Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Oktober (Jahrgang 9, nr. 2673-2698)

1882-10-19 / nr. 2688

»»­­­* RedariiapundJldministtationx Heltauergasse23. friedeiut mit zu eunpmderzeitusund zieiets tagetäglich. Abonnement fü­r Hermannstadt, monatlich 85kk.,vierteljährig 2f1.50kk.,,halbjährig sicqsanzjährig 10fl-ohne Zustellungln’shaue, mit Zustellung 1fL,3fi.,­,n.,12fl. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 fr, Barojägrig 7 fL, ganzjährig Für des Ausland: vierteljährig­ 9 NM. oder 12 Fr 13., Halbjährig 18 AM. oder 24 Bel­­ge 36 AM. oder ccd.­­ann Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, Manustripte nicht zurückgestellt. Hermannstadt, Donnerstag, 19. Oktober 1882. N 2688. Siebenbürgisch- Deutsches­­­ Fe­­­­­­­­­­­­­­­r­­all. Parlamentarische Heben. (0. W.) Nachdem der Same des Racenhaftes, von der chauvinistischen Presse gegen Alles Deutie, Stainige und Romaniiche ausgestreut, im Gemüthe des Volles den Boden für die Aufnahm­e der antisemitischen Agitationen bestens vorbereitet hatte, und nun in den jüngsten Ausbcrei­­­tungen praktischen Ausbruch gefunden hat, wie ihn weißblütige Patrioten wohl auch den­­­„Pangermanen“ und „Banflaven“ angedeihen lassen möchten, ist es nur natürlich, daß auch im Parlamente, welches ja der Spiegel des Boltswillens sein sol, all dag, was in den Spalten der Blätter und in den Straßen sich offen breit wacht oder von Zeit zu Zeit verstohlener Weise auftritt, zu Tage getreten ist. Und so gern die geistigen Urheber der Judenhegen auch das Odium derselben auf andere Schultern wälzen möchten, so verrathen sie ihre Gesinnung fur den von ihnen herbeige­­­führten Conneg anderer Nationalitätenfragen mit der antisemitischen Bewe­­­gung, deren Fortdauer sich troß der energischen Stellungnahme der Regierung gegenüber thaträglicher Ausb­reitungen zu manifestiven weiß, und um Ab­­­geordnetenkreisen troß der Verurtheilung der Preßburger Erbreise erhobenen Hauptes auftritt. Nachdem die R­egierung wegen der bloßen Vorbereitung einer raschen Verhängung des Standrechtes im Pressburger Komitat vom Abgeordneten Mocsary, wegen Vernaglässigung der Judenfrage vom Ab­­­geordneten Ivan Simonyi, wegen nicht genügend energischer Verfolgung der Tia-Ehlarer Affaire vom Abgeordneten Onody interpellationsweise ange­­griffen, und Minsterpräsident Tıpa in seinen durchweg korrekten und be­­­liedigenden­ Antworten nur doch eine „philosemitische" Gegeninterpellation H" getreuen Schildnappen Csernatony unterfragt worden war, hat bei den Ausschußwahlen die feine aber sehr rührige Gruppe antisemitiscer Abgeordneten ihrer Agitation ein greifbar praktices Ziel zu geben gewußt. Gegen die in den volfswirtsch­aftlichen Ausschuß kandidirten Abgeordneten Mar Falk, den Redakteur des „Peter Lloyd“ und Morig Wahrmann, den Vertreter der Vetter Leopoldstadt, regte dieselbe eine lebhafte Agitation in Scene und um den nationalen Chauvinismus zum Bundesgenossen zu gewinnen, wuurde noch der jüdiische Abgeordnete Zay auf die Proscriptions­­­liste gefeßt. 