Siebenbürger Bote, Januar-Juni 1852 (Jahrgang 62, nr. 1-103)
1852-02-23 / nr. 31
153 als ihre Gegner.Allein sie fühlen,daß es im hohen Grade bedenklich wäre,der tagtäglich höher steigenden Fluth der Demokratie in England die letzte schützende Schleuße zu eröffnen,und daß eine bewährte Praxis ungeachtet der iheanklebenden Mißbräuche dennoch in mancher Rücksicht den Vorzug vor einer radikalen Neuerung verdient,die in der Folge nothwendig zu gefährlichenonsequenzen führt. Ein aus ausschließend demokratischem Wege gebildetes Unterhaus würde in einen noch schrofferen Gegensatz zum Oberhause treten als bisher der Fall war.Die Folgen möge jeder sich klarmachen,der das weiß,L saß England sein riesenhaftes politisches Gedeihen nur der ausnehmenden Weisheit seiner Aristokratie zu danken hat.(Oest.Cor.) Wien,14.Februar.Erfreulich ist es,folgende Mittheilung aus Venedig zu vernehmen u Ich mache keine Erwähnung von den acht Theatern,in denen jedankench bei der größten Personenfrequenz gespielt wird,ich spreche nicht von den Erwartungen eines brillanten Carnevalschlusses,ich deute nur auf die auffallende Heiterkeit des Volkes aus den Straßen,ein sicheres Zeichen der Zufriedenheit desselben. Auch die höheren politischen Behörden sind mit den Venetianern höchst zufrieden und drückten ihre Zufriedenheit durch Gestattung des Tragens der Masken auf eine den Wünschen derselben zuvorkommende Weise aus. — Die behufs der Commarjation und Segregation an das Ministerium gerichtete Retition der Frontisch-flavonischen Landwirthschaftsgesellschaft wurde durch eine Deputation am 26. v. M. den Herren Ministern des Innern und der Landeskultur überreicht. Die „Agr. Ztg. meldet folgenden Entscheid: die Herren EFE Minister Haben ihre tiefe Ueberzeugung von der Wichtigkeit der Commarsations- und Segregations- Frage für die Hebung der Landwirthschaft ausgesprochen und der Deputation die Vereicherung ertheilt, daß im Prinzipe diese Abgelegenheit durchaus feinem Anstande unterliege, vielmehr die Grundfüße derselben, insoferne die mit dem Jahre 1848 abgebrochenen Verhältnisse nothwendig gewordene neue Formen erheirschen, bereits den Berathunsgen der Commission unterliegen, die Erledigung somit lediglich von der Würdigung, welche die Vertrauensmänner des Landes Dieter Sache ohne Zweifel geben werden, in Verbindung mit der demnächstigen Gericht: Organisation abhängt. Wien, 16. Februar. Seine E E Hoheit Erzherzog Albrecht wird sich in den ersten Tagen des Monats März nach Wien begeben, um das bereits vollendete Gouvernementspalais zu beziehen. Der französische Minister und Gesandte in außerordentlicher Mission, Here David, ist von Berlin nach Dresden abgereist und wird im Laufe der nächten Tage hier erwartet. Seine Sendung betrifft Oesterreich anbelangend die Angelegenheit des in Paris gehaltenen Sanitäts- Kongresses, um zu ertwirfen, daß der vom Kongresse entworfenen internationalen Konvention die förmliche Zustimmung von Seeite der Regierung ertheilt werde. Here Dr. und Protomeditus v. Mais, welcher Oesterreich auf dem Kongresse repräsentirte, befindet sich in Gesellschaft des Heren Davide. — Die Gemeinde Mori in Tirol Hatte im Jahre 1825 an verschiedene Private den Wald Bordina verkauft und die Käufer hatten sich des ruhigen Befiged Desselben bis zum Jahre 1848 zu erfreuen gehabt. In diesem Jahre wollten viele von den Ärmeren Einwohnern des Dorfes die Käufer