Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)

1842-11-08 / nr. 88

871 als er sein Wuthgeheul in ein Wimmern des Schmerzes verwandelte und in Klagetöne auflös­te. Der Baron trat zu ihm heran und fragte ihn, was er denn gethan habe, das man ihn so hätte binden müssen. Er antwortete, man habe ihm seine Anz­­elicn geraubt, und da habe er den Medor erschlas­sen wollen. Der arme Schelm hielt sich für No­­land , und eben­so unglücklich als sein Patron, war sein Irrwahn ein rasender. Der Baron beruhigte ihn sanft, indem er ihm versicherte, Angelica sei wider ihren Willen entführt worden und würde bei erster Gelegenheit den Hän­­den ihrer Räuber entfliehen, um wieder zu ihm zu kommen. Diese Verheißung, mit weicher und über­­redender Stimme wiederholt , besänftigte den trost­­losen Liebhaber allmählig , und er bat nun, ihn wieder loszubinden Der Baron verlangte von ihm sein Ehrenwort, daß er seine Freiheit nicht bewußen werde, um hinter Angelica herzulaufen , und als der Irre­ dies treus herzig gegeben hatte, da lösete er seine Bande und­­ zog ihm unter Aeußerungen des Bedauerns über das ihm widerfahrene Unglück die Z­wangsjade aus. Diese Theilnahme für eingebildete Leiden b­at ihre Wirkung, obwohl nun frei, versuchte der Irre nich einmal aufzustehen , sondern nahm nur eine sißende Stellung in seinem Bette an. Er schluchzte heftig, ohne zum Weinen zu kommen ; auch hatte er das ganze Jahr , welches er in der Anstalt aus­gebracht, noch keine Thräne vergossen. Der Baron hatte schon Vieles versucht, ihn dazu zu bringen, weil er der Ueberzeugung war, daß er dann genesen würde ; er wollte nun noch den Versuch anstellen, ihm eines Tages anzuzeigen, daß seine Angelica gestorben sei , und ihn dann einem Scheinbegräb­­nisse, derselben, beiwohnen lassen. F­­­ortfegung folgt.) ‚ Urtheile des Auslandes über Karl Filtsch. Schluß.) So­ erlaube mir demn der Leser , daß ich diese Mittheilungen diesmal, ‚mit­ der Ueberfegung einer ausführlichen, in­ Brüsseler Blättern vor kurzer Zeit erschienenen französischen Beurtheilung von Filetchens Spiel beschließe. B Veranlaßt wurde sie durch­ die Proben seiner Fortschritte , welche derselbe während seines kurzen Aufenthaltes in Brüssel vor dem Dir­­ector und mehreren Professoren des dasigen Con­­servatoriums ablegte. hr Verfasser , der f. belgi- Beamte Zani de Ferranti, Professor an dem Conservatorium und Virtuose auf der Guitarre, be­­gleitete sie enthalten ist, mit junger die wenigen Worte, die über Sie geschrieben , zuschie , um Ihnen zu be­­weisen , wie sehr ich durch Ihr allerliebstes Talent bezaubert (enchante) bin. Nur bedaure fere, nest pas perdu), wieder nach Brüssel, so­ will im Ihnen den Beweis dafür geben. Adieu mein Liebster , empfangen Sie meine aufrichtigen Wünsche, und meine herzlichsten Grüße an Ihren Kommen Sie Herrn Bruder. Ganz der Ihrige M. A. Zani de Ferranti. — Karl das aber nicht mehr Er ein Kind zwölf Jahren, als zehn Jahre alt aussieht, ist in Hermannstadt geboren , *) in jenem Theil von Siebenbürgen, welcher das Sachsenland heißt. Zum Lehrer hat er einen gewissen Mittag gehabt, von dem ich in der „Biographie universelle des musiciens “­, seine Spur finde, ein Umstand, welcher ihn seineswegs hindern würde ein ausgezeich­­neter Lehrer zu sein So ist Filtsch ein Mitschüler Thalbergs gewesen. In Wien hat ihn später der leitere mit seinem Rab­e unterstüßt , und in Paris endlich hat das Glück gehabt die HH, Chopin und Lißt zu Meistern zu erhalten. Da haben Sie seine ganze Geschichte und die Geschichte seines Talentes, welche die sechs Stücke , die ich ihn spielen gehört, vollständig wiederholen. Er spielte eine Mosaik von Lißt über Motive aus Lucie, eine „Centre­“ von Thalberg , eine Ballade von­ Chopin, zwei Fugen von Bach, und eine „bluette“( ?) von seiner eignen Composition. Es ist unnöthig über diese Stücke ein Urtheil zu fällen; mit Ausnahme des leßten sind sie alle jedermann bekannt. Was aber nicht be­­kannt ist , und alle Welt überraschen (surprendre) muß, das ist alle die Begeisterung, alle die Kraft, Anm. des Verf. 2) Allg. Bibliographie der Tonkünstler. Anm. d. Berf­ 8) Bluette Fünk­en, wisige Kleinigkeit, Wißspiel, Ich ziehe es vor, den Französischen Ausdruc beizubehalten, um nicht vielleicht den paffendsten deutschen zu verfehlen. Anm. des Verf. ! ' sehe das Blatt, in welchem folgendem Freund! daß Erlauben eben Filtsch Sie - Briefe an Karl Filtsch : „Mein ein ganzes Blatt widmen konnte, ist nicht aufgehoben — Weil wir, Sie, ich selbst Ihnen gehört ?­­=­ Wer ich ihm nicht aufgeschoben und — mein schreibt werthester Freund,­­ ich (ce qui est dil­­der vom Piano sprechen , haben Sie Filtsch ist von ich, daß allein Recensent den jungen ! ist denn dieser junge Filtsch? 1) Karl Filtsch stammt wohl aus Hermannstadt, ist aber in Mühlbach , wo sein Vater als ev. Stadtpfarrer lebt, geboren. : ; nn

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