Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1933. Juni (Jahrgang 60, nr. 18038-18060)

1933-06-01 / nr. 18038

MMWHFP I---«":-;« a a TE is « .-» 1- 27 - ZEI. ’ . ."-« 4 Sees Rz (-"s , Log } Pers. ET 27 s » - TE -- .­­«­­at REF CRFTIEETT ; „ABBE: Taxele pla­­lite in numä­­var ord. Dir. Gen. P. T.T. 223720/926 Allgemeine Dorfszeit­ung für das Denifehtum in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgafse Ar. 11 Fernsprecher: Ar. 11 und Ar. 130 — Verwaltung: Königin Mariastrage Nr. 25 Fernsprecher Nr. 237 — Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellng 90 Lei; mit Zustellung 100 Lei; mit Postversendung: Inland: 100 Lei; Ausland: 135 Lei. Einzelnummer 5 Lei Nr. 18038 - Hermannst­adt, Donnerstag den 1. Juni 1933 60, Jahrgang Bollfikung des Deutsch-fahstichen Bollsrates für Siebenbürgen Der Deutsch-fähhsische V­ollgrat für Siebenbürgen hat in seiner Dienstag, den 30. Mai abgehaltenen Voll figung den von dem Herrn Vollsratpräsidenten Dr. E. €. Schnell erstatteten Bericht über die von ihm ange­ordnete Beschiebung des nach Schäkburg einberufenen Sachsentages zustimmend zur Kenntnis genommen. Zur Schaffung der­­ Vorauslegungen des nunmehr in Hermannstadt abzuhaltenden Sachsentages wurde ein unter Führung des Bollsratspräsidenten stehender viergliedriger Ausschuß bestimmt, der einem demnächst zusammentretenden Bolfsrat Bericht erstatten soll. Gleichzeitig wurde beschlossen, für den in Hermanne der stimmberec­htigten Vertreter dur die Drtsausschüsse durchführen zu lassen.­­­­ Nach siebenstündigen Beratungen konnte die fast volle zählig besuchte V­ollsratsjigung geschlossen werden. | stadt abzuhaltenden Sachsentag eine Neuwahl Die „Freiheit der Miegre” . (6.­­) Etwa gleichzeitig mit seinen ergebnislos gebliebenen weltwirtschaftlichen Vorverhandlungen in B­ashington hat der neue amerikanische Staatspräsi­­dent N Rossevelt an politische Vorverhandlungen in­­ Genf eingeleitet und er hat hier einige Anräte zur Lösung einer der größten politischen Fragen der legten Jahrzehnte gezeigt. &$ ist dies Die Frage der „Freiheit der Meere”, die zufeßt bei der Entwicklung des Genfer Völkerbundes das Entsc­hei­­dungswort gehabt hat. Gemeinverständlich ausgedrückt, bedeutet die „Freiheit der Meere”, hat jedermann jederzeit mit jedem See­handel betreiben kann. SZederzeit, also au im Kriege insoferne, daß eine kriegführende P­artei einen Neu­­tralen ernstlich nicht hindern fan­t, den anderen Krieg­­führenden selbst mit Kriegsbedarf im weiteren Sinn zu beliefern. Um den Seehandel zu regeln, bedarf man außer den auszuführenden Waren nicht bloi der Han­­delstiffe; ebenso wichtig sind die Kriegsschiffe, die einerseits den Handel fügen, andererseits aber ud) behindern. Um den Seehandel eines Kriegführenden zu hindern, proklamiert der andere Kriegführende eine Seeblodade, wozu naturgemäß der Blodierende zu­­nächst dem Blodierten an Kriegsmarine bedeutend überlegen sein muß. & versteht si, das die Blodade eine Lieblingswaffe des stets im­ lustigen England war, Dem damit schon manche Erpressungen gelungen sind. Damit nur etwa auch jeder maritime Mittel­front von der Blocade Gebrauch machen könne, hat man den Grundtag aufgestellt. Die Blocade müsse effektiv sein, also mit entsprechenden Kräften wirk­sam geführt werden, woraus sich für die Stärkeren das „Prisenrecht“ (organisierter und legalisierter Cer­­taub) entwickelte. England hat die „Freiheit der Meere“ seit langem bestritten. Die Bloclade war ja ein angenehmer Krieg, wozu England seine großen Lande­heere und seine großen Blutverluste brauchte, da ja Die, aus Söldnern bestehende, seine besondere Mobil­­machung benötigende Kriegsmarine dazu völlig aus­reichte. Amerika hat im 19. Jahrhundert wenigstens kaum Krieg geführt, dafür aber, ohne noch eine große Kriegsflotte zu haben, seinen G Seehandel stark ent­­wickelt; es liegt auf der Hand, dass Amerika Die „Freie­heit der Meere” stetz verteidigt hat. Bei der beson­­ders engen Berquidung von Geschäft und Staat in Amerita lag es weiter nahe, daßs der Staat den Handel seiner Bürger gerne als Staatsangelegenheit ansah und gerne zum Kriege gegen den