Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1852 (Jahrgang 62, nr. 104-207)

1852-10-22 / nr. 168

« Os- A­ ar 168. Erscheint wöchentlich 4 mal, Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag. Kostet für das Halbe Jahr 4 F., das Vierteljahr 2 fl., den Monat 40 Fr. Mit Postversendung Halbjährig 5, vierteljährig 2 fl. 40 fl. Sermannstadt am 2. Oktober. Siebenbürger Dote. Inserate aller Art werden in der von Hochmeister'schen Buchhandlung angenomm­en. Das einmalige Ginrüden einer einspaltigen Garmond­­zeile fortet 4 fr., für eine zweite 6 fr. und dritte Mies derholung 9 fr. &. M. Hermannstabdt, 21. Oktober, In dem Orte Balocsa, Klausen­­burger Distrifts, wurden am: 30. D. M. durch­ eine­­ Feuersbrunst, deren Ursache noch nicht ermittelt werden­ konnte, 6 Wohn- und 22 Wirtsc­haftsgebäude mit der ganzen bereits eingeführten Ernte eingeäschert, wodurch Diejenigen Bewohner, welche das Unglück betroffen hat, bei dem herannahenden Winter dem größten Elende preisgegeben sind. Auch ist das Leben eines in den Flammen umgekommenen Greifes zu­ beklagen, und der Schade beläuft sich nach den gepflogenen Erhe­­bungen auf 7076 fl. EM. Obschon zur Unterftügung der Berunglücten­ eine milde Sammlung im Staufenburger Distrikte eingeleitet worden ist, so haben sich Se. Durchlaucht, der Hr. Militär- und Zivilgouverneur dennoch veranlaßt ‘ gefunden, das dortige Militär - Diffek­tekommando zu ermächtigen, aus dem beihabenden noch­ disponiblen Netzes an Waffenpaßgeldern 160 fl. EM. an die Verunglückten zur momentanen Abhilfe ihres Nothstandes vertheilen lassen zu dürfen. Hermannstadt, 21. Oktober.­­ Die „Austria” wendet der Ko­­lonialpolitik ihre besondere Aufmerksamkeit zu und behandelt diesen­ Ge­­genstand in einer so beachtenswerthen, und reges­interesse Darbietenden Weise, daß wir uns für verpflichtet halten, aus einem der legten Arti­­kel, folgendes mitzutheilen : iv veden jet, wieder viel von der Verbreitung des abendländi­­schen Geistes nach dem­ Morgenlande. Durch Niemand ist Dies in großartiger Weise verwirklicht worden, als durch die griechischen Städte, durch Alexander, und­ seine Feldherren, Auf welche Weise?. Es wird unbedenklich sein, als das wichtigste Moment die Städtegründungen der Griechen, besonders Mleranders und seiner Nachfolger hervorzuhe­­ben. In staunenswürdiger Zahl finden wir sie bis in den entferntesten Osten hin. Mlerander allein gründete in der kurzen­ Zeit seiner er­rang über siebzig Städte. Was sich als allgemeines Resultat der Art und Weise, wie er dieselben bevölkerte, herausstellt, ist etwa Folgendes: Das Kharakteristische der „Barbaren“ ist es, ohme städtisches Gemein­­wesen zu leben. Sie haben feine Städte, sondern nur Ortschaften. Wie ungeheure Ausdehnung diese auch Haben, wie mächtig ummauert sie auch sein mögen und durch Getrerbe und Handel blühen, so haben sie­ doch sein politisches System. Sie sind entweder stehend gewordene oder um heilige Tempel zusammengehäufte Massen, oder ungeheure Marktflechen oder was sonst immer, nur Städte nicht, wie sie der Grieche meint. Chbenjo hat das germanische Element sich nur in der Form und unter dem Schug der wahrhaft selbständigen Städteverfas­­sung im Donauthal und im Norden desselben nach Osten hin ausge­­dehnt. Die Eigenthümlichkeit­ des­ Griechent­ums war die Stadt, die Bolitie. In dieser Form hat sich die unbeschreiblich reiche Ausbrei­­tung des griechischen­­ Lebens während­ vieler, Jahrhunderte entwickelt. Jede Kolonie war eine neue städtische Organisation, ein Ausgangs­­punkt neuer, gleich lebendiger Gründungen. Diese Form war es, wie Alexander zur Durchführung seiner Pläne vor Allem auffaßte, und es ist sehr reich , daß Aristoteles eine Schrift an den König­­ richtete, wie man die Ansiedelungen errichten müsse. Waleranders Absicht bei. Diesen Gründungen war weder ausschließlich noch vorherrschend militärischer Art. Ebenso bestimmt tritt die Absicht hervor, durch­ neue Emporien dem­ zu erwegenden Handelsverkehr stetige Richtung zu geben. Mit welchem genialen Brief er dabei verfuhr, bezeugt unter andern die Stadt, die noch unter seinem Namen fortblüht, und welcher eine immer grö­­ßere Zukunft bevorsteht. Alexander wollte unter ungivilisirten Stämmen Mittelpunkte fester Ansiedelung schaffen. Seine Nachfolger haben mehr oder weniger in feinem Geiste das Werk fortgeführt. In den säktlichen­ Gründungen ist die rechte Basis des Helleniscrens. In der Regel schließen sich die neuen Gründungen, wie­ bei den Römern, an sehon bestehende Or­tschaf­­ten­ an. Häufig, werden beieinander liegende Orte in­ die­ neue Stadt zusammengezogen. Ueber die Assignation des­ städtischen Gebietes fehlen nähere Angaben. Das vorherrschende ist, daß sich eine buntgemischte era Bevölkerung mit einer einheimischen. zusammen­ndet. Zahlreiche, Beispiele lehren, daß in solchen Städten dann eine Politie