3 gelang auch, legten zu all zu bringen, während Wahre­­mann nur mit mnapper Noty gewählt wurde und Falk die nächstwenigsten Stimmen erhielt. Bezeichnend ist aber, daß Sitoczy, Simonyi und Onody die Hauptmatadore des Antisemitismus, eine ganz beträchtliche Stimmenzahl auf sie vereinigten. Einen Beweis ihrer nationalen Intoleranz gab nun die Regierungspartei, als Graf Apponyi Die Erklärung abgab, die an Stelle des von der gemäßigten Opposition kandidirten Zay auf ihn gefallene Wahl als Fraktionsgenosse des legtern nicht annehmen zu können und somit eine Neuwahl anberaumt werden mußte. Sie forderte nämlich die gemäßigte Opposition direkt auf, statt Bay einen andern Parteigenossen zu Fandidiren, und als dieses Ansinnen zurückgewiesen wurde, fandidirte man gegen alle Gepflogenheit und Froktion gradjicht einen andern Abgeordneten unverdächtig nationaler Gesinnung. Der Sadije, der ohnedem schon von der gemäßigten Opposition wegen seiner energischen Verämpf­ung des Mittelschulgelegentwurfes aus dem Unterrichtsausschuß in den voll­wirths­­­chaftligen umlandidirt worden war, mußte um jeden Preis entfernt werben, was auch bei der zweiten Abstimmung erreicht wurde. 63 sind somit nicht ausschließli) Dhe srantzrechtlich wachlafften Elemente, welche die fombinirte Zuden- und Deutschenhege betreiben. Uebrigeng darf nicht vergessen werden, daß auch die Vertheidiger der Juden, so 3. 2. Gyernatong nur unter der Vorausregung für sie eintreten, daß sie als Objekte und Werkzeuge der rücsi­htzlosesten Magharisirung dienen. Dies ist nun allerdings ebenso der all, wie zur Zeit des absolutistischen Systems ihre rüh­altlose Hingabe an das Tetere. Interessant ist nun, daß der kroatische Chauvinismng sich gegen die dortigen Juden wegen ihrer Magyaren­­­freundlich fett wendet, und daß eben dasselbe Votiv gelegentlich der in flova­­­tiischen Gegenden stattgehabten Judenhegen zu Tage getreten ist. Den Stodmagyaren Jstoczy Hinwieder veranlaßt das Hingebendste Magyarisirungs­­­bestreben der ungarischen Israeliten nicht im mindesten zur Milderung seines Judenhaftes. Er hat vielmehr das von ihm verfaßte oder wenigstens ent­­worfene Warifest des Dresdener Antisemitenkongresses „an die Regierungen und Völker der Dur­ das Judenthum gefährdeten christlichen Staaten" im magyarischen Urteil an sämmtliche Neidhttagsmitglieder vertheilen zu Lassen. Sein Gesinnungsgenosse Verhovay Hinm wieder hat den Abgeordneten Horanfty, der wegen Uebernahme der Vertheidigung einiger angefragter Tipa-Eflarer Zuden in seinem Wahlbezirke Gran gelegentlich der dortigen Erceile ver­­­unglimpft worden war, und in einem sehr wü­rdig gehaltenen Offenen Screiben seinen Standpunkt darlegte, in rohester Weise angegriffen und von Seite desselben die Erklärung provocirt, daß er sich mit einem Menschen, dem alle Bedingungen der Wohlanständigkeit abgehn, in seine Erörterung einlassen könne. Die darauf erfolgte Herausforderung zum Duell hat Ho­­­tangry nun angenommen, aber seine Sekundanten erklären Verkovay bis zur Klarstellung eines Ehrenhandels desselben mit dem Klausenburger Ab­­­geordneten Nikolaus Bartha fir nicht satisfaktionsfähig. Daß auch die maßlose hanvinistische Demunziation alles nicht in der Wolle magyarisch Gefärbten der politischen und publizistischen Wohlanständigkeit vollständig entbehre, wagt man dem seinem Meister Csernatony über den Kopf ge­­­­­wachsenen Orlando furioso ded magyarischen Radi­alismus freilich nicht vorzuhalten. Eine parlamentarische Hege anderer Art ist der Feldzug, den der Abgeordnete Rohonczy gegen die im Communik­ationsministerium