Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Februar (Jahrgang 8, nr. 2166-2188)

1881-02-23 / nr. 2184

ReduktionundAdministratiom Heltauergasse23. Erscheint mit Ausnahme der Fonns undJeiers­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 Er., vierteljährig 2 fl. 50 Er., Halbjährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. ohne on ins Haug, mit Zustellung­ 1 fl, 3 fl, 6 fl, 12 fl. Abonnement mit Bostversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 I Ahr 7 fl. ganzjährig Für das Ausland: vierteljährig 9_ RM. oder 12 Frcs., halbjährig 18 AM. oder 24 a­­ie 36 HM. oder TB. Unfransirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurücgestellt. N 2184. Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. min men Herma­­nnstad­­t, Mittwoch 23, Februar Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergasse Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Fr. Wilhelm Frank, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg ©. F. Erler’s Buchhandlung, Bistritz Friedrich Wachs­­­mann Nr. 187, Sächsisch,Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein , Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter & O., H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt 4. M. G. L. Daube & C. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile kostet beim einmaligen Einrüden 7 fr., das zweitemal je 6 kr., daß bdrittemal je 5 fr. 8. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 Kr. — ISSt. mn 3u Serkapoly’s Kolonisationsplan! Im Zusammenhang mit unserm in Neo. 2179 gebrachten Artikel geht uns ein Brief zu, dem wir folgendes entnehmen: Kerkapoly reflektivt mit seinem Plane, die ungarischen Staatsgüter zu verkaufen und zu besiedeln, in erster Reihe auf die Bewohner magya­­­rischer Gemeinden in der Bukowina und in Rumänien. Diese gehören aber alle dem Sefferstamme an und sind aus der Heimath meistens darum ausgewandert, weil der Wald, von dessen P­ro­­­dukten sie fast ausschließlich lebten, der Art zum Opfer gefallen, und sie die Jahr aus Jahr ein­­steigenden Steuern nicht ernschwingen konnten. Sind Lebtere unter Kerrapoly’s Meinisterschaft etwa geringer geworden? Oder glaubt er ernstlich daran, daß ein Sefler im baum= und berglosen Alföld auch nur acht Tage lang aushalten könnte? Er würde dieselbe Erfahrung, wie Bem 1849 machen, als seine Sefler, die sich in Siebenbürgen so brav geschlagen,, beim Anblik der ungarischen Ebene massenhaft defertirten. Glaubt er vielleicht, daß der Sefler mit seinen primitiven Erfahrungen in der Landwirthschaft mit dem Banater Schwaben fonfurreren könnte ? In zweiter Reihe verleftirte Kerfapoly auf den Ueberichuß der Be­­­völkerung der großen Alfölder Bauernstädte. M­­it ihm befannt, wie sehr der Alfölder an der heimathlichen Scholle hängt? Hat nicht die feste Volks­­­zählung gezeigt, daß die durch die Heberichwendung in alle Gegenden des Landes vertriebene Szegediner Bevölkerung vollzählig sich wieder eingestellt hat? Sollte er nicht wissen, daß der großherzige Markgraf Palavicini nach Bertilgung des Dorfes Algyd den Einwohnern kaum eine Stunde von ihrem früheren Wohnsng entfernt eine neue Heimath, Sandorfalva , gegründet, jedem Einwohner genau so viel Feld, als er früher besessen, geschentt , Kirche, Schule, Gemeindehaus gebaut und den Leuten das Material zu ihren Wohnungen gegeben, und daß trogdem der größte Theil der