Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-09-26 / nr. 76

327 Verbindung die Nationalsprache mit der Nationali­­tät stehe, nur von dem ihm zur vollen Ueberzeugung gewordenen Grundsage gehe er aus, daß die Geseß­­gebung bei Erlassung von Geseßen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Auge behalten müsse. Wenn er die Verhältnisse und deren mögliche Fol­­gen erwäge, wenn er den Geseßesentwurf in Bes­trachtung ziehe, so sei er überzeugt, wenn jemals, so sei jeit der Zeitpunct eingetreten, unsere Nationa­­lität und unsere mit derselben in unzertrennlichem Zusammenhange stehende Nationalsprache auf den höchsten Standpunkt zu erheben. Möge es Gott verhüten, daß der Augenloli nahe sei, wo die er­­starkte magyarische Nationalität die kräftigste Schuß­­wehr des Königsthrons sein wird.­­­ Daher würde er auch vom Mehrerem, als dem gegenwärtigen Ges­­egesvorschlag beitreten, und sei bereit, alles dasjenige zu unterstoßen, was in dieser Sache auf dem Wege der Geseßgebung geschehen muß und kann. — Rück­­sichtlich Croatiens sei er von der Unwiderlegbarkeit der angeführten Gründe keineswegs überzeugt z. B. daß es in Kroatien auch dermalen seine Individuen gebe, welche vollkommen ungarisch zu schreiben und zu sprechen im Stande wären; dieß ist feit und gründlich zu beantworten. Es ist eine schmerzliche Wahrheit, daß die Croaten im Verlauf so vieler Jahre, ungeachtet 1825 im Reichstagssaale Alles mündlich versprochen wurde, dennoch bis heut zu Tage nicht ungarisch gelernt haben. Da sie aber während des französischen Einbruchs französisch, un­­ter deutscher Regierung aber deutsch zu schreiben und zu sprechen plößlich im Stande waren, so ist hier error non in intellectu , sed in voluntate. Doch hievon wolle der Redner schweigen, und wenn er die Verhältnisse betrachte, welche ihm in Schredensges­­talt vor Augen stehen, — denn die auf die höchste Stufe gestiegene Gereiztheit drohe mit Zerreiffung des Landes, welches durch so viele Jahrhunderte das wackere croatische Volk an das magyarische unfrenn­­bar knüpfte, wo gleiche Freuden und Lasten des Ta­­ges über Croaten und Magyaren sich verbreiteten — so wollte er seineswegs sich von unsern wadern cro­­atischen Landsleuten trennen, sondern sei stets bereit, nach den Worten des berühmten Zrinyi, der halb Croate, halb Magyare gewesen, seinen Leidensgenossen ans­ Herz zu drücken, sollte er ihn auch beim Schopf herbeiziehen. Es beseele ihn übrigens die sichere Hoff­­nung, daß auch jene croatischen Individuen, welche vielleicht von der Anstellung des Panslavismus be­­fangen sind, erwachen, in sich gehen, und endlich sich davon überzeugen werden, daß das Vaterland und der König nur von der vereinigten großen Nation in den Tagen der Gefahr wirksame Dienste erwar­­ten könne. Sind erst diese berühmten beiden Völker vereinigt, mögen dann immer die durch den Nord­­wind aufgeregten Wasser des so schrecklich geschil­­derten weiten Meeres des Panslavismus toben ; die Magyaren, welche einst das geliebte Vaterland aus diesem V­ölkermeere zu retten wußten, werden auch in ihren Enkeln treue Nacheiferer finden. Ein Graf, der hierauf das Wort nahm, wollte auf den ersten Theil der gestern von einem Baron gehaltenen langen Rede nicht antworten, so viel aber den zweiten Theil derselben betrifft, welcher nichts an­­deres, als gegen die magyarische Nation gerichtete unverdiente Beschwerden enthalte, so könne er die­­selben seinerseits nicht mit Stillschweigen übergehen; denn wenn er gleich die gegen einzelne Männer ge­­richteten derlei Klagen mit Stillschweigen übergehen könnte , so sei er doch dieß rücksich­lich solche Be­­schwerden nicht im Stande, welche eine ganze Nation betreffen, und er werde dies auch um so weniger thun, da er hiedurch die Würde des ganzen gefeßges­benden Körpers verlegt erachte. Der Baron beklagt sich über die Verlegung der Nationalität einer Nation, die er in voller Kraft aufrecht zu erhalten wünscht. Der Redner wisse nicht, für welche Nation der hochverehrte Baron ein Vertreter sei, die Interessen welcher Nation derselbe vertheidige, er möge ihm daher verzeihen, wenn er ihn hierüber um eine Erklärung ersuche. Dies thue er deswegen, weil er für den Fall, wenn der Baron die Interessen der croatischen Nation vertrete, er gar keinen Grund zu einer Klage einsehe, und zwar das rum, weil die magoyarische Nation die croa­ische nie­­mals verlegte, sondern stets die Interessen der vers­bündeten Länder vertheidigte; dies beweisen zahlreiche Geseße und selbst der Verlauf der gestrigen Debat­­ten; der hochverehrte Baron habe also gar keinen Grund für die von ihm vorgebrachte ungegrün­­dete Beschwerde.­­­­ Wenn aber der Baron ein Vertheidiger jenes Haufens sei, welcher bei der Agramer Restauration und bei Gelegenheit der legten Landescongregation diesem Lande so viele Beunruhigungen verursachte , wenn er z. B. die Interessen der illyrischen Partei vertheidigen sollte , was jedoch der Redner unmög­­lich glauben könne , so habe er an dann keinen Grund zu einer Beschwerde, denn es liege im Inter­­esse nicht nur der magyarischen Nation, sondern selbst

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