Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1896. Februar (Jahrgang 23, nr. 6730-6754)

1896-02-14 / nr. 6741

Mastion und Administration Heltauergasse zu Itschelat­ittyn­apine dezanfgdonnsmid Feiertag eidigenden gdachen lagø täglich. Abonnement für Hermannsladh monatslich 852r.,vierteljährlich 2fl.50­r.,halbs jährigbfl.,­ganzjährig10fl. ohne Zustellung ins Haus,mithstellung 1 fl.,fl.,6fl.,12ss. Abonnement mit Postversendung Kür das Inland: bierteljährig 3 fl. 50 tr., halbjährig 7 fl., ganz« hrig dr ° ganz Kür das Ausland: bierteljährig 7 ARM. oder 10 Fre3., halbjährig 14 RM. oder 20 ar a 28 Fe Ted. Eine einzelne Nummer kostet 5 kr. d. Xp. Unfeantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. N 6741. Kl. Jahlgang Hermannstadt, Freitag 14. Februar Siebenbürgisch -Deutsches « Wräm­mersiionen und Inferale Üseracauen außer dem Hauptbureau, Heltauer­­gasse Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Eirben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Danns« Budapest A.V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly & Liebmann. Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile tostet beim einmaligen Einraden 7 tr., Das zweites mal je 6 tr., das drittemal je 5 fr. d. W. ex­­elusive der Stempelgebühr von je 30 fr. ae TEEN TURTRENGEN 1896 Aus dem ungarischen Reichstag. Budapeft, 11. Februar. Die Debatte über die Angelegenheit der Bilderläufe wurde fortgesetz, wobei es namentlich zwischen den beiden früheren Ministerpräsidenten, Grafen Sz­apary und Dr. Weterle, zu Auseinanderlegungen kam, auf deren Neben wir denn auch vorzugsmeile Bezug nehmen. Graf Julius Szapary: Geehrtes Haus! An den ich in Dieser Frage das Wort ergreife, erkläre ich vor allem, daß ich es für seine angenehme Rufe­gabe Halte, im Stehlicht herumzuftieren, und ich thue es auch nicht gern. Eben deshalb ist es auch nicht das Ziel meiner Rede, zu untersuchen, wie die Bilder­­läufe geschehen sind , sondern ich werde darauf das Gewicht legen, wie ich über das Vorgehen der Negierung in dieser Frage denke. (Hört! Hört!) Indem ich mich über die Wirksamkeit der früheren Regierung zu äußern gedenke, muß ich zunäcft bemerken, daß der gewesene Kultus- und Unterrichtsminister Graf Albin Esaky in dieser Frage mit der größten Vorsicht vorgegangen ist. Sein Vorgehen war insofern vorsichtig, als er nicht schwärmte, sich nicht mit der schnellen Erledigung der Frage der Errichtung des Museums der schönen Künste beeilte, da die Unterbreitung an ihn im November 1893 geschah und er erst nach einem halben Jahre sich in der Frage äußerte. Er war erst dann geneigt, fie der Anweisung dieser Kosten anzuscließen, als der F­inanzminister, der ge­wesene Ministerpräsident, selbst ihm die WBewegung dieser Summe Geldes anbot .. . Alexander Weierle: Das steht nicht! Graf Julius Szapary:. .. und so ist es natürlich, daß er seinerseits dieses Anerbieten nicht abschlagen konnte. Mit großer Vorsliht ging Graf Albin Esaty auch in der Hinsicht vor, daß er mit der Verwaltung des Geldes nicht eine Person, fordern eine aus drei Mitgliedern bestehende Kommission beauf­­tragte, besonders aber einen im Ministerium angestellten Beamten, der schon infolge seiner Stellung die Verrechnungsregeln vollkommen kannte. Graf