Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Mai (Jahrgang 11, nr. 3155-3180)

1884-05-30 / nr. 3179

Umaiou undzdmiumrqtipm Heltauergasse 28. Erscheint mit Ausnahme der Sonn- und eier lange täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2­­51.50 fl., Halbjägri 6 fl, ganzjährig 10 fl. ohne Zuftellung in’s­­u mit Zuftellung 1 fL, 3 fl, 6 fl., 12 fl. Abonnement mit Bostversendnung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 Br., ae 7 R., ganzjährig 14 ff S Für das Ausland: « otepteljährig 7 RM oder 10 tes.,«hal'niåhkip ;«4NM.oderR­ Fries» Kuziähäz WANT-Ide­­­e. Unsteutimsvrtsfewpmnjt szmmem —Msimstki:stepth Fisch Hermannfadt, freitag, 30. Mai _N= 3179, XI. Jahrgang, Ssischienb­årgijentliyeg ptäuumetatkmuuudIns-rate c­ernehmen außerdem Hauptbureau,Heltmletgssst Nr.23:in Krcastscht Heinrich Zeidner,I­I.Dkesz­­­nandt’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg H. Zeidner’s Filiare, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch-Regen Karl Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, Staufmann, Broos Paul Battoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasen­­­stein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schaiek, J. Danne­­­­ berg, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a M. G. L. Daube & C. Iufertionspreis: Der Naum einer einspaltigen Salmondzeile kostet beim einmaligen Einladen 7 kr., das zweitemal je 6 kr., das drittemal je 5 fr. 5. W. exclusive per Stempela­bführ von je 30 tr 1884.­­­« Pränumerations-Einladung 9 auf das Siebenbürgisch- Deutsche Tageblatt. Mit dem 1. Juni 1884 beginnt ein neues Abonnement auf das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährlich 2 fl 50 fl., halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung ins Haus, mit Bustellung 1 fl., 3 11., 6 fl. 12 1. — Abonnement mit Bostversendung: für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 kr, Halbjährig 7 fl, ganzjährig 14 fl.; für das Audland : vierteljährig "RM. oder 10 res, halbjährig 14 RM. oder 20 red, ganzjährig 2S HM. oder 40 Fre? 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Landeskirche nach einer Seite wenigstens Hinter­ den Schweizerkirchen Deutschlands zurü­cgeblieben sei, indem die Armenpflege im weitesten Sinne des Wortes nicht geregelt genug sei, die persönliche Mitarbeit zu wenig herbeiziehe und so nicht selten ihre beste Absicht verfehlt habe. Die Anr­­­egung zu guter Stunde genommen, fiel auf günstigen Boden. Am 28. Deai d. 3. konnte die Gründung des Vereines vorgenommen werden, indem der Einladung des evang. Bischofs D. Teutsch zahlreiche Frauen und Mädchen der evang. Kirche gefolgt und, zum schönen Werk bereit, im. Hermannstadt erschienen waren. : ; Es war in der That eine erhebendes Versammlung,New­ Himmels­­fahrtstag in der Johanniskirche abgehalten wurde.Anderthalbhundert Anwesende bezeugten da Interesse,das in den evang.Kreisen der Sache entgegengebracht wird.Bischof D.Teutsch eröffnete die Versammlung­ mit einem zur Höhe führenden Gebet und wies dann in eingehender Weise auf die Bedeutung der Sache,im Hinblick auf Gegenwart und Zukunft hin.Es sei der Beginn eines neuen­ Lebens,den diese Stunde bringe,­­­ein Anfang der Einigung unserer