Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)

1842-07-01 / nr. 51

1842. Dritter Hermannstadt, den 1. Juli. Nr. 51. Jahrgang Aus dem Tagebuche eines Journalisten. Ferienlaunen.*­ 9. Sie versprachen mir neulich eine Geschichte des Landtags von 1653 , begann der Freund, als er an folgenden Morgen in mein Zimmer trat. Sie enthalte, so sagten Sie mir , Analogien zur­ Beur­­theilung der Gegenwart und An­aid Die lehrreichsten­, mein Lieder , erwiderte ich. Wenn es ihnen genehm ist, so werde ich meinen Vortrag sogleich beginnen, ob auch das Katheder fehlt, und nicht einmal soviel Zuhörer da sind, als nach dem alten lateinischen Spruche zu einem Col­­legium gehören. Dafür aber gestatte "im Ihnen das Recht mich zu unterbrechen und zu verbessern ; in den Ferien nimmt man es nicht so genau und wir sind unter vier Augen — wer kann's erfahren ? I< danfe­, verseßte der Freund. Sie söhnen sich vorstellen, begann ich die Vor­­lesung , wie sehr es den Vorstehern der sächsischen Nation auf dem Landtage, dessen Aufgabe die Auf­­nahme aller frühern Landtagsartikel in das unter dem Namen der Approbaten Ihnen bekannte Ge­­feßbuch war, daran ‚gelegen sein mußte den Wider­­ruf aller derjenigen Artikel zu erwirken, welche ihren urkundlichen Rechten und Freiheiten entgegen waren. Gleich in den ersten Versammlungen der sächsischen Universität wurden die Mittel und Wege für diesen Zwe besprochen , und der Beschluß gefaßt, man solle — erlauben Sie mir, daß ich öfters den Vers­fasser des Tagebuchs über jenen denkwürdigen Land­­tag, den damaligen Provinzialnotar Johann Si­­monius an meiner Statt erzählen lasse, == secundum a rege (Rakozi's II. Secretär Johann Hartmann) an die Hand nehmen, bei demselben cum promis­­sione speciosi honorarii ein Weg und Zutritt machen, wo vielleicht denen schädlichen Sachen, so mit der Zeit mit eingelassen und in den Artikulis verfaßt, möchte vorgebaut können werden , damit selbige, wo nicht alle, dem die meisten schäd­­lichsten, möchten zurückbleiben und nicht alle in discursum oder examen des Landes gebracht wer­­den. Hartmann bot seine Vermittelung an, wofern die Nation sich bereit finden wolle, zwei noch feh­­lende Basteien an der Festung von Weißenburg (dem jenigen Karlsburg) zu bauen. So war denn damals , unterbracht mich mein Freund , der klare Wortlaut der Privilegien nicht ausreichend, um vorhandne Rechte zu schüßen, und verlorne­n wieder zu erwerben ? Warum stören Sie mich in­ dem Traum von einem goldenen Zeitalter meines Volkes unter unabhängigen­ und einheimischen Fürsten ? Weil wer zu lange schläft, zu spät aufwacht. Mit wenigen Ausnahmen ist die Periode der türki­­shen Sandschake — denn das waren die sogenann­­ten unabhängigen Fürsten von Siebenbürgen -- eine Periode der Willkür­ und der Sophistik. Hätte ich nur alle die silbernen Becher und gelben Füchse und ‚die­ blanken Thaler, mit welchen damals die Nation der Logik und dem schlafenden Rechtsgefühle nach­­helfen mußte! Auch 1653 riethen einige Männer der Nation zur Berufung auf die Privilegien ; aber, erwiderten andere, es finden sich unreife Interpretes, TRANSSILVANIA. Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Hebt mich das Glück , so bin ich froh Und sing in dulei Jubilo; Senkt sich das Rad und quetscht mich nieder, So denk? ich­ nun, es hebt sich wieder. Göthe. GEIE u nen nn nn = *) Fortsezung von Nr. 8 der Transsilvania. -

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