Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Mai (Jahrgang 9, nr. 2544-2568)

1882-05-30 / nr. 2567

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Hed­­­rich’s Erben, Schässburg Gebrüder Retzer, Buch»­­handlung, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C., H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. G. L. Aufertionspreis : Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Loste beim einmaligen Einladen 7 tr, das zweitemal je 6 Tr., das drittemal je 5 Tr. d. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 kr. 1882. Daube & C. Prüm­merasiong-Einladung „auf das Siebenbürgisch- Deutsche Tageblatt. Mit 1. Juni 1882 beginnt ein neues Abonnement auf das „Siebenbürgische Deutsche Tageblatt“. BET Pränumerationen und Inserat3-Aufträge werden entgegen­­­enommen; in Hermannstadt beim 2 tbureau, Heltauergasse 23, in der Buc­­­h­hep­­pe Michaelis, und Elisabethgasse Nr. 29 bei Gustav Gürtler, auswärts bei den am Kopfe des Blattes genannten Firmen. Der Berlag des „Siebenbürgisä-Deutschen Ingeblatts“, (Hermannstadt, Heltauergasse Nr. 23.) Die Pacifikationscredit-Debatte im ungarischen Reichstage. « Pest,25.Mai. Ludwig Urvary.Der Abgeordnete Ludwig Lang hat als Re­­­ferent die Debatte eröffnet. Er trat mit Eifer für die Vorlage ein und sgilderte die Lage so, ald wäre an dem, was bisher geschah, nichts aus­­­zufeßen. ch hoffe, sagte Nedner, daß er nach dem Anhören der Reden seiner Kollegen sich einer anderen Ansicht zuwenden dürfte. Der Abge­­­ordnete C3iky hat mit Zuhilfenahme eines Haffiichen Citatez gesagt, daß die öffentliche Meinung oft it. Wan kann nicht leugnen, daß Die zumeinen der Fall ist. Was ist öffentliche Meinung? Ein Gefühl, welches fi Ein­­­zelner, Vieler, ja einer ganzen Nation bemächtigt. Dieses Gefühl in dessen Kundgebung etwas imponirendes Liegt, Fann sie täuschen. Aber mein dann einzelne Menschen behaupten, daß sie Nedht Haben und nicht die öffentliche Meinung, so kann man doch verlangen, daß die Ereignisse und nicht die Aeußerungen eines Ministers die Grundlage ihrer Ueberzeugung ein sollen. Sind aber die seit der Ofsupation eingetretenen Ereignisse so beschaffen, daß man eher den Ministern als der öffentlichen Meinung glau­­­ben kann? 3 ist gewiß, daß die Berwickerungen im Orient vermöge der Stammesgemeinschaft, welche zwischen den dortigen Völkern und einzelnen Nationalitäten unseres Gebietes nur für und große Schwierigkeiten im­­­ Gefolge haben. Allein unter allen Lösungen ist die von der Regierung an­­­gewendete die allerschlechteste. (Zustimmung links.) Was that die Re­­gierung? Sie hat jenen Völkern zur Selbstständigkeit verholfen, indem sie das rumänische und serbische Königreich anerkannte; andererseits Hindert sie die dortigen Bewegungen, indem sie unter diese Völker tritt und durch die Ostupation Bosniens selbst Anlaß dazu gibt, daß alle jene Elemente, die unserer Monarchie feindlich gesinnt od fr) gegen uns verschwören. Wir müssen zu den neuen Gestaltungen im Orient Stellung nehmen und den Weg suchen, welcher am sichersten zur Befriedigung der Interessen unserer Lande im Orient führt. Diese Wege sind beschieben. Man könnte gewisse Pläge aus strategischen Rücksichten belegen; man könnte mit den betreffenden Völkern Konventionen ließen. Daß wir aber uns selbst s­­chwächen, unsere Finanzen verschlechtern, daß kann ich nicht billigen, einer Mn Politit fliege ihh mich nim­mermehr an. (Beifall Links und auf der äußersten Linken.) Der Abgeordnete Alexander Hegedis gibt zu, dass Vieles, was geschah, schlecht war, aber damit man künftig eine P­olitit be­­­bias