Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)

1842-11-22 / nr. 92

* 386 Zeiten verbunden , können sich also nicht nach Gut­­dürfen von denselben trennen, und wenn endlich eine Trennung auch den übrigen Theilen der Mo­­narchie gewiß sehr schmerzlich­ fallen würde, so würden doch Ungarn und Siebenbürgen am meisten dabei verlieren. Da demnach dennoch manche Bande zwischen Oesterreich und Ungarn bestehen , welche sich nicht abläugnen lassen , so ist es unrichtig , uns flug , ja unsern Staatsverhältnissen ganz zuwider, Oesterreich zum Ausland zu rechnen. — Die an­­dere ungarische Zeitung Mult es jelen verfällt beis nahe in den entgegengesetten Fehler , denn unter der gemeinschaftlichen Rubrik: Einheimische Nachrichten (Honi Tudositäsok) gibt sie Neu­­igkeiten aus der gesammten österreichischen Monarchie. Nun bildet zwar unser Vaterland, wie wir gesehen haben, wirklich einen ergänzenden und unablösbaren Theil dieser Monarchie, indessen ist Oesterreich doch nicht unsere Heimath, und die Hauptrubrik würde daher viel richtiger den Titel: Oesterreichische Monarchie führen. Aber diese Benennung lie­­ben wir nicht, und würden lieber hören , wenn es: Ungarische Monarchie hieße. Doch da der Sprachgebrauch von ganz Europa, welchen wir­­ vergebens bekämpfen würden, es so mit sich bringt, und es unserm gottseligen Landesherrn gefallen hat, bei Bildung des österreichischen Kaiserstaates der Gesammtheit der seinem Scepter gehor­enden Länder diesen Titel zu geben, so müssen wir es uns nun schon gefallen lassen. Unstreitig hat bei der Wahl dieses Titels das historische Prinzip vorge­­waltet , und da der habsburgische Herrscherstamm zuerst die österreichischen Erbländer erhielt, und erst dritthalb Jahrhunderte später Böhmen und Ungarn bleibend erwarb , so sind ohne Zweifel jene als der Kern der ganzen Monarchie zu betrachten, an den­ sich dann nach und nach die übrigen Länder an­­reihten. Das Irrenhaus zu Palermo. (Hortregung.) Der Graf Rizzari, dem nur die Hoffnung auf Rache geblieben war, zog sogleich bei dem Ver­­wundeten die nöthigen Nachrichten, welche ihn bei der Verfolgung der Mörder leiten konnten, ein. Un­­glücklicherweise waren diese Nachrichten sehr unbe­stimmt : die Raubmörder waren sieben an der Zahl und trugen, gegen die Gewohnheit der Banditen wahrscheinlich der­­ größern Sicherheit wegen , Masken. Unter den sieben Banditen hatte sich ein so kleiner und schmächtiger befunden , daß der Verwundete in ihm eine Frau zu erkennen glaubte. Als der junge Graf getödtet worden war , näherte sich einer der Banditen dem Leichnam, betrachtete ihn aufmerksam, gab dem schmächtigen unter seinen Kameraden ein Zeicen, heranzukommen und fragte : — „Ist er es wirklich ? “ - „Ja,“ = antwortete lakonisch der Ger­fragte. Dann zogen sich. Beide zurück und sprachen ei­­nen Augenblic flüsternd mit­einander, worauf sie sich schnell auf ihre Pferde warfen , welche gesattelt und gezäumt in einem Felsenwinkel standen, und verschwanden , indem sie es den übrigen Banditen überließen, die Taschen und Mantelsäcke des jungen Grafen zu untersuchen.­­ Was den Verwundeten betrifft, so hatte er sich todt gestellt, und da man bei ihm als einem Be­­dienten weniger Geld vermuthete, als bei seinem Herrn, so hatte man sich­ nicht die Mühe genommen, ihn genauer zu durchsuchen ; nachdem ihm jedoch die Börse und die Uhr abgenommen worden, waren­­ die Banditen davon geeilt, die Leichname ihrer beiden getödteten Kameraden mit sich in die Gebirge nehmen. Es war nicht möglich, die Mörder zu verfolgen. Die beiden Grafen vertrauten daher diese Sorge der Polizei von Syrakus und Catanea an. Das Resultat davon war, daß die Verbrecher unentdeckt und unbestraft blieben. Don Ramiro aber wurde nach Catanea gebracht und daselbst würdig in der Gruft seiner Ahnen beigeseßt. Diese Begebenheit , so schreilich sie auch für die beiden Familien war, hatte dennoch , wie Alles, was auf dieser Erde geschieht, ihre guten und ihre schlimmen Folgen. Nach dem Tode Ramiro's ward Albano das Haupt der Familie. Es ward nicht mehr daran gedacht, ihn in den geistlichen Stand eintreten zu lassen. Ihm lag es jeßt ob, den Nas men und das Geschlecht der Rizzari fortzupflanzen. Er ward daher nach Catanea zurückberufen. Wir wollen nicht den Herzenszustand der beiden jungen Leute genau analysiren. Auch­­ das reinste Herz hat seinen Winkel , in dem es Hoffnungen aus dem Unglück Anderer baut; in diesem Winkel fühlten Costanza und Albano , als sie sich wieder­­sahen , die Hoffnung einst einander anzugehören von Neuem aufleben. In der That stand ihrer Vereinigung feßt kein Hinderniß entgegen; auch kamen die Väter eben so . Siciliens, "4

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