Albin Canky hörte dann auf, Minister zu sein. Von seinem Nachfolger, Baron Lorand Edards, kann man nicht gerade behaupten, daß er die gleiche Vorsicht in seinem Vorgehen bewiesen habe, da er einwilligte, daß die entsendeten Organe sich entfernen können. Eine große Summe ohne jede Kontrolle einer P­erson anzuvertrauen, zeigt gerade nicht von großer Vorsicht. Mit welcher Vertrauenswürdigkeit der beauftragte Beamte verfuhr, zeigt das Vorgehen, daß er ganz entschieden damit beauftragt war, Bilder im Betrage von 167.000 fl. anzulaufen und daß er troßdem Verpflichtungen bis zur Summe von 372.000 fl. übernahm, so daß zur Abtindelung des Kaufgeschäftes die Antweifung weiterer 204.000 fl. nötig war. Für mich ist in dieser Frage das Wichtigste, ob die Regierung berechtigt war, ohne der Gesetgebung Meldung davon zu erstatten, also ohne Ein­­­willigung der Gefeggebung, die ersten 167.500 fl. anzumeisen. Und­­ dies­­bezüglich bin ich, troß der gestrigen Weußerung des Ministers, gezwungen zu konstatieren, daß die Regierung, meiner Auffassung nach, nicht dazu berechtigt war. (So ist’5! Wahr ist’3! auf der Linken, der äußersten Linken und im Zentrum.) Die Anwessung dieser Summe hätte auf dreierlei Grundlagen gestehen können: entweder auf Grund des Beischlusses der Landeskommission oder auf Grund einer dem Hause erstatteten Meldung, oder endlich auf eigene Ver­­antwortung, wenn dies dringend nötig war. Nun denn, geehrtes Haus, auf Grund des Beischlusses der Landeskommission konnte jene Anweisung nicht geschehen sein, darauf berief sich gestern schon der Herr Abgeordnete Graf Albert Apponyi, weil die Landeskommission selbst, deren Mitglieder aus dem Schoße dieses Abgeordneten­hauses gewählt wurden, am 20. Juni 1894 gewählt wurde. Die Regierung machte dieser Kommission im Oktober 1894 die Vor­­lage und diese Kommission verhandelte im Dezember 1894 die Frage des Museums der Schönen Künste, mithin zeigt auch dies, geehrtes Haus, daß die im Frühjahr 1894 ange­wiesene Summe ohne Anhörung der Landeskommission ausgefolgt wurde. (Lebhafte Zustimmung links.) Klein, es ist eine wichtige Frage, geehrte Haus, ob die Landes­ fommission auf Grund ihrer Delegierung das Recht hat, der Regierung hinsichllich einer Budgetpost eine Ermächtigung zu geben. (Sehr wahr! So ist’s ! Kints und auf der­ äußersten Linken.) Ich finde in all jenen Besschlüssen, welche auf die Entsendung der Landeskommission Bezug haben, auch nicht eine Spur heffen, daß das Abgeordnetenhaus seinem Budgetfeststellungs- und Kontrollrechte entsagt hätte. (So is’! Sehr wahr! Linie und auf­ der äußerten Linken.) Hier taucht nun Die zweite Frage auf, geehrted Haus, wenn die Regierung die Anteilung auf Grund des Beichlusses der Landes­ fommission vornahm, so t­at sie es eventuell auf Grund irgend eines Be­­schlusses des Abgeordnetenhauses. Diesfällig giebt es thatsächlich einen im April 1894 gefaßten Beschluß des Hauses, als die vom Abgeordnetenhause entsendete Kommission ihren Bericht erstattete. Auf Grund dieses Berichtes akzeptierte das Abgeordnetenhaus den Bericht des Subkomitees, welcher Bericht sich auf eine damalige Vorlage des seinerzeitigen Ministerpräsidenten und Finanzministers berief, worin der Vorschlag enthalten war, das Haus möge der Vorlage des Ministerpräsidenten gleichfalls zustimmen und deren Inhalt zur Kenntnis nehmen. Aber wollen Sie nur die im Januar 1894 erstattete Vorlage des damaligen Ministerpräsidenten nachsehen; es heißt darin (left): „Hinfi­llc der Bededung der Kosten erlaube ich mir bei diesem Anlasse nur so viel zu erwähnen, daß die Kosten per 1896 unter diesem Titel bloß von 1897 ab in das Budget aufzunehmen und alsdann innerhalb jehn Jahren in Raten zu bereden wären.