die nicht schlecht sei, nimmt er die Vorlage an. Darin Liegt seine ogit. Der Abgeordnete Sofar will die zur Verwaltung Bosniens erfor­­­derlichen Elemente aus Kroatien nehmen, die Kosten aber für Ungarn tra­­­gen und die bisherige P­olitik soll, wie der Ministerpräsident sagte, unent­­­wegt fortgelegt­ werden. Wem Dies behagt, den Fanıı­­man überhaupt nicht kapazitiren. Seinerzeit acceptive ich den Beschlußantrag Szilagyi’s, welcher mit dem Antrage der äußersten Linken im Wesen übereinstimmt, denn beide erklären, daß es unsere erste und Hauptaufgabe ist, Bosnien zu räumen. (Lebhafter Beifall Links und auf der äußersten Linken.) Koloman Törz sagte, es sei nöthig, die Krone über die wahre Stimmung der Nation hinsichtlich der bosnischen Frage aufzuklären. Dies wäre wohl in erster Reihe die Pflicht der Regierung,­­­allein der Minister- Präsident, auf den man bei seinem Amtsantritte so viele, seither in Rauc­ aufgegangene Hoffnungen regte, somst dieser Pflicht nicht nach, so mie­­denn die Opposition sprechen. Nebner­ erinnerte ferner Daran, das Szlavy in der Delegation sagte, seine Regierung werde im Stande sein, in den nächsten 25 bis 30 Jahren in den Ballonländer­n Krönung zu schaffen. Redner gibt der Hoffnung Ausdruck, daß­ selbst die Regierungspartei, welche die geforderte Veredung diesmal, wiewohl ungerne, aber dennoch votirt, einsehen werde, daß Ungarn diese Last so, lange nicht ertragen künne, und daß sie daher früher oder später gezwungen sein werde; diese Opfer zu ver­­­weigern. Da es jedenfall im I Interesse der Finanzen des Landes liegt, daß diese Weigerung je eher außgesprochen werde, stimmt er für das Separat­­­votum. (Lebhafter Beifall auf der äußersten Linken.) Svetozar Mileticz fühlte sich doch eine Neu­erung Stofar’s ver­­­anlaßt, das Wort zu ergreifen. Als nämlich Jolai auf einen gewissen Landesverrathsprozeßs umspielte, könne er nur ihm, den Redner, gemeint haben. Miletics entwarf Hierauf eine Skizze Dieseg P­rozesses und be­­­t­euerte, daß ihm Unrecht geschehen sei., Er habe nie den Plan gehegt, daß ein Theil Ungarns von diesem Lande abgerissen und mit Serbien ver­­­einigt werde; er habe im Gegentheil, während die Reaktion Herrichte, eine serbische Partei zur­­­ Befürwortung der Wiederherstellung der Verfassung Ungarns gegründet, im Kroatischen Landtage habe er für den Anschluß ge­­­sprochen, selbst Deak Habe anerkannt, Redner­ sei ein für seine Stammesge­­­nossen warm fühlender Serbe, aber dabei ein Patriot. Schließlich gab Redner sein Votum gegen den Gelegentwurf ab.» Emerich Hodojjy Fonflatirte, daß weder die Neben der Minister, noch jene der Regierungspartei Ausschluß darüber geben, welchen Endzweck die Occupation eigentlich­­­ Habe. ES läßt si aus einzelnen Aeußerungen schließen, daß Die Genannten der Ansicht seien, daß unsere Machtstellung eine weitere ist, wenn wir in Bosnien stehen, allein dies wäre eine ver­­­hängnißvolle Täuschung. Unsere Position ist eine entschieden schlechtere und schwerere, wenn wir Bosnien belegt hal­en, als wenn dies nicht ber Val it. (Bestimmung links.) Neoner meint, die ganze Ocenpationspolitik sei von Anfang an nicht gehörig durchdacht gewesen. Die Betreffenden bedachten nicht, daß die ohnehin nicht­ günstigen Nationalitätsverhältnisse dadurch so verschlimmert wurden, daß der Dualismus und dadurch die Stellung Ungarns in der Monarchie­­­ erschüttert wird. E 3 bedurfte eines langjährigen konstitutionellen Kampfes und eines blutigen Krieges. Damit die Verfassung der Monarchie in der Weise, wie sie dann im Ausgleiche von 1867 zum Ausdruch kam, konsolidiet werde. Wer