Frauenwelt zu edelster Kulturarbeit auf dem Feld evangelischer Liebesthätigkeit,umso erhebender,da sie demselben Geist entstamme,der von Anfang an das Bürgerrecht unseres Volkes in diesem Lande moralisch legitimiert habe.Denn nicht t­ur Pflug und Schwert,welche die Väter mitebracht,nicht nur das Steinhakks,das sie gebaut,die Burgen,die sie ausgeführt, die Werkstätten, die sie errichtet, seien dem neuen Vaterland zum reichen Segensstrom geworden; auch der stillen Arbeit der helfenden barmherzigen Liebe hätten sie sofort zahlreiche Stätten ge­­­schaffen. Seit mehr als sechs Jahrhunderten erzähle davon in Hermann­­­stadt das Haus, das zur Pflege der Armen, Gebrechlichen, Kranken und femden sich erhoben, ebenso die ähnlichen Anstalten in Bistri, in Kron­­­stadt, im Burzenland und sonstwo. Diese fromme Arbeit s christlicher Baren­­­herzigkeit habe die Reformation aus dem Bann, äußerlicher Werkheiligkeit und Hösterlicher Gelübde in die sittliche Region freier evangelischer Liebe hinauf gehoben und gerade in ihrer Bethätigung Hätten unter dem er­­­wärmenden Strahl neu erwachten tieferen religiösen Lebens die Tyranen, "besonders auch in den letten Jahrzehnten, in den uns so vielfach zum Vor­­­bild dienenden evang. Schweizer flcc­en Deutschlands so Großes und so Herzerhebendes geschaffen. Was in den jüngsten Jahrhunderten hier der nie endende Krieg und die Gegenreformation gehindert, dazu sei jebt die Bahır offen; wer freue sich nicht der schönen Anfänge, die bereits in mehr als einem ‘Frauenverein für bedeutsa­me Aufgaben evangelisch-kirchlichen Lebens die Herzen der Boten erwärmten! Dieses Weges weiter zu wandeln, in der Vereinigung der Kräfte und­ ihrer rechten Organisation die Bedingung immer erfolgreicherer, immer freudigerer Arbeit zu suchen und zu finden, das sei die schöne Aufgabe, der diese Stunde, doppelt er­­­hebend durch so zahlreiche Teilnahme, dienen wolle. Ale was sonst an Zeichen der Zeit dem­ Denkenden entgegentrete, in der wachsenden Armut, in der sozialen Entwicklung, in allem, was noch kommen könne in Leid, in Krieg, haffe es als eine Pflicht der Selbstachtung und Selbsterhaltung er­­­scheinen, in gemeinsamer Liebesarbeit die Mittel zu einigen, zur Erhaltung, Pflege und Fortentwicklung evangelischen Lebens, feiner Kulturgüter, feiner Samariteranstalten. Aus Tits Meberzeugungen sei in der Landeskirchen­­­versammlung von 1882 die erste Besprechung treuer Männer hervorge­­­gen,­­­ deren Ergebnissen der Aufruf der obersten Kirchenbehörde vom 6. Juli 1883 die zu erstrebenden Ziele und die Mittel dazu bezeichnet habe. Den wahrhaft erfreulichen Erfolg dieses Rufes an die Tyranenherzen unserer Kirche, das nahezu überraschende Bild des freundlichen Wachstums der jungen Saat, werde Herr Stadtpfarrer Dr. Müller, der für diese Versammlung die Protokollführung und das Referat zu übernehmen so freundlich gerwesen, mitteilen; hm gebe er, jebt das Wort. Stadtpfarre an Mülleng daß auf den Bericht über den gegen­­­wärtigen Stand der Frauenvereinsszuche in der ev.Landeskir­che v­or.Aus demselben ging hervor,daß die Aufregung des Landeskonsistoriums schon» erfreulichen Erfolg aufzuweisen habe im Hermannstädter Kirchen­­­bezirk,wärmstens gefördert vom