zwingen, den Wald der Gemeinde zur Benügung an die Gemeindeglieder zurüczugeben, und ald mit der Erfüllung ihrer Anforderungen gezögert wurde, versammelten sie sich, über 300 Köpfe start, in dem genannten Walde, plünderten ihn und verkauften das Holz auf öffentlichem Plage in Mori. Nun sollten diese Brzefte am Morgen des 15. Jänner wiederholt werden; auf ein verabredetes Zeischen sollten die Bewohner von Mori und Umgebung sich versammeln, und mit Beilen und Sägen versehen sich in die Bordinawaldung begeben, um das im Jahre 1848 begonnene Werk zu vollenden. Indessen hatte die politische und Gerichtsbehörde, Die von diesem Vorhaben Kunde bekommen, die gehörigen Maßnahmen sofort getroffen, daß die Ruhe allsogleich wieder hergestelt wurde. Einige Soldaten und Gensd’arzmen, die nach Mori gefchtet wurden, genügten die Ordnung aufrecht zu erhalten, nur die Nädelsführer des beabsichtigten verbrecherischen Unternehmens wurden festgenommen, die übrigen fehrten in Frieden in ihre Hütten zurück. — Im Dorfe Dubrowsko in Böhmen brach vor einigen Tagen Feuer aus. Eine Gensd’armeriepatrouille, welche es in der Nähe im Dienste befand, eilte allsogleich herbei, und ungeachtet heffen, Daß es an Lörschenden fehlte, wie auch, daß aus dem Dorfe Prustajowice, wohin um Hilfe gefickt wurde. Niemand erschien,gelang es ihr doc, dem Weitergreifen des Feuers vorzubeugen. Der Umsicht dieser Gensd’armeriez patrouille ist es auch zu verdanken, daß nur ein Wohngebäude, eine Scheuer mit Getreide und 18 Stud Schafe ein Raub der Flammen geworden sind. VBest, 14. Febr. Der dur die Hauszindsteuerkommission erhorbene Schaden, welchen bas Bombardement der Festung Temesvar an steuerpflichtigen Gebäuden angerichtet hat, beträgt 492,524 fl. 29 fr, und zwar kommen hiervon 332,103 fl. 2 fr. auf 139 Gebäude in der Feftung und 160,421 fl. 27 fr. auf 223 Gebäude In den Vorstädten. Die ermittelte Hauszinssteuer bei den ersteren beträgt 16,790 fl. 38 Er, bei den Iegteren 7396 fl. 6 Er, zusammen also 24,183 fl. 44 fl. In Belsiehung des Finanzministerialdefreted vom 11 April wurden nun Befreiungen von dieser Steuer gewährt für die Dauer von drei Jahren mit 35,832 fl. 41 Er, von zechs Jahren mit 72,284 fl. 421% Er. und von zehn Jahren mit 2328 fl. 5245, so das die Gesammtsumme der erlassenen Steuer 110,446 fl. 17 fl. oder 22 Prozent des ermittelten Schadens beträgt. Ausland. Darmstadt, 10. Febr. Die zweite Kammer der Landstände hat in ihrer heutigen Sagung, nach 6stündiger Berathung, mit 23 gegen 21 Stimmen dem Gelegentwurf der Regierung, die Wiederherstellung der Todesstrafe betreffend, ihre Zustimmung gegeben. Turin, 11.Februar.Gestern Früh wurde die Todesstrafe an einem Individuum vollzogen,welches im vorigen Jahre einen Priester auf der Straße von Saluzzo nach Revello ermordet hatte.—Ueber die gestrige Schlußdebatte in der Kammer der Abgeordneten ist wenig zu sagen,es wurde ihr auch keine große Aufmerksamkeit zugewendet Der Preßgesetzentwurf ist wie vorauszusehen war,mit starker Mehrheit angenommen worden Vor der geheimen Schlußabstimmung keines an Veranlassung Periolinis noch zu einer offenen Abstimmung durch Ja und Neinz;diese ergab 100 gegen 40,und die geheime 98 gegen 44 Stimmen für die Annahme.Mehrere Mitglieder der Linken stimmten ministeriell. , Turin, 12. Febr. Der Abgeordnete Betazzi hatte in der Sagung vom 7. über Revels schlechte Finanzverwaltung in den Jahren 1848 und 