Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. Februar (Jahrgang 20, nr. 5821-5843)

1893-02-14 / nr. 5831

Yedau­tton und A Administration Heltauergasse 23.­­ Erscheint mit Zugnahme der ausxsmmns und Feiertage folgendengsochentagestäglich. Albannement für Herm­annstadt: monatslich 85 kr.,­vierteljährlich 2 fl.50kr.,halb­­jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. De HBustellung in’3 Haus, mit Zustellung 1 fL, 3 fl., 6 FL, 12 8. Abonnement mit Dorfversendung: Für das Inland: · vierteljährig 3 fl·50kr.,halbjährig 7 fl.,ganz­­jährig 14 fl. Für das Ausland: vierteljährig 7 AM. oder 10 Sres., halbjährig 14 NM. oder 20 Se ganzjährig 25 AM. oder sie Eine einzelne Nummer tostet 5%. ©. Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, Manustripte nicht zurückgestellt. Nero. 5851. XX. Jahrgang Siebenbürgisch-Deutsches age alt. Hermannstadt, Dienstag 14. Februar Pränumerationen und Inserate gaffe Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danne­­berg, Budapest A. W. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. @. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einrücken 7 tr., das zweites mal je 6 kr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­clusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1893. übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauer­­ Beiträge zur Gewerbeschulfrage. P. A. Wenngleich von anderer Seite in Nummer 5814 diesed Blattes eine ausführliche Behandlung der vielbesprochenen Gewerbeschulfrage in Aus­­sicht gestellt worden ist, oder eigentlich gerade darum, insoferne nämlich das, was hier gejagt werden soll, möglicherweise jenem Vorhaben in die Hände ar­­beitet und dazu vielleicht einigermaßen brauchbares Material liefert, sol im folgenden der Versuch gemacht werden, einiges, was mit dieser Frage zusammen­­hängt, vom Standpunkt der an den Gewerbeschulen wirkenden Lehrer aus zu beleuchten. It doch die auf vieljährige Erfahrung gegründete Meinung dieser Kreise gewiß nicht zu übersehen, wenn es sich um eine gedeihliche Lösung gerade dieser Frage handelt.­­ Da wird es dem vor allem darauf ankommen, ob unsere Gewerbeschulen so, wie sie sind, oder die in einer ihrem jetigen Bestande ähnlichen Ber­­fassung weiter zu bestehen das Recht haben. So wenig diese Frage angesichts des durch die Gesebgebung im Jahre 1884 geschaffenen gejeglichen Zustandes überhaupt exit aufgeworfen zu werden braucht, da nämlich nach dem bes treffenden Gejes solche Schulen, wenn sie unter und nu­ Schon vorhanden ge­­wesen wären,­ hätten errichtet werden müssen, ist sie doch nicht nur in den in Nummer 5707 dieses Blattes veröffentlichten „Reformfragen in Kirche und Schule“ aufgeworfen und ebenso kurz wie bestimmt mit dem Gabe verneint worden: „Die jebigen Gewerbelehrlingssgulen sind zivwechos, die National»­dotation hinausge­worfenes Geld“, sondern auch die fächrliche Universität scheint nach einer Andeutung in Nummer 5748 dieses Blattes die feßt bestehenden Gewerbeschulen für eine Art von „S Konkurrenzanstalten gegenüber den Ele­­mentarvolfeschulen” anzusehen, die zu befördern die Nationaldotation nicht die Bestimmung habe. Hier kommt es dem Verfasser dieser Heilen nur darauf an, zu zeigen, was die Erfahrung der an diesen Schulen­ wirkenden Lehrer zu dieser Frage zu sagen hat. Nun, da man denn sein Breifel sein, daß diese Erfahrung ganz unbedingt und zweifellos für die Notwendigkeit solcher oder doch wenigstens ähnlicher Lehranstalten spricht. Da gewiß, besonders seitdem durch das 1884er - Gefäß der Schulzwang für