Bezirkskonsistorium und besonders durch ein Referat des Großscheuerner Parters Michael Bell in der Bezirksver­­­sammlung, ist die Sache so allgemein geworden, daß außer in Hermannstadt schon in 20 Gemeinden Ortsvereine gegründet worden sind und in den noch ausstehenden die Gründung in figere: Aussicht if. Im Kronstädter Bezirk haben sich Ortsvereine in Kronstadt, Heldsdorf und Honigberg Kon­­­stitwirt und steht zu erwarten, daß hier wie im Schäßburger Bezirk, wo ebenfalls drei Vereine entstanden sind, die Sache durch Konstituirung des Hauptvereins erfreuliche, Förderung finden werde Im Mediatcher Bezirk bestehen Fü­nf Vereine und ® K in drei weiteren Gemeinden die Grün­­­dung in sicherer Aussicht. In Bistricher Bezirk haben außer Bistrit noch­ Baierdorf, Dürrbach, St.­Georgen, Jakobsdorf ihren Anschluß erklärt und schon einen Bezirksverein gebildet. Im Mühlbächer Kirchenbezirk sind sechs Vereine Konstitwirt und weitere sechs im sicherer Aussicht. Im Großrhenter Bezirk bestehen 15 Ortsvereine und werden einige weitere Konstituirungen erwartet. Im Schelker Bezirk hat die Sache, besonders durch eine Pfarrkonferenz gefördert, so durchgeschlagen, daß nur wenige Gemeinden noch zurücktehen. Der ©.­Negener Bezirk zählt 5 Vereine und ist Aussicht auf einige weitere, ähnlich ist er im Repser Bezirk. Im April waren im ganzen 83 Ortsvereine bereits konstituirt und 16—17 in sicherer Aussicht. « Der Bericht konnte mit um so größerer Befriedigung zur Kenntnis enommen werden, als wohl anzunehmen ist, daß in jenen Gemeinden und Besitzen, wo die Sache noch nicht gezündet hat, die Sammlung und Zu­­­sammenfassung aller in der eigenen Kirche vorhandenen Kräfte nicht weniger als gebieterische Notwendigkeit erscheinen dürfte, als in den anderen Orten, wo sie gezü­ndet hat. So erscheint denn die Sache fest schon als lebensfähig. M­it dieser erhebenden Ueberzeugung konnte die V­ersammlung die Beratung der Sta­­­tuten im Anschluß an den vom Landeskonsistorium herausgegebenen Ent­­­wurf vornehmen. Die Debatte war bei einzelnen Punkten überaus lebhaft und hat einige nicht unwesentliche Nenderungen des Entwurfs zur Folge gehabt. Dazu ist in erster Reihe zu zählen, daß unter die Zivwede des Vereins auch aufgenommen wurde: Unterstüßung armer befähigter ev. Mädchen und Frauen zum Besuche von J­achschulen für weibliche Handarbeitslehrerinnen, Kindergärtnerinnen, Krankenpflegerinnen,sowie zur Ausbildung in der Richtung auf Handel und Gewerbe Hiemit ist nun „die Frauenfrage“ unter und aus dem Stadium der Debatte herausgetreten, und es ist zu hoffen, daß gerade auch dieser Zweck dem Verein zahlreiche neue­­­ Freunde gewinnen werde. Eine weitere Yeenderung ist, daß die Ortsvereine nicht mindestens ein Zehntel ihres Jahreseinkommens, sondern ein Zehntel ihrer Jahresbeiträge an den Hauptverein abführen sollen. Dann hat jeder Ortsverein das Recht erhalten, auf je 5 fl. Jahresbeiträge an den Haupt­­­verein einen Vertreter mit Stimmrecht in die Hauptversammlung zu schiden, und wurde der Ausschuß noch durch eine Stellvertretende Vorfigerin und einen Schriftführer (der zugleich die Kaffiersgeschäfte zu besorgen hat) verstärkt. Der Antrag, die Kapitalisierung eines Teils der Jahreseinnahmen