an­­­geblich herrschende Corruptionswirthschaft eröffnet, aber nach den vom Ministerpräsidenten Tipa mitgetheilten Untersuchungsresultaten wenigstens formell verloren hat. Sollte der Abgeordnete A Rogonczy, nachdem er die Erklärung abgegeben, daß Ungarns Abgeordnetenhaus nur dann zu Anjehir und Autorität gelangen werde, wenn Fifa nicht mehr den Ministerfautenil einnehmen wird, und in Folge dessen von ihm auch den sofort befolgten Wink zum Austritt aus dem Club der Regierungspartei erhalten hatte, den Kampf gegen die Corruption fortlegen wollen, so bietet­ fi ihm reic­­­­figes Material dar. Dann muß er aber die Sache ernster, nicht als parlamentarische Heße, nicht am­ noblen Sport betreiben und vielleicht kann er sich dann wirkliche Verdienste um die Reinigung mehr als eines Augias­­­stalles erwerben, d­­er heute Höchstens auf Anerkennung seines guten Willens rechnen darf. Pram­meralionen und Inferale übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauorgane Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hed­­­rich’s Erben, Schässburg Heinrich Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Roger Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Brees Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Mass (Haasenstein + Vogler), Rudolf Mosse, A. Opalik, Rotter & C., H. Schalek Pist A. V. Goldberger, Frankf­urt =.M. Q. L. Daabe & C. Zufrionsnee: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile Tofgt beim einmaligen Einraden 7 tr., das zweitemal je 6 fr., dad drittemal je 5 kr. 8. W, exclusive der Stempelgebühr von je 30 fr. Delitische Neberficht. Herm­annfadt, 18. Oktober. Katholische Reichstagsabgeordnete sollen, wie eine Peter Lokal­­­forrespondenz meldet, eingehende Besprechungen gehalten haben über die Frage, welche Stellung sie in Betreff der enberengen des Kardinals Maynald und des Bischofs Schlauch in der Mittelschulgelegangelegenheit jüngst gethan, einnehmen sollten. „Pefti Naplo“, welcher in der Mittels­­chulgeleßfrage in der ersten Reihe der Chaupinisten steht, scheint durch die Haltung des ungarischen Epipropates dem Mittelschulgehege gegenüber unan­­­genehm berührt zu sein, ebenso daß einige katholische Reichstagsabgeordnete duch die Haltung der Bischöfe beeinflußt werden könnten, und versucht jeder Gegenjäglichkeit die sich hieraus entwickeln könnte, die Seite abzu­­­brechen. Das genannte Blatt schreibt nämlich: „Es ist nicht unmöglich, daß die katholischen Abgeordneten unter sich über die Anschauungen der beiden Prälaten Ideen ausgetauscht haben; das schließt jedoch nicht aus, daß von förmlichen Berathungen, welche den Anfang einer Aktion bedeuten würden, nicht die Rede sein könne. Denn aus dem Umstande, daß zwischen Trefort und Haynald derzeit eine keine persönliche Spannung und demzufolge selbstverständlich auch einige prinzipielle Diferenzen bestehen, wird sich unter seinen Umständen ein Kulturkam­pf entwickeln.