hätte einen Vortheil davon, wenn diese Organisation der Monarchie wieder umgestürzt werde? Diese Gefahren werden an uns herantreten, wenn die Occupation zur Anmernon umgewandelt wird. Was sol aber geschehen, wenn der Versuch, jene Provinzen zu annektiven, zu pacificiren, mißlingt? Es ist das Funda­­­mentalprinzip des Konstitutionalismus, daß die Legislative das Recht befikt, Geld und Soldaten zu votiven und daß die Exekutive nur über jenes Geld, nur über jene Soldaten verfügen dürfe, welche vom Parlament bewilligt wurden. Dieses Fundamentalprinzip wird unbedingt untergraben, wenn der renige Zustand in Bosnien noch lange dauert. (Beifall Linig.) Man muß daher trachten, aus dieser Lage so­ bald als möglich herauszukommen, denn auf die Dauer ertragen wir weder Die materielle Zaft, noch die Konstitutionelle Gefahr; es muß Dies geschehen unter Ver­­­antwortung der Regierung, denn da der Regierung die Einflußnahme auf die Politik der Monarchie, geießlich gesichert ist, können unsere Minister sich der angedeuteten V­erantwortlichen­ nicht entziehen. Aus diesen Gründen möge das Haus den zweiten Beischlußentwurf Szilagyi’s annehmen. (Beifall l­nt?.) , Regierung auszudehnen. Das Erstere trat bei der Snartiluierung des Berliner Vertrages, dad Lebtere seit der Occupation wiederholt zu Tage und jegt will man die bosnischen Angelegenheiten ganz dem gemeinsamen Ministeriu­m überlassen. Diesem gefährlichen Geiste ist­­­ an manche Konz­­stitution zum Opfer gefallen, dieser Geist vernichtete die Selbstständigkeit Siebenbürgens, indem mit Hilfe der­ siebenbürgischen Sachsen die sieben­­­bürgische Hofkanzlei in Wien geschaffen und der Wirkungskreiß derselben , immer mehr ausgedehnt wurde. ALs Gegner dieses Geistes und dieses Vorgehens sieht Redner­­ich genöthigt, gegen den Leiebentwurf zu stim­men und auch den ersten Beischlußentwurf Szilagyi’s anzunehmen. (Lebhafter, anhaltender Beifall int? und auf der äußersten Linken.) Baron Gabriel Bronay spr­t sich im demselben Sinne aus; er sagt, die Decupation bedeutet die Aufhegung der Nationalitäten gegen­­einander.­­­­­­ P­räsident bittet den Redner, die Ansprüche zu erträgen. (Emerich Szalay: Das Wort „Aufhegung“ (uszitäs) ist ein ungarisches Wort!) Baron Gabriel Baronay: Diejenigen, deren Politis in dem Worte „après nous le deluge“ zusammenzufassen i­, mögen die Vorlage anz nehmen, Redner und seine Partei vermögen dies nicht. (Beifall auf der äußersten Linien.) · Be a: Otto Hermann stellt die Gejeglichkeit der Delegationsinstitution in Abrede. Präsident ermahnt ihn zur Achtung vor dem bestehenden Gejege. Otto Hermann: Der Berliner Congreß war­­­ nicht von den Völ­­­fern, sondern von den Höfen beschidt, seine Nichtschnur war der Völker­­kamord. Die gegenwärtige Regierung kammere sich an Die Macht und for­­­dere Geld nun für Bosnien, daß wir früher oder später doch werben räumen müssen. Dazu bewillige er feiner, am allerwenigsten der jenigen Regierung Etwas. Deshalb scließt er fn dem Separatvotum auf. Beirat auf der äußersten Linken.­ Auch Adam Lazar acceptirt in kurzer Hebe das Separatvotum. Dionys Pazmandy kritisirt Die Argumentation des Ministerpräfi- Annahme des Separatvotume. A . Cranady erklärt, er sei zum Sprechen Durch die Lügnerischen Aufk­neidereien des Neferentert gezwungen. Präsident Bedy bemerkte biezu, die Abgeordneten sollen Die gegenseitige Achtung nicht verlegen, worauf Cranady ausrief, man könne Doc nicht verlangen, daß er die Wahrheit verschweige! Ich hätte nicht gesprochen, wenn der Referent ung nicht aufgefordert hätte, den Ministerpräsidenten Koloman Tifa und