“ (Bestimmung links.) Um die Subkommission dem Hause die Kenntnisnahme dieses Berichtes empfahl und die Bestimmung des Hauses erbat und das Haus sie erteilte, konnte das Haus doch nicht et­was zur Kenntnis nehmen, was in dem Berichte selbst nicht enthalten war. Die Regierung war demnach auch auf Grund b­ieses Beschlusses nicht berechtigt, jene ersten 167.500 fl. anzumeisen. (Lebhafter Beifall lint3 und auf der äußersten Linken) &3 bleibt somit nur die Dritte Basis, auf welcher die Regierung diese Summe anmeisen konnte und dies ist, daß sie es auf Grund der eigenen­­ Verant­wortlichkeit für notwendig und unerläßlich hielt, daß diese Summe schon damals angemieten werde. Allein, wenn wirklich eine außer­­ordentliche Notwendigkeit obmwaltete, auch dann ist es sein Forrestes Vorgehen, daß diese Ausgabe erit nach 1—2 Jahren aus Anlaß eines Zwischenfalles zur Kenntnis der Gejeggebung gelangt. (Zustimmung links und im Zentrum.) Geehrtes Haus! Die zweite Frage ist die, auf welcher Basis der gegen­­­wärtige Kultusminister die 204.000 fl. angewiesen hat, welche nachträglich ebenfalls dem Bildergaleriedirektor zur Verfügung gestellt wurden. Und da bin ich genötigt, auf den gestern hier erwähnten Umstand zurückzukommen, daß es nicht nur inforiell, sondern geradezu beispiellos ist, Daß eine Regierung, melche nur mit der probisorischen Leitung der Geschäfte betraut ist, in den legten Tagen der Betrauung eine solche Ausgabe mache, für melche ihr durch die Geießgebung seine Bededung zur Verfügung gestellt wurde. (Bustimmung lint3 und im Sentrum.) Der 3. Gef.-Art. vom Jahre 1848 hat ganz deutlich für das Ressort jedes Mi­nifters die persönlige und individuelle V­erantwort­­lichkeit festgestellt, die dann duch einen Beschluß des Ministerrats nicht alteriert werden. Wenn also der Herr Kultur- und Unterrichtsminister die 204.000 fl. angewiesen hat, h­at er dies nur auf rund eines Ministerrat­­beschlusses der früheren Regierung, sondern nur deshalb, weil al­er die Un­weisung dieser Summe für notwendig und geieglich hielt und so konnte er sie nur im Bewußtsein der eigenen Verantwortlichkeit angewiesen haben. (Bu=­stimmung lin und auf der äußersten Linien.) Wenn sich nun auch die Frage so verhält, wäre er dennoch nach meiner Ansicht richtig und notwendig ge­wesen, daß so wie die übrigen bezüglichen Fragen auch diese unter jene Vorlagen aufgenommen werden, melde als Kreditüberschreitungen dem Hause unterbreitet werden. ch gestehe, daß der Herr Minister für Kultus­ und Unterricht in der Klarstellung dieser Frage volkommen aufrichtig vorgegangen ist und alle Daten mitgeteilt hat, welche im Interesse der Aufklärung vor ihm verlangt wurden, so daß man sich darauf offen und richtig berufen kann; ich muß aber dennoch erklären, daß