G. A. Seyler: Geschichte der Heraldik (Wappenwesen, Wappenkunst und Wappenwissenschaft)

I. Buch: Grundlegung - I. Abschnitt: Gliederung der Stände - 1. Capitel. Die sechs Heerschilde.

I. Buch: Grundlegung. I. Capitel. Ilir MreliN llrerMcliilde. Durch die Aenderung des Reichsheerdienstes, ver­möge welcher der Reiterdienst den höheren Classen der Freien (Hoch- und Mittelfreien) und deren Gefolge über­tragen wurde, entstand im Mittelalter eine ganz neue Gliederung der Stände, eine Genossenschaft. die ganz verschiedene Classen mit einem gemeinschaftlichen Band umfasste. Dieses Band ist eben die Verpflichtung zum Reichsheer die ust, die Rit ter würde und die Lehensfähigkeit. Diese aus Freien und Un­freien gemischte Genossenschaft bildet den Adel nach späteren Begriffen, während die Gemeinfreien von krie­gerischer Ehre, dem Ritterthum, ausgeschlossen waren. Jene Genossenschaft nun wurde in verschiedene Classen eingetheilt, die man Heer schilde 1) nannte. Es ist zu bedauern, dass wir über die ursprüngliche Drganisatiun der II rei schilde Nachrichten nicht bemSML Die älteste Quelle, der Sachsenspiegel, leidet gerade ni dieser Beziehung an einer Unklarheit und Verwirr­ung, die wir uns nur dadurch zu erklären vermögen, dass der Verfasser, weil er Augenzeuge eines merkwür­digen Umbihlungs-P picesses war, sich ein unbefangene:» Urtheil nicht anzueignen vermochte. Prüfen wir zunächst die Angaben der drei Haupt­quellen, vor Allem des Sachsenspiegels*). Derselbe »agt im Artikel iij: 2) Ich halte mich an die editio prineeps. Basel rOrigenes wyssagte hirvor das sechs weide Milden wesseu die werlt bey tusent iam vff genomen. Vnd in dem sibenden sulde sie zugehen. Nu ist vns kundig von der heiligen schrift, das an adam dy erste werlt beguute. an noe die ander, an abraham die dritte, an moysi dy virde, an dauid die funftte, an gotes geburt dy sechsste. In der sibenden sie wir nu sunder gewisse czal. Czu derselbigen weise sint die herschilde vssge­legit vnder den der könig den ersten hat. Die bischoue dy epte vnd die eptisehyunen den andern. Die leien fürsten den dritten, sint sie der bischoue man wurden sint, Die freien herren den virden Dy scheppenbaren lute l) vnd der freien herren manne den fünften Die 1) Ich habe hiebei eine Frage abzuthun. — die der sch Oppen baren Leute. Der Sachsenspiegel ver­leibt dieselben dem fünften Heerschild ein, nach meiner Ueberzeugung mit Unrecht. Die Schöppenbar - Freiheit berührt ausschliesslich die Gerichtsverfassung, nicht das Heerwesen. Die anderen Rechtsbücher, der Deutschenspiegel, der Schwabenspiegel, haben sich die­ses Fehlers nicht theilhaftig gemacht. Auch die alte <il"sse zum ,.Sachsenspiegel" unterscheidet ganz richtiir. indem sie sagt: r. ... Nu magistu ouch lichte fragen ap do czwiuel an were ap eyu scheppinbar man czu demme herschilde geboren were ader nicht. Des antwertte ich dir vnd spreche Das schep­pinbar freyheyt ist eyn amecht vnd vi nt nu dz amecht eynen wolgebornen man, es én schatem nicht vnd ergert én ouch nicht, vnd vint is onch eyne snoden man is én edelt én ouch nicht Sich eyn glichniss. die von meyndorff sint scheppinbar frey vnd sint doch der von plate manne vnd die sint dinstlute. So sint onch die von trebele scheppinhare freye lutte vnd haben vort scheppinbare freye lute czu manne. Also in der graueschaflft czu molingen vnd czu dem billinges hagen dz wol schep­pinbar seyn. Anch wisse ap wol scheppinbar freye schlechte gebure weren, dorumb so adelt sie dz amecht nicht noch keinen man. Cot. e li ar. liiij do spricht er das die gebure nicht scheppinbar frey sint, wenn si können nicht lehen ge- Ein Kerl, der speculirt Ist wie ein Thier, auf dürrer Heide Von einem bösen Geist im Kreis herum geführt, Und rings umher liegt schöne grüne Weide. Göthe. I. Abschnitt: Cslicflcrung' <ler Sta mit*. 1) Längst nach Untergang dieser Institution kommt uie l.ezcichiiung ll ee is chi ld noch vielfach, wenn gleich il anderer Bedeutung in Urkunden und anderwärts vor. Aonig Albrecht bestätigt im J. 1438 (Prag, Mittwoch a \: fallen) der Stadt Braunschweig ihr Wappen „zu Schimpfe, n BmtC und zu Hörschildes Rechte" iirotuff schreibt 1.">.")<; in der Anhaltischen Chronik (Bl. ().'))• gaJ) j m a ucj 1 (j e r Keyser vnd dem Fürsten­thum b des Hartzes zu Anhalt, ein new Wapen, das 181 ein zeichen jres Heer sch ild es". 1474. foi.

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