als zulässig auszusprechen, fand nicht die Mehrheit in der Versammlung, die vom Gedanken geleitet wurde, daß angesichts der mannigfachen Notlagen des Augenblickk, denen der Verein helfen wolle, ein Zurücklegen für die Au­­fkunft nicht am Plage sei. Ebenso wurde der Antrag abgelehnt, die Zahl der Beiräte zu bestimmen, welche die Generalversammlung zu wählen hat und wurde dem Ausschuß die Ermächtigung gegeben, falls bis zur nächssten Hauptversammlung die Beiziehung von Beiräten notwendig erscheine, dieselben für ein Jahr zu bestimmen. h Das Resultat der vorgenommenen Wahlen ist schon bekannt gemacht worden. ihloß er: . Ba 0% &3 war spät geworden, als die Geschäfte erledigt waren und Bischof D. Teutish zum Schlußwort fi­ erhob. Die­ Lampen brannten, im Schein ihres Lichtes boten die Frauen ein um so ergreifenderes Bild. So »So stehen wir mit Gottes Hilfe am Ende des ersten Ganges auch auf einer jener Höhen, die zu ihm führen. Indem wir hier angelangt sind, stehen zwei Bilder vor meiner Seele, das eine aus der Geschichte unserer Väter, das andere aus der heiligen Geschichte. Jenes knüpft an ein Eingangwort­­­ dieser Stunde an: siehe es ist alles neu geworden! An dieser Stätte stand einst Mauer und Wall und Turm der Väter; hier haben die treuen Männer mit Schwert und Büchse und ihrem Herzblut dem Vaterland eine Stätte der Freiheit, der Gesittung, der bürgerlichen Arbeit geschiemt und erhalten: nun steht an der Stelle seit Jahresfrist das a­­anlte Gotteshaus, und an seiner Seite das Lutherhaus, und in den neuen Räumen kommen­ die­ braven evangelischen Frauen zusammen und schaffen ein Feld evangelischer Friedens- und Liebesarbeit. So gewiß aber die Liebe mächtiger ist als alles, stärker denn der Tod, eine Kraft, die alles überwindet, so gewiß hat dieses ihr Werk, wenn e8 nur weiter mit rechtem treuem Herzen getrieben wird, die Verheißung des Sieges. Und das andere Bild: e3 ging ein Säemann aus zu säen feinen Samen — siehe e8 ist die Arbeit dieser Ihrer Stunde und wird si auch an ihr erfüllen das ergreifende Bild vom stillen Wachstum, indem der Same aufgeht und Aehren bringt unter dem Strahl seiner Gnade, fast ohne daß der Mensch es weiß, bis er die Sichel in die Ernte fickt, so er nur in rechter Treue des Werkes wartet. Und diese fröhliche Zuversicht, wie sie in Ihren Herzen lebt — wer hat ihren Hauch nicht in diesen Verhandlungen empfunden? — tragen Sie heim in ihre Häuser und in die Streife der Shrigen; es ist der aufgehende Sonnenstrahl des Morgens, der das ferne Bergeshaupt, das Bier der Tagesarbeit, mit feinem Lichtschimmer umkreidet, daß es auch die etwa aufsteigende Wolfe nicht mehr verhüllen fan. Und so sei denn die Stunde geschlosfen mit dem Hinblick auf ihn, mit dem sie begann, in der ‚Zuversicht, daß seine Hülfe auch diesem evangelischen Liebeswerte nicht fehlen werde. Damit erkläre ich diese Versammlung zur Gründung eines allgemeinen Frauenvereines der ev. Landeskirche A. B. in Siebenbürgen für geschlossen.“ So schloß die Versammlung. Es ist seine Frage, daß die Erhebung der Stunde fortwirken und, von den Anwesenden in alle Glieder der Kirche­­­ «­­­ Benifleton. Im Verdacht. Erzählung von Karl Schmeling. (12. Fortlegung.) „Oir nein, nein!