Kolo­­­nistern wieder auf ven alten led zurücgekehrt ist, ja sogar daß, als die Regierung das Aufhören von Algyd als Gemeinde aussprach. Die Bewohner mit der sichern Aussicht auf neue Heberschwenkungen ohne Pfarrer und Notar in Algyd blieben? — Eignet sich aber auch der Magyar zum Kolonisten? Mit Nichten ! Wirde der verstorbene Professor Krainz jagen und dabei gewaltig mit dem Kopfe wadeln, Sehen Sie sich nur einmal die magyarischen Kolonien in dem Banat an ımd vergleichen Sie dieselben mit den dortigen deutschen Kolonien. Besichtigen wir z.B. zwei nur durch die Mearosch geschiedene Dörfer: Ungariscy­ und Deutsch-Chanad. Hier wie dort der gleiche frucht­­­bare Boden, gleiche Größe des Gemeindegrundes, gleiche Anzahl der Be­­­völkerung, gleiche Existenzbedingungen, und dos ist das eine ein­­heit, neben welchem jedes walachische Gebirgsdorf als Stadt erscheinen wü­rde; das andere aber ein reiches Dorf, welches jedem Gau Deutschlands zur Zierde gereichen würde. Selbst der Slovaje ist als Kolonist dem Magyaren vorzuziehen. Dieß bezeugen die slovafischen Dörfer im Alföld im Vergleich zu den nebenan liegenden magyarischen Dörfern z. B. slopafisch Komlos (Tot Komlos) mit Apätfalva. Zur Anlegung von Kolonien sind auch Handwerker erforderlich. Diese sollen aus den 40,000 in Wien lebenden Ungarn refratirt werden. Sterfa­­­poly vergißt Hiebei vorerst, daß den größten Theil dieser 40,000 jene Muß- Ungarn bilden, denen er und seine Kollegen die Verhältnisse im Lande gar „zu lieb“ gemacht, und von denen viele selbst dann in der Kaiserstadt an der blauen Donau bleiben würden, wenn er ihnen seinen aus Professoren- Ersparnissen gebauten P­alast in Pest verspräche. Die Holländer wären als Kolonisten freilich nicht zu verachten, ver­­­stehen sie doch die Wasserarbeiten und das Dämme bauen aus dem Funda­­­mente. Kerkapoly würde sich ala Geza Nro. III. gewiß auch gut repräsen­­­tiren. Goldene Berge würden ihnen sicher versprochen werden. Im Noth­­­falle würde er ihnen eine goldene Bulle zujagen; er sei ihnen gestattet, ihre Fußböden fünfmal täglich zu scheuern; nie dürfe eine Tulpensteuer­­fee und Jeder derselben solle im Lande als Myıı Herr angesehen werden. Nur Schade, daß auch in Holland die fatale Druderschwärze die Leute aufgeklärt hat und heute Die ganze gebildete Welt weiß, in welcher nagile schon einmal den „hospites flandrenses* die P Versprechungen ge­­­halten worden sind. “ Auch­ zum Städte-Erbauen sollen etwas mehr Kenntnisse erforderlich­ sein, als man sich gewöhnlich auf dem heimischen P­olytechnikum aneignet. Dies zeigt am besten die Rekonstruktion Szegedins. 12 Millionen Gulden hat siefür das Land bewilligt und mit Geld kann man Vieles schaffen — nur eines läßt sich nicht erfaufen und Das ist die Bildung und das Fach­­­willen, welche die 12 Millionen in Mauern verwandeln sollen. Dazu braucht er denn freilich deutsche Kenntnisse, und muß Knopf und Deutsch den Ringdamm, Hellwag die Theißufer arbeiten, Feigelstock die Theißbrücke, Gregersohn die Ringstraßen, Eibenihag die Trammat, alles­­amter Leitung des Oberingenieurs Lechner bauen, und der­ Plan zu jeden öffentlichen Gebäude wird von deutschen Ingenieuren entworfen, während der künigliche Kommissär Ludwig dr. Tipa vom Staate für seine Hofhaltung jährlich 12.000 fl. bezieht. Er wird ja endlich, einmal wieder die Zeit kommen, in welcher der Deutsche in Ungarn, nach König