dessen­­­ vollsmörderische, blutsaugende Bolitit (eine Stimme: Das ist nen!) zu unterjrügen. Ich will nur­­­ auf­ die der Nation geschlagenen Wunden Hin­­­weisen und den Ministerpräsidenten Tipa entlarven, ihn in seinem nah­en Wesen hinstellen. (Eine Stimme auf der äußersten Linken: „Das wäre ja unschicklich!" Heiterkeit.) renten an der Hand ded französischen Dictionär und erklärt sich für Die Ich meine mur seine Prinzipien, welche zu der Behauptung berechtigen, daß da Vaterland von Görgey bei Vilagos, von Tipa hier in diesem Saale verrathen wurde. Als dann Herr Csanady weiter jagte, ein Sturm möge die Österreichische Kaiserkront vom Haupte des ungarischen Königs fortblasen, unterbrach ihn Präsident Pechy mit der Bemerkung: „Es hat dem Herrn Abgeordneten ichon oft gefallen, dies zu sagen und der Präsident war jedesmal genöthigt, dagegen seine Bemerkung zu machen. Auch ich tune es diemit, nicht als ob etwa das, was der Herr Abgeordnete sagt, gefährlich wäre, sondern weil es doch etwas sonderbar klingt. — Cranady sch­i mit der Erklärung, daß er für das Separatvotum stimme. Da die vorgemerkten Redner sich hatten streichen lassen, erklärte der P­räsident die Generaldebatte für geschlossen, der Sitzng erfolgte. Noch sprach dann kurz Ministerpräsident Tipa, worauf der Schluß Benilleson. Unwissentlich vermäpft, Novelle von Mag von Weißenthurn (4. Fortseßung.) „Böse Heine Ehestifterin “" lachte Lord Ivor: „Wenn man den Wolf nennt! Sieh, da kommt Kapitän Murray mit Ida." Ein schlanzes, Hübsches Mädchen trat eben am Arme eines Offiziere in das Glashaus; der Graf bot Letterem die Hand und nichte ver Dame freundlich zu. „Mit Dein Erscheinen das Zeichen zum Aufbruch, Ida?" fragte er. „Sa, Blora geht," sprach sie bedauernd, „und Hat mich am Euch endet “ rn­­d Hast Du Dich gut unterhalten, Ida?" fragte der Graf seiner Braut den Arm bietend. „Sa, er war ein sehr hübscher Ball; o Jane, Dein letter Partner, en Blair, hat sich vorstellen Lassen; vente Dir er hat Arthur als Knaben eranst !" s „Und Archie ebenfalls! Hast Du mit ihm getanzt, Spa?" „Nein , er scheint nicht zu tanzen; er ist ein ausnehmend schöner Mann.“ „O bitte, schlage das Thema nicht an, Ioa­l” rief Lord Yoor gut­­­müthig. „So bin ganz müde, von biesem Blair zu hören, denn Zane singt bereit seit einer Stunde sein Lob.“ „Slova hat ihm eingeladen, uns zu besuchen ; ich Hoffe er täut es!" „Ex ist gar nicht nach Deinem Genre, Ida; überdies ist er bereits mein Sklave und Du hast nichts mit ihm zu schaffen, Mademoiselle !" Al sie den Balljanl wieder betraten, gewahrte Jane Heren Clair, gegen eine Säule gelehnt, im Gespräch mit Lady Sholto. Die Dame war eine Hübsche Blondine, welche so sehr Lord Soor ähnlich sah, daß man sie sofort als feine Schiefer erfannte. Me fir den Deinen nähen ‚ Redner Tonf tatirt ferner das bedenkliche Sym­ptom, daß die jelige Regierung geneigt ist, bei allen Gelegenheiten die Befugnisse des Parlaments einzuschränken und den Wirkungskreis der Delegation, sowie der gemeinsamen Namen, trat ein älterer Herr an Lord Foot heran, und hielt ihn auf. Herr Blair bot Jane seinen Arm, um sie zum Wagen zu geleiten. „So Habe eine alte Bekanntschaft erneuert, wie Sie sehen, und Lady Sholto wiederholte freundlichst Ihre Einladung.” „Ich hörte es. Hoffentlich kommen Sie." „Können Sie zweifeln ?" flüsterte Blair leise, zu ihr nie verblidend , und Yane erröthete, denn der Ton seiner Stimme war vielsagend. Auf der Treppe holte Lord vor die Beiden ein und Blair mußte nun neben dem Paare gehen — body­­er war es, der Vane in den Wagen hob, wofür ihn ein muthwilliger Blid der munteren, braunen Augen lohnte ; dann aber mußte er zurücktreten, während Lord Foor noch nolle zehn Minuten mit seiner Braut plauderte. „Ich vermuthe, Dein Wagen ist ebenfalls Hier, vor!" rief endlich Lord Sholto; „nimm mich mit, ich sehne mich nach einer Bigarre!” „Gut komm denn, gute Nacht, Flora, gute Nacht, Ida!