Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Oktober (Jahrgang 9, nr. 2673-2698)

1882-10-23 / nr. 2691

­­­ er x Siebenbürgisch)- Deutsches Redariionuudeiwistruioux Heltauergasse23. d indein Oklcheintmit­­ee Sam und A Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 Er., vierteljährig 2 fl. 50 Er., Halbjährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. ohne Zuhet­ung in’g Haus, mit Busteilung 1 fl., 3 fl. 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Bostversendung: Kür das Inland, vierteljährig 3 fl. 50 6 Fer ale 7, ganzjährig Kür das Ausland: vierteljährig 1 RM. oder 12 Yred., Halbjährig 18 RM. oder 24 et: BR 36 RM. oder vcd. Unftentirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. ML­MLDL­­ageblau­. Hermann HEdthu­fkorFagz 23.Oktober übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauorgane Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hed­­­rich’s Erben, Schässburg Heinrich Zeidner’s Siliale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Bress Paul Battoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C., H. Schalek Past A. V. Goldberger, Frankiert a. M. G. L. Danube & C, Infertionspreis : Der Raum einer einspaltigen Salmondzeile kostet beim einmaligen Einraden 7 tr. des zweitemal je 6. tr., das drittemal je 5 tr. 5. W. explusive der Stempelgebühr von je 30 tr.­­ ­ Pränumerationen und Inferale 1882. Zurgaagyaristrung der evangelischen Kirche Die Vorgänge im Schooße der evangelischen Kirche Ungarns lenken immer und immer wieder die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich.Vor Allem ist es das Bizarre,Unnatürliche,das sie auffällig macht Wirsehen hier das kirchliche Junerleben von den Leidenschaften des Tagesl und poli­­tischen Strömungen ausgewählt,die dem kirchlichen Organismus seiner Natur und Bestimmung nach fremd sein müssen.Die polnischen Bestrebungen, welche in der Staatsverwaltung­—zum Theil gegen das polm per Gesetz — Geltung erlangt haben und selbst im gesellschaftlichen Organisationen, wie beispielsweise in den Magyarisirungsvereinen, ihre agressive Spike gegen die nichtmagyarischen Bürger des Staates Tehren, machen sich mit Erfolg eine Kirche dienstbar, die unter dem Einflusse derselben ihr innerstes Wesen verleugnet, die politische Gesinnung verfolgt und sogar an den Kindern die Gesinnung der Eltern straft, sowie Der Mehrheit ihrer Be­­­senner eine Haupterrungenschaft des Protestantismus, die Lehre in der Volkssprache entzieht. Die BL­­LE BR Ungarns zählt bekanntlich nur zum Eeinern Theile RE zu ihren Besennern, während Deutsche und Slowaken zusammen die überwiegende Mehrheit bilden. Nichtsdestoweniger beschliegen die Vertretungen dieser Kirche ohne Nacsicht auf die Nationalität ihrer Bekenner. Die Kirchenmatrikeln aus­­­schließlich in magyarischer Sprache zu führen, die Ordination der deutschen und Mavischen Geistlichen nur in magyarischer Sprache­­­ gestatten und für dieselben die Kenntniß dieser Sprache als Bedingung ihrer Anstellbarkeit berzuschreiben. « » «« Nichteinmalliebereilung läßt sich zur Entschuldigung dieser sonder­­­baren Vorgänge anführen.Denn sie sind planmäßig und von längerer Hans­ vorbereitet-So erschien im Dezember vonnen Jahres eine Broschüre (,,Protestantismus(åspanslayismus,«Irta FelvidåkX.Ofcupest·bei