Behinderer sei­­nes Handels neigte und neigt. Im Weltkrieg hat Amerika der Kriegsentente unge­heuere Warenlieferungen zusommen lassen und­­ hat­­ dabei den früher üblichen Unterschied zwischen unerlaub­­ten Kriege und erlaubten Nichtkriegslieferungen bald berwisscht. Warum das anfangs neutrale Amerika zu Weltkriegsbeginn den Zentralmächten nur wenig oder nichts lieferte, sei hier der Webersichtlichkeit halber nicht untersucht; es sei nur erwähnt, daß es einmal far zum Kriege selbst zwischen­­­merika und England gekommen wäre! Allmählich gelangte Amerika dazu, fü­r seine Lieferungen an die Kriegsentente freie Passage an) durch den deutschen Unterseebootkrieg hindurch zu ver­­langen; diese Frage bot später den äußerlichen Anlaß zur Kriegserklärung Amerikas an Deutschland. Heute weiß jedermann, daß die erfolgreiche Blodade Deutschlands dur dessen Feinde, skandalöserweise auch nach dem Kriegsabschlag als „Hungerbloclade” aufrecht gehalten, gewiß der Hauptgrund für das endlie In­­terliegen Deutschlands war. Die Macher des­ Völfer­­bundes, die bei Abfassung der Völferbundtagung die dauernde Niederhaltung Deutschlands als ihren Haupt­­swed ansahen, zogen eine neue Blocade der ohnehin ge­­ringen Küsten Deutschlands als bequemstes und billig­­stes Kampfmittel zuerst in Betracht. Während Die Franzosenallianz Deutschland zu Lande von aller Zufuhr abgeschnitten hätte, obläge diese Aufgabe zur See den Engländern; an einen anderen als einen Deutschen Krieg haben die Völferbündner bis heute noch nicht gedacht. England übernahm zuerst die Blocade­­mission des Völferbundes mit Freuden, da es doch lange mit der amerikanischen Mitgliedschaft im Bölfer- Bunde rechnete, dann aber Doc wenigstens mit Ame­ritas wohlwollender antideutscher Neu­tralität. MS aber Amerita weder V­ersailles noch Genf ratifizierte, einen Separatfrieden mit Deutsch­­land schloß und ss alsbald mit dem am Weltkriege völlig unschuldigen Deutschland, dem eigentlichen Kriegs­­opfer, sogar befreundete, entstanden in England erniterte Sorgen vor einer ihm etwa obliegenden Blodierung deutscher Küsten an im Völkerbundauftrage, da Ame­­rika eine Schädigung seines Deutschlandhandels sehr leicht als Kriegsfall gegen England ansehen konnte. Der Kelloggpatt würde jendhi nach? hettie gilign Work laute nach solchen einen Krieg „zum Schuge legitimer Fe­tewejsen” keinesfalls hindern können. England sabo­­tierte also von 1920 angefangen die auf Krieg und Blodade bezüglien Völferbundparagraphen und Heute ist der Völferbund in der Tat machtlos; dazu formt, da Das Wettrüsten zur See zwischen Amerika und England von Tepferem als dem ärmeren endlich aufge­geben werden mußte, worauf MacDonald 1929 bei seinem Amerikabefuge die amerikanische Flotten­­glei­chheit mit England anerkannte Angesü­gts der strategis und operativ weit überlegenen Lage Amerikas England gegenüber ist in diesem Falle Die amerifaniig-englische Flottengleichheit eine starre ame­­rikanische Uebermacht..... Stanfreich kommt fs nun zweimal betrogen vor. Einmal konnten Bilton und Lloyd George ihr im Gier gestaumel gegebenes Bertpreien. Den 1919 zustandes gekommenen Besi Sranlreichs und seiner Gefolgstanten bedingungslos zu garantieren, infolge Weigerung des amerikanischen Senates nicht einhalten, womit auch Englands Hilfe, die Lloyd George Sclau um Amerikas Hilfe gebunden hatte, von selbst entfiel. Und aus Angst vor dem außerhalb des Völferbundes gebliebenen Amerifa hat, wie oben dargelegt, England an Die Kriegsparagraphen der Genfer Labung sa­botiert. Seit mindestens zehn Jahren gehen nun Die Hoffnungen Der Wölferbündler dahin, Yimerifa zu einer m wenigstens äußerlichen Völferbundfreunndschaft zu beswegen, um dann im Kriegsfalle wenigstens A­merifas Anerkennung einer Bölferbundblockede zu erreichen. (Eine von Amerifa anerkannte, analog französische Blof­­fade konnte ja in Europa da fast nur gegen Deutsch­­band gerichtet sein, niemals aber gegen eine der drei eben genannten Großmächte.) Bisher mar man in Genf fast sicher, Daß Amerika bei einer Bölferbundblocade gegen Deutschland ich Das gute Geschäft mit Deutschland nicht werde entgehen