Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1851 (Jahrgang 61, nr. 104-207)

1851-09-12 / nr. 145

I 703 punkte der venetianischen Zusammenziehung,wohin zu den September- Manövern die meisten Truppenkörper dirigirt werden,schon jetzt,ehe noch alle disponiblen Korps sich dereinst haben, komplett überfüllt sind, so blieb sein anderer Ausweg zur Unterbringung der nachrücen­­den Truppen übrig, als Die erwähnte Errichtung des Zeltlagers. Die Dauer des Lagers dürfte sich bis gegen Ende des kommenden Monats erstreden. . . Ausland. Frankfurt, 31. August. Wir lesen im Intelligenzblatte der freien Stadt Frankfurt folgende bemerkenswerthe Notiz: „Der Beischlag über Aufhebung der Grundrechte des deutschen Wolfe ist in einer der lehtes­ten Sigungen nun vom Bundestage gefaßt, und Die Einzelnregierung ‚gen angewiesen worden, denselben baldigst zu publiziren.“ Stansfurt, 1. September. A die Bundesversammlung ist eine Eingabe mehrerer Offiziere der­ ehemaligen Schleswig-Holstein’ schen Armee gerichtet, wegen Aufrechthaltung der dieser Armee aus dem P­en­­ionsgeieg vom 15. Februar v. 3. zugesicherten Nechte. — Meber den­ Besuch, welchen Se. Majestät der König von Eß dem Fürsten Metternich abgestattet hat, schreibt die „Leipziger eitung“: « ,,Erst am Vormittage des 18.August erhielt der Fürst ein eigen­­­händiges Schreibett des Königs,worin Se.Maj.Se.Ankunft auf Nachmittags­?Ul­rankr"endigte. ,,Der König besprach sich mit dem Fürsten,im Schloßgarten lust­­rwandelnd,einige Zeit auf das Eifrigste allein.Bei dem Abschiede sagte der König vor der ganzen­ Umgebung zu dem Fürsten,Er sei name 111­ .sich gekommen,um dem­ Fürsten seine unveränderte Hochacht 1111g,Ver­­sehrung und Freundschaft zu beweisen­,aber­ auch der Welt zu zeigen­, daß Er der Alte geblieben.“ Berlin, 31. August. Einem Gerüchte zufolge, welches sich Die u. Pr. tg." aus Frankfurt melden läßt, wäre das Schicksal der deutschen Kriegsmarine nunmehr entschieden. Die Schiffe und das übrige Material derselben werden von Preußen und Oesterreich zu gleichen Theilen übernommen und Hören von Anfang nächsten Jahres an auf, deutsches Bundeseigenthum zu sein, um zur unbeschränkten Verfügung dieser Großstaaten zu stehen. Um jedoch diejenigen Bundesstaaten zu entschädigen, die mittelst Einzahlung ihrer matrikularmäßigen Beiträge zur Herstellung und zum Unterhalt der Flotte mitgewirkt, soll ihnen deren unschwer zu berechnender Betrag Seitens vorerwähnter Großmächte in der Art erstattet werden, ‚daß D­iese einen Theil der von ihnen zur Bestreitung der allgemeinen Bundeskosten an die bezügliche Kaffe zu zahlenden matrikularmäßigen Beiträge an ihrer Statt übernehmen. Han­­nover soll es jedoch, mit Hinsicht auf seine Küstenlage an der Nordsee vorbehalten sein, an Stelle der fraglichen Schadloshaltung, einen ihrem Betrage an Werth entsprechenden Theil des Flotten-Materials­­ als­ be­­sonderes Eigenthum zu übernehmen. Bis zum Anfang des nächsten er werden die Kosten befanglich Durch eine Matrikularsimlage aufg­ebracht.­­ Aus Nürnberg 28. August berichtet die „N. M. 3." : Nach dem legtvergangenen Montag im sogenannten Lanzingerhöfchen, einem Hof in einer sehr belebten Straße (Königsstraße,) ein neugebornes Kind, in einem Korbe ausgefegt, gefunden wurde, ereignete sich vor gestern Abend gegen 9 Uhr ein Fall, über dem zwar noch der Schleier der Ungewiß­­heit liegt, der jedoch nunmehr ausschließlicher Gegenstand des Lages­­gespräches ist und ein ent jegliches Verbrechen vermuthen läßt. 34 ei­­nem der in die Stadt einfließenden Arme der Regung hörte um Die anz gegebene Zeit ein über dem Bogen der Stadtmauer wohnender Schach­­telmacher einen dumpfen Fall in’s Wasser und zugleich das Weinen eines Kindes. Beim halben Schein des umwölkten Mondlichtes sahen darauf die Gesellen etwas Weißes den Fluß Hinabschwimmen, daß sich zu rühren fehlen. Rasch entschlossen sprang der eine, nachdem ihm nicht gelungen war, leichter die rettende That auszuführen, von der Datei in den Fluß und brachte so in der Nähe des Frauenbades ein etwa zweijähriges Kind auf’s Trodene, wo­ es, sogleich von Ärztlicher Hilfe in Empfang genommen, nach einigen Stunden zum Bewußtsein gebracht wurde. Die Frage, ob das Find im’s Wasser gefallen sei, beantwor­­tete dasselbe mit wiederholten Nein, andere Fragen, ob das Kind (ein Mädchen­ hineingeworfen worden, bejahte er weinend und z­war mit dem Zusage: Vater und Mutter. Der Dialekt Hang fremdartig, so daß das Verbrechen seine Spur nicht in Nürnberg finden läßt, sondern den oder die Urheber anderwärts aufsuchen heißt. Das Kind it nunmehr, nachdem Zausende von Menschen es gesehen und nicht erkannt, nachdem ihm Kleider, wärmende Tücher sc. geschenkt worden, von dem hiesigen Magistrat in gute Kost und Pflege gegeben, die fannibalischen Menschen aber, die dieses Heine Wesen verderben wollten, werden ihrer Strafe gewiß nicht entgehen. Weimar, 25. Augus. Nach den Andeutungen in unserer halb­­offiziellen P­resie it es Faum zu bezweifeln, daß unsere Regierung dem Drängen von Außen so weit nachgeben wird, daß sie das demokrafische Wahlsystem in Staat und Gemeinde mit einem nach Vermögen um Berufsklassen vertauschen wird; im Nedrigen wird ke­der von der Gefeggebung bes­legten Trienniums lediglich die Erfahrung über das, was sich bewährte und nicht bewährte, entscheiden Lassen und nach beiden Richtungen hin von dem nächsten Landtage auch voraussichtlich unterfragt werden. An die Punkte, welche einer Abänderung unterlie­­sen dürften, wird nun von halboffizielen Stimmen­ in unserer Lokal­­presse angegeben: Die Belästigung der Justiz mit geringfügigen Polizei­­strafsachen, das ewige Wahlwesen, die Trennung der Berathung und Verwaltung in der Gemeinde, die Belästigung der Bezirksausschüsse mit geringfügigen Gegenständen. Auch die Forstverwaltung der Gemeinden dürfte künfzig unter Aufsicht gestellt, ihre Rechnungen der behördlichen Prüfung unterbreitet, ingleichen ihnen zur Pflicht gemacht werden, die Fage­ nur an Einzelne zu verpachten. : £ ... Hamburg, 1. Sept. Gestern trafen hier zwei Schwadronen österr. Dragoner vom Regimente Windischgräg aus dem Holsteinischen ein und wurden in Die Vorstädte St Georg und St. Pauli einquartirt Heute Morgen gegen 6 Uhr verließ ein Bataillon vom Regmt. Nugent, welches hier 7 Monate in Duartier gelegen, die Stadt, um fs ins Holsteinische zu begeben. Dagegen traf wieder ein Bataillon vom Res­giment Ludwig von Dort hier ein und wurde in der Stadt einquartirt. Von der Niederelbe, 29. August. Es gewinnt immer mehr Wahrscheinlichkeit, daß die Evolutionstruppen hier überwintern werden. Von Seiten des dänischen Gouvernements ist man nämlich weder im Stande noch geneigt, den beiden deutschen Großmächten, welche für dem Bund die Intervention in Holstein übernommen, solche Vorschläge für die Ordnung der dänisch-Deutschen Verhältnisse zu machen und solche Garantien für die Erhaltung der Ruhe unter der landesherrlichen königl. Gewalt zu bieten, daß Die beiden deutschen Regierungen ohne Weiteres, wie es wohl von Dänemark gewünscht wird, das Land von ihren Trup­­pen räumen und an Dänemark auf Diskretion übergeben könnten. Die Reife des Hexen Grafen PBrokesh-Often hat, wie ich Ihnen bereits ges meldet, zum Zwecke gehabt, sich von der Lage der Verhältnisse so wie von dem­­ augenblidlichen Stande der Verhandlungen persönlich zu in­­struiren und darüber an das Fair. Kabinet Bericht zu erstatten, so­wie nach Erwägung der ihm von dem dänischen Kommissär gemachten Er­­öffnungen geeignete V­orschläge an die beiderseitigen Kabinete in Berlin und Wien zur unterbreiten. Der gefchägte Diplomat hat es nicht un­­terlassen, sich auch über die Verhältnisse im Nachbarlande Lauenburg durch den Augenschein in Kenntniß zu regen, um so ein Gesammtbild der für Die Dänisch-deutsche Frage und für die Position in Nord­ Deutschland in Betracht kommenden Zustände zu gewinnen. Es ist, wie wir vernehmen, seinem erfahrenen Blick keineswegs entgangen, daß die Bevölkerung der hiesigen Lande eine der fernigsten und loyalstge­­sinnten in Deutschland ist, und daß es nur außergewöhnliche Gewalts­mittel und Rechteverlegungen bedurft haben mußte, um dieselbe aus ihrer friedlichen und geieglichen Bahn herauszuziehen. Andererseits hat­­ten die Unsicherheit und theilweise Verlegenheit des d­änischen Kommis­­särd gegenüber der entschiedenen Haltung des österreichischen Gesandten, so wie die Ansicht, welche legterer aus den mündlichen Nelationen in den konservativ gesinnten Kieler Kreisen über die Vorgänge im Herzog­­t­um Schleswig gewann, nur Dazu beigetragen, die Meinung in den für Oesterreich maßgebenden Persönlichkeiten zu bestärfen, daß den dä­­nischen Anforderungen nicht früher ein gemeigtes Gehör gegeben wer­­den­­ dürfe, bis Die Regierung in Kopenhagen entweder eine für die deutschen Bundesrechte in Holstein günstigere Politik einschlagen, oder bis die Negierungsverhältnisse in Dänemark selbst eine soldge­festere Ge­­stalt gewinnen. Daß ohne Gefahr für die öffentliche Nähe im Norden Deutschlands die Erolutionstruppen das Herzogthum Holstein verlassen könnten. — Indeß wird und neuerdings aus Südschleswig berichtet, daß der Belagerungszustand daselbst wieder strenger gehandhabt werde, besonders seitdem sich die Klagen der ultradänischen Partei über die un­­veränderte Deutsche Gesinnung der dortigen Bevölkerung von Neuem erhoben haben. Es it dem Drängen jener orcentrischen Nationalen gelungen, für einen größern Bezirk Angeln­ wieder einen neuen „stren­­geren“ Militärkommandanten zu erhalten. Hingegen erfuhr eine De­­putation des sogenannten schleswig’schen Vereins eine empfindliche Nie­­derlage. Die Deputation sollte nämlich bei dem Könige selbst um Ab­­legung einiger dem benannten Verein mißliebiger, aber sonst sehr ge­­achteter Flensburger Beamten anhalten. Es wurde ihr jedoch der Be­­scheid gegeben, daß solche Beschwerden vorerst den untern Behörden in Schleswig mitgetheilt werden müßten, ehe sie der allerhöchsten Erwär­­gung unterbreitet werden könnten. Von der Niederelbe, 30. August. Die Dinge gelangen hier vorcher zu einem freilich nur provisorischen Abschluß, als ich in meinem gestrigen Schreiben anzudeuten wagte. Der kaiserlich österreichische Ge­­sandte am dänischen Hofe, Baron Vrints, ist gestern in Hamburg durch­­gereist, nachdem seiner Abreise von Kopenhagen sehr wichtige Besprechun­gen mit dem Minister - Präsidenten Graf Moltke und dem preußischen Gesandten, Heren v. Werther, vorangegangen sind. Bin ich recht uns zerrichtet, wie ich wohl versichern kann, so betraf der Inhalt jener Uns

Next