G. A. von Mülverstedt: Abgestorbener Adel der Saechsischen Herzogtümer

Vorwort

Vorwort. Die gegenwärtige Arbeit füllt eine bis jetzt fühlbare Lücke in dem grossen Wappen­werke des „Neuen Siebmacher" aus. Dasselbe hat seit einer Reihe von Jahren nothwendiger Weise — nach neuerem Vorgange — auch Abtheilungen aufgenommen, welche die Darstellung der Wappenbilder „ausgestorbener" Adelsgeschlechter in den einzelnen deutschen Staaten zum Gegenstande haben. So wurden von mir die Wappen des ausgestorbenen Adels in den Preus­sischen Provinzen Ost- und Westpreussen, Brandenburg, Pommern und Sachsen (nebst Supple­menten), von Meklenburg und Anhalt publizirt, woneben auch die Provinz Schlesien in dem Herrn Pfarrer Boczek einen berufenen Bearbeiter fand. Der Begriff der „Abgestorbenheit des Adels" in den einzelnen Staaten wurde von mir anfänglich so gefasst, dass nur die in ihnen mit ländlichem Grundbesitz begütert gewesenen Geschlechter in Betracht kommen sollten. Indessen lag bald die Veranlassung vor, auch diejenigen Familien zu berücksichtigen, von denen Mit­glieder sich vorübergehend oder längere Zeit hindurch in Hof-, Civil- oder Militärdiensten der Regenten der betreffenden Staaten befunden haben. Wenn solche Familien nicht in anderen Staaten von altersher begütert waren, so würde man zur Mitteilung ihrer Wappen nach obigem Grundsätze keinen Anlass gefunden haben, zumal, wenn es nobilitirte Familien waren, fur welche die heraldischen und genealogischen Quellen, wie bekannt, nur spärlich thessen oder sehr ver­borgen sind. Als eine Hauptsache musste der Text über diese „ausgestorbenen" Geschlechter be­trachtet werden, der vor der Wappenbeschreibung nicht nur wenn ein vollständiges Erlöschen stattfand, die Angabe der Zeit desselben oder des Verschwindens aus der Reihe des Adels in dem betreffenden Staate zu enthalten hatte, sondern meiner Ansicht nach auch über das Alter, die Herkunft der betreffenden Familien, ihrer Begüterung und daneben Orientirendes über we­nigstens einige bekannte oder hervorragende Mitglieder. Sonach musste der Text wesentlich und völlig verschieden von demjenigen sein, der den Wappenbeschreibungen des blühenden Adels in mehreren deutschen Staaten früher von anderer Hand — meistens völlig nichtssagend beige­geben war. Er erforderte dies trotz der gebotenen Kürze ein eingehendes, meistens anstrengendes Studium in den Urkundenbüchern und der sonstigen historischen Litteratur über die in Betracht kommenden Staaten, von der Benutzung handschriftlicher Quellen, wo sie zu erreichen waren, ab­gesehen. So ist denn auch das vorliegende Werk die Frucht langer und schwieriger For­schungen, wie unten gezeigt werden wird. Grosse langjährige Sammlungen über den gesammten Adel in den sächsischen Fürsten­thümern und die Wahrnehmung, dass die Wappen eines sehr beträchtlichen Theiles desselben entweder unzulänglich und mangelhaft, oder nur in oft ungenügenden Beschreibungen bekannt gemacht waren, wenn nicht ganz fehlten, ja dass viele Familien selbst in der Adelslitteratur nicht gefunden wurden, veranlassten den Versuch zur Bearbeitung des vorliegenden Werkes. VI. 12.

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