Siebenbürger Wochenblatt, 1840 (Jahrgang 4, nr. 1-104)

1840-12-31 / nr. 104

6 Ein Wörtchen über Neeesesionen. Unter die größten gan auf die der­ menschliche V­erstand in den neuesten Zeiten gefal­­len ist, gehört wohl die Kunst, Bücher zu beurtheis­len, ohne sie gelesen zu haben. Lichtenberg. € 3 wird wohl jedem, dem ed ernstlich darum zu thun ist, in Kunst und Wissenschaft fortzuschreiten,, sehr willkommen sein, wenn eine gründliche Kritik seine Werke der Prüfung unterzieht und sich mit der Würde echter Bildung, nur in der Absicht über selbe verbreitet Schönheit und Wahr­­heit, diese ewigen Magnete der Menschheit, fledenlos zu erhalten. — Mit vollem Fuge mag jedoch der Künstler oder Schrift­steller von dem Recensenten verlangen, daß selber entweder, durch literarische Verdienste bereits ein Votum in der Or­wehrten-Republik besige, oder das er, als Neuling, seine Beurtheilung­en detail motivire! — Wenn ed si aber ein Anonymus herausnimmt, den Stab über ein Wert zu brec­hen, oder um selber einen Sorberzweig zu schlingen, ohne die Gründe zu beleuchten, die ihn leiteten; so darf wohl Autor und Publikum mit Recht fragen, bei welcher literarischen Autofratie, die Dorakelsprüche diesed Vermummten affectrirt seien. — Greift derselbe überdem noch mit Leidenschaftlich­­keit und den Waffen der Gemeinheit, mit Persönlichkeiten und Schmähungen, das Eigenthum ded Publitumd an, so beurkundet er schon in vorhinein, seine Untauglichkeit als Kritiker, und den niedern Standpunkt seiner Bildung, der ed ipm unmöglich macht ein wissenschaftliches Werk zu Lesen, daß heißt nämlich mit Verständniß zu lesen, und die obangeführten ironischen Worte Lichtenberg’ finden an einem solchen Krititafter ihre volle Bewahrhei­tung. — Zeitler ist heut­zu Tage unsere Literatur mit dergleichen Recensionen, besser gesagt Animositäten, die wie Pilze über Nacht entstehen, überfüllet und diese Schalen ohne Kern verderben, oder verunreinigen wenigstens , die Wege zu dem Tempel der Wahrheit, welche durch eine würdige Kritik gebahnet wurden. — . Nachstehendes aus der,,·kkanssilvania4«Nk.3,dem Reis blatte zum SiebenbürgerOoten,von Buchstab q und­stab getreu abgedruckte Endo-theil,ebenso leidenschaftss­losa lehn man über einen Schriftsteller’,der wahrschein­­lich nichtsr weniger als einen sozaresinnigen Angriff vermuthete­ gefällt,—möge noch mehr.Licht über das be­­sprochene,geheime,geniale­ literarische Schöppen geelcheveri Breiten. € 8 ist biefed Document seiner Bildung und einer ge­­wandten Sprache, zu merkwürdig, als daß man nicht wünschen sollte, demselben eine größere Verbreitung, zu verschaffen. Die würdige Redaction des Wockenblattes wird sich um die Abonnenten desselben gewiß verdient machen, wenn je­dem erwähnten Auflage, eine Spalte bei Geurle­­ton’s oder ded eben aufgetauchten Satelliten widmen­­ woll­­te, denn es dürfte für Ledermann sehr ermöglich sein, zu Teten, wie ein gewisser z. B. ein langjähriger Freund des Bestorbenen, der sich selbst nit mehr snvert heibigem vermag, dennoch die Vertheidigung übernimmt, — Worauch aber schon über den armen Delins quenten, brevi mann, ein gerechtes, bündiger Urtheil fället, und selben im Namen des Publikums ohne ihm eine fernere Appellation zu gestatten, auch der literarischen Welt verweifet. —— Alled dieser geschieht mit einer bewunderungswürs­tigen Bescheidenheit und feiner Orazie, wie figura zeigt. v»W­issenschaftliche und Kunstnachrichten. Nachlese auf dem Felde der ungarischen und siebenbürgi­­schen Geschichte, aus authentischen bis seit unbekannten oder unbenügten Quellen und Urkunden bearbeitet, von U. 8, Kronstadt, gedruckt in Joh. Göttd Buchbruderei 1840. gr. 8. VII. und 59 ©. 40 fr. Konv. Mize. Die erste Ankündigung dieser Schrift erregte Aufmerks­­amkeit, indem der Vers­ mit ziemlich großsprecherischer Suffisance verhieß, Männer, die lange in literarischer Hin­­sicht eined anerkannten Rufd genoffen, Eder und Schwart­­­er, mannigfaltiger Irrthümer zu überweisen. Die Schrift selbst aber muß bei jedem unparteiischen Leser tiefe Indig­­nation erregen, wenn er sich bei der Durchlefung der in die­­sem Hefte enthaltenen beider Fragmente überzeugt, auf­ wel­­che gemeine und aller Humanität Hohn sprecende Weise der Berf, einen Mann verunglimpfet, der, wie der verstor­­bene Abbe Joseph Karl Eder, als Schriftsteller und Dienst in gleichem Maße die allgemeine Achtung verdiente. Ein langjähriger Freund des Verstorbenen, der sich selbst nit mehr zu vertheidigen vermag, wird diese Vertheidigung in dem demnächst erscheinenden ersten Hefte des Archivs für die Kenntniß Siebenbürgend dem literarischen Publikum vorlegen, und zugleich den schlagenden Beweis führen, daß Hr. A. 8. keine seiner großsprecherischen Verheißungen er­­füllt habe. Wir können unsere Leser ein­weilen nur im Allgemei­­nen versichern, daß Hr. A. KR. auf dem Selbe der siebenbüre­rischen Geschichte in den diesed Heft außfallenden beiden Fagmenten seine fruchtbaren Aehren, sondern bloß fliehen, bed, giftiged Unfraut gesammelt habe. Der Vortrag des Vers. ist schwerfällig und zeigt Überall den angewandten, der Sprache nicht gehörig mächtigen Schrift­­steler. Beflered erwarten wir von den no rüdständigen drei Fragmenten, melche nicht eigne Arbeiten­ des DVers. sind, dem wir den wohlgemeinten Rath ertheilen müssen, das Publ­ilum mit seinen Auflagen in Zukunft zu verschonen, wenn er nicht3 Gründlicheres und Gediegenered zu liefern vermag, als die hier vorliegenden beiden Fragmente. Die topographische Russtattung ist gut. Der Pfeid It für die Reine Schrift in jeder Rücksicht zu hoc, besonders bei ihrem gänzlichen Innern Mangel an Gehalte. J. B.­ Hoffentlich wird­ die verheißene wissenschaftliche Beurthei­­­lung in dem neu zu schaffenden Archive nicht auch derselben Ser­der fließen. ’· Balius. '

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