Siebenbürger Wochenblatt, 1848 (Jahrgang 12, nr. 1-52)

1848-06-01 / nr. 44

260 bung wir in einen Korrespondenzartikel der Nr. 39 uns­­eres Blattes lieferten, haben wir einige sehr schäßene­­werthe Berichtigungen erhalten, die wir theild des bes­­chpränften Raumes theild auch einiger persönlichen Bes­­ziehungen wegen nit dem ganzen Gnhalte nach mitthei­­len künnen. &3 ist aber daraus ersichtlich,­ daß­­ ich in den Demonstrationen jener Tage weder der Bolfs­­wille noch der der Bürger Udvarbelgs manifestirte, daß die Zahl der Agitatoren Fraum aus 40 bewaffneten aber desto erallirteren Anhängern Palfy’s und Graf Johann, Berhlens bestand, welche den freien Willen des solide­­ren Theiles präoccupirten. Auch si­nd ganz falsch, daß die Ugrons, Rivalen Berhlen’s und Palfy’s, so sehr ger baßt und verachtet seien, wie in der Korrespondenz gef­­agt wird indem sie eine zahlreiche Partei zählen, die aber zur Erhaltung der Ruhe nachgegeben hat. Wahls­agitationen, erzwungene Majoritäten und alle politischen­­­Umtriebe künnen nur vom augenblick­hen Erfolge fein und rächen so gewöhnlich, wenn der gesunde Sinn ei­­nes freien Wolfes erwacht und dieser erwacht früher oder später immer­­ an den Urhebern selbst. Mögen sich nur die höbern Behörden durch solche Unziemlichkeiten nicht zum Nachtheil des Wolfes misbrauchen Lassen und den fünftlich gemachten öffentlichen Meinungen nicht zu viel vertrauen. In solchen Fällen ist auch auf 5 Bes­­euchtungen, in kaum 10 Tagen zu Ehren der Gemähls­ten nicht viel zu geben, und­ sie sind sein Beweis von zu großer Popularität, wenn man weiß, wie sie­ gescher­ben. Am Ende­ stellt doc jeder lieber­ ein Licht hinters Fenster, wenn er durch die Straßen­­ lärmt: „Gyertyat az ablakba“ als daß, man sich die Scheiben oder gar den Kopf dur eine Kugel­ zerschmettern läßt. =» A des ganzen anmetenden Volks sol für die Union ohne alle Bedingungen sein. Unsre Vertreter sind Männer die die Stereffen ihrer Gomitenten zu wahren willen werden. "«i. . Kroatien. Die „Agramer Zeitung” vom 16. Mai enthält über die bereits in unserer vorigen Beilage kurz angedeuteten Vorkommenheiten in Agram folgenden ausführlichen Be­­richt: „Seftern ist im städtischen Rat­hause eine öffent­­liche Lisung abgehalten worden, die­ in den Annalen Agrams einen der merkwürdigsten Pläne einnehmen dürfte. Der Stadtrichter hat zwei Palatinalzuschriften, an die Kommunität Agrams lautend, vorgewiesen, und erklärt, Selbe aus dem Grunde, nicht eröffnet zu haben, weil ‚zufolge, des Auftrages Sr. Ercellenz des Banus er von Niemandem außer­ ihm, Aufträge zu empfangen habe; — eine längere Debatte hat sich nun Darüber entsponnen, ob man die Zuschriften eröffnen solle oder nicht; und nachdem man sich dahin ausgesprochen, daß mit der Eröffnung der Zuschriften die Befolgung ‚des Inhalts nicht bedingt — und somit hiedurch der Befehl bed Banus nicht verlegt wird, wurde die Eröffnung derselben beschlossen. Beide Zuschriften sind in der lar­teinischen Sprache von Sr. f. f. Hoheit, dem Palatin und dem ungarischen Minister des Innern Szemere un­­terfertigt In der ersten ,­ieser beiden in lateinischer Sprache lautenden Zuschriften werden durch den­ Palatin Die erfügungen, unseres Banus als constitutiond- und ger­egwidrig und das durch ihn publieirte Standrecht als fraftlog erklärt; in der zweiten heißt es, daß die Be:­geber den Lärm, der sich im, Schäßburger, und Maroscher Stuhl allenthalben verbreitete, daß die Stef­­ler einen Beruilgungskrieg gegen die Sacsen im Sinne hätten, können wir berichten, daß es nur ein blinder, ein böswilliger war, um Ziietracht und Mißtrauen zu taen, wie dies jegt leider an der Tagesordnung it. Es liegen und Zeugnisse von glaubwürdigen Personen vor, welche alle die vielen falschen Gerüchte widerlegen. Zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit und des bis fest bestandenen freundschaftlichen Einvernehmens zwischen den beiden Mitnationen, so wie au zur Be­­ruhigung der aufgeregten Gemüther haben nicht nur die beiden Brüder Grafen Haller von Weißkirchen, son­­dern auch der Schäßburger Magistrat viel beigetragen. Aus der Moldau und Walachei erfahren wir, daß diese beiden Fürstenthümer sich von der türkischen Ober­­herrschaft Loslaufen und Rußland die Summe vorstreben werde, um auch ferner der Schulherr von den beiden Fürstenthümern zu bleiben. — Die welachhsche Regierung hat Befehl gegeben den Theilnehmern an der Blasen­­dorfer Versammlung die eigends dazu aus der Wala­­chei gekommen und da angestellt sind, die Rückehr nach der Walacei nicht zu gestatten. Von Klausenburg haben wir vom 28. Mai Rad­­iigten erhalten; unsere (die Kronstädter) Deputirten mwaren wohlbehalten daselbst angelangt. Die Stimmung­sh­ebungen im­ Syrmier ,­ Veroviticer und Pozegaer Co­­mitate und der Stadt Effet die Sicherheit der Personen und des Eigenthumes gefährden und überdies den seit Jahrhunderten zwischen Ungarn und den verbundenen Königreichen bestehenden brüderlichen Verband zu lodern und zu zerreiffen beabsichtigen — aus Diesem Anlasse haben Se. Majestät Sr. £. . Hoheit aufgetragen, zur Vermeidung dessen alles aufzubiet­en, ja selbst einen Kommissär abzusenden, daher Se. £. f. Hoheit die Ra­­tionalität und die Rechte der Bewohner der verbunde­­nen Königreiche mit allen Kräften aufrecht zu erhalten sich zur angenehmen Pflicht­ mache, und auf den Vor­ Schlag des Ministers des Innern, den Feldmarschall- Lieutenant und commandirenden Generalen in Ster­­wardein, Baron Hrabovsky zum 1. Sommissär bestimmt, welchem Die sämmtlice Militärgrenze, Die regulären Truppen und die Nationalgarde Folge zu leisten haben. Schon während des Lesens war die allgemeine Auf­­regung der Bürgerschaft, die den Saal ungewöhnlich füllte, sichtbar, — diese Aufregung steigerte si fortwäh­­­rend und am­ Schluffe brach sie mit solchem Ungestümm los, daß von einer­­ Berathung seine Rede sein konnte — einstimmig beschloß man diese beiden Palatinalzu­­schriften auf dem öffentlichen Make zu verbrennen — es wurden dieselben dem Notar aus der Hand­ entriffen,

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