“ Um einen „Kulturkampf“ wie es seiner Zeit in Preußen stattfand, handelt es sich hiebei auch, nicht. Das „culturelle" Moment dürfte übrigens in vorliegender Angelegenheit eher bei den Gegnern des ministeriellen Mittelschulgeregentwurfes zu treffen sein, und von Diesem Standpunkte aus könnte allerdings auch von einem „Kulturkampfe” die Rede sein. Zu den bevorstehenden Landtagswahlen in Preußen ist eine A­uße­­rung der „Norddeutschen Allg. Jg." von besonderem Interesse. Das gouv­­erne­­­mentale Blatt schreibt: Die Regierung, an deren Sorge Bismarck stehe, vertrete­ die Politik des Königs. Daran könne kein Ausfall der Wahlen etwas ändern; Preußen stehe unter einer Verfasfung, nicht unter einem eingebildeten Systeme, wonach die Regierung ihre Impulse nicht vom Könige, sondern vom Parlamente empfangen solle. Wohl könne eine constante Parlaments-Majorität einen gewichtigen Einfluß auf die Entschließungen des Königs und seiner Regierung gewinnen; aber eine solche Majorität eriftire nicht, sondern es­ seien nu zersplitterte Syractionen vorhanden. Der Landtag künne den Vorlagen seine Zustimmung versagen, aber unter der Regierung eines Monarchen, der in seinem langen Beben gelernt habe, sich und seiner Erfahrung zu vertrauen, der seit 20 Jahren ohne einen fachlich unbegründeten Wechsel seiner Rathgeber seine glänzende Laufbahn verfolge, könne ein­ Wechsel der P­arlamentsmehrheit die preußische Politik nicht in nee Bahnen senfen. Der Ausfall der Wahlen könne dieselbe hemmen, aber nie aus dem Sattel heben. Gleichzeitig sucht auch eine in Leipzig erschienene Broschüre auf die Stimmung der Wähler einzu­wirken. Der Verfasser dieser Flugschrift meint, „daß das System der parlamentarischen P­artei-Regierung in Preußen und Deutschland für alle Zeit unan­wendbar sei“, und beruft sich dabei 1. auf die mit diesem System in den fünstlichen Großstaaten des europäischen Kontinents gemachten ungünstigen Erfahrungen, und 2. auf die Eigenthü­m­­­lichkeit der Aufgaben und der Beschaffenheit des Deutschen Reiches. Ein Wunderstaat, der aus lauter nicht parlamentarisch regierten Einzelstaaten zusammengelegt, und der außerdem ein von seinen Nachbarn vielfach ange­­­feindeter Militärstaat sei, könne überhaupt nicht parlamentarisch regiert werden. V­ielmehr brächten es die Schwierigkeiten der internationalen Lage Deutschlands und die Unmöglichkeit, die einmal zu einer Staatsangelegen­­­heit gewordene soziale Frage mit parlamentarischen Mitteln zu lösen, ge­­­bieter sich mit sich, daß auf eine andere, als die verfassungsmäßige monarchische Staatsform für Gegenwart und Zukunft verzichtet werden müsse. Der um­­­genannte Berfasser macht ferner den Liberalen den Vorwurf, daß sie nur in und von lauter parlamentarischen Fik­ionen lebten. « In Frankreich wird von einem Theile der Presse die Deutschen­­­hetze und Sionenriec­erei wieder in Schwung gebracht.So theilt die »Patrie«fogende Nachricht mitt »Im Jura-Departement werden zahlreiche Deutsche wahrgenommen; sie ziehen Erkundigungen bei den Ackerbauern ein,drängen sich auf und­ sind Gegenstand der Klagen der Bevölkerung-Der Präfekt desIuru« wurde nach erns beschieden um ihn Ministerium Bericht zu erstatten.« Von den»patriotischen«Blättern wurde diese Nachricht nun sehr eifrig nachgedruckt.Dem tollen Treiben der»Patriotenliga«liest nun die radikale,,Lanterne«gehörig den Text in dem«beschreibt: »Die falschen Patrioten wissen nichts Gescheidteres zu thun,als die Elsässer,welche sich zu vertheidigen vorgeben,zu Boden zu werfen,weil s Juristerei­. Yas Ringennuch OlüQ · · Ueber Hartmann’s Gesicht glitt ein etwas verlegenes Lächelnz· »Ziemlich dasselbe habe ich ihm auch gesagt,obschon er mir eine reiche Roman