alle Lehrlinge eingeführt worden ist und si das durch ung Lehrern der traurige Anblick des ganzen Jammers der mangelhaften Schulbildung dieser armen Kinder eröffnet hat, die dereinst unseren Bürgerstand auszumachen berufen sind, muß si in jedem von uns die Weberzeugung uns erschüitterlich festgefegt haben, daß allerdings folgen Kindern außer der Unter­­weisung in ihrem Handwerk, die ihnen ja ihre Lehrherren angedeihen Lassen sollen, auch die schulmäßige Beschäftigung mit gewissen Elementen des mensch­­lichen Wissend dringend not thut. Im der That, wenn man weiß, daß von den 2011 Schülern, die an sämtlichen von der fächslichen Universität unter­­stüßten Gewerbeschulen im Schuljahr 1891/2 eingeschrieben waren, nur 508 vorher eine oder mehrere Gymnasiale, Reale oder Bürgerschulklassen, alle anderen aber, das heißt fast volle 75 Prozent aller Schüler nur eine Bolfs­­schule oder überhaupt gar seine Schule besucht haben, und wenn man ferner bedenkt, wie viele von den in der ersten Gruppe enannten in der ersten oder höchstens in der zweiten Gymnasial- oder Realklasse stehen geblieben und wie außerordentlich wenige bis in die dritte oder gar in die vierte Gymnasial­­oder Realklasse gekommen sind, dann kann man ermessen, wie überaus mangel­­haft die Schulbildung unserer Lehrlinge im allgemeinen ist und wie sehr sie einer Ergänzung wenigstens nach den mächtigsten Richtungen hin bedarf. Wenn man vollends, wie wir Lehrer, tagtäglich Gelegenheit hat, zu sehen, wie weitaus der geringste Zeil sämtlicher Schüler im­stande ist, wirklich sinngemäß zu sesen und den eigenen Gedanken mündlich oder gar schriftlich einigermaßen entsprechenden Ausdruck zu geben, dann kann man gewiß nicht dem in Nummer 5707 ausgesprochenen Gedanken beipflichten: „An Stelle derselben (d. h. der Gewerbelehrlingsschulen) Hätte die Universität Hab­getrerbe­­schulen (für Weberei, Holzs, Metallindustrie 2.) in jeder sächlischen Stadt zu unterfragen”, ja, dann kann man nicht einmal oder Doch wenigstens nicht une bedingt den in Nummer 5748 dieses Blattes als erstrebenswertes Ziel be­­zeichneten Saß gutheißen: „Die jegt bestehende sogenannte Gewerbeschule ist umzugestalten in eine „Gmwerbelehrlingsschule nach der ministeriellen Vorschrift“ und zwar darum nicht, weil durch eine solche Umgestaltung manche wichtigen Elemente der allgemeinen Bildung unseren fünftigen Handwerkern verloren gehen würden. Das aber wird gewiß niemand wollen, der daran denkt, daß sie dereinst als selbständige Gewerbetreibende ein eigenes Geschäft zu begründen und zu leiten, ihrem Hause vorzusiehen, ja wohl auch ihre Volksgenossen in firhlichen und politischen Angelegenheiten zu vertreten berufen sein werden. Zu alle­dem ist eben eine gewisse Schulung des Geistes unerläßlich, die ein Lehrling mit so außerordentlich unzulängliger Schulbildung, wie sie Heute die meisten in die Lehre mitbringen, si während seiner Lehrzeit irgend­woher holen muß. Deren er aber weder in einer Fachgewerbeschule, noch auch in einer nach der ministeriellen Vorschrift eingerichteten Gewerbelehrlingsschule teilhaftig werden kan, und zwar in der lehrgenannten darum nicht, weil Die Forde­­rungen­­ dieser V­orschrift allzu bescheiden sind und eben nur ein Minimum darstellen, über das Hinauszugehen eine Ehrensache für jede wohleingerichtete Lehranstalt ist. Fürwahr, wenn wirklich die Not der Zeit immer mehr Eltern zwingt, ihre Söhne, noch lange bevor sie eine auch nur halb­wegs genügende Schul­­bildung erlangt haben, in die Lehre zu geben, dann muß dafür gesorgt