Stefan’s Vermächtnis, wieder anständig behandelt wird. Jene Zeit wird nicht dadurch angedeutet werden, daß die Naben nicht mehr um den Stoffhäufer fliegen, sondern vielleicht dadurch, daß ein Nachfolger Kerkapoly’s die Steuer auf Zuder und Kaffee aufhebt, auf Namensänderungen 50 fl. Gebühren festlegt und von seinen Beamten auch deutsche Referate annimmt. ... h­­ ­­­ in Politische Mebersicht. ’ Hermannstadt,22.Februar. Das kontradiktorische Verfahren bezüglich Neus Oesterreich’s ist publizistisch eröffnet­ worden.Auf die Korrespondenz im»Pester Lloyd«aus Serajewo betreffs der Zustände in Bosnien und der Herzegowina erhält nun dasselbe Blatt aus Wien ein­e Korrespondenz,in welcher es heißt,der er­­­wähnte Situationsbericht strotze von Uebertreibungen und Unrichtigkeiten, und sei in allen wesentlichen Theilen m­ehr oder weniger falsch.Das Kapitel von der drakonischen Steuereintreibung fülle ja seit Jahren alle Blätter in Ungarn ebenso wie al1dertwärts,und es habe nicht allein auf die oktupirten Provinzen seine Anwendung.Der»blutige Aufstand«habe nicht einmal der »letzten Ziege«,geschweige irgendeinem Menschen einen Tropfen Blut ge­­­kostet.Wo wirklich Nothstand herrsche,dort versäume die Regierung nicht, Aushilfe zu bieten soweit die Kräfte reichen;aber es verstehe sich von selbst­ Daß sie keine Lust habe,sich einen Nothstand aufdisputiren zu lassen, wo er nicht existire.Da das genannte Pester Blatter ausspricht,noch Gelegenheit zu haben an dieses Thema zurückzukommen,so dürften eben die Akten in diesem Streitfalle noch nicht als geschlossen zu betrachten sein. Daß gegen Varon Haymerle Sturm gelaufen wurde,davon ist schon oft die Rede gewesen.Nun bringt das»Berliner Montagsblatt«wieder folgende Meldung:»Die Stellung des Baron Haymerle ist nach gewissen Anzeichen nicht mehr als so befestigt anzusehen, wie dies vielleicht wünschens­­­werth erscheinen könnte. Nicht nur, daß Baron Haymerle ohne jene hohe Divensauszeichnung verblieb, die man beim Jahres­wechsel für ihn in der diplomatischen Welt erwartet hatte, scheint auch seine Stellung vom natio­­­nalen Standpunkte aus starf bekämpft zu werden. Magharische wie tschechische Einflüsse sollen thätig sein, für den deutschen Baron einen Erlag zu schaffen.” Man kann darauf gefaßt sein, die Meldung lebhaft dementirt und vielleicht Wieder aufrecht erhalten zu sein. Man befände sie also gewisser­­­maßen auch in Oesterreich, wie in Preußen, inmitten von Meinistere­­feifen. In leterm Staate hätte nämlich in Folge der Vorgänge im Herzen, hatte der Dem­ister des Innern Graf Eulenburg seine Demission einge­­reicht ,und der Reichskanzler Fürst Bismard sei nicht minder gesonnen dieselbe dem Kaiser einzureichen. Dem „Better, Lloyd" wird über die Affaire Bismard—Eulenburg aus Berlin unterm 20. Folgendes gemeldet: „Gestern Abends begab sich der Meinister des Innern Graf Eulen­­burg zum Kaiser und forderte seine Demiffion. Darauf­­hin beauftragte der­­­­aiser den Grafen Eulenburg zur Ausarbeitung einer Denkschrift über die Vorgänge, welche seine Demiffion veranlaßt haben. Diese bleibt in Schmebe, bis die Denkschrift dem Kaiser übermittelt ist. Das Staatsministerium hatte­ den vom Grafen Eulenburg erbetenen Beschluß zur Kreissordnung mit fünf gegenprei Stimmen angenommen. Bismarc, Stolberg und Bötticher befanden sie in der Miinorität, Eulenburg und Kriegeminister Ramele in der Majorität. Eulenburg