lassen. Amerika hat denn au bisher alle Anbiederungen der Völferbü­ndler radikal abge­­lehnt, seibst eine ihm angebotene Misnahmsrolle im Hager Böllerbundgericht! Und so sah sich Frankreich dem an fi weit stärkeren Deutschland „allein“ gegen­­über; aus Angst und schleditem Ge­wissen rüstiete Stanfe reich selbst bis zu den gegenwärtigen, in der Geschichte unerhörten Ausmaßen, zwang seine fünf Sefolgstanten zu­m­ Nüttungen und kammerte ji dazu noch an tichlands einseitige Entwaffnung. Nitterlich ist dies nun natürlich nicht. Die Schläge, die die 32 Staa­­ten der Kriegsentente von den hier angegriffenen Zen­­­tralmächten erhalten haben, scheinen eben sehr shmerz­­ich gewesen zu sein! Da das heutige Deutschland nicht dauernd ertragen kann, muß Der Franzose (und mancher seiner Verbündeten von 1914) einsehen, auch wenn er in seinem aggressiven Chaubinismus Die Deutschen an zm weitk­assiges Voll ansieht; das frü­­here, parteidemokratii - sozialdemokratisch - Flor­fale Deutschland hätte es sich ja wohl gefallen hassen, in wennt es lebensfähig gewesen wäre... Und nun kam Herr Norman Davis nach Genf und gab die berü­hmte Erklärung ab, Amerifa sei bereit, sich im Kriegsfall mit den Bölferbündlern, denen formell fest ja auch Deutschland angehört, zu beraten. Amerifa sei weiter bereit, deren eventuelle Blocade nicht zu stören, wenn A­erifa von deren Berechtigung überzeugt sein würde! Wenn man ehrlich sein will, bedeutet Dies gar nichts. Wenn Amerifa einen eventuellen Bölferbundgegner einmal bekämpfen wollen wü­rde, hätte er Dies ohnehin jederzeit getan. Amerifa bi­e­det sich auch sei nicht an einen Bölfer­­bundbeschluß und der amerikanische Senat behält seine außenpolitische Machtvollkommenheit weiter. Ob England, das vor Frankreichs Lande, Luft und See macht fast nuo mehr Angst als vor Amerifas Flotte bat, jetz nach der Dapiserklärung eine Völkerbunde« blocade führen würde, fan heute und wohl auch bis vor dem­ Ernstfall niemand jagen, da eben Amerifa sie nicht bindet und Roosevelts Nachreiterstüde fan ges nug bekannt sind. Jedenfalls geht England auc, sonst über die beiderseitige Wicarnnogarantie der Grenze zroiichen Deutschland einerseits, Frankreich— Belgien an­­dererseits, nicht hinaus, was auch die französischesten Engländer offen benennen. Was num eine künftige Belferbundblodade anbelangt, behält auch England si selbst die freie Entscheidung vor und geht seine Vers­pflichtung ein. &o verpflichtet sich nur zu einer Ben­­atung, Amerika gar nur zu einer Erklärung! Wenn der B­ölferbund mit dieser amerikanischen „Exe­lärung“ di­rekt auch­ no unzufrieden erklärt und nit abrüstet, sagt ei Amerika ganz von Europa los, wie Napsevelt Sonnabend Simon es telephonisch agte. Dak­etiva England einen französischen Einbruch im Deutschland aktiv befü­hfen wü­rde, wie der Bocar­da­part­er verlangt, glaubt in Frankreich niemand und ist überzeugt, England würde si in solchem alle einfach Ddrüden. Aber Frankreich ist tiokdem empört; ohne allgemeine Wehrpflicht erscheint England dem französischen Generalstab auch gegen Das enia waffnete Deutschland nicht als ausreichender Bundes­­genosse und so müfte wohl England Frankreich zu­­stehe, im Falle eines neuen französischen Deutschland­­krieges, nicht blog Locarno brechen, sondern auch jeht sofort die englische Wehrpflicht wiederherstellen! Wie weit der französische Generalstab Staliens Locarno­­treue einscliägt, ist unklar; jedenfalls lehnt Frankreich Staatens Flottengleichheit ab, weil es sicher sein will, seine mindestens drei Millionen Menschen an swarzem Kanonenfutter ungestört nach Europa zu bringen. Frankreich wird also, wie die bisherigen Verhandlun­­gen zeigen, seine der von ihm gestellten Abrüstungs­­bedingungen als in ihm ausreichendem Maß erfüllt erhalten; er wird also nicht abh­üften, solange sein eigenes Vort nicht gegen die eigene egierung ein­­greif. Die sonstigen Verhandlungen werden­ wohl niohh­t lange dauern; endlich wird aber an Amerika­bei die entnwürdigende Tatsache der einsettigen Entwaffnung­­ greifen, daß die Weltruhe nur gegen Szantı | ER ,

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