Moritz Rath),deren oscussonymer Verfasser osflenbar den­ leitenden Kreisen der evangelischen Kirche angehört Som­smakg auch die Behauptungen Felvideky’gsi­nd,der,obwohl nur Gott die Neeren und Herzen der Menschen prüfen kann,die Zahl der magyrisischk und panslamstisch gesinnten Geist­­­lichen und Lehrer der evangelischen Kirche Ungarns genau bestimmt, nämlich 1441 „patriotische“ und 783 „panflavistische“ Gesinnungen zählt, so sind doch die Schlagworte dieser Broschüre die Losungsworte des im Schopße der evangelischen Kirche Ungarns entbrannten Kampfes geworden und bisher siegreich Durchgedrungen. i « " Es ist wohl auch nicht zufällig,daß die angesehenste ungarische Revue, der,,Budapesti Szemle«gerade in ihrem September hefte,also fast u uns­­ittelbar vor dem Beginne des Generalkonventes der evangelischen Kirche die Bwigbüre FelvidekyP einer Besprechung unterzieht und die chauvuustische Grundtendenz derselben billigt. » « « Eine Hindeutung auf Den Urtitel der „Budapesti Szemle“, als dessen Berfaffer sich Herr Gerla Ballagi nennt, erscheint und zur Kennzeichnung der weiteren Etappen des Kumpfes nicht überflüssig. Charakteristisch ist schon die Stellung, welche Herr Berla Ballagi gegenüber dem Nationalitäten­­­geiege einnimmt. Er hält die Schaffung Desselben für einen schweren Siedler der magyarischen Staatsmänner, aber er will dasselbe nicht einfach aufheben, wie ervidefty in seinem „Protestantismus und Panflavismus“ vorschlägt; diese Manier wäre zu plump und täppiich; er will vielmehr das unbequeme Geseh „unschädlich", zu einem todten Buchstaben machen. In dem erwähnten @ejege — schreibt er — haben wir die Existenz der Nationalitäten staatsrechtlic anerkannt oder auch in unser öffentliches Recht solche Faktoren aufgenommen, welche überall in der Welt nur als gesell­­­schaftlice, aber nicht als staatsrechtliche Faktoren figuriren. In einem speziellen staatsrechtlichen Belege kann schon deshalb nicht von Nationa­­­litäten die Rede sein, denn im staatsrechtlichen Sinne kann es auf dem Gebiete eines jeden Staates nur eine Nationalität geben, nämlich die, welche ihre Vergangenheit, numerische Stärke und Bildung zur Aufrecht­­­haltung des Staates befähigt. Unser Nationalitätengejeg ist daher in staats­­­rechtlicher Beziehung ein wahrer Widerspruch. Aber da es nun einmal da ist, können wir es ebenso wenig, wie beispielsweise die staatsrechtlich gewährleistete Freiheit der Konfessionen, beseitigen. Franz Deat hat sehr weise gesagt, daßs die Nation ihre verlorenen Rechte wieder erlangen, aber solche Rechte, auf die sie freiwillig verzichtet hat, niemals wieder erwerben kan. Dieses goldene Wort wollen wir zwar nicht in voller Strenge auf die Rechte der magyarischen Nation anwenden, auf die sie zu­­gunsten der Nationalitäten verzichtet hat; aber so viel ist gewiß, daß man die im Nationalitätengesd enthaltenen Zugeständnisse nicht mehr zurückziehen kann, aber mar kann sie durch eine den Nationalitäten gegenü­ber befolgte konsequente und selbstbewachte Politik ungefährlich machen. Dur die Er­­­hebung des 44. Gejegartitels von 1868 zum­ Gefege haben wir unsere Schwäche verrathen und dadurch die Nationalitäten ung auf den Hals gehegt. Wir hatten zu wenig Selbstvertrauen, so daß wir uns glauben machten, die Nationalitäten