der Herr Minister damals nicht mit der nötigen Vorsich vorgegangen ist, als er einen neuerlichen Betrag von 150.000 fl. jenem Organ anmies das fon einmal seine Entsendung derart mißbraucht hatte, daß e3 anstatt für 167.000 fl. war e3 Mangel an Perfiht, daß der Minister damals diese 115.000 fl. anmies, als die früheren 372.000 fl. noch nicht verrechnet waren. Die allererste Regel der Verwaltung ist, daß ein Beamter, der öffent­­liche Gelder verwaltet, über diese regelmäßige Rechnungen führen muß. (Bu­­stimmung Links.) Die Frage ist also nicht die, wie hoch der Wert dieser Bilder laut dem Kaufe ist; der Schwerpunkt der Stage Liegt darin, ob über diese Bilder eine ordentliche, vorschriftsmäßige Verrechnung em­ftiert. (Bustim­­mung linf3.) Aufgabe des Staatsrechnungshofes ist, dies zu untersuchen und darüber Aufklärung zu geben, und ich bin überzeugt, daß der Staatsrechnungh­­of dieser Aufgabe und Pflicht auch entsprechen wird. Der Herr Unterrichtsminister stellte e8 gestern in Aussicht, daß er dem Haufe das Verzeichnis der getauften Bilder und den Ausweis über­ deren Preise vorlegen werde. Das richtigste Verfahren aber wäre e3, geehrtes Hauß (Hört! Hört!) — und dies empfehle ich der Aufmerksamkeit des Ministerd —, daß Berfügungen getroffen werden zu dem Zwecke, daß diese Bilder möglichst bald zur öffentlichen Besichtigung ausgestellt werden. (Bestimmung im Zentrum.) Geehrtes Haus! Man kann nicht leugnen, daß dieser Fall, im Anflug an jene anderen Fragen, melde im Laufe der rechten Tage auftauchten, auf unsere öffentlichen Verhältnisse einen Schatten wirft. (So ists! Es ist wahr! auf der Linken, der äußerten Linien und im Zentrum.) Bisher war Ungarn in der europäischen öffentlichen Meinung noch ehr wenig bekannt, man mußte aber von uns, daß es hier eine mutige, Loyale, entshlosfene Nation giebt, deren Charakterzug die Aufrichtigkeit und irrenhaftigkeit ist (Lebhafte Zu­­stimmung auf der Linken und äußersten Linken und im Zentrum), die sich für alles Schöne und Edle und für große Ideen begeistern kann. „Seht, gel­ehrtes Haus! (Bewegung rechts), werden wir nach dem Vorgefallenen Gelegenheit haben, anläßlich der M­eillen­arausstellung eine ganze Reihe von kleinen­­ und großen Banamahelden vorzustellen. (So ists! 8 ist wahr! auf der Linken und äußersten Linken. Rufe im Zentrum: Leider!) Ich will anerkennen, ‚ge­­ehrtes Haus, daß man den Fehler von einzelnen nicht der ganzen Nation zur Luft Iegen kann (Rufe rechts: Man kann es auch nicht!), wenn wir aber wollen, geehrtes Haus, daß wir nicht zu Mitschuldigen werden oder wenigstens nicht für solche gehalten werden, dann müssen mir so auftreten, daß wir diese Mißbräuche im Reime erfü­den (Lebhafter Beifall auf der Linken und äußersten Linken), und daß wir gegen sie auf die entschiedenste und energischefte Weise sümpfen. « Geehrtes Haus!Die Ehre der Nation verlangt,daß wir in dieser Frage ganz klar(Zustim­munglin­k­e),m­it der größten Stren­ge und der größten Oeffentlichkeit vorgehen.