Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)

1842-06-03 / nr. 43

191 Bremgarten zurbeberufen. Dieser edle Freund war unterdessen thätig gewesen, um dem im Gebirge irrenden Prinzen ein Unterkommen zu verschaffen. Montesquiou wußte, daß in Reichenau in Grau­­bünd­en eine reformirtzfatholische Erziehungsanstalt errichtet worden sei. Die entfernte und verborgene Lage dieses Orts war jedenfalls sehr dazu geeignet, seinem jungen Freunde einen Zufluchtsort zu sichern, und einen solchen für ihn auszumitteln, wurde um so nothwendiger, als er von Zürich aus Winke erhalten hatte, daß man wisse , daß die Orleans­­schen Flüchtlinge noch in der Schweiz verweilten, und es sich immer mehr herausstellte , daß die Schweizer­ Regierungen sich nicht weigern konnten, den Vorstellungen gegen den Aufenthalt der Orleans auf eidgenössischem Gebiete Folge zu geben. In der leßten Zeit waren diese Vorstellungen dringender und drohender geworden, besonders von Seiten Oesterreichs und der Französischen Republik. Beide nämlich sahen in Ludwig Philipp, auch wenn man sein Einverständniß voraussegte , einen Candidat der Vermittelung zwischen der Republik, als legtem Ausdrucke der Revolution, und einer Wiederher­­stellung der alten Monarchie. Aus ganz entgegen­­geseßten Gründen trafen also beide Ansichten zu­­sammen in Beziehung auf die Gefahr womit Lud­­wig Philipp's Rückkehr nach Frankreich ihre Ab­­sichten bedrohte. Bremgarten gehörte damals Bern und Zürich gemeinschaftlich) , und der Schultheiß Hottinger brachte drei Monate des Jahres als Land­­vogt in Bremgarten zu. Er und der Bürgermeister Wyß in Zürich waren den erlauchten Flüchtlingen freundlich gesinnt und suchten nach Möglichkeit die Verfolgung von ihnen abzuwenden. Durch sie wurde Montesquiou immer unterrichtet von den Maßregeln, die man von den Cantonsregierungen in Beziehung auf Ludwig Philipp verlangte. So erfuhr er auch, daß es gerathen sei , ihn je eher je lieber diesen Nachstrebungen zu entziehen. Montesquiou kannte genau den Herrn v. Jost, der ein Mitbesißer des Instituts in Reichenau war. Herr v. Jost hatte nämlich in der Französischen Schweizergarde und nachher bei Montesquiou's Heer in Savoyen gedient. Dieser wußte, daß Herr von Jost ein ausgezeichneter Offizier, ein Mann von ritterlichem Ehrgefühl und ihm sehr ergeben war. Zugleich hatte er in Erfahrung gebracht, daß man in Reichenau die Ankunft eines Französischen Lehrers Chabaud-Latour erwarte , der bis jeit noch nicht eingetroffen war. Montesquiou faßte den Plan, „Ludwig Philipp an Chabaud's Stelle und unter seinem Namen als Lehrer in Reichenau auf­­treten zu lassen. So glaubte er mit Recht, daß der Prinz am Besten allen Verfolgungen entzogen wäre. Er ließ seinen Wunsch Herrn von Soft mittheilen durch den Neffen des Herrn von Genlis, den jungen Du­ Crest-Sillery , der mit Ludwig Phi­­lipp und Dumouriez entflohen war, bereit, den Wunsch des Generals zu erfüllen , um von seiner Seite mitzuwirken zur Sicherstellung des Nachkom­­mens eines so erlaub­ten Hauses. Er stellte aber vor , daß der Plan nicht ausgeführt werden könne, ohne die Mitvorsteher des Instituts , die Herren I. C. von Tscharner und Professor Nasemann in das Geheimniß zu ziehen. Zugleich überzeugte Jost den General von der Gefahrlosigkeit, die wahre Lage so ehrenwerthen Männern mitzutheilen. Schluß folgt.­ Die Sachsen in Siebenbürgen und das ungarische Reich. Fortsetzung.­ 1420 hält die sächsische Geistlichkeit eine Sy­­node zu Mediasch. Die Abgeordneten des Burzen­­länder Capitels werfen unter andern die Frage auf, in wie viel Decanate die säsidischen Pfarrer in Sie­­benbürgen eingetheilt würden , wenn dem ganzen Clerus auferlegte Abgaben auf die einzelnen aufge­­theilt werden sollten. Die Dechanten des Media­­sher und Mühlbacher Capitels erklären, daß der Clerus in Rücksicht gemeinschaftlich zu tragender Lasten von Alters her in neun Decanate getheilt gewesen sei, so zwar, daß zu der Weißenburger Diocese gehörig se­in Capitel, zu der Hermanns­städter Propstei z­wei Capitel und im Burzen­­länder Distrikt nur ein Capitel gewesen sei, 1420. Während K. Sigismund entfernt von Ungarn gegen die Hussiten kämpfte fielen die Türken mehrmals verheerend in Siebenbürgen ein. Ein sächsisches National - Universitäts - Protokoll erwähnt zu diesem Jahr: Nota. Im Jahr des Herrn 1420, Freitag vor dem Fest des heil. Michael ist Szászvaros durch die Türken verwüstet worden und die Einwohner aus dem Százvaroser Stuhl sind gefangen weg­­geführt worden und drei Tage vorher ist der Waida Nicolaus de Chaak mit großem Verlust von den Türken in die Flucht geschlagen­ worden.“ — Fer:

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