“ rief Louise heftig, „die unglückliche Stimmung, in der ich mich befand, hielt auch noch bis heute Mittag an. Da bekam ich ein Billet; ein Knabe gab er ab und sagte, es sei ihm verboten, den Ab­­­sender zu nennen; auch fenne er ihm nicht einmal, wenn er ihn auch nennen möchte. Die Adresse trug indessen die Züge Ihrer Handschrift und ich war daher glücklich über den Empfang eines Billets von Ihnen. Ich las es und ward dadurch in meiner Annahme nur noch bestärkt!“ „Aber mein Gott!“ rief der Lieutenant ganz erstaunt, ich habe ja sein Billet an Sie abgefchtet, mein Fräulein!“ „Sei bin ich auch davon überzeugt!” erklärte Louise, „doch heute Mittag war meine Freude zu groß, um Zweifel aufkommen zu fallen. Das Billet verlangte von mir, mich um halb neun Uhr auf dem Monument­ Plate an der Ehe dieser Straße einzufinden, weil man — ich glaubte Sie — mich notwendig zu sprechen hätte. ch dachte an nichts, an Sie wieder zu sehen, ich erwartete wegen meines Benehmens von gestern Abend gescholten zu werden; ich wollte es geduldig hinnehmen, um nach dieser verdienten Strafe Ihre Berzeihung zu erlangen. Von diesen Gedanken erfüllt, kam ich Heute Abend der an mich gestellten Forderung nah —!” Der Lieutenant von Weilmann stand ganz verwundert und etwas ratlos geworden da. Wenn er die Sache genau nahm, hatte ihm Fräulein Louise Neufer soeben eine Liebeserklärung gemacht. „Aber — aber — mein Fräulein!” brachte er ziemlich unsicher hervor, „ich hatte ja sein Recht, Ihnen Vorwürfe zu machen und Sie seine Beran- Yaftung, meine DBerzeihung nachzusuchen. Eine Berichtigung Ihrer früheren irrtümlichen Meinungs-Weußerungen hätte sich ja leicht in anderer Weise bewersstelligen Lassen. Und wie sollte ich dazu gefongen sein, ein abendliches, ‚geheim zu haltendes Rendezvous von Ihnen zu verlangen, während ich Sie zu jeder Zeit im eigenen Hause sehen und sprechen konnte .“ „Ah Gott!” schluchzte die junge Dame, „was taucht nicht alles in dem Gehirn eines sich selbst quälenden Mädchens auf. Ich glaubte ja, daß Ihre verlegte Ehre Sie zu dem Gelübde getrieben haben könne, nie mehr unsere Schwelle zu überschreiten —!* Weilmann mußte troß der unbehaglichen Lage, in der sich beide Personen befanden, lächeln. So zartfühlend wie Fräulein Neufer glaubte, ist auch die empfindlichste Offiziers-Ehre einer Dame gegenüber nicht. „Nein, nein, Stäufelin!“ erwiderte der Lieutenant, „wenn ich schon Gelübde ablegen soll, muß es sich doch um andere Empfindungen, als eine Heine Unzufriedenheit handeln. Doch Lasfen wir dies einst­weilen auf sich be­­ruhen. Welche Begegnung hatten Sie denn nun am Orte des Rendezvous?” „Ach ja — Sie wissen das noch nicht!” erwiderte Louise Lebhaft, „ich war natürlich recht ängstlich, als ich den bezeichneten Blab erreichte, sah jedoch zuerst niemand, o bis ich an die Ecke dieser Straße kam. Dort standen z­wei, dem Ansehein nach, noch junge Leute, welche bei meinem Erscheinen laut auf­­­lachten. „Wahrhaftig, sie fommmt!” rief der Eine. „Sage doch, sie ist ge­­­kommen!” erminderte der Andere. Damit traten beide, unter weiteren Reden, die ich nicht verstand, auf mich zu. Ach hatte einen so heftigen Schred be­­­kommen, daß ich im ersten Momente glaubte, in die Erde