(Sticrm­ische Zu­stimmung au­f der Linken und äußersten Linken.)Im Interesse der entsprechenden Aufklärung der Angelegenheit schließe ich mich daher in­ erster Reihe dem Antrag des Grafen Appongiam(Lebhafte Zustimmung links.)Für den Fall aber,daß dieser Antrag,wie voraussichtlich, nicht angenom­men werden sollte,erlaube ich mir,einen Beschlußan­trag einzu­­bringen,n­ach welchem­ das Hau­s über dieses Vorgehen seine Meinung aus­­spricht und die Regierung aufgefordert­ wird,die Akten auf den Tisch des Hanses niederzulegen(Zustimmu­ng links.)Ich bitte diesen Antrag verlesen zu lassen­ und seinerzeit zu­r Abstimmung zu bringen.(Langanhaltende stürmische Zustimmung.Elsen­rufe un­d Applaus links und auf der äu­ßersten Linken­) ein für 375.000 fl. Ankäufe machte. Ebenso­­ beleuchteten Hennfiete 8. Seikfalswege. Roman von Kurt Hoffjmeister. (57. Zertjegung.) Die Naht war Mal und die Luft war mit balsamischen Düften ers fanlt. An andern Ende hob sich das gemölbte Dach des Kasinos gegen den mondhellen Himmel ab und schattenhafte Gestalten begegneten si auf der Freitreppe. Unzählige Gasflammen glänzten wie Sterne im dunkeln Raume und die Marmorbalustenden und die spielenden Waller der Fontäne, indessen der bläulich blaffe Schimmer einer elektrischen Lampe der Gene etwas Geisterhaftes verlieh. „Felizitas,* begann Wolfgang, „lassen Sie ms Hoffen, daß die Ver­­zweiflung nicht länger dauern wird, die mich treiben könnte, aus trüben Duellen Erleichterung zu schöpfen.“ »Ach Wolfgang,«seufzte Felizitas bang,»ich kan­n Ihnen leider nichtsquhretn Troste sagen Lassen Sie die Erinnerung an vergangene Tage schwinden—ich sage nicht,daß Sie m­ich vergessen sollen,denn ich glaube, Sie werden dies nicht fünnen, aber erinnern Sie sich meiner nur als einer Toten.” Wolfgang Schüttelte unmutig den Kopf. „Aber warum denn, Belizitas? Welches Hindernis sieht uns denn jegt noch entgegen? Können Sie seinen­­ Beweggrund angeben, so fordere ich Sie als die meinige, die mir durch jedes Band, nach allem Rechte ang­ehört.” " „Nein, nein, sprechen Sie nicht so!" flehte Belizitas. „Niemals, niemals kann ich die Ihrige werden, Wolfgang — der Tod meines Baters ändert nichts daran.” „Selizitas,“ erwiderte Wolfgang in einem Zone, in welchem die Ruhe der Verzweiflung lag, „ich dachte mir einst, Sie würden mein Schugengel sein, Sie würden meine Schritte leiten, mich von allem heilen, was an mir schwach oder verkehrt ist, Ach, wie sehr Habe ich mich getäuscht! Sie haben mir meine Ruhe genommen, Sie haben mir die Hoffnung geraubt, Sie ziehen mich von der Tugend ab, Sie stürzen mich in Herabwürtigung und Rafter!” „D, Wolfgang!” rief Felizitas, indem sie feine Hand erfaßte und sie beschwörend drühte, „wenn Sie mich je geliebt Haben, so fügen Sie zu der bitteren Täuschung meiner ersten und einzigen Neigung nicht noch den uns täglichen Schmerz Hinzu, daß der Mann, der mir das Teuerste in der Welt ist, seinen reinen fledenlosen Ruf unweggeworfen, sein Herz auf bösen Wegen verderbt hat, um meinetwillen. Bersprechen Sie mir, daß Sie mit solchen Gedanken und Vorlagen, wie Sie eben ausgesprocen, nicht von mir scheiden wollen.” „Versprechen will ich es Ihnen,“ erwiderte Wolfgang. „Und nun leben Sie wohl.