würden uns ohnehin früher oder später gewisse Zugeständnisse entwinden; es sei daher besser, sie von Worne herein und im Guten zu befriedigen. Ich habe in einer Broschü­re gelesen, daß wir es so gemacht Haben, wie Weggeri mit der Kate, der in der Furcht, daß die Rabe doch das­­­ springen und er zerschlagen werde, selbst das Tenster einschlug. Aber sowie die Banklaven damals aus unserer Schwäche Muth schöpften, so würden wir , wenn wir das Nationalitätengesäß be­­­seitigten, mit dieser allzu strengen, sehr energischen und vor Allem unrichtigen Maßregel ihre Leidenschaften eventuell dermaßen aufpeitschen, daß ihr Muth in Vermwegenheit ausarten würde. Dies ist die Scylla und Charibdis, aus weldger wir und, wie s­­chon erwähnt, nur durch eine maßvolle und selbst­­­bewußte Polität retten können. @estalten wir unsere öffentliche Verwaltung in der Weise um, daß sie die Suprematie der Nation in jedem Winkel des Landes sichere, dann wird das Nationalitätengeleg — dessen Bestimmungen zum Theil sich übrigens schon in der Profis als unausführbar erwiesen haben — ungefährlich.” Herr Beifa Ballagi weiß ein viel wirksameres­ Mittel zur Ma­­­gyarisirung der Belender der evangelischen Kirche, als die Maßregeln, die Yelvidely unter dem Aushängeschilde der Verfolgung des „Banslavismus“ vorschlägt und seither eine Superintendenz nach der anderen beschlossen hat. Die reformirte Kirche in Ungarn zählt unter ihren zwei Millionen DBe­­­sennern fast nur Magyaren. Durch die Vereinigung dieser Kirche mit der augsburgisch-evangelischen wirden die nichtmagyarischen Protestanten auch Hinsichtlich ihrer Zahlenstärke in die fchuglose Stellung der Minorität verlegt werden. Daher ist das Losungswort Ballagi’3: Union der reformirten und augsburgisch - evangelischen Kirche! Er schreibt diese bezüglich: „Braf Zay hat Anfangs der Vierziger Jahre die Union geradezu zur Baralisirung des Panslavismus geplant; er beantragte, daß die beiden protestantischen Konfessionen mit vereinten Kräften eine protestantische Hoch­­­schule in Dfenpest errichten und dadurch die Verschmelzung vorbereiten möchten. Die protestantischen Patrioten griffen Zay’s Vorschlag nicht blos mit großer Begeisterung auf, sondern es traten unter ihnen auch der Eine und Andere, beispielsweise der jüngst verstorbene Siegmund Bernath, ja selbst Kossuth mit neuen Anträgen hervor, um die Verwirklichung der Union zu beschleunigen. Namentlich Bernath empfahl die Organisation eines gemein­­­samen Conventes, Kosjuth aber die Herausgabe einer gemeinsamen Kirchen­­­zeitung. Und sowohl die Reformirten als auch die Lutheraner entsendeten nete, blickte er mit frommem Hochmuthe fiel­ auf mir herab und grüßte nicht. Das verzieh’ ich ihm leicht. ALs aber mein Roman erschienen war, bem­ach­te er denselben bei der Staatsanwaltschaft, er machte auf die ver­­­brecherische Stelle aufmerksam und fügte Hinzu, eine solche Ansicht dürfte unmöglich unbestraft bleiben. Das war nicht Hübsch von einem früheren Freunde, und dieser Freund war dieser Candidat Thomas." Kolbe war aufgesprungen. „Unmöglich rief er: „Unmöglich! Irren Sie nicht ?" „Nein! “ Ehe ich meine Gefängnißstrafe antrat, begegnete er Bolten und mir, Bolten trat auf ihn zu und nannte ihn ein verächtliches Geschöpf, und er fand diese Bezeichnung ganz gerechtfertigt, denn ohne etwas zu er­­­lwidern, ging er weiter." „Und vielen Dienschen habe ich­ in­ mein Haus aufgenommen und wie einen Freund behandelt !" rief der Maler, Hastig in dem engen Raume auf­­­und abschreitend. „Ich habe mich durch ihn täuschen lassen und ihn für einen ehrlichen Mann gehalten.” Merkel trat zu ihn und legte die Hand auf die Schulter. „Zrösten Sie fi, die Gemüthlichkeit ihres Hauses wird dadurch nicht verloren haben.