1849 Klage geführt. Revel bestand heute auf der Vorlage einiger zu seiner Rechtfertigung geeigneten Dokumente und Rechnungen. Dem widerlegte fch der Minister Graf Cavour auf das Entschiedenste, ein folgenschwerer Barteikampf könne sich daraus entspinnen. Josti mahnt zur Einigkeit im Innern, worauf Revel unter allgemeinem Beifalle seinen Antrag zurückzieht. Soeben hat in der Deputirtenkammer die Debatte über Die zwischen Turin, Mailand und Frankreich zu bewerkstelligende telegraphische Verbindung begonnen. — 14. Sehr. Die Deputirtenfammer hat die Herstellung der telegraphischen Verbindung zwischen Turin, Mailand und Frankreich mit 88 gegen 25 Stimmen genehmigt. Paris, 11. Februar. In der Nacht vom 7. auf den 8. Februar gegen 4 Uhr nach Mitternacht fiel ein Schuß auf den Soldaten Davour, welcher auf dem Fort von Ivory Wade hielt. Ein 60 Schritt weit hinter den Bäumen verstecktes Individuum feuerte einen Bistolenschuß ab, welcher den Tidhafo des Soldaten traf. Davanı schoß sein Gewehr ab, traf aber nicht. Davanr bewies bei Dieser Gelegenheit Die größte Kaltblütigkeit. Dieser Soldat verlangte die Gunst auf seinem Boften zu bleiben, was ihm auch gestattet wurde. Er glaubte, das Attentat werde noch vor Ablauf der Nacht wiederholt werden.Während der folgenden Nacht wurde ein zweites Attentat auf den Posten des Fort Jory vollzogen. Um Halb 10 Lyr Abends hörte der Bosten mehrere Steine in den Graben hinabrollen und er rief in’d Gewehr; ein Korporal mit 5 Mann eilte hinaus, um den Individuen in der Nähe den eg abzuschneiden.. Raum war der Korporal draußen, als man einen abermaligen Schuß vernahm. Der Korporal sah nun in der Nichtung von woher der Schuß kam, ein Individuum, welches aus Leibeskräften davonrannte. E83 wurde verfolgt und als er trog allem Zuruf ni stehen blieb, wurde auf ihn geschossen. Er sürzte, denn die Kugel hatte ihm das Bein zerschmettert. Er wurde in das Hospital Bicetre gebracht, wo ihm der Fuß abgeschnitten wurde. Man stellte Untersuchungen in der Umgegend an. Fünf neue Schiffe wurden auf die Soldaten abgefeuert und fünf Individuen wurden in den Straßengräben gefunden. Der Divisionsgeneral Renaud hat den Füsilier Davaur auf den Tagesbefehl jehen lassen. London, 9 Febr. Honey John Temple, Biscount Balmerston (der dritte dieses Titels) stammt von einem und demselben Vorfahren mit dem Herz. Haufe von Budingham und Chandos. Er ist im 3. 1784 geboren und ist somit in seinem 67. Jahr. Er war in Karroiv erzogen und ging von da an Edinburg, wo er wie Lord John Ruffel der um 8 Jahr jünger ist) die Vorlesungen von Dugald Stewart hörte und zulegt in Cambridge graduirte. Seine offizielle Laufbahn trat er (1808) in seinem 25. Jahre an; von da bis 1827 bekleidete er unter dem Gabinet Lord Liverpool’s die Stelle eines Kriegssekretärs, ohne jedoch Kabinetsmitglied zu sein. Unter Ganning behielt er seinen Posten bei, wurde Mitglied des Kabinets und blieb Banning’s treuester Anhänger ,bis zu dessen Tode. Auch unter der einjährigen Vermasstung von Lord Goderich und dem Herzog von Bortland blieb er an der Sorge des Kriegssekretariats, bis endlich im I. 1828 der Herzog von Wellington mit der Bildung des neuen Torykabinets betraut wurde. Von dieser Zeit bis zur Bildung des Reform - Ministeriums, im Nov. 1830, war Lord Balmerston außer Amt. Dann trat er sofort unter Earl Grey als Staatssekretär d..A. ein und behielt diesen Posten, mie . ·