vertrat also im Herrenhause nur das Votum der Majorität des Ministerrathes, und für umso unbegreiflicher wird «8 ge­­halten, daß Bismarc den Kommissär vom Handelsministerium zur Ver­­lesung des bekannten Schreibens gegen Eufenburg entsendete. Unmittelbar nach der gestrigen Herrenhaus-Sigung sandte Bismarc übrigens ein Schreiben an den Präsidenten des Abgeordnetenhauses Herzog v. Ratibor, in welchem er denselben erfuh­r, ihm das Meanuskript seines kurz vorher verlehenen Briefes zur Durchsicht und Korrektur nochmals zu überrennen. Feststehend ist, daß Bismard’s Plan, die „Dynastie Eulenburg" (Bismard’s eigener Anspruch) zum Rücktritt zu veranlassen, seit langem gefaßt war. est sind erst Bis­­­mards Worte: „J'y suis, j’y reste" deutlich dahin zu verstehen, sowie die weitere Bemerkung, „daß gewisse Leute ich über seinen Ritcteitt freuen würden". Diese beiden Bemerkungen waren auf den wichtigen Rivalen Eufenburg gemünzt. Es heißt, daß Bismarc auch gefonnen sei, dem Kaiser seine­ Demission einzureichen und Peiterem die Entscheidung zwischen ihm und Eufenburg zu überlassen. thuung, als Die fjoeben zusammengetretene Herrenhaus-Kommission mit 9 gegen 4 Stimmen diejenigen Anträge zur Kreisordnung angenommen hat, für welche gestern Eufenburg im Gegenzuge zu Bismarc eingetreten war, &8 verlautet ferner, daß auch die anderen vier Minister, die m­it Eulenburg im Staatsm­inisterium gestimmt — ‚darunter 'befindet sich, wie schon bemerkt, Kriegeminister Kamele — ihre Demission einzureichen beabsichtigen. Unter den Kandidaten für Eulenburg’s Erbschaft werden genannt: der soeben zum Reichstags-Präsidenten gewählte Unter-Staatssekretär Goßler und Geheim­­­­rath Ziedemann, Bismarc’s rechte Hand. Der Kaiser ist aufs unange­­­nehmste von diesen Vorgängen berührt Al­seitig herrscht das Gefühl nur, daß man sich in einer ernsten Krisis befinde, deren Ausgang nit Spannung Eilenburg verhielt vorläufig insofern Genug­­­­ erwartet wird." Ueber den Ursprung des Zwiftes, der ziemlich weit zurück zu bat­ren sei, schreibt nun die „National Ztg.": « »Die Ansicht,die Fürst Bismarck heute vertritt,hegt er schon seit Jahren-Er hatte sie zurückgedrängt,und halbwiderwillig den gesetzge­­­berischen Plänen des Grafen Eulenburg freien Lauf gelassen.Der sonsosi­­tionelle Einspruch des Fürsten Bismarck war aber bereits vorbereitet durch men­­­­­­­­­­ cheuilleto­e Gottheidhphraimosessing. (Vortrag von Dr.Johann Roth,gehalten am 15.Februar Issl im Saale des Musikvereins zu Hermannstadt.) (4.Fortsetzung.) Doch ich muß fast fürchten,hochgeehrte Anwesende,daß ich bei jener Leidenszeit des Jünglings Lessing und bei den nur durch kurzes Glück unter­­­­brochenen Leidensjahren des Mannes zu lange verweilt Aber wenn ich von noch mancher Noth werde berichten müssen,die damals das Schriftstellerthum heimsuchte,und auch noch von mancher Klage Lessings hierüber,und unser Dichter hiedurch vielleicht als eine trübselige Natur erscheinen könnte,so muß demgegenüber hervorgehoben werden,daß er,wie hart ihn auch des Lebens Geschick gebettet,doch nie diese Hätte zur Schau getragen,am allerwenigsten je in seinem Schriftstellerberuf sich durch sie hat hindern lassen.Gerade im Leiden hat er sich als starken Charakter bewährt.Auch von ihm gilt,was er vom tragischen Helden rühmt,daß er ein Fels sei,den der Sturm zwar ertönen machen,doch nimmer mehr beugen könne.Aber nur Wenige