“ „Er wird über mich lachen, weil es ihn so leicht geworden ist, mich troß meiner weißen Haare zu täuschen.“" „Nein, Freund, wenn er noch einen Funken von Ehrgefühl befikt, so werden gerade Ihre weißen Haare ihm zwingen, daß er si schämt. Ob er es thun wird, mag ich nicht behaupten. Sie haben oft über mein Mißtrauen gegen die Menschen gescherzt und doch ost dasselbe gerechtfertigt. Wo ich irgend ein angreifendes Schild mit Absicht ausgehängt sehe, liege ich Verdacht. Wo ich mit großen Buchstaben angeschrieben sehe: „Wirklich reeller Ausverkauf!" dort Faufe ich sicherlich nichts, denn einem wirklich ehrlichen Menschen fällt es gar nicht ein, dem Leuten zuzurufen: „Ich b’n ehrlich! Ich betrüge­ nicht !" Und wenn ich jemandem begegne, der feine Frömmigkeit in einer steifen Halsbinde und sehr bemüthigen Gesichtszügen zur Schau trägt, dem traue ich noch weniger als dem reellen Ausverkaufe, denn er hat das Frömmigkeitsschild nur ausgehängt, um die Dienschen zu täuschen. Ich bin sogar sehr vor ihm auf meiner Hut. — Nun denlen Sie nicht mehr an den Kandidaten. Kommt er wieder zu ihnen, so sagen Sie ihm, daß Bolten und ich schon seit Fahren mit Ihnen befreundet seien, dann kehrt er sicherlich nicht wieder !" „Nein, nein, er sol mein Haus nicht wieder betreten!" rief Kolbe, eine Kommission zu dem Zwecke, um die Modalitäten de Zustandekommens eines gemeinsamen Konventes festzustellen; das gemeinsame Kirchenblatt entstand auch in der That unter der Redaktion Szekacs’ und Paul Törös’s. Nach einem so schönen Anfange dürfen wir uns nicht wundern, daß der auch sonst zur Schwärmerei geneigte, sanguinische Kossuth im „Beiti Hirlap“ „mit dem heiligen Glauben der Ueberzeugung“ verkündete: „Die Union wird zu Stande kommen.” Tran den Machenschaften der panflavistis­­en Lutheraner ist es zu danken, daß sie dennoch nicht zu Stande ge­­­kommen ist. „Die protestantischen Patrioten haben indessen die Hoffnung auf die Bereinigung nicht aufgegeben. In der Mitte der f­ünfziger Jahre gelangten ihre Hoffnungen und Wünsche in das Stadium der Verwirklichung. In Dienpest wurde 1855 die gemeinsame theologische Lehranstalt eröffnet und damit die Idee der Union von den Todten erwedt. Die Professoren der neuen Anstalt nährten sich Anfangs im strengen Sinne des Wortes nur von der Begeisterung, denn sie hatten seine Bezahlung, und außer ihren Fähigkeiten kann man es hauptsächlich nur ihrer heiligen Begeisterung zum Schreiben, daß sie mit den Erfolgen ihrer Wirksamkeit Jedermann zur Be­­wunderung hinriffen. Diejenigen, die aus ihrer Hand hervorgingen, erfreuten und erfreuen sich ohne Ausnahme nicht blos als fachkundige Pfarrer und P­rofessoren, sondern auch als gute P­atrioten allgemeiner Anerkennung, ja einige errangen sich sowohl im öffentlichen Leben, als auch auf dem Gebiete der Literatur