von F.Friedrich. (57.Fortsehung.) Der Polizeicommissär schüttelte zweifelnd mit dem Kopf". »Diese errdacht ist auch"in mir aufgestiegen,««bemerkte er.»Ich habe ihn jedoch wieder fallen lassen,denn mit wörtlichem Scharfsinne hat er alle Möglichkeiten der Flucht seiner Frau ü­berdacht.Es hat mich übers rascht mit welcher Mitarbeiter einige Wahrscheinlichkeiten,an die ich nicht glaubte, in Gedanken verfolgte und begründete. Er behauptete, die Spur seiner Frau endlich aufgefunden zu haben, er will sie mir freilich nicht nennen, um sie ganz allein weiter zu verfolgen.“ „Glauben Sie wirklich, daß er die Wahrheit gesprochen hat?" warf Bolten ein. „Weshalb nicht? Der Zufall kann ihm günstiger gewesen sein als mir, und wir müssen ehrlich gestehen, daß wir ih­m viel verdanken. Er be­­­hauptet zu wissen, daß seine Frau sich noch in der Nähe befinde.“ Bolten suche um willkürlich leise zusammen, er faßte sich jedoch schnell, um vom Polizeicommissär nichts zu verrathen. · »Wußtecrdice,so würde er nicht eine Stunde zögern,sie aufzusuchenh denn Sie wissen­ wieviel ihm daran liegt,daß er das Kind wieder in seine Gewalt bekommt.« ·· · · ,,Gerade dieser Umstand bestärkt mich in der Ueberzeugung, daß er wirkli­­che Spur feiner Braun aufgefunden hat; er sagte mir, daß ich mir seine Mühe mehr zu geben brauche, er werde bald zum Ziele gelangen. Das würde er nicht gethan haben, wenn seine Hoffnung nicht eine begründete wäre, Freilich wäre es auch möglich, daß er wünscht, ich möge meine T­ätigkeit vorzugsweise auf die Entdeckung seiner Schwägerin wenden.” „Ich glaube, das geht über Ihre Pflipt Hinaus”, bemerkte Bolten. „Auch wenn Leupold den Zufluchtsort seiner Schwägerin kennt, so hat er doch sein Recht, ihre Nachkehr zu ihm zu erzwingen, und freiwillig wird sie sich nit wieder im feine Nähe begeben, dies kann ich Ihnen mit Bestimmt­­­heit mittheilen.“ Belohnung zugesichert,«erwidern­ ein»Ich bin nicht verpflichtet,der jungen Dame nachzuforschen,und ihm würde es sehr wenig m­it dem Er behauptet zwar,sie sei von Ihnen gewaltsam fortgeführt,ist aber nicht im Stande, dies zu beweisen.« »Und es dürfte ihm dies auch schwerlich je gelingen«,warf Bolten scherzend ein.»Ich verschweige den Aufenthalt des armen Mädchen ein, um es vor Unannehmlichkeiten zu schützen,detctt von Leu­pold’e Leidenschaft ist das Schlimmste zu befürchten Jenny hat sich an mich getwandt,um sie zu schü­tzen und ich werde es mit aller Entschiedenheit thun und wenn es nöthig ist,sogar die Hilfe des Gerichtes in Anspruch nehmen.Es wird mir lieb sein,wenn Sie dies Leupold sagen,denn ich selbst wü­nsche mit ihm nicht wieder in Berü­hrung zu kommen.« Der Polizeicommissär entfernte sich.Bolten blieb erregt zurück.Er dachte an die Mittheilung,daß Leupold die Spur seiner Frau entdeckt habe. War es nicht seine Pflicht, sie zu warnen? Er würde ohne Zögern zu ihr geeilt sein, wenn es nicht bereits spät am Abend gewesen wäre, ohnehin bedurfte sie der Ruhe. Er beruhigte sich auch mit den Gedanken, waß Leupold ihre Zufluchtsstätte noch nicht kannte, sonst würde er sofort zu ihr geeilt sein. Si Ziemith früh am folgenden Morgen begab sich Bolten wieder zu Wanda. Er hatte einen Wagen genommen, gebrauchte indessen die V­orsicht, denselben im­­­ Dorfe zu verlassen und zu Fuß nach dem Heinen Haufe zu eilen. Vor