Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Mai (Jahrgang 11, nr. 3155-3180)

1884-05-23 / nr. 3173

7 Siebenbürgis-Beuttes Hermannfadt, fteitag, 23. Mai Reaktion und A Administration Heltauergasse 23. Hrsiseintrittzu suatzmderzosus un­d siekets tagetägtiis. Abon­nement für Herm­annstadt:« m­­on­atlichsehr..vierte»ljäh­rlich 2sl.50kt.,halbjährig 5st·,ganzjähri910fl.ohnen­stellu­ng in­’s Hau­s, mit Zustellungsfl.,3.,ssl.,12fl. Abonnement m­­it Postversendu­n­g: Hürde-Satans­­­vierteljährig 3 fl. de eine TR., ganzjährig 14 fl. Für das Ausland: vierteljährig 7 NM. oder 10 red., halbjährig 3 NER. oder 20 res, ganzjährig 28 NM. oder 40 Frt2. Infrantiste Briefe­ werden nicht angenommen, Meannitripte nicht zurückgestellt N 3173. XI. Jahrgang, Bahlprogrammt der Sächsischen Rolfäpartei. Das vom Zentralausschhsse der füchsischen Volkspartei am 8. und 9. Juni 1. S. in Kronstadt einmütig festgestellte, am 22. Mai 1884 in Hermannstadt neuerdings bekräf­­­tigte Wahlprogramm­ lautet wörtlich, wie folgt: Der­ Zentrala­usschuß der sächsischen Volkspartei stellt auf Grundlage des sächsischen Nationalprogrammes angesichts der bevorstehenden Reichs­­­tagswahlen folgende Richtpunkte fest:­­ ­­­­­ Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresz­­­wandt’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg H. Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch-Regen Karl Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, Kaufmann, Broos Paul Battoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasen­­­stein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schalek, J. Danne­­­berg, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. G. L. Daube , C. zum Iniertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmonpfeile foftet beim einmaligen Einraden 7 Er., das z­weitemal je 6­­­r., das drittemal je 5 ir. 8. W. exklusive der Stembelgebühr von je 39 Tr 1884, Bahlanfenf der fähsishen Volkspartei. Der Zentralausschuß der fähsishen Volkspartei, bestehend aus den g­ewesenen Reichstagsabgeordneten. Heinrich Kästner, Adolf Zay, Johann Imrich, Karl Graffius, Kosef Bacon, Wilhelm Wenrich, Edmund Steinacher, Dr. Johann Kaiser, Josef Gull, Dr. Karl Wolff, Samuel Dörr, sowie aus den Vertretern der Kreis-Ausschü­sse Karl Klein, Karl Gebbel, Josef Kounerth (Hermannstadt), Franz Manager, Franz Neinreich (Kronstadt), Heinrich Wittftod, Adolf Lutih, Gustav Binder (Heltau), Gustav Guneid, Friedrich Kramer (Bistrit), Karl Lewid­y (Broos), Karl Brandih, Adolf Schullerus, Heinrich Brandih (Groß-Schent), Dr. Friedrich Folberth, Dr. Gustav Phleps, Sofef KR (Mediafh), Dr. Wilhelm Brudner, Albert Arz dr. Straußenburg (Schäßburg), Dr. Rudolf Theil, Julius Michaelis (Leiblich), Michael Binder (Neps), hat einhellig folgenden Wahlaufruf festgestellt: An die Reichstagswähler! Der Reichstag ist geschlossen. Unser allergnädigster Monarch hat einen neuen Reichstag einberufen. Aus­ diesem Anlasse fordert der Zentralausschuß der sächsischen Volks­­­partei alle Gesinnungsgenossen in Stadt und Land auf,nur solche Abge­­­ordnete zu wählen,welche sich zu den am­ 8.und 9.Juni 1881 auf Grundlage des sächsischen Nationalprogrammes festgestellten Gru­ndsätzen bekennen. Die auf Grundlage dieses Programmes zu wählenden Abgeordneten der sächsischen Volkspartei werden­ in allen die Grundsätze des Programm­es berührenden Fragen nach gemeinsamer Beratung solidarisch vorgehen. In den internationalen Beziehungen unserer Gesamtmonarchie werden sie für eine den Frieden schirmende Politik, insbesondere für das Bü­ndnis mit dem Deutschen Reiche eintreten, und in dem staatsrechtlichen­­­­erhält­­­nisse Ungarns zu Oesterreich, insbesondere bei der bevorstehenden Er­­­neuerung des wirtschaftlichen Ausgleiches sich einerseits die volkswirtschaft­­­lichen und finanziellen Interessen unseres