegsrüstungen nicht sehr bald zum sicheren Frieden hinleiten,so werden ihre Wirkunget kaum minder trübselig und heillos als die des wirklichen Kriegsseins « Inland, Wien, 23. Nov. In dem zivilgeographischen Institute, Nopau Nr. 129, ist die Fortlegung des allgemeinen großen geographischen Lerfen über alle österreichischen Staaten erschienen:.Heft Nr. 56, von Urtl bis Venedig, mit 1 Karte des Kaisertumes nach der neuen Eintheilung. Dieses nägliche Werk geht seiner Beendigung mit ralchen Schritten entgegen. Ebenso sind Dort nebst den schon, vorhandenen Provinzen folgende Karten mit den neuen politischen und gerichtlichen Eintheilungen erschienen: Ungarn mit Siebenbürgen, Kroatien, Slasonien, Woiwodina und Banat, zugleich neueste Bost-, Eisenbahn und Sprachenfarte, da bei jedem Orte die Nationalität angegeben ist, in einem Blatte, Mähren in böhmischer Sprache, in einem Blatt ebenso ausgeführt. Der Preis 24 ff. pr. Blatt, ist für diese mit Farben gedeuchten, verständlichen und schon in Drei Sprachen erschienenen Auflage. billig. —Die Bevollmächtigte 11 der Unionsstaaten haben,bevor sie der Aufforderung Preußens zur Rüstung nachkommen wollen,eine enaue Darlegung der zwischen Oesterreich und Preußen gepflogenen Verhandlungen verlangt. Wien, 24. Nov. In Betreff der Landtage erfahren wir, daß sie erst Dann, und zwar im Bereiche der ganzen Monarchie, einberufen werden sollen, wenn die Landesstatute für Ungarn und Lombardo-Benetien eingeführt sind. Zuvor sol noch die Gemeindeordnung auch da ins Leben treten, wo sie noch nicht Geltung hat, denn ohne die freie Gemeinde ist der freie Staat nicht denkbar. Auch hier wäre es früher zu einem Resultate gekommen, wenn die Verwicelung mit Preußen das Ministerium im Organisationswerte nicht gehemmt hätte. — Aus Paris vom 19. Nov. seien wir in der „D. R.“: Ich beeile mich, Ihnen folgende kurze, aber bedeutungsvolle Nachricht mitzutheilen. &8 ist wahr, daß der General Changarnier mit dem Präsidenten sich völlig ausgesöhnt und als Preis der Kaiserfront das Linie Rheinufer bezeichnet hat. (2) + — In der E1. Armee haben folgende Veränderungen stattgefunden: FME Thurn Valle Saffina wurde Feldzeugmeister,, FSML. Com und Fürst Schwarzenberg übernimmt das Kommando des 7. Armee- Korps, Merander Prinz von Württemberg, unang. EML. wird in Wien angestellt, Albert Hablitschek und Franz Baron Marenzi, penf. GM., wurden Brigadiere ; die Obersten: Sebastian Kammerer, Stephan Mihie und Johann Bamberg wurden Generalmajore, Oberstlieutenant. Michael v. Barrath wurde Oberst und Major Karl Reif, Oberstlieut. bei. EH. Wilhelm Infanterie. Zu Majors bei Denne werdenden 4 Bataillons wurden befördert die Hauptleute: Karl Edl. v. Schonat, Ferdinand Arthofen, Friedrich Kiebart, Ignaz Leitner, Stanz ». Mudrovcsih, Stephan Moszlavarz, Joseph Hermann, Karl Freiherr von Gatanei, Attilius Baronheli, Gustav Chevalier Depair, Franz Rassic, Merander Graf Attems, Andreas Gerhauser, Joseph Conte ‚Gaspari, Johann Graf Caboga, Andreas Kardoß, Karl Fürst Windischgraf, Adolph, Freih. Kübel, Johann Lunda, und Basilius Iovic. Ferner wurden Majors die Haußleute und Rittmeister : Joseph Ringelmann, Friedrich Schmidt, Gustav Graf Rindsmaul, James Bärtling, Wilhelm Freiherr Hornstein und Franz Herzinger. Vice-Secondwachtmeister Franz Linden in der Arzieren-Garde wurde Selondwachtmeister und Franz Neder wurde Pulvers und Salpeterwesens-Direktor; Richard Tedrigoni, 1. Rittmeister des 15. Gensd’arınerie- Regiments wurde 3. Stabsoffizier, Pensionirt wurden die Majore: And. Weinbrenner, Anaft. 2». Fecondo, Anton v. Händl, Joh. Fupelwieser und die Hauptleute : Baron Karl Störk und Johann Clemeneic, Tegterer ald Major. ———25.Nov.Das k.k.Militärverordnungsblatt bringt folgende Cirkularverordnuung vom 20.Nov.1850:Mittelst des Kriegsministerialerlasses vom 25. April 1848 Zahl Nr. 645 .ist angeordnet worden, daß Die Vereidung der Armee auf, die Verfassung dergestalt in Den Bahneneid aufzunehmen sei, Daß in diesem Eide die Worte: „die Berzfassung zu beobachten und zu befehtigen,“ eingeschaltet werden. — Nachdem sich Dieser Befehl auf Die nur für einen Theil des Kaiserstaates gegebene Verfassung vom 25. April 1848 gründete und nur bei einem Theile der Armee durchgeführt wurde, nachdem überdies durch die von Sr. Majestät verliehene Reichsverfassung vom 4. März 1849 der ganze Kaiserstaat in ein einige Ganze konstituier wurde, mithin die mit Verordnung vom 17. März 1849, F. 699 von dem obersten Militärgerichtshofe ganz außer seiner