G. A. Seyler: Wappen der deutschen Souveraine und Lande

Sechsstädte der Lausitz

Lausitz. pie Landesbeschreibung des 18. Jahrhunderts*) kennt ««rei Markgrafschaften: Oberlausitz und Nieder­lausitz, die als abgesonderte Länder von Kursachsen beherrscht wurden, ohne den Erblauden desselben einver­leibt zu sein. ZuOberlausitzgehörtendieSechsstädte: Bautzen, Görlitz, Zittau, Lauban, Camenz und Löbau, die Herr­schaften Hoyerswerda, Königsbrück, Muskau und Seiden­berg (Reibersdorf). Die Niederlausitz bestand aus den Kreisen Luckau, Guben, Lübben, Kalan und Spremberg mit den Herr­schaften Dobrilugk, Drehna, Forst», Pforten, Sorau (Zarow) Triebel, Friedland, Leuthel, Straupitz, Lieberose, Lübben. Nor die Niederlausitz führt im Mittelalter den Namen Luaatia, Lansitz. Die Oberlansitz heißt Mitte des 13. Jahrhunderts „Land Budessin" und ist Eigentum der Markgrafen von Brandenburg. Markgraf Otto teilte 1268 das Land Bautzen in zwei Hälften und legte zu Bnrg und Stadt Budessin: die Stadt Löbau, Neschwitz, Königsbrück mit ihren Zugehörungen und halb Hoyerswerda; zur Stadt Görlitz: Lauban, Schönenberg, Roten­berg, Burg Landeskron und halb Hoyerswerda. Die Mark Lausitz wird 1301 beschrieben: sie be­ginnt am westlichen Ufer der Dahme faßt das Land Sorau ein, geht dann von der schwarzen Elster bis an die Oder, und den Fluß Slube bis an den Bober. Städte sind: Trebule, Lucowe, ChubÍD, Lubratz (Lieberose), Sprewen­berch, Filtzne (Peitz), Finsterwalde, Senftenberg, Kalove, Kothebuz, Vredeburch, Schenkendorp, Trebkow. Die Lausitz war damals durch mehrere Generationen im Besitze des Wettinischen Fürstenhauses. Dietrich d. J. Landgraf zu Thüringen, östlicher und Lausitzischer Mark­graf trug sie 1301 dem Erzbischof von Magdeburg zu Lehen auf. Schon 1304 walten die Markgrafen von Bran­denburg als Herren in den Gebiete; im Jahre 1306 nennt sich Hermann Markgraf von Brandenburg und der Lausitz. Nach dem Tode des Markgrafen Waldemar verfügt ein Tochtersohn des Markgrafen Otto des Langen, Hein­rich Herzog in Schlesien, über die Lande; er trat 1319 die Lausitz und das Land Bautzen an Kőnig Johann von Böhmen ab und behielt nnr das Land Görlitz. Die Ansprüche des Markgrafen Ludwig des Aelteren von Brandenburg (Wittelsbachischen Stammes) veranlaßten 1350 einen Schiedspruch des Pfalzgrafen Ruprecht, durch welchen die Mark Lausitz dem Markgrafen, die Lande Budessin und Görlitz dem K. Karl IV. zugesprochen wurden. Von den Markgrafen Ludwig dem Römer und Otto wurden 136S König Wenzel von Böhmen und die andern Söhne des K. Karl in die Mitbelehnung der Marken Brandenburg und Lausitz aufgenommen. Im Jahre 1367 endlich verkaufte Markgraf Otto „die marke und das fürstentum zu Lusitz" an den König Wenzel. Für seinen am 22. Juni 1370 geborenen Sohn Johann schuf K. Karl IV. im J. 1377 das Herzogtum Görlitz mit den Städten Gobbin, Sommerfeld, Peitz und Fürsten­berg. In einer Urkunde von 1387 nennt sich Johann „Herzog zu Görlitz und Markgraf zu Lausitz." Er starb 1396 mit Hinterlassung einer Tochter Elisabeth, Erbin von Luxemburg. Etwa 100 Jahre später werden die Lande in der königlichen Kanzlei „Ober- und Niederlansitz" genannt; diese ist die eigentliche alte Lausitz, zur Oberlausitz ge­hören offenbar die Lande Bautzen und Görlitz. Weitere 100 Jahre später hatten sich auch die Lande selbst an diese Bezeichnung gewöhnt. Wapp én. In der oben erwähnten Urkunde vom 18. März 1363 (Samstag vor Iudica) durch welche der „hochgeborne Fürst und her Wenczlaw, unsers herren des Keisers erstgeborner Son, und alle des egenanten unsers herren erben mannes gesiechte" in die Mitbelehnung der Markgrafschaften Brandenburg und Lausitz aufgenommen wurden, űn^.et sich die Bestimmung daz sie alle und ir iglicher besunder sich mark­graven zu Brandenburg und zu Lusicz nennen und schriben, und der markgrafscheffte und fursten­tume zu Brandenburg und zu Lusicz czeichen und wapen in banyren und onch sust nach furstenlichen siten allweg nach freier willekür uff­werfen und füren mugen *). Von diesem Zugeständnisse ist schon Gebrauch ge­macht in dem Siegel, welches gleich nachher fur den so­eben gekrönten König Wenzel geschaffen wurde. Dieses hat die Umschrift: Wenceslaus quartus dei gracia Boemie rei, Bran­deuburgensis et Lusatiae marchio, Luczenburgensis et Slesie dux und das Siegelfeld zeigt das königliche Kind (geb. 26. Febr. 1361) thronend, umgeben von sieben Schilden, unter diesen die Schilde Lausitz (Ochse) und des Landes Budessin (Zinnen; vergleiche die vergrößerte Abbildung auf Taf. 1). Hätte damals ein Wappen für das Land Görlitz schon bestanden, so würde es mit dem gleichen Rechte, wie das für Budessin, in das königliche Siegel aufgenommen wor­den sein. Wahrscheinlich sollten damals noch beide Hälften des alten Landes Budessin durch den Zinnen­schild vertreten werden. Die Schöpfung eines Sonder­wappens wurde aber 1377 nötig durch die Errichtung des Herzogtums Görlitz für Johann, den jüngeren Sohn des Kaisers Karl IV. Die erste Kunde von diesem Wappen gibt uns der Bericht eines Zeitgenossen2) über das Leichenbegängnis des Kaisers Karl IV. (begraben am ll. Dezember 1378 zu Prag). Bei dieser Feierlichkeit wurden nach fürst­licher Sitte die Fahnen der von dem Kaiser beherrschten Lande getragen. Die Augenzeugen erzählen nun 1) Dr. A. F. Büsching V. Teil (Hamburg 1789) S. 314. 1) Riedel, cod. dipl. II. Hauptteil II. Band S. 445. 2) Verfasser einer Augsburger Chronik von 1368—1406 (Chroniken der deutschen Städte IV, 60 f.)

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