Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-10-27 / nr. 85

f FREE ee 367 Er schreibt Apologien gegen Einwürfe und Ausstel­­lungen, welche gemacht werden können. (Fortsetzung folgt.) Komische Korsikaner:Rache. Rigaldi ist ein stark gebräunter Korsikaner , dessen schwarzes Auge und starker s­warzer Lowen­­bart seinem Gesicht ein ziemlich drohendes Ansehen verleihen. Nichts­destoweniger versichert er, der fried­­fertigste Mensch zu sein, obgleich ein Bewohner des Marais zu Paris, Namens Bonjeu, ihn beschul­­digt, daß er für nichts und wieder nichts­ ihm einen furchtbaren Nasenstüber gegeben habe. „Denken Sie sich etwas Unerhörtes, meine Herrn Richter,“ hob der­ Kläger vor dem Zuchtpolizeige­­richt an; „etwas, das noch nie erhört worden ist. Von Kindesbeinen bis zu meinem Mannes-Alter habe ich nicht die Ehre gehabt, den hier anwesenden verklagten Herrn zu kennen, der mir nichts desto we­­niger bei der ersten Begegnung einen furchtbaren Nasenstüber zu geben sich unterfängt. Ist so etwas nicht höchst demüthigend und so zu sagen aus der Beuth... Rigaldi: „Mein Herr, ich kenne Sie ebenso wenig, als Sie mich. Aber was nur mehr Ihr Erz staunen erregen wird, so muß ich Ihnen sagen, daß iM expre die Reise von Ajaccio nach Paris gemacht habe, um Ihnen einen Nasenstüber zu geben. Bonjeu. Expre, um mir einen Nasenstüber zu geben? Nun, das muß ich gestehen, das ist noch mehr als aus der Haut fahrend, das ist . . . , das ist sehr sonderbar. Präsident, Rigaldi, ist es wahr, daß Sie den Kläger nicht kennen? Rigaldi. Es ist die allerreinste und lauterste Wahrheit. = Prüf. Sie haben also auch keinen Beweggrund gehabt, über ihn entrüstet zu sein ? Rigaldi. Persönlich nigt den mindesten. Bonjeu. Persönlich oder nicht persönlich, was verschlägt das mir! Bisher war ich der Meinung, daß man zu Paris, wenn man Niemand in den­ Weg trete, wenigstens ruhig den seinigen fortlegen könne. Leider habe i­­an mir selbst die Erfahrung machen müssen , daß auch diese­ Regel nicht ohne Ausnahme sei. Hören Sie weine Geschichte, meine Herrn. Ia begegne ein Gesicht, nebst was­ dazu gehört, das ich in meinem Leben nicht gesehen. Dies Gesicht sagt zu mir: „Sind Sie Herr Bonjeu ?“ — Ja, mein Herr, Ihnen zu dienen. = „Ihr Ras­ter hat wahrscheinlich ebenfalls Bonjeu geheißen ?“ — Das versteht sich von selbst, mein Herr. — „Ihr Vater hat sie 1786 zu Ajaccio aufgehalten “ — Ja, mein Herr, als pariser Kleidermacher. — „„Sie sind also gewiß der Sohn des Bonjeu, wel­­cher zu Ajaccio wohnte?“ — Ja, mein Herr, ja. Was wollen Sie von mir? — „Richten Sie den Kopf ein wenig in die Höhe.“ — Warum? — „Nun, richten­ Sie nur, so, so, plan..... und in demselben Augenblick erhält man einen schauderhaf­­ten Nasenstüber. Man schreit um Hülfe, es sam­­meln sich Leute, es wird gefragt, was sich zugetra­­gen? Nichts , heißt es, nichts, der Herr hat nur einen Nasenstüber bekommen, und alle Welt lacht... Wie angenehm das ist­ Rigaldi. Die Sache verhält sich genau, wie Sie sagen. Ich unterschreibe alles Punkt für Punkt, und da ich jeßt zufrieden gestelle bin, werde ich ohne weiteres nach Korsika zurückkehren. Präs. Nicht eher , als bis die Angelegenheit , welche Sie vor uns gebracht, in Richtigkeit ist. Warum haben Sie einen Ihnen gänzlich Unbe­­kannten so thatsächlich beleidigt, wie es der Fall gewesen. Rigaldi. Die Sache ist ganz einfach, und ich hoffe, daß Sie mein Verfahren billigen werden. Im seäten Winter durchging ich einige Familien­­schriften, und erblickte unter andern auch ein von meinem Vater herrührendes Papier mit der Ueber­­schrift: „Al figlio mio,­“ worauf ich folgende Ber merfung fand: „Den 16. April 1786 habe ich von meinem Lehrmeister, dem Kleidermacher Bonