Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1851 (Jahrgang 61, nr. 104-207)
1851-10-10 / nr. 161
Dashohek.i.Ministerium für»Landes-·Kultur und·Bergwesen, hat der Ober-Verwaltung Des Landwirthschaftlichen Bereich, bekanntegeben, daß Wilhelm Berger, f. baierischer Lotto-Kollecteur in Bamerg, eine Dmantität von 1000 Portionen Kartoffelsamen & 2 fl. 42 ff. pr. Bortion (ohne nähere Angabe des Gewichts) zum Berlauf bereit habe, und Daß nach seiner Bersicherung, Die herausgezogenen Pflanzen, noch niemals Franse Knollen geliefert haben. M Wenn nun gleich vielfältig übernommene Anbau-Berfuche ‚mit Kartoffelsamen überhaupt, diese Versicherung nicht vollkommen bestätigen dürften, so ist denn doch der Gegenstand für Die Landwirthschaft ein zu wichtiger, als daß man es unterlassen könnte, Liebhaber von Kartoffeln, auf diesen Bezugsort aufmerksam zu machen. Hermannstadt, den 6. Oktober 1851. &. Sigerus, Berevnd-Secretär. — Franz Horskiy, fürstlich Adolf Schwarzenberg’scher Herrschafts-Inspector zu Libiegitz, Director der böhmischen Aderbaufschule in Fubin und Mitglied mehrerer agron. Gesellschaften, hat dem hiesigen Landwirthschaft-Verein, ein Gremplar, seiner in Prag 1851 im Bezag von Karl Andre erspienenen Werkes „Die vervollkommnete Drillkulture der Feldfrüchte besonderd der Kartoffeln und Zucer-Rüben auf mme“ — zugesendet. —. diese (Neidensaat) ein bedeutend größeres Betriebeskapital, als es gewöhnlich unsere Landwirthe befigen, verlangt, (die Anschaffung der hiezu nöthigen Werkzeuge beläuft sich ziemlich hoch), so man das erschienene Wert zwar nicht im allgemeinen jedem Landwirthe als besonders näglich anempfohlen werden, wohl ‚aber Fann hieß bei größeren Gutebefigern geschehen, und es wäre zu wünschen, wenn einige dieser Hewen fr Died Werkchen anschaffen wollten, um nach dessen Anleitung selbst die Brobe zu machen, wie sich diese Reihensaat im Verhältniß zur breitwwürfigen Saat, vendirt, indem der Herr Berfasier in seinem Werke, durch diese vervollkommnete Drillfultur, einen bedeutend größern Ertrag, namentlich in Kartoffeln und ZJnderrüben, ausweißt, als dies irgend je bei der breitwürfigen Saat der Fall war. Diese Drilfultur läßt sich übrigens bei allen Hadfrüchten anwenden, und soll wenn dieselbe einmal vollständig eingerichtet ist, weniger Arbeitskräfte in Anspruch nehmen, als die gewöhnliche breitwürfige Saat. Hermannstadt, den 6. Oktober 1851. . . C.Sigeru6,Vereins-Samar- Inland. Wien,3.Okt.Die.,Oesterr.Korresp.«schreibt:Wenn es irgend ein Beispiel gibt,welches die Vortrefflichkeit der monarchischen Regierungsform in das rechte Licht zu stellen geeignet erscheint,so ist es die neueste Lage Frankreichs.Nirgends mehr,als dort,wird das Bedürfniß einer starren Regierungsgewalt empfunden, eines Namens, der, die Sorge des Staates gestellt, zugleich ein Prinzip der Stätigkeit und Fertigkeit darstellt, einer wahrhaft moralischen Autorität, welche gleichwohl die Verfassung des Landes unmöglich macht. Die Sucht, zu jener erhabenen Stufe sich emporzuschwingen, hat den Ehrgeiz und die Leidenschaften geweckt und eine Fülle persönlicher Bestrebungen entfeffelt. Dieses ungestüme Jagen nach der höchsten Gewalt. Dieser zügellose Wetteifer haben der Sache der Ordnung mehr geschadet, als die schärfsten Repressivmaßregeln ihr zu mügen im Stande wären. Ein festes, konsesquentes, unnachgiebiges System der Regierung, mit Intelligenz und Machsamkeit ausgerüstet, planmäßig entworfen und gehandhabt, it unter solchen Umständen kaum denkbar. Die höchte Kraft und Weisheit an der Sorge des Staates muß durch die ungestümen Schwankungen, welche der Ehrgeiz der Konkurrenten hervorbringt, gelähmt werden. Mas vermögen Berechnung und ernster, aufrichtiger Wille gegen Die Wirbel solcher Leidenschaften? Wo alle mühsam erhaltenen Grundlagen der unaufhörlich gährenden Gesellschaft durch den bevorstehenden Präsidenturwechsel in Frage gestellt werden, kann da wohl von Stabilität und Fertigkeit die Rede sein, und ist es nicht ein Spiel, wobei die Existenz und die Zukunft des Konservativen Prinzips auf eine Karte gefegt wird ? Das monarchische Prinzip in seiner Strenge und Reinheit macht solche Erschütterungen zum Glücke für die Wölfer unmöglich. Indem er den erblichen Regenten mit den Attributionen der höchsten irdischen Macht umgiebt, sei et dem Ehrgeize eine heilsame Schranfe, und verleiht dem Willen des Monarchen eine unabänderliche Richtung. Der erfrischende Hauch einer angemessenen und näglichen Publicität wird die monarchischen Institutionen nit erstarren lasen. Die wahren Münsche und Interessen der Bevölkerung fühnen und sollen auch unter monarchischer Regierungsform ihren Ausdruck finden, und werden durch redliche und getreue Rache am Throne ihre Vertretung erhalten. Die wahrhaften humanen Errungenschaften des Geistes der Neuzeit in der Praxis und der Wissenschaft vertragen si vollkommen und ganz mit dem monachischen Sprinciy. Stanfreihs bedauernswerthe Lage entspringt zunächst aus dem traffenden Gegentage, in welchem seine innersten Wünsche zu den gangs unbaren politischen Marimen stehen. Während es fi nach den Wohltaten sehnt, welche nur die monachische Regierungsform zu bieten vers mag, kann er von der Vergötterung des falschen Majoritätenprincips und des verführerischen Dogmas der Nationalsouveränität sich nicht lode __ machen. Ein guter und ein böser Geist Engen dort mit gleicher Stärke und Ausdauer um die Herrschaft. Hoffentlich wird die antisociale Idee in diesem Sampfe unterliegen, aber die Wechselfälle der nächsten Zukunft sind im Augenbliede noch unberechenbar. Einstweilen bietet sich dort ein Schauspiel, welches sich eben nur dort auf dem Grunde einer tiefverwühlten Gesellschaft ereignen kann. Die Diskussionen in der Tagespresse und in allen öffentlichen Versammlungen drehen sich dort nicht um spezielle Fragen und Interessen. Den Berbefferungen im Einzelnen, welche stets so außerordentlich vortheilhaft auf das Ganze zurückwirken, wenden nur Wenige ihre Aufsperksamkeit zu. Vielmehr gilt die Debatte beständig den Fundamenten der Gesellschaft.Der negative, der revolutionäre Geist erschöpft ss in unendlichen konstitutiven Bersuchen. Das Schmesfer der politischen Kritik dringt bis zu den feinsten Gefällen und Nerven des staatlichen Organismus hindurch. Das Programm einer jeden Partei enthält den Gedanken des Umsturzes und einer radikalen Neugestaltung und in Bir überfäwenglischen Bestrebungen wird das Mark der Nation aufgezehrt. Der Hinblick auf die französische Gegenwart bietet den wdften Beweis, daß der Weg, welchen die Nation bisher wandelte, ein Strrweg war. Nur zwei Reitsteine führen aus diesem Labyrinthe, die Religiosität und die Anerkennung einer starken, geachteten Autorität. 