Vaterlandes, andererseits auch­ zugleich vor Augen halten, daß die staatsrechtliche Basis für die sächsische Boltzpartei Feinen Gegenstand der Opposition bildet. Im Innerleben des ungarischen Staates hat während der abgelaufenen Reichstagsperiode Feine Renderung sich ergeben, welche der sächsischen Volfs­­­partei das Betreten anderer Wege, als der bisherigen, empfehlen wü­rde. Vielmehr sind Ereignisse eingetreten, welche sie im tyesthalten der vor drei Jahren vorgezeichneten Richtung bestärfen müssen. « In der abgelaufenen Reichstagsperiode sind Gesetze geschaffen,vor dem­ welche den Gegensatz der einseitigen,in unserem Staatswesen herrschenden Richtung zu den wirtschaftlichen und nationalen Existenzbedingungen der Bürger dieses vielsprachigen Landes verschärfen,die«Kluft zwischen­ den­­ verschiedenen Nationalitäten und Konfessionen angehörigen Bewohnern des­­­selben erweitern und die ruhige Fortentwicklu­ng des auch von unserer Vater­­­landsliebe um­faßten Staates noch mehr stören.« · Die einseitige,mit den wirtschaftlichen Existenzbedingungen unver­­­einbarliche Steuerpolitik ist auch während der abgelaufenen Reichstags­­­­periode fortgesetzt worden.Neue drückende Steuern wurden auferlegt die alten erhöht, Hölle, en Stempel und alle Arten der öffentlichen Lasten noch mehr hinaufgeschraubt und trogdem die Schulden des Staates in beträchtlichen Maße vermehrt. Das Leidenschaftliche Streben, den ungarischen Staat auf die Grund­­­lage einer einzigen, überall bevorzugten Voll­individualität, der magyarischen, zu stellen. Hat noch immer nicht wohlwollender Gerechtigkeit auch gegen die nichtmagyarischen Bürger des Vaterlandes den Plan geräumt, vielmehr in neuen Delegen und Akten der Regierung leider noch schärferen Ausdrud­­kfunden.­­­ gf Das geringe Maß von Freiheit un­d Berechtigung,w welches das Nationalitätengesetz von 1868 den n­­chtm­agyarischen Nationalitäten noch eingeräumt hat ist durch mehrere Bestimmungen des 1882 geschaffenen Mittelschu­lgesetzes,wie du­rch die als Regel au­fgestellte Verpflichtung der Lehram­tskandidaten zur Ablegung der Lehrbefähigungsprüfung in magya­­­rischer Sprache und durch die der Regierung anheim­gegebene Bestimmung der Unterrichtssprache in den von Munizipien und Gemeinden,Gesell­­­schaften und Einzelpersonen errichteten Mittelschulen noch mehr verkürzt worden. Das geringe Maß von wahrhafter Selbstverwaltung, auf welches die Gelege und Verordnungen der Vollzugsorgane die Mu­nizipien, Gemeinden und Korporationen eingeschränkt, ist nicht erweitert, die durch Akte miß­­­trauischer Bevormundung ertötete innerliche Teilnahm­e an­­­ dieser Verwaltung nicht wieder belebt worden. Vielmehr dauert das Bestreben der Staatsregierung fort, auch die Angelegenheiten der örtlichen Selbstverwaltung dem Ermessen einer alles selbständige Leben außerhalb der Zentralregierung immer mehr lähmenden Ministerallmacht zu unterwerfen. Die öffentliche Verwaltung wird immer weniger von dem Gesichtspu­nkte der Förderung des allgemeinen Wohles, dagegen immer mehr als Mittel zur Befestigung der Macht der Regierung und ihrer Partei betrachtet. Die Demoralisation im öffentlichen Leben schreitet fort; bestehende Gesete werden nicht loyal ausgeführt, Be­­schwerden über willfü­rliche Auslegung und Anwendung derselben nicht be­­­rücsichtigt, Frieden und Beruhigung der Gemüter nicht angesahnt, aus Parteilichkeit hier Begünstigungen erteilt, dort V­erfolgungen geduldet. Un­­­verhalt, wie niemals bisher, nimmt die Regierung, sogar unter Mißachtung des unter den Schub des Gewebes gestellten, sonst überall als Grundpfeiler der Rechtsordnung Heilig gehaltenen Eigentumsrechtes, in einem Extaffe vom 27. Februar 1884 das nach dem Gefege und Eigentumsrecht der säch­­­sischen Universität zustehende Recht positiver Verfü­gung über das sächsische Nationalvermögen fir