O. T. von Hefner: Der Adel der gefürsteten Grafschaft Tirol

Vorwort

Vorwort. Mch übergebe in Nachfolgendem meinen Lesern die genealogisch - heraldische Behandlung des Adels in der gefürsteten Grafschaft Tirol. Es ist mit dieser Arbeit zugleich der Anfang der Herausgabe des österreichischen Adels gemacht, den ich nach den einzelnen Provinzen nach und nach zu geben gedenke. Dass ich Tirol den anderen Provinzen vorgesezt, hat lediglich darin seinen Grund, dass mir für dieses Land die meisten Materialien zu Handen waren, und soll also keinerlei Vorzug gegen den Adel anderer Provinzen prätendiren. Die Quellen, die ich hier benüzte und benüzen konnte, lassen sich so ziemlich auf eine zurückführen. Zwar habe ich in öffentli­cher Ausschreibung*) mich an den Adel des Landes um Beiträge in diesem Betreff gewendet, allein wenn ich nach dem Resultate dieser Aufforderung oder beziehungsweise nach der Menge der hierauf eingelaufenen Briefe auf die Zahl und Theilnahme des Tiroler - Adels zu schliessen veranlasst wäre, so müsste sich diese auf ein Minimum reduziren, da im Ganzen — sieben Kompetenten von dieser Ausschreibung Notiz genommen haben. Glücklicherweise war unter diesen aber ein Mann, der das Fehlende in hinreichendem Maasse ersezte, ich nenne den Grafen Joseph von Trautt­mannstorff auf Trauttmannstorff bei Meran, k. k. Kämmerer und Rittmeister in der Armee. Wäre dieser in Tirol und Oesterreich auch weiter gekannte und geehrte Genealoge mir nicht mit dem reichen Schaze seiner Kenntnisse und Sammlungen zu Hülfe gekommen, so wäre ich — ich nehme keinen Anstand es offen zu bekennen — nie im Stande gewesen, die nachfolgende Arbeit in der Weise herzustellen, wie sie meinen Lesern hier vor Augen liegt. Graf Trauttmannstorff hat mir nicht nur eine Abschrift des im Ferdinandeum befindlichen Manuskriptes „Genealogien des Tiroler - Adels vom Domherrn v. Mayerhofer", sondern auch eine grosse Anzahl von Diplomen, Geschlechts-Behandlungen, einzelnen Notizen, sowie auch ein vollständiges Tiroler-Wappenbuch zur Benüzung in äusserst zuvorkommender Weise mitgetheilt. Dafür sei ihm hier öffentlicher Dank gesagt. Was ausserdem an Quellen für den Tiroler-Adel vorlag, verdient kaum der Erwähnung, da die bedeutendste unter diesen — v. Brandis, Ehrenkränzlein des Tirolerischen Adlers — an sich fast unbrauchbar geworden ist. Was nun die hier gegebenen Tiroler-Geschlechter betrifft, so zerfallen sie in zwei Abtheilungen, davon die erste den blühenden immatrikulirten oder landständischen Adel, die andere cine Anzahl nicht-landständischer aber in Tirol blühender bekannter Geschlechter giebt. Ich war der Natur der Sache gemäss genöthigt, den Tiroler-Adel in dieser Weise zu trennen und die leztere Abtheilung in einem Anhang besonders zu behandeln. In Bezug der Auswahl der Familien habe ich mich vorzüglich an die Direktiven des Grafen Trauttmannstorff gehalten, und glaube dadurch um so sicherer die richtige Mitte eingehalten zu haben. Von den in der lezt-veröffentlichten Tiroler-Matrikel aus dem Jahre 1848 aufgeführten 769 Geschlechtern, sind bei weitem die Mehrzahl schon erloschen, und von den noch lebenden ein guter Theil ausser Landes, so dass ich die Zahl der wirklich in Tirol blühenden landständischen Geschlechter auf 157 zurückbringen konnte. Von nicht­immatrikulirtem Tiroler-Adel habe ich 34, also zusammen 191 Geschlechter mit 324 Wappen auf 27 Tafeln gegeben. Die Matrikel des Tiroler-Adels ist sehr alt, obwol sich das Jahr der ersten Einrichtung derselben nicht mehr genau bestimmen lässt. Es werden darin die Namen aller einmal landstän­disch gewesenen oder noch landständischen Geschlechter aufgeführt, wobei jedoch nur bei den wenigsten *) Bote für Tirol und Vorarlberg N. 103. Innsbruck, 6. Mai 1856.

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