werden, daß diesen bedauernswerten Kindern, denen von dem, was den Menschen exit wirklich zum Menschen macht, von der Bildung so gut wie alles fehlt, irgendwo und zwar noch während ihrer Lehrzeit, denn später ist’s, wie hier zu Lande wenigstens die Erfahrung lehrt, zu spät, Gelegenheit geboten werde, das Lehrende wenn auch nur bis zu einem gewissen Grade nachzuholen, und das kann nur in einer Schule geschehen, die ihren Schülern und zwar immer mit mehr oder weniger, ja auch, wie z. B. beim Bau- und Möbelzeichnen, mit ausschließlicher Rücksicht auf ihre gewerbligen Bedürfnisse die unentbehrlichsten geographischen, mathematischen, physikaltigen Kenntnisse, sowie auch solche aus der Lehre von den Geschäftsauffüßen und den fortgeschrittensten unter ihnen auch aus Buchhaltung und Wechsellunde und aus vaterländischer Geschichte vermittelt. Es soll eben nicht vergessen werden,woran auch der in Nummer 5744 dieses Blattes erschienene Aufsatz durchaus berechtigterweise erinnert,daß unsere Gewerbeschulen,als ihre Gründung im Anfang der siebziger Jahre durch die hochherzige Widmung der Nationaldotation ermöglicht wurde,nachdem Muster der gewerblichen Fortbildungsschulen organisiert worden sind,wie sie in Württem­berg bestanden,das damals als das Land galt,wo der gewerbliche Unterricht an der höchsten Stufe stand.Daß seither auch die magyarische Sprache als Lehrgegenstand hat eingeführt und dadurch zum Teil auch der übrige Lehrplan hat abgeändert werden müssen,versteht sich unter den gegebenen Verhältnissen natürlich ganz von selbst. Solange also nicht gelingt,was in Nummer 5748 dieses Blattes eben­­falls als erstrebenswertes Ziel hingestellt wird,und es wird leider noch lange ni­cht gelingen,nämlich,,die geistige Qualifikation der Lehrlinge«dadurch zu heben,daß»einerseits die Eltern ihren Kindern ermöglichen,thunlichst lange die Bürgerschule mit Erfolg zu besuchen,an­dererseits die Meister höhere An­­forderungen an die Schulbildung der auszudingenden Lehrlinge steu­ert«,so lange im Gegenteil das Niveau dieser Schulbildung fortwährend sinkt und die Meister nach wie vor die Lehrlinge nehm­en,wie sie sie bekommen,solange können wir solche Gewerbeschulen,wie wir sie jetzt haben,oder doch ganz ähnlich eingerichtete nicht entbehren,wenn anders selbständige Gewerbetreibende und nicht bloß gewerbliche Hilfskräfte,denen die Selbständigkeit zu erringen oder die etwa ererbte oder sonst wie ohne eigenes Verdienst gewonnene zu be­­haupten vor allem die erforderliche geistige Kraft abgeht,wenn anders nicht auch von dieser Seite her dem mit Recht so viel beklagten Niedergang des Stleingewerbes Borschub geleistet werden sol. Und nun noc eine andere Frage, deren gedeihliche Lösung, wie zu hoffen ist, den Erfolg des Gewerbeschulunterrichtes ganz wesentlich zu vergrößern und damit die Klagen über die Erfolglosigkeit­­ dieses Unterrichtes verstummen zu machen geeignet sein wird, die Frage nach der Unterrichtszeit. Da ist es denn interessant zunächst zu sehen, wie unweit in diesem Punkte die darüber laut ger­wordenen Wünsche und Forderungen auseinander gehen. Während nämlich die sächsische Universität daran Anstoß nimmt, daß bei Anregung der Unterrichts­­stunden noch immer nicht überall ihrem wiederholt ausgesprochenen Wunsche Rechnung getragen worden sei, es solle von Lehrlingen der Besuch des Haupt­­gottesdienstes ermöglicht und nicht durch das Gegenteil „auch Kirchen- und damit gar leicht auch Religionsentfremdung“ unter dem Ge­werbestande groß gezogen werden, will ein Gewerbetreibender, der