nach Art der helenischen eingerichtet ist. Rath und Rolf ver­­wandeln in ähnlichen Formen, wie es in den Griechenstädten früherer Zeiten üblich ist.. Das Verhältniß der­ Landeseingeborenen in diesen Städten zur Politie, zum vollen Bürgert­um scheint nicht überall das­­selbe gewesen zu­ sein. Nach Alexanders Plänen darf man wohl annehmen, das er sie überall zu gleichem Recht aufgenommen willen wollte, natürlich mit der Bedingung, daß sie sich der Sprache und der Sitten der Civität ans­chloffen. Erst dadurch konnte die Verschmelzung vollkommen werden. Es lag in der Natur der Sache, daß in diesen Städten das Helleni­­stische die offizielle und V Verkehrssprache wurde. Kamen geeignete Regierungsmaßregeln Hinzu, wie wir deren für Egypten kennen, so mußte allmählig die heimathliche Sprache in den Städten überwunden und wenigstens in den zahlreich koloniserten Lands­chaften auf das flache Land zurückgedrängt werden. Alle diese neuen Städte mußten, wie entschieden au bei denen des Seleukidenreiches die Bewaffnung der Bürger hervortrilt, in ihrer griechischen Bevölke­­rung einen überwiegend gewerblichen und merkantilen Sarakter gewinn­nenn in Ländern, wie Mesopotamien oder Syrien, statt der bisherigen unitäten und zum Theil beduinenartigen Weise nun ein reiches städtisches Leben erwachte, wenn in dem dichten Beieinander­­wohnen sich die Zahl der Bedürfnisse und die Möglichkeit sie zu befrie­­digen, in gleichem M­aße steigerte, wenn in diesem schnelleren Umfag und in der seit Merander unglaublich vermehrten Masse des Furrenten Geldes sich überhaupt der Wohlstand und damit die Annehmlichkeit, der Werth und die Richtung des Lebens erhöhten , so, ficht man, wohl, wie tief eingreifend die Veränderung ist, welche die h­ellenistischen Grün­­dungen hervorbrachten, und wie er mit ihnen förmlich die Atmosphäre des­ morgenländischen Lebens umgestaltete. Man muß gestehen, das griechische Wesen hat eine Virtuosität des Kolonisirens entwicelt, wie sie zu seiner Zeit und von seinem­ Volke wieder erreicht worden is. Selbst die Römer kolonifirten weder mit so sicherer Raihheit und in so weiten Umfang, noch vermochten sie aus­­gebildeten Kulturen gegenüber ihre Sprache mit ihrer Herrschaft durchs­zufegen, während die Hellenisirung um so entschiedener Boden zu ges­pinnen schien, je höher die Kulturstufe war, auf die sie sich wandte. Die Gründer der Hellenistischen Kolonien, besonders Alexander ging von der Aufhebung des Unterschiedes zwischen Siegern und Besiegten, von dem Prinzip wahrhafter Ausgleichung und Beriehmelzung aus. Es treten hier besonders zwei Momente hervor: das eine analog mit dem Wesentlichen der älteren griechischen Gründungen, das zweite durch den veränderten Karakter der Zeit gegeben. Die Älteren griechischen Polo­­nien waren mehr oder weniger ausschließlich von einer bestimmten Mut­­terstadt ausgesandt oder ausgegangen. Sie blieben mit derselben in gewissen Beziehungen der Pietät, der rechtlichen und religiösen Insti­­tute 20.5 Sie waren in politischer Beziehung selbstständig gegen sie, au­­tonome Polition. In den neuen Gründungen hörten auch diese Lode­­ren Beziehungen zu einer Mutterstadt auf. In den meisten war die Bürgerschaft, von den nicht griechischen Elementen abgesehen, aus Ans­­iedlern verschiedener griechischer Stämme gemischt. Weder im Religiö­­sen noch in den städtischen Einrichtungen mochte man die Formen einer bestimmten Dörtlichkeit übertragen, und je freier, rationeller, allgemeiner man sich verhielt, desto leichter war es, sich dem örtlichen Bedingungen der neuen Heimat, der man sich inh­altslos Hingab, um sich den Nicht- Griechen, die in das Bürgert­um aufgenommen wurden, zu afsimieiren; desto freier konnte man zugleich die Sprache und Bildung des­ Griec­henthums und vor Allem den Kern des elastischen griechischen Wesens, eben das Bürgert­um, die städtische Politie festhalten. Auch der Ka­rater der späteren hellenistischen Gründungen war es, Polition zu sein, wenn­gleich nicht in­ der souveränen Weise, wie sie die kleinen Stadt­republiken früherer Zeit behauptet oder doch in Anspruch genommen hatten, so doch in kommunaler Selbstständigkeit, gleichsam mit den Pri­­vilegien reichsstädtlscher Freiheit, mit dem Rechte der Waffen, dem Münz­­recht, wie es scheint, auch dem Gerichtsbann, der Autonomie­­. Ale­­xander gewiß hat seine Gründungen auf diese Weise ausgestattet. Die Lagiden scheinen in Egypten minder glänzende Privilegien gewährt zu haben. Desto weicher scheint die größte Masse der neuen Städte. Die seleusidischen, mit recht eigentlich reichsstädtischen Freiheiten ausgestattet worden zu sein. konnten sich doch einzelne derselben, so Seleufiie am Tigris, mit dem Sinien des Reiches in nn Unabhängigkeit behaupten, wie denn überhaupt­­ die Städte Kleinab­end bieten mehrere‘ nen.

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