eine ausgezeichnete Stellung. „Es ist zu bedauern, daß das einzige lebende Sinnbild der Union so kurze Zeit bestanden hat. Mit der Schließung der Dfenperter gemein­­­samen ideologischen Anstalt verschwand auch die Union von der Tages­­­ordnung und wie ich die Stimmung der protestantischen Kreise kenne, kommt dieselbe auch nicht sobald wieder auf das Tapet. Die beiden Konfessionen werden, theils durch hierarchische Eifersucht, theils durch kirchliche Berfaffungs- Differenzen immer schärfer und schärfer von­­einander geschieden. Was sie noch hin und wieder zusammenbringt und sie an die Nothwendigkeit der Bereinigung ihrer Kräfte etwa mahnt, das ist das Gefü­hl der gemeinsamen Gefahr, welche nach ihrer Meinung die freie Ausübung ihres Bekenntnisses auch Heute noch mehr al einmal bedroht. Jebt haben sie es auch umlängst eine gemeinschaftliche Berathung zu dem dar abgehalten, damit sie die Sanirung unbefugter Taufen, rechtswidriger Projek­tenmacherei (pärberszedes) und anderer derartiger Beschwerden um so wirksamer von der Gesebgebung und Regierung verlangen können. „Und wenn jene Beschwerden sanirt werden, woran wir nicht zweifeln, führt ihnen ein solcher Erfolg gemeinsamen Auftretens nicht die Vortheile der Union auch in anderer Beziehung zu Gemüt? Bedenken die patrioti­­­schen Protestanten nicht, daß Die bleibende Union ihnen so, wie die ge­­­legentliche und momentane Vereinigung ihrer Kräfte sie zur Beseitigung der ihre Freiheit bedrohenden Gefahren befähigt, die Macht zur gründlichen Unterdrückung der gegen die Existenz ihres Vaterlandes gerichteten unbe­­­rechtigten Nationalitäten-Bestrebungen verleihen würde? L’ union fait la force. „Die Zusammenschmelzung liegt — wie dies schon Graf Bay, der begeisterte Freund der Union, vor vierzig Jahren gesagt hat, — nicht blos im Sinteresse des P­rotestantismus, sondern auch in dem der katholischen Schweizerreligion, umserer verfassungsmäßigen ‘Freiheit und Negierung; denn Durch sie Hören alle, wie immer geringfügigen, aber für das Ganze immer lähmenden Zwistigkeiten zwischen den beiden evangelischen Konfessionen auf, wird der für unsere gemeinsame Verfassung in religiöser und politischer Hinsicht gefährliche Einfluß jeden fremden Elementes endgültig erfu­ch.“ „Mit der Union würde natü­rlich gleichzeitig auch die territoriale Regelung der Kirchendistrikte erfolgen, ja diese müßte in der evangelischen „Ich werde 8 ihm schreiben und wenn er es trogdem wagen sollte — so — —" Er beendete seine Worte nicht. Benisseton. Das Ringen nach Hlük. Roman von 3. Sriedrid. (60. Fortjegung.) Rolbe erzählte, daß er einen neuen Freund gewonnen habe, er nannte Thomas’ Namen. „Doch nicht ver Candidat Thomas ?“ unterbrach ihn Merkel lachend. „Er ist allerdings Candidat," bestätigte Kolbe. „Sein Vornahme ist Karl?" „Auch dies ist richtig." „Und er hat ein glattrafirtes Gesicht, Hellblondes Haar und ganz pfiffige Mugen, er ist schlanz gebaut, die untere Hälfte des Gesichtes ist besonders starf entwicelt und sein Gesammtaussehen gleicht dem eines Hammels, der aus der Tränse kommt." „Wahrhaftig das ist er!" rief Kolbe lachend. „Deerkel, Sie verstehen prächtig zu zeichnen, übrigens ist er ein ehrlicher und offener Wunsch, den ich schnell Lieb gewonnen habe. Sie kennen ihn also ?" „Gewiß, schon seit Jahren — ich Habe mit ih­m stubirt. Umb tiefen Ganpidaten haben Sie liebgewonnen ?