demselben kam ihm bereits die Alte entgegen. „Wie geht es Eurem Schüßlinge?" fragte er. „Schlecht, Herr Doctor”, entgegnete die Frau. „Der wahre Schmerz brach e mit aus, als sie fort waren; sie hat fast die ganze Nacht Hindurch geweint und sich von dem Kinde nicht getrennt. Alle Bitten und Trottes­­­worte i­aren vergebens, wenn sie hörte dieselben nicht. Erst gegen Morgen hat sie einige Stunden geschlafen, aber auf dem Stuhle, auf dem sie saß, sie wollte sich nicht zur Ruhe legen. Ich bewugte die Zeit, um das Kind aus dem Zimmer zu bringen, und als sie endlich erwachte, schien sie damit zufrieden zu sein, denn sie sagte nichts." „Und was macht sie fest ?" „Sie figt ganz rubhig da; Der Schlaf scheint sie doch gestärkt zu haben ; sie Hat auch ein wenig Speise geworfen; ich befürchte aber body, daß sie es nicht lange ertragen wird, wenn sie nicht mehr am fi denft.“ „Die Zeit wird sie Beruhigen“, bemerkte Bolten, „sie Hilft dem Menschen über Vieles Hinweg und wird auch bei ihr ihre Kraft ausüben.” Er trat in das Haus und das enge Zimmer. Wo Wanda ihh bes­­merkte, trat sie ihn entgegen und reichte ihn die Hand dar. „Es ist gut, daß Sie kom­men”, sprach sie mit scheinbar ruhiger und gefaßter Stimme. „Ich denke schon seit Stunden über mein Geschich und meine Zukunft nach, Dieser Gedanke hat mich die ganze Nacht hindurch ver­­­folgt und doch habe ich seinen Ausweg gefunden. Hätten Sie mir damals das Leben nicht gerettet, so wäre jet Alles vorbei und mir wohl, Ich fühle eine Gleichgiltigkeit gegen das Leben, die erblü­dend schwer auf mir ruht. Immer und immer wieder füge ich mir, wozu sol ich eine Last tragen, die mir nur Bein ist? Sucht nicht jeder Mensch das von sich zu werfen, was ihm unerträglich ist ?" kr Sie blicte ihn mit ihren großen, traurigen und doch sc­­­hönen Augen offen an. „Ich begreife vollkommen, daß Sie heute so denken, allein schon In kurzer Frist werden Sie anders empfinden, denn die Zeit wird ihre Heilkraft auch an Ihnen beweisen,” entgegnete Bolten beruhigen“. „Dies habe ich mir auch gesagt," fuhr Wanda fort. „Den Schmerz über den Verlust meines Kindes wird die Zeit mildern, neue Hoffnungen für das Leben kann sie indessen auch mir nicht geben. Sie wissen nicht, wie viel ich ertragen und wie wenig ich zu erwerten habe. Es giebt nichts Trostloseres, als wenn man in die Zukunft Gib­t und nichts — nichts sieht, woran man si mit der Hoffnung Hammern­­ann!" „Vergessen Sie nicht, daß in trüben Stunden auch unser Eid getrübt wird,” warf Bolten ein. Wanda schüttelte zweifelnd mit dem Schopfe. „Was bleibt mir übrig, als zu meinem Manne zurückzufehren, und bieser Grdante erfüllt mie mit Entgegen, denn ich weiß, was ich von ihm zu erwarten habe. Sein Herz kennt sein Meitlein. Es Lebt eine so wilde, dämonische Leidenschaft in ihm, daß ich zittere, wenn ich daran wente.“ „Bliehen Sie! — um Sie dazu zu bewegen, bin ich zu Ihnen ge­­­kommen. Ich werde Ihnen beistehen und mit Vergnügen die Mittel zur Blut verschaffen.” « »Glauben Sie,daß mein Mann mich nicht finden würde?Ein gütiges Geschick hat bis jetzt diese Stätte,wo ich Zuflucht gefunden, seinem Auge entzogen für längere Zeit würde dies nicht möglich sein und er wird nicht eher ruhen,bis er mich entde­ckt han denn noch ist er nie

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