durften solchen Ton der Klage von ihm hören.Nur die Wenigen,die seinem Herzen wirklich nahestanden,durften auch von seinen Herzensangelegenheiten über­­­haupt etwas erfahren Auch er hielt es hierin mit dem Grundsatzt Was ich weiß,kann jeder wissen,mein­ Herz habe ich für mich allein.Und diese Herzensergießungen,die er,wenn sie Leiden betreffen,kaum den Eltern gegenüber sich gestattet,die er rückhaltslos nur seinem Bruder,seiner­ Herzens­­­freundin,seinem lieben Moses und Ramler und Eschenburg anvertraut,wie sind alle diese Herzensergießungen so natürlich,so wahr,so ungekünstelt,un­d seine A­ußerungen der Liebe gegenüber der Freundin,der stärksten Liebe,die je ein Mannesherz erfaßt,wie sind sie so zart,in ihrer Keuschheit so scheu und doch so frei von aller Mondscheinschwärmerei und der damals geradezu forcierten,zur Mode gewordenen Werthersentimentalität.Darum hat er so scharf über Göthes Wertherurtheilen können,dessen Selbstmord der gesunde Sinn der Griechen kaum einem schmäh­lichen Mädelchen würde verziehen haben. Und weil er mit seinen Herzensangelegenheiten selber fertig werden,vor allem­ keinem Unberufenen damit beschwerlich fallen oder ihm gegenüber sich der Lächerlichkeit aussetzen wollte,hatte es ihn tief geschmerzt,daß sein Vater hinter seinem Rüden bei andern fi über den Sohn und dessen Leben im Berlin erkundigt. Er sieht darin eine Verlegung, eine Entweihung der per­­­sönlichsten Angelegenheiten, und mit ihr hängt ja, er schreibt es dem Vater deutlich, sehr oft auch eine Schädigung des Nufes zusammen, deffen man sich erfreut. ME in Wolfenbüttel fast die Verzweiflung in sein Herz Eingang findet, erfährt seine Umgebung nichts davon; und wenn er nach Braunschweig geht, erscheint er allen so vergnügt,­­­wie ein Mensch nur irgend sein Fan. So er rühmt si nicht umsonst der Gabe, daß er aus der unangenehmen Gegenwart doc­­htet, eine angenehmere Zukunft erblühen sehe, der Gabe, an etwas Schlechtem doch etwas Gutes zu entweden; und er ist stolz auf diese G­­abe, stolzer als auf Alles, was er weiß und fan. Auch der Freundin empfiehlt er recht sehr, Diese auch ihr eigene Gabe überall anzubringen, „denn nichts kann und mit der Welt zufriedener machen, als eben sie.” Er hat sich zum Geseß gemacht, vergnügt zu sein, wenn er auch oft wenig Ur­­­sache dafır sieht. Er hält die Schwermuth Für eine sehr muthwillige Krankheit, die man nicht [08 werden fan, weil man sie nicht [08 werden will. Und er will dies. Nur so lang er vergnügt ist, ist er gesund. Das Lachen erhält nicht nur gesund, er macht soger fett. Er befleißigt sich des leichten Sinnes, den Göthe ala den Gegenfall der Schwermuth zur Tugend gestempelt. Daß er in Berlin forglich lebt, was thut das? Wenn er nur Tebt! Und er Fangt ja für anderthalben Groschen eine starre Mahlzeit thun. Die elterlichen Unterstüßungen hat er zwar für den Anfang Hin und wieder nöthig, wie er selber auch seinen Brüdern sie gewährt, „dann aber schadet er einem jungen Manne nicht, wenn man ihm nicht so oft unter Die Arme greift, er vielmehr selbst zusehen muß, wie er fertig werden kan.