“ „sa wohl.“ »Bester Freund,Sie müssen mit ihrer Zuneigung vorsichtiger werden; Ihr gutes Herz geht zu leicht mit Ihnen durch und es sind nicht alle Menschen so ehrlich wie Sie.« . .,Sollte Thomas dies nicht sein?«fragte Kolbe halb überrascht und halberschreckt. »Durchaus nicht,deiner ist ein argerdeuchter,fragen Sie Bolten, der kennt ihn ebenso gut wie ich.Hat ihnen Bolten nicht erzählh wem ich eigentlich biese vier Wochen Gefängniß verbanfe ?“ „Nein !"­­­ »Nun,raun will ich esshuen mit theilem Einem Menschen,mit dem ich einst studirte und befreundet war,mit dem ich sogar eine Reise durch den Harz zusammenmachte und den ich einst auch für einen ehrlichen, wenn auch schwachen Charakter hielt. Ich habe mir mit ihm nicht verfeindet und nie Streit mit ihm gehabt, er ging später auf eine Fromme Universität, sternte dort die Frömmigkeit, und als ic ihm dann nach Yahren wieder begeg« „Sagen Sie es offen heraus!“ fiel Merkel lachend ein. „So werfen Sie ihn zur Thür Hinaus! Ich glaube, er wird dies vermuthen und Ihnen hier Bergnügen mißnehmen. — Nun fegen Sie sich wieder, denn mein Freund Thomas ist es nicht werth, daß wir uns durch ihn eine einzige Minute verderben lassen. Stoßen Sie an: Ein Perent der frommen Hen­­­keleil Ihr schadet es freilich nicht, aber uns bekommt der herrliche Wein um so besser, wenn wir ihn mit voller Genugthuung trinken.” Es gelang ihm nicht, den Alten völlig zu beruhigen. Er lachte zwar h­ieder, als er indessen nach kurzer Zeit heimkehrte, stieg der Groll über den Candidaten wieder in ihm auf. Er würde es ihm nicht verziehen haben, wenn er einen ihm ganz Fremden verunehrt hätte, denn es war ihm verächte­­t­, jemand Hinter dem Rüden zu feharden; daß er seinen Liebsten Freund in das Gefängniß gebracht hatte, konnte er ihm nie vergeben. 5 Er war noch unschlüsfig, was er thun sollte; wohl hatte er Luft, den nächsten Besuch des Candidaten abzuwarten, um ihm in’s Gesicht zu sagen, wie sehr er ihm verac­hte, allein er wollte sein Haus durch ihm nicht ent­­­weihen lassen und er war auch nicht im Stande, das, was ihn so sehr er­­­bitterte, so lange ungesühnt in sich zu tragen. In erregter Stimmung langte er in seinem Hause an. Lilli kam ihm heiter entgegen ; ihre erste Frage galt Mierkel. „Es geht ihm gut“, entgegnete der Alte, kaum im Stande, das, was in ihm stürmte, länger zu verbergen. „Ex erträgt die Strafe mit Fassung und die alte Heiterkeit ist noch nicht geschwunden. Er sieht zwar bleich aus, das kommt aber von der dumpfen Luft in der engen Zelle. Ich würde es nicht lange in ihr aushalten." „Wird er es ertragen?” warf Lilli besorgt fragend ein. „Natürlich, ich werde ihm aber mehr von meinem Weine senden, denn — denn das Wasser schried­ ihm nicht", — er wollte nicht sagen, daß die Gefängnißstrafe Merkel sehr angreife. „Ich habe während Deiner Abwesenheit einen köstlichen Brief erhalten !" rief Lilli lachend. „Bon wen ?" „Hier Lies !" Der Alte nahm den Brief und seine Ueberraschung wuchs mit jeder Zeile. Der Brief war von Thomas, verselle gestand Lili mit Überschweng« fischen Morten feine Liebe, schilderte scheinbar ganz einfach seinen Charakter, i

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