in der „Hermannstädter Zei­­tung” vom 13. November d­. h. in einer, wie er scheint, ziemlich gereizten Stimmung seine Ansichten über diese Frage zum besten giebt, die Hauptzahl der toöchentlichen Unterrichtsstunsen, nämlich fünf, auf den Sonntag verlegt sehen und zwar auf die Stunden von 7—8, 10—12 und 2—4 Uhr, wodurch doc gewiß in feiner unserer Städte und Marktgemeinden, wo wir Gewerbe­­schulen Haben, den Lehrlingen der Besuch des Hauptgottesdienstes ermöglicht werden würde. Ober ist vielleicht gar in dieser Forderung eine Andeutung desfen enthalten, daß unsere Gewerbetreibenden, auch wenn ihre Lehrlinge von der Schule aus den ganzen Sonntag dazu frei hätten, sie doch nicht zu mehr oder weniger regelmäßigem Besuch des Gottesdienstes anhalten würden? Und während andererseits der in Nr. 5758 dieses Blattes unter dem Titel „Zur Gewerbeschul­ grage“ erschienene Auflag mit aller Entschiedenheit und mit all­­seitiger Begründung für die Verlegung der Unterrichtszeit an den Wochentagen von den Abendstunden auf die Nachmittagsstunden eintritt, sind dem nämlichen Herren Gemwerbetreibenden, von dem vorhin die Rede war, die Aben­dstunden, wenigstens wie sie hier in Hermannstadt angeregt sind, nämlich von Halb sieben (beziehungs­weise sechs; bis halb neun Uhr, noch­­ nicht spät genug, mein, er will sie an den beiden einzigen Abenden, an denen er den Gewerbeschulunter­­richt überhaupt zuläßt, an dem des Montags und des Sonnabends, mit Rück­­sicht auf den in den meisten Werkstätten erst um 7 Uhr erfolgenden Feierabend sowie auf das Abendessen, das sonst von der Meisterin nach vollendeter Schul­­stunde nochmals aufgetischt werden müsse, auf die Zeit von Halb 8 bi halb 10 Uhr verlegt wissen. Bemerkenswert ist dabei, daß beide Ansichten die Rücsicht auf die Lehrer für den bestehenden Zustand, der ihnen nicht gefällt, verantwortlich machen. Dort heißt es: „Es mußte auf die Lehrer Rücsicht genommen werden, denen der Unterricht an den Gemwerbeschulen naturgemäß nur eine Nebenbeschäftigung sein kann und die demgemäß denselben nur so nebenbei am Abend erteilen konnten“. und hier wiederum: „Wie und aus welch’ gutem Grunde die Lehr­­stunden statt später noch früher eingeteilt wurden ? Ob damit vielleicht im In­­teresse des Lehrkörpers gehandelt wurde?" “. Hier wird daran sogar eine Art von Drohung angeknüpft, indem es im Schlußtag des betreffenden Artikels heißt: „Aber nur nicht ängstlich sein, ich will es versuchen, zu beantragen, die Stunden auf jene Zeit einzuteilen, wie sie für den Lehrmeister und Lehr­­ling am zweckmäßigsten sind.” Und doc sind wohl beide Annahmen irrig. Denn daß bei der Gründung dieser Schulen die Unterrichtszeit auf die Abendstunden verlegt worden ist, dürfte wohl eher der Nachsicht auf die Lehrherren zuzusschreiben sein, denen man ihre Lehrlinge wenn nur möglich nicht zu der Zeit von der Werkstätte ferne zu halten für gut fand, wo man sie dort nicht entbehren konnte oder doch nicht entbehren zu künnen meinte; und diese Rücksicht mußte man um so mehr nehmen, als damals für diese Schulen sein Schulzwang bestand und als es darum vielmehr dem Belieben der Lehrherren überlassen war, ob sie ihre Lehr­­­ enn­ieten. Rede zur Säkularfeier der Laden(Durlady’schen Eingewanderten zu Mühlbach) am 6. Januar 1843. Aus dem Nachlaß des im Jahre 1883 als emeritierter Pfarrer von Reußmark­ und Prodechant des Unterwälder Kapitel verstorbenen Michael Settalter wird ung die Rede zur Verfügung gestellt, welche derselbe zur Säkular­­feier der Baden-Durlach’schen Eingewanderten in