“ „D, gehen Sie nicht !" bat Wolfgang. „So kann nicht länger weilen,“ entgegnete Selizitad, „man erwartet Sie riß­fi sanft 108, wandte sich nach einigen Schritten noch einmal nach Wolfgang um, ihm noch einen fegten Gruß mit der Hand zuwinfend und eilte nach dem Rafino zurück. So plöglich, so unerwartet schnell war sie entschwunden, daß Wolfgang nicht einmal Zeit gefunden hatte, sie zu fragen, welchen Umständen er diese überraschende Begegnung überhaupt zu verkaufen habe. Einige Augenblicke lang fühlte er sich versucht, ihr nachzueilen, aber er gab den Gedanken wieder auf und bog in einen der Gänge des Gartens ein, die auf dem Plage mündeten. So lange er Felizitad Stimme gehört, hatten ihre Worte ihn nur in tiefe Traurigkeit verlegen können; jeßt aber, wo er si wieder allein sah, kam eine unsägliche Bitterkeit über ihn. Warum verschwieg sie das Hindernis, welches auch je­ noch zwischen ihnen stand? Die Fertigkeit, welche in Felizitas Resignation lag, ließ ihn an ihrer Liebe, das Geheimnisvolle an ihrer Aufrichtigkeit zweifeln. Wie kam sie Schriftführer Geza Balogh verliest den Beschlußantrag.Dieser lautet: Beschlußantrag:Das Abgeordnetenhaus mißbilligt das Vorgehen der im Jahre 1894 bestandenen­ Regierung,daß sie zur Errichtu­ng des Museum­s der schönen Künste solche Sum­m­en anwies,für deren Bedeckung die Legislative ihr keine Vollm­acht gab(Zustimmun­g lin­ks.),—daß sie diese Summ­e ohne gehörige Kontrolle einem Individiuu­m zur Verfü­gung stellte(Zustimmung links un­d auf der äußersten Linken)und deren An­weisung der Legislative nicht meldete(Zustimmun­g links),—sie mißbilligten ferner,daß die Regierung zu einer Zeit, da sie ihre Entlassung bereits gegeben hatte, und nur mehr mit der provisorischen Leitung der Geschäfte betraut war, am sebhten Tage hierher nach Monte-Carlo? frug er ich. Warum riß sie si­­chwer von ihm 108 und wer erwartete sie? Wolfgang fühlte sich piöklich von einem unbestimmten Argwohn erfaßt. Er wollte wissen, in dessen Begleitung Zelizitad sich hier befand. Er fehrte um und eilte nach dem Kasino. Aber ed war 11 Uhr, die Stunde, wo das Spiel geschlosfen wird, und die Säle waren bereits alle leer. Um diese Zeit pflegte der Nachtzug die Säfte von Monte-Carlo nach Nizza zu führen. Gehörte Felizitas mit ihrer unbekannten Begleitung vielleicht zu diesen ? Wolfgang eilte die Terrassenstufen hinab. Auf dem Perron der Halte­stelle unten drängten si die Passagiere in die Rowpees.­ Der Perron war hell erleuchtet. Wolfgang täuschte sich nicht: jene Dame dort, welche etwa zehn Schritte vor ihm soeben in ein Koupee verschwand, war Felizitag. Ein Diener, der Hinter ihr gestanden, reichte ihr einen Shaw­ hinein, welcher über seinem Arme gehangen hatte, und eilte dann den Zug entlang, um denselben eben­ Du zu besteigen. Er mußte an Wolfgang vorbei. Dieser ergriff ihn am Ame, „Wer war die Dame,“ trug er, „der Sie eben den Shawl ins Roupee gereicht haben ?“ „Sau Justizrat Carus von Berlin,“ antwortete der Gefragte Höflich, den Hut in der Hand. „Ich meine,” sagte Wolfgang, indem er mit aller Kraft seine Fassung aufrecht zu haltn suchte: „ich meine, der Herr Justizrat kan­n noch nicht Lange verheiratet sein.“ „Erst seit zwei Wochen. Er befindet si­eben auf der Hochzeits­­reife.“ Mit bitterem Lächeln zog Wolfgang eine Bifitenfarte hervor und gab sie dem Diener mit den Worten: „Sur Frau Yustizrat Carus mit meinem Glücwunsche !“ + Das also war das Hindernis! ... . (Fortlegung folgt.)

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