ft in Anspruch. Die dur) Staatsverträge, Friedensschlüsse und Gefege, insbesondere auch doch das die siebenbü­rgischen Religionargefee anerkennende Unionsgefeth, gewährleistete Autonomie, Freiheit und Gleichberechtigung der Kirchen ist doch das Mittelschulgefeh schwer geschädigt worden, so daß den Kirchen wol die Lasten der Erhaltung der von ihnen gegründeten Schulen geblieben und vermehrt, dagegen die Rechte freier, der geistigen Entwiclung allein zuträglicher Selbstbestimmung aufs äu­ßerste geschmälert sind. Indem der Zentralausschuß der Vüchtiicen Boltzpartei, angesichts dieser Thatsachen, die in dem Wahlprogramm vom 8. und 9. Juni 1881 festgelegten Richtpunkte neuerdings bestätigt und als maßgebend auch für die bevorstehenden Reichstagswahlen erklärt, spricht er die Heberzeugung aus, daß die in diesem Wahlprogramm niedergelegten Forderungen zur ge­­deihlichen Entwicklung des ungarischen Staates und zum Fortbestande des auch ihn kräftigenden deutschen Kultu­relem­entes im Lande notwendig sind. Wer sein Vaterland und Volkstum liebt, hat seine andere Wahl, als mit diesen Grundlagen zu stehen oder zur fallen. Er fan nicht eine Regierung untersü­gen, die sich in schroffen Ge­­­gensaß zu den Lebensbedingungen unseres Volkstums stellt. Er kann nicht eine Bolität des Schuldenmachens und maßloser Steuer­­­erhöhung unterstügen, die zu seinem und zum Nuin des Vaterlandes führt. Er fan sich nicht selbst aufgeben. Darum möge jeder Gesinnungsgenosse den ihm und die Volksgesamt­­­heit erhaltenden Grundlagen unters Programms Durch die Wahl erprobter Vertreter zum Siege verhelfen, unnbeirrt durch Ladung oder Einschüch­­­terung, nicht warnen und nicht zagen. Der Zentralausschuß der jahjlichen Volkspartei aus seiner am 22. Mai 1884 in Hermannstadt abgehaltenen Situng: " Heinrich Rästner, Karl Klein, Obmann. Schriftführer. l.Die staatsrechtliche Basis,wie sie gegenwärtig zu Recht besteht, und die sogenannten gemeinsamen Angelegenheiten bilden für die Kandidaten der sächsischen Volkspartei au­ch fortan keinen Gegenstand der Opposition und zugleich das geringste Maß dessen,was sie als unentbehrlich zum­ Fort­­­bestand der Gesamtmonarchie festzuhalten haben. II.Von allen ihren Kandidaten aber erwartet die sächsische Volks­­­partei,daß sie eine auf die Wohlfahrt aller Bürger des Vaterlandes gerichtete,insbesondere auch die m­aterielle Existenz des Bürger-und Bauern­­­standes fördernde Thätigkeit entfalten­—vornehmlich der einseitigen mit den wirtschaftlichen Existenzbedingungen unvereinbarlichen Steuerpolitik ent­­­­gegentreten—­und in lebendigem Verkehre mit ihren Abgeordnetenkollegen, innerhalb und außerhalb des Reichstagssaales,alle gesetzlich erlaubten Mittel anwenden,un­ speziell nachstehende,sowohl im Interesse des ungarischen Staates gelegene,als auch zur Erhaltung des deu­tschen Kulturelem­entes im Lande notwendige Forderungen geltend zu machen Das leidenschaftlich erwachte und nach allen Natur­gesetzen dennoch vergebliche Bestreben so Vieler im Vaterlande,den ungarischen Staat auf die Grundlage einer einzigen,überall bevorzug­­­ten Volksindividualität,der magyarischen,zu stellen,muß wieder jener wohlwollenden Gerech­­­tigkeit auch gegen die nichtmagyarischen Bürger desselben den Platz räumen,welche die Könige Ungarns in seinen besten Tagen auch diesen ge­­­währt und welcher dieser Staat wesentlich seinen pung sehr bald tausendjährigen Bestand zuda n­­­ennt. Das geringe und den historischen Traditionen ebenso wie dem allgemeinen Bedürfnisse des ungarischen Staates schon nicht mehr entsprechende Maß von Freiheit und Berechtigung,welches das Nationalitätengesetz von 1868 den nichtmayarischen Na­­­tionalitäten noch eingeräumt hat,darf nicht somehr­—sei es durch neue Gesetze,sei es durch Akte der Regierung— verkürzt werden.Insbesondere darf nicht——einzig in Europa — in weiterhin der Abfall von der angestammten Nationalität belohnt, durch die Regierung autorisiert und das ehrliche Festhalten an der eigenen Nationalität als Staatsfeind­­­lichkeit verlästert und mit Nachteilen bedroht erscheinen. Das geringe und wieder zu den Historischen Tradi­­­tionen als dem allgemeinen Bedürfnisse des ungarischen Staates kaum mehr entsprechende Maß von wahrhafter Selbstverwaltung, welches das Gemeindegefeg und das Munizipalgefeg von 1870 und 1871 und die seither ertroffenen Verwaltungsgefege den Gemeinden und den Kreisen noch übrig gelassen, darf nicht noch mehr — fei e3 durch neue Gejebe, jet e8 durch die Durch­­­führung der Gefeße von Seite der Vollzugsorgane — verkü­rzt und bis zu einem Punkte illusorisch gemacht werden, wo jede innerliche Teilnahme an dieser Verwaltung und dadurch­ die Verwaltung selbst in ihrem Grunde zerstört wird. Insbe­­­sondere dürfen Neu­erungen von Minoritäten in den kom­­­munalen und munizipalen Vertretungen durch die Regierung nicht als Beischlüsse behandelt und betätigt oder gar von ihr ‚nach Gutdrünken Verfügungen über fommun­ales und korporatives Eigentum, so auch über das Vermögen der fächslichen Uitiver­­­ui auf der Grundlage solcher Aeußerungen Einzelner getroffen werden. Das nicht blos in den Staatsgehegen, sondern auch­ in Staatsverträgen und Friedensschlüssen begründete Recht der Freiheit, der Gleichberechtigung und der Aut­onomie der Kirchen, wie er speziell auch für die siebenbürgischen Teile des Staates in den siebenbürgischen Religionargelegen, welche auch durch den « Beriffeten. Im Berdacht. Erzählung von Karl Schmeling. (6. Fortseßung.) „Da3”, bemerkte der Herr Sohn, „bietet mir Gelegenheit, dir den Beweis zu Tiefern, daß ich doch nicht lauter b­erichtee Zeug schwache. Du wirst dich wundern über die moderne Anwendung des fühnen Ausdruchs —!” „Halte dich nicht so Tange mit der Vorrede auf, sondern komme zur Sache!” rief der General mit steigendem Berdruß. „Du Befehl, Ex­zellenz!” erwiderte der Referendar scherzend, „du bringst alle Jahre einen Armee-Erlaß in Erinnerung, Bapa, durch welchen den Offizieren an das Herz gelegt wird, nur in äußerst dringenden Fällen einen Urlaub zum Besuche der mächtigen Nachbarstaates, besonders der ala Sodom und Gomorrha vertrieenen Hauptstadt desselben, nachzusuchen. Die Herren beachten das denn auch, besuchen aber das gefährliche Terrain, ohne Urlaub; die Sache macht sie vermöge der Eisenbahn sehr bequem. Man meldet sich krank; bleibt einige Tage scheinbar daheim , fliegt jedoch bei Nacht und Nebel­ ins Borussenland und nach Berlin, oder man nimmt auf einige Tage Urlaub zum Besuche der diesseitigen Hauptstadt, und dampft nach derjenigen an der Spree. Es ist das längst ein öffentliches Geheimnis und die Leute, melde das Kunststüd ausüben, belegt man mit dem bewupßten terminus technicus —!* Der junge Herr machte eine Raufe. Der General Hatte sich nämlich ‚dicht der ihn aufgestellt und auf dem Antlite desselben schaffen lebhafte Blige Hin und her. Der Ausbruch eines heftigen Zorngemitters schien bevorzustehen. Dennoch beherrschte sich der General. Nur ein Brummen wie das dumpfe Grollen feinen Donners ließ sich zwischen seinen Zähnen hervor vernehmen. Mit demselben wendete si der alte Herr heftig ab und begann erregt einen Marsch durch das Zimmer. „— Der Lieutenant von Weismann!” fuhr der junge Herr fort, „ist einer der engagiertesten Blofadebrecher. Regelmäßig jeden Monat ist er Berlin! Was thut aber dort ein Offizier heimlich­­­? Du wirst er ich­ selbst jagen können! Woher nimmt ein armer Offizier das Geld zu solchen Extravaganzen? It auch nicht schwer zu erraten! Und von Berlin gilt, was der Jäger in Wallenstein’s Lager sagt: „Soft und Spiel und Mund als die Menge “!" „Schweig!” rief der General mit einer Stimme, daß die Wände bebten. Zugleich trat er bei­ der jähen Wendung, welche er machte, mit dem Fuße auf, daß alle Gegenstände im Zimmer erschüttert wurden. „Was du vorher gesagt, war dummes Zeug, auf welches ich nichts geben will. Durch deine lebten An­­­führungen Hast du jedoch einen Machel auf die Offiziere der Armee geworfen. Es ist meine Pflicht, der Sache näher zu treten. Doch wehe dir, wenn auch diese Auslassungen Verleumdungen sind. Du würdest vergeblich auf meine väterliche Nachsicht rechnen !