Miühlbach am 6. Januar 1843 gehalten hat. Da diese Rede nie veröffentlicht worden ist und von denen, welche dieselbe vor 50 Jahren gehört haben, gewiß nur wenige noch am Leben sind, so dürfte die Veröffentlichung Dieser Nede jeit nach 50 Jahren von allgemeinem I Interesse sein. Wir teilen sie in folgendem mit: Hochzuberehrende Anmesende ! Dieser feierlich-festliche Zug, die fromme freudige Rührung, die allgemeine Teilnahme und ihre uns Huldreich geschenkte Gegenwart sind .Beweise eines außerordentlich seltenen Tages. Die deutschen Bewohner der deutschen Vor­­Stadt begehen mit ihrer gewogensten Bewilligung das Hundertjährige Fabelfell ihrer Einwanderung und namentlich ihres Einzuges in diese Stadt. Doc be=­fremde es Sie nicht, daß ich, unlängst aus Ihrem Freise geigieden, an dieser Feierlichkeit nicht nur teilnehme, sondern auch öffentlich auftrete, Im der Mitte dieser guten Leute geboren, mit ihren ersten Familien nahe verwandt, wünschten sie, daß ich an diesem festlichen Tage sie vertrete, und ich fühle mich durch ihre Vertrauen geehrt. Gebautenvoll sol ich mit Ihnen den großen Beit­­raum eines Jahrhunderts durchgehen, die Geschichte ihrer heitern und trüben Schicsale durchblättern, ihre guten und bösen Tage beleuchten, damit sie ein solches Denkmal ihren würdigen Nachkommen überliefern zu tröstlicher Auf­­munterung und zu freudiger Erinnerung. Aus Deutschland, diesem unerschöpflichen Duell einer nach Ost und West, nach Süd und Nord fi weithin verbreitenden Bevölkerung, aus Deutschland, dieser unermüdeten Pflegerin einer fast in alle Weltteile weithin strahlenden Kultur, aus Deutschland stamden auch wir. Den Lieblichen Ebenen des Rheins, dem G Städte­ und Dörfer­ befreten Lande von Freiburg bis Mannheim, das der entzügte Reisende mit Recht einen blühenden Garten nennt, den malerischen Gegenden des Schwarzwaldes sind unsere Vorfahren entsprochen. Noch haben wir dort zahlreiche Verwandte;Jünglinge aus unserer Mitte haben sie be­­sucht und gesprochen und noch in der jüngsten Zeit wurden fre undliche Briefe gewechselt.Auch sie werden eshören,auch sie sollen es erfahren daß wir an diesem feierlichen Tage unseres gemeinsam­en Stammlandes mit unvergeßlicher Hochachtung,unseres gemeinsamen Blutes mit unversiegbarer Liebe gedacht. Doch wie,warum unsere Vorfahren jenes schöne Land,ihren heimischen Herd verlassen und gerade die entlegenste,östliche Provinz des deutschen Kaisers­reiches zum Wohnplatz wählten,wo sie etwa 80 Familien stark dem noch un­­bebauten Boden ihre notdürftige Erhaltung abringen mußten,darauf ruht ein noch unenthülltes Dunkel Ob die unaufhörlichen kriegerischen Unruhen,welche nach 70 Jahren voll Drangsal der ersehnte westphälische Friede(1618——1648) kaum beendigt,durch den­ unternehmenden König von Frankreich Ludwig XIV. (1672——1697)aber aufs neue angefacht und bis zum Schluß des 17.Jahr­­hunderts abwechselnd fortgeführt wurden,ob der mit dem neuen Jahrhundert begonnene(1700——1714,Rastadt)spanische Erbfolgekrieg,daraus nach einer kaum zehnjährigen Ruhe(1733—1735,Wien)derntitwail an ihrer kaiser­­lichen Majestät Maria Theresias Thronerhebung sich entsponnene österreichische Erbfolgekrieg(1740—1748,Aachen),welche alle bald diese bald jene Gegen­­den Deutschlands entkräfteten und verheerten,ob bei solchen thatsächlichen Zeug­­nissen Uebervölkerung,ob die Verschiedenheit der Religion,oder ob Mangel und Armut sie auf den süßen Besitz der Heimat zu verzichten genötigt,ist unentschieden. Wie aber,wenn wir die Ursache ihrer Auswanderung in edleren Beweg­­gründen fänden.Denn Feigheit oder Verzweiflung ist dem deutschen Charakter fremd und von Zwang finden wir nirgends eine Spur. In demselben 17. Jahrhundert aber war an Siebenbürgen der Schau­­plat­z bäulicher Verwüstungen und besonders brachten das Sachsenland Die Drangsale dieser Zeit. In unserer Umgebung wurden ganze Dörfer entvölfert (Kleinpold, Tihhappertih, Ludofh, Neho, Langendorf,­­ Michael Vaivode. 