“ ‘ „Gute Nacht, Kapitän Murray," rief Jane plöglich, sich etwas ver­­­biegend. „Vergessen Sie nicht, daß Sie morgen um drei Uhr mit uns in den botanischen Garten fallen! C’est convenue!” Das Licht der Laternen fiel voll auf ihr anmuthiges, jugendliches Antlck, als sie sich vorneigte und dem Kapitän, sowie dem neben ihm stehenden Mr. Blair einen freundlichen Abschiedsgruß zunk­te. Blair führte in das Haus zurück um Rod und Hut zu holen. Während er mit Hilfe eines eilfertigen Revienten ersteren anlegte, beglückwünschte er si im Stillen zu dem Erfolge­­n. Obwohl Andreas Blair zu viel Verstand besaß, um sich stets und immer für vollkommen unwiderstehlich zu halten, so hatte er doch im Grund genommen eine zu gute Meinung von sich, als daß er nicht angenommen haben würde, daß er auf Yane Macleod einen angenehmen Eindruck gemacht habe; ja er glaubte sogar, daß der ladyende Scheidegruß, welchen sie ihm noch aus dem Wagen zugeriet, heiße, daß er sich vor Gesellschaft im bota­­­nischen Garten getrost anschließen möge. In Folge dessen fuhr er am nächsten Tage Bund­ 3 Uhr in der Richtung nach Megenrepart; mit geshk­ten Händen senkte er ein paar prächtige Grauschimmel und mehr denn ein Augenpaar folgte bewundernd dem eleganten Phaeton und seinem vornehm ausregenden DBesiger, „Blair von Blairburg, der so viel Geld gemacht Hat in Australien,“ flüsterte man sich zu. „Mehrfacher Milionär !“ „Weßhalb in alle Welt ging es denn nach Australien, hatte er doc einen so hübsschen Befig in Schottland!“ „Es war ein jüngerer Bruder, doc sein Bruder starb vor einigen Jahren und da fiel ihm Alles zu!" „Slülcher Mensch!" „Bei Gott, das ist er! Er könnte sich aus der Kreme der Gesellschaft eine Frau aussuchen, wenn er wollte, doc ist er zu kaltblütig, um zu heil vathen; ihm liegt nichts an Frauen!" Der Sprecher würde vermuthlich seine Ansicht geändert haben, wenn es im gestattet gewesen wäre, in Herrn Blau­s Gewanfen zu lesen, denn dieselben befaßten sich im gegenwärtigen Augenblick mit einer Frau, und zwar mit Jane Dead­eod, Lord Yoors Braut. „Welch bezauberndes Geschöpf ist sie!" sprach er für si, „nicht halb so schön wie Emily, doch das anziehen ofte Wesen, welches mir je begegnete, während Emily nichts, besigt, als eben nur ihre Schönheit; ein Bild, ohne Gnaden! Ob sie wohl jenen. Ivor liebt? Eigenthümlich, daß gerade er der Beriebte des ersten Mädchens sein muß, welches in England meine Bewun­­­derung wachruft. Sol er denn ewig meinen Bjad kreuzen ?“ Und Herr Blair überließ sich düsterem Sinnen. „Ich pflege doch gewöhnlich meinen Willen durchzufegen,“ fuhr er nach einer Baufe in seinem Selbstgespräch fort. „Weiber sind ein sonderbares Bolt und ich glaube nicht, daß sie ihn außerordentlich Liebt. Im Vergleiche mit mir ist er ein armer Mann und Neichthum gilt viel in diesem prak­­­tischen Zeitalter; mag sein, bei ihr weniger, wenn sie ist selbst weich. Es hieße eine alte Ehul­­tigen, wenn ich sie ihm rauben könnte; und doch, so sehe ich sie bewundere, weiß ich nicht, ob ich im Stande wäre, sie zu lieben! Aber im Grunde genommen würde ich gern die Zügel führen. Anfangs dürfte sie sich nicht gefügig zeigen. Hübsches Geschöpf bei Yupiter."­­­(Hortregung folgt.) . - ;

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