Kompetenz verfügte Ausdehnung der Beleidigung des gesammten Heeres auf die nur für einen Theil der Monarchie bestimmt gewesene, seither ganz außer Wirksamkeit gefegte D Verfassung seine Giftigkeit haben kann, so hat es von dem Eingangs errwähnten Ministerialerlasse sein Abkommen zu erhalten, und werden zugleich sämmtliche Truppen und Abtheilungskommandanten zur allgemeinen Nachachtung hiemit angewiesen. Die Beeidigung der Truppen und einzelnen Individuen, wo solche vorgeschrieben, ist, von nun an wieder nach der, vor dem 25. April 1848 bestandenen, im 2. Theile des Dienstreglements enthaltenen, Eidesformel vornehmen zu lassen. Baron Csorih, FEMEL. und Kriegsminister. _— Die „armen Burschen“ sollen nach einer Korrespondenz im „Magyar Hirlap“ fi in neuerer Zeit im Bau der Komitate auf sehr bedenkliche Weise vermehrt haben, und besonders den von Märkten Neifenden zur nicht geringen Last fallen. Mehrere aus L—5 berittenen Individuen bestehende Banden belegen die Straße und fallen dann zu gleicher Zeit über alle auf derselben befindliche Wagen her. — Oft erscheinen sie alle Komitatspanduren verkleidet, und weil in der Gegend nur sie im Befise von Waffen sind, kann oft eine solche Bande 10—15 Wagen ausplündern. — Der berühtigte Räuberhauptmann Csapo Gaspar, den man lange vergeblich verfolgte, ist in Selegyhaz aufgegriffen und nach Ketschfemet gebracht worden, wo er wahrscheinlich für immer unschädlich gemacht werden wird. — Ueber den Waldstand in Siebenbürgen gehen der „Def terr. Korrespondenz“ folgende aus zuverlässiger Quelle geschöpfte Daten zu: Im Distrikte Hermannstadt: 430,913 Joche Gemeindewaldungen, 4211 Joche Stiftswaldungen und 20,198 Joche Privatwaldungen ; im Karlsburger Distrkt: 19,293 Gemeindewaldungen, 1,574 Joche Stiftswaldungen und 19,379 Joche Privatwaldungen ; im Klausenburger Distrikte: 248 Joche Gemeindewaldungen, 4,403 Joche Stiftswaldungen und 115,878 Joche Privatwaldungen; im Retteger Bezirk: 10,739 Joche Gemeindewaldungen, 2,594 Joche Stiftswaldungen und 187,345 Joche Privatwaldungen; im Udvarhelyer Distrkt: 2,515 Joche Gemeindewaldungen, 5,487 Joche Stiftswaldungen und 340,055 Joche Privatwaldungen; im Fogarascher Distrikt: 69,462 Soche Gemeindewaldungen, 3,267 Ioche Stiftswaldungen, 218,561 Soche Privatwaldungen. Zusammen 555,773 Joche Gemeindewaldungen, 39,342 Joche Stiftwaldungen und 1,330,529 Ioche Privatwaldungen. Totalsumme 1,925,645 Sowie. Wien, 25. Nov. Der König von Würtemberg hält wiederholt Truppenmusterungen ; ein Marschbefehl für sein Bundeskontingent ist noch nicht erfolgt.— In Luxemburg haben die Stände beschlossen, der Repräsentant de8 ae bei ‚der Bundesversammlung in Frankfurt solle abberufen werden. Brag, 21. Nov. von dem FFE, Kriegsgerichte auf Dem Hrabihin werden die Studierenden, Johann Rittig, Hörer der Rechte an der Prager Universität und gewesener Bruses der Studentenverbindung Marcomania, mit dem Burschennamen Brutus, dann Adolph Strafa, Hörer, der Theologie, an der Universität zu Leipzig und Wenzel DPI. Kleinert, auch Menshis genannt, Techniker, wegen des Verbrechens des Hochverrathes edietaliter vorgeladen, um über die sie treffende Beschuldigung in der anhängigen Untersuchung, über die im Frühjahre 1849 in Böhmen stattgefundenen demagogischen Umtriebe Rede und Antwort zu geben. — In der Woche vom 10. bis 17. d. zählte man in Prag wieder 7 neue Choleraerfrankungsfälle. Prag. Das „Katholische Blatt aus Mähren“ enthält nachstessenden Brief aus Wien: „Kaum sind wir mit den Deutschfatholiten fertig geworden, taucht schon wieder eine neue Sekte auf, die der Jungs fatholiten. Diese jungfatholische Sekte zählt ihre meisten Anhänger im jüngern niedern Glevng Wiens sowohl, als der gesammten Erzdiözese, und greift auch allgemach unter den Laien gewaltig um fi. Zufällig bin ich in der Lage, Ihnen das jungfatholische Glaubensbefenntnig Benlailen zu sünnen. [8 ‚umfaßt folgende Artikel: 1) Lebendiges Befthalten am Primatedes Bapstes, in dem die Jungfatholiten nicht blos. eine Prärogative der Ehre, wie die alten Josephiner, meinten, sondern auch eine Prärogative der Gerichtsbarkeit anerkennen. 2) Rasche und wortgetreue Niedertragung der in Oesterreich ertheilten kirchslichen Freiheitsurfunde vom Papiere in die Wirklichkeit, aus Furcht die kirchliche Freiheit möchte vor lauter bureau fraufcizanrüchtigen ons fistorial-@urrenden wieder davon laufen. In diesem Artikel ist die Rede von „endlicher Einführung der Provinzial: und Diözesan-Synoden, Fiichs ie ee ee eier Rn