1661 Ali Bafla, 1708 Andreas Czafi, Feldherr des Franz Rakogi) und diese Stadt selbst zweimal in Asche gelegt (eine Schrift bei Gelegenheit der Beifertigung eines neuen Turmdaches im Türmchen gegen den Pfarh­of am 13. April 1815 gefunden). Doch zu eben der Zeit ward auch dem erlauchten Kaiserhaufe Oesterreich gehuldigt und wenn des Landes trauriges Gemälde zum hohen Throne ge­langte, sollten die Hochgesinnten, das Wohl ihrer Reiche und Völker stets be­­reitwilig fördernden Fürsten nicht auch auf die bedrängten Sachsen huldvoll ihr Augenmerk gerichtet haben, und wodurch war für ihr Wiederemporblühen besser gesorgt, als durch Vermehrung fleißiger Hände, duch Hebung des Ader­­baues und der Industrie, durch Ansiedlung deutscher Solonisten. Worüber die Tradition uns nicht aufzuklären vermag, das möchte ss leicht aus schriftlichen Dokumenten erschließen lassen. Denn nut nur, daß unsere Vorstädter selbst in zwei verschiedenen, von­einander unabhängigen Ab­­teilungen (1743 und 1770); nicht nur, daß inzwischen und nachher (1756 bis 1787) aus Oesterreich, Steyermark und Kärnthen zahlreiche Familien nachsamen, daß diese gerade in die entvölfertesten Orte verseßt wurden (Broos, Rames, Deutsch-Pien, Mühlbach, Petersdorf, Großpold, Großau, Neppendorf), sondern auch ein vorliegender Vertrag, den die ersten deutschen Ankümmlinge mit dem hiesigen Magistrate geschlosfen, und verschiedene ihr Wohl bezwehende allerhöchste und hohe Defrete beweisen, daß sie von den erlauchten Monarchen glorreichen Andenkens hieher gewünscht und auch willfährig aufgenommen wurden. Nein, geliebte deutsche Brüder! Das 208 unserer Vorfahren war sein Spiel des blinden Zufalls, es war ein freigewähltes, auf heiligen Versprechungen, auf festen Verträgen gegründetes, eine glückliche Zukunft vorbedeutendes, ehrendes 208. Auf solche Verträge gefragt, von solchen Hoffnungen befeelt, wanderten vor 700 Jahren die Flandrer ein und verwandelten dur deutsche Ausdauer, durch deutschen Fleiß und deutsche Betriebsamkeit die wald- und moorbedeckten Felder in fruchtbare blühende Auen. Und Haben wir gleich von unsern Vorfahren seine glänzenden Helden­­thaten geerbt. Hat si noch feiner von und dar eine höhere Kraft, durch einen überstrahlenden Geist hervorgethan, so blieb uns doch das Zeugnis deutscher Treue und Rechtschaffenheit, so blieb und doch der Ruhm deutscher Ehre und Tugend. Zwar stellte sich anfangs ihr Schicsal nicht gleich­wohnend und be­­friedigend dar, mühsam bauten sie ihre Hütten, mühsam zwangen sie dem Boden seine Fruchtbarkeit ab. Arbeit und Anstrengung, die neue Lebensart, das unge­wohnte Klima strebte Greise und Kinder, Männer und Zünglinge auf das Krankenlager hin, oder in ein frühzeitiges Grab. Armut ihr Reichtum, Entbehrung ihr Höchstes Gut, Harrten sie mit unerschütterlichem Mute aus und bereiteten uns die freundlicheren Tage, das schönere Glüd vor, womit uns: die Sonne des neuen Jahrhunderts begrüßt. Brüder­­ sollte euch fest noch jener Tausch ungleich dünten? möchtet ihr jet noch euer Schicsal beklagen?! Den deutschen Boden verließt ihr und

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