“ Selber mit sich fertig werden, ist also Leffings Grund­fag nicht nur bezüglich der Herzensangelegenheiten, ondern auch bezüglich der persönlichen Verhältnisse im äußern Leben. Wenn solches Fertigwerden ihm auch nicht immer, und nicht immer ohne Klage gelungen, so schmälert da3 nimmer­­­mehr seinen Ruhm, daß dieser Kampf mit dem Leben? Noth ihn nie warfen gemacht in dem Kumpf, zu dem sein Beruf ihr rief. Al nach dem jähen Ende seines kurzen Glückes das Leben ihm wieder hart bedrängt, und er hierüber in einem Briefe an seine edle Freundin Elise Reimarıs Klage erhebt, daß sein Zetstand ihm längst zur Last gei­orden, da widerruft er solche Klage gleich, ähnlich wie Luther, als er falsch gebetet, ich forrigirte, indem er nur die Bitte um Geduld aussprach. Auch Leffing bricht „Doch ich Bin zu Stolz, mich ums schnell seine Klage ab mit einem Doc, glüclich zu denken, — fütiriche eins mit den Zähnen, — und­­­alfe den Kahn gehen, wie Wind und Wellen wollen — Genug, daß ich ihn nicht selbst umstürzen will.«Mit solcher inneren Erhebung ist sofort verflogen aller Kummer über das persönliche ungemach und muthig steht der Streiter aus der hohen Warte,die er bestiegen zur Vertheidigung der­ wahren Religion und um weite Blicke zu thun auf den Gangdeantwicklung der Menschheit Seinen blanken Geisteswafsen sieht niemand den Rest der Sorge an,der sonst an dem Träger dieser Wasfen nagt»Ausgestoßen«ist auch hier jeder Zeuge»menschlicher Bedürftigkeit.« Doch ehe wir uns ein Dichter auf jener hohen Warte seiner letzten­ Geistess­­taaten erscheinen sehen,müssen wir ihn auf noch manchem Wege menschlicher Bedürftigkeit begleiten.Denn nicht nur gegen das Vorurtheil des Elternhauses muß er seinem Berufe das Recht erstreiten,­und nicht nur vor dem Schling­­­gewächt der Sorge,das­ sich um unseres Dichters eigenen Herd gewunden, muß er die hohe Warte seines geistigen Thuns bewahrem auch die vielen Niederungen in dem Leben seines Wortes wollen zu jener Warte sich nur schwer und schlecht schicken. Jeder große Mann,der seine Zeit zusammenfassend abschließt und die Bahnen verzeichnet,aus denen künftige Geschlechter zu wandeln haben,steht mehr oder weniger einsam auf seiner hohen Warte. Erfolg haben soll,erfordert es die Mitwirkung seiner Zeit genossen wenn auch nur wenige derselben sich ihm enger anschließen sollten.Auch unser Dichter rühmt sich genüber dem Vater,der ihn so bedenklich besondere Wege wandeln sieht,—neben seinem festen Gottvertrauen auch seiner Freunde,er rühmt sich beider nicht nur zur Beruhigung des Vaters über die materiellen Lebens­­­bedingungen des SohI­es,sondern auch zu seiner eigenen Beruhigung über die Zuverläßigkeit des Erfolges seiner geistigen Sache.Begleiten wir denn nun unsern Dichter aus dem Kreise seiner Familie in den seiner Freunde und damit mehr und mehr in sein Berufsleben. Neben jene herrliche Freundschaft, die neun Jahre Hindurch ziolichen unfern großen Dichterheroen in Jena und Weimar bestand, und die in der Geschichte Feiner Litteratur der Welt ihres Gleichen fin­det, trog dent, daß Hermann Grimm diese Freundschaft zu Ungunsten Schillers darzustellen das Herz gehabt, neben diese herrliche Freundschaft zwischen Schiller und Göthe darf sich begreiflicher Weise seine Freundschaftsbeziehung, die Leffing gepflegt, hinstellen wollen. Eine dieser F­reumundschaftsbeziehungen kommt aber jener Schiller — Göthe’schen nahe, ich meine die Beziehung Leffings zu dem jüdi­­­schen Philosophen Moses Mendelssohn. An Innigkeit, am Lauterfest der Ge­­­sinnung stehen Leifing und Mendelssohn Schiller und Göthe nicht nach; die litterarische Bedeutung, die gemeinsamen Untersuchungen der Freunde über die ' Wenn aber sein Thun

Next