4 „Wertheimers Geschäftsbericht“ schreibt: Man hat Grund einer vervollständigten Absorbtion des neuen Ansehens entgegenzusehen. — Meber die Abreise Sr. Maj. des Saiferd nach Galizien verlautet mit Bestimmtheit hier noch nichts. Briefe von dort geben aber SEHKAerUG, daß man den Monarchen gegen Mitte d. M. in Lemberg erwartete. ‚ .— So wie alljährlich tritt auch heuer im Bf. M. unter Vorftg eined von Sr. Majestät noch zu bestimmenden Generald eine Kommission von Generalen hier zusammen, welche die eingelaufenen Dualifikationslisten beurtheilen, dmdh über jeden einzelnen an der Tour zur Beförderung in die höheren Chargen stehenden Offizier entscheiden wird, inwiefern sich derselbe zur Vorlüdung in höhere Chargen eigne oder ob er dazu die Befähigung nicht befigt. Der Zweck dieser korm missionellen Beschlüsfe it, das MAvancement zu Stabsoffiziren in der Armee nur solchen Offizieren zu öffnen, welche in jeder Beziehung dazu befähigt sind. —Die schon seit längerer Zeit zwischen Oesterreich und Baiern abschiebenden Verhandlungens wegen Abschluß eines Donauschifffahrts. Vertrages sind,wie man vernimmt,nun zum Abschlusse gediehen.Der Beitrag hat keineswegs den Zweck einer Aufhebung der Schiffszölle, sondern nur den einer Gleichstellung derselben,sowie die Beseitigung aller Schifffahrtshindernisse und eine gemeinsame Regelung des Stromes und seiner Ufer selbst Vertraigsspitikte bilden. —Die von den Gewerken Steiermarks angeregte Errichtuung von Bergarbeitsschulen und Lehrfrischeie hatte nur Bildung guter Eisen-und Stahlfrischer in Steiermark,ist bereits Gegenstand der Verhandlungen des h. Ministeriums. Man zweifelt nicht, daß derlei Institute in’6 Leben gerufen werden. ' —— Unter den mannigfaltigen Gegenständen welche zur Londoner Ausstellung gelangten, it auch ein unansehnlicher Artikel, eine graue Erde, welche von den meisten Besuchern gewiß mit Geringschägung übergangen wird. Es ist Died die zu Wasserbauten so unentbehrliche Santorinerde. Die Triesten Ztg. gibt von derselben folgende nähere Beschreibung, die wir bisher immer noch vermißt haben. Diese Erde, vulkanischen Ursprungs, von schwarzgrauer Farbe, kommt im Ueberflusse auf der Insel Santorin und dem sie umgebenden Fleinen ilanden vor. In London schon seit längerer Zeit bewußt, wird sie nun auch in legter Zeit ausgeführt und all das winübertrefflichste Bodenmaterial, bei galaig zu Wasserbauten, Wasserbehältern a. ıc. benugt. Sie ist Hier atue nach eine eisenhaltige Thonerde, wahrscheinlich aus der Zerlegung sowohl poröser als harter Lager entstanden, ein Gemenge von Thon, zerriebenem Bimsstein und Trachten. Sie bef ist vollkommen Dieselben Eigenschaften der Puzzolanerde Italiens, nämlich mit Kalk gemischt und in Wasser getaucht, sich binnen 20 Tagen zu Stein zu verhärten. Die chemische Analyse — die indeß bis jegt ganz unvollkommen vorgenommen worden it — ergab 60 Theile Blaunerde, 20 Theile Riefelserde, 8 Theile Kalk und 12 Theile Eisenoryd., Das Mischungsverhältnis bei Bauten ist: 3 Theile Erde, 1 Theil gelöschten Kalk (mit fügen Wasser und einem halben Theil mit Meerwasser.) Dieser Mischung wird noch eine gleiche Menge von zertrümmerten Steinen, Ziegelbruchstüben 2c. beigefügt, um jene Masfe zu bilden, die in gößerne Karten gegosfen, in 20 Tagen ein vortreffliches Gußmauerwerk bilden, das jeder Wassergehalt widersteht. · ——Auch ein Frankfurter Korrespondent der N.M.Z.stellt die Veröffentlichung der Bundesbeschlüsse in nahe Aussicht.Man erwartet . 754 _ -