“ Herr Arthur zeigte sich seineswegs eingeschüchtert. Er r­ichte mit einer bedauernden Bewegung die Schultern, erwiderte jedoch nichts. Vielleicht schien es ihm angemessen, den alten Herrn austoben zu lassen. Dazu fan er jedoch nicht weiter. Heinrich trat ein und erinnerte daran, daß es für den General Zeit sei, sich zur Wachtparade zu begeben. „Was fehlt dir, Mensch?” rief der General, sowie er einen­ Blick auf den Diener geworfen, „du siehst ja aus, als kommst du aus dem Grabe — !” „Ich — ich —!” stotterte Heinrich, der den Referendar, wie vor dem­­­­selben entjeßt, von der Seite angesehen hatte, „ich glaube, es ist ein Fieber bei mir im Anzuge “!” „So trinke Fliederthee und Lege dich zu Bette !” „vorher sende mir jedoch den Reitknecht — !” Heinrich Hurchte mit eingezogenem Kopfe eilig hinaus, „Wegen der Heirat wären wie also einig, Bapa!“" begann Arthur ganz in seiner frühern leichtfertigen Weise, die Aussichten, welche ich dadurch gewinne — !* „Du hast gehört, daß ich seht nicht Zeit Habe, dir meiter Nede zu stehen!” sagte der General ruhig aber bestimmt, „vielleicht sprechen wir Nachmittag mehr darüber, noch heute auf deinen Posten nach Lühne zurückehrst. Dort wirst du weiter von mir hören !“ befahl der General. Der Sohn murmelte etwas vor sich hin, wendete sich dann jedoch ab und verließ das Zimmer. Der General begab sie gleich darauf zur Wachtparade; als er nach Ablauf von einigen Stunden in seine Wohnung zurückkehrte und seinen ältesten Sohn zu sprechen wünschte, erhielt er den Bescheid, daß Alfred be­­­reits abgereift sei. Der junge Herr war dem Befehle des Vater merk­­­würdig Schnell nachgekommen. J­ Ungefähr neun bis zehn Monate vor der Zeit, zu welcher die mitge­­­teilten Vorfälle stattfanden, wurden an einem Herbstabende in Berlin, auf einem im Westen der Stadt gelegenen Bahnhofe, die Vorbereitungen zum el eines Zuges, in der Richtung der Hauptstadt des Nachbarstaates, getroffen. Zur geeigneten Zeit nahmen in einem Koupe I. Klasse de Schnell­­­zuges ein älterer Herr und eine, junge­ Dame Pla. Kurz vor dem Ertönen des Signals zur Abfahrt erschien noch eilig ein zweiter, jüngerer Herr und begab sich in dasselbe Koupe. Obwohl dieser Passagier einen Leicht­­en, modernen Bivil-Anzug trug, war der Militär in demselben doch nicht zu verrennen. Der junge Mann war schlanf aber kräftig gewachsen, seine Bewegungen gefällig, doch be­­­stimmt, sein Gesicht ansprechend und sein Benehmen dasjenige eines gebildeten Mannes. Sein ganzes Gepäck bestand aus einer feinen, am Riemen über die Achsel gehangenen Reifetasche und einem auf dem Arme getragenen leichten Ueberzieher. Als dieser Herr das Koupé bereits befehl fand, ftußte er until­ficfich, grüßte dann jedoch artig, und nahm auf dem noch­ freien Site Plab. Auch die beiden schon im Koupe befindlichen Personen wurden durch das Erscheinen der dritten Reisenden überrascht, danften jedoch dem Gruße desselben Höflich. Nur warfen sie sich gleich darauf verstohlene, mit Lächeln begleitete Blick­ zu. Inzwischen segte sich der Zug in Bewegung und nahm volle Fahrt, Minute auf Minute verrann, ohne daß eine der drei Personen Miene machte, eine Unterhaltung zu beginnen. Es seien sich vielmehr eine recht unbehagliche Stim­­­mung derselben bemächtigt zu haben. In vor allen Dingen wünsche ich jedoch, daß du’

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