finden zu müssen. Die Berührung durch die Hand eines der Menschen gab mir jedoch neue Kräfte. Ich glaube ich schlug nach ihm, rette mich jedoch auch zugleich in Bewegung und eilte, nur von dem Gedanken an Sie erfüllt, Ihrer Wohnung zu. Eine dritte Stimme rief, mich nicht so leichten Kaufes davon kommen zu Yaffen. Gesehen Habe ich diesen Menschen, der im Schatten der Häuser gestanden haben muß, jedoch nicht. "So Hörte Tritte und weiteres Lachen hinter mir und flog deshalb förmlich Hierher!” „Aber hätten Si­e nicht gleich an Ort und Stelle um Hilfe rufen können, mein Fräulein?“ meinte Weilmann, „nicht etwa, daß ich Ihnen nicht gerne Aufnahme gewährt, sondern um die Menschen, welche sich so Unerhörtes erlaubten, kennen zu lernen und zur Nechenschaft ziehen zu haffen —!” „Ich dachte nicht daran!” er­widerte die junge Dame Kleinlaut: „ic­­­hämte mich, neben dem Schred, welchen ich bekommen hatte, auch wohl zu sei, um selbst herbeizuführen, daß mich jemand in so zweideutiger Lage sah!“ „Aber das Billet, mein Fräulein !” sagte der Lieutenant, „haben Sie e3 bei sich —? darf ich e3 sehen ?“ „Hier ist e8!* erwiderte Louise und reichte Weilmann das Papier ein. Der Lieutenant betrachtete und prüfte das Schriftstük sehr eingehend. Die Adresse desselben war nur an Louise R., ohne daß der Techte Name ausgeschrieben war, gerichtet. Der Inhalt des Billets lautete: Teure Louise, kommen Sie heute Abend um Halb neun Uhr bestimmt auf den Monment­­­plag. An der Ehe der Gärtnerstraße werde ich Sie erwarten. Ich habe Ahnen etwas Wichtiges zu sagen. Emig Ihr 8. „Die Handschrift hat allerdings einige Äh­nlichkeit mit der meinigen !* sagte Weilmann nachdenklich, „auch ist 3. der Anfangsbuchstabe meines VVor­­­namens, wie R. derjenige ihres V­aternamend. Dennoch möchte ich fast be­­­haupten, daß hier eine Verwechslung der P­erson vorliegt, die möglicherweise dem jeher ungeachtet gewählten Boten zur Last fällt —­­­“ „Rein — nein!” erklärte Fräulein Louise eifrig, „der Knabe nannte meinen Namen, als er das Billet brachte und behauptete, daß es fir mich se­­i !“ „Dann freilich!” meinte der Lieutenant, „aus verschiedenen unbes­­­timmten Anzeichen läßt sich zu feßt auch ein voller Beweis kombinieren. “3 kann ss also jemand einen unanständigen Scherz erlaubt haben ; doch könnte auch eine Niederträchtigkeit im Spiele sein — !” „Ich bin’S, Herr Lieutenant!" rief es draußen, während zugleich kräftig an die Thire gepocht ward. Weilmann öffnete und sein getreuer Michel betrat das Zimmter. Der alte Bursche machte sehr große Augen, als er eine Dame im Zim­iter vor­­­fand. Desgleichen war ihm noch nicht vorgekommen, seit er der Diener des Lieutenants von Weilmann war, worüber doch schon so manches Jahr mit dem nachfolgenden gemechselt hatte. Michel sagte indessen kein Wort, sondern legte die besorgten Schlüssel auf den Tisch, um dann abzuwarten, daß ihn sein Herr die Erlaubnis zum Sprechen geben werde. „Run!“ sagte der Lieutenant denn auch sehr bald, wahrgenommen, Michel ?* · „was hast du ,,Die Herren sind die Gärtnerstraße entlang bis zu­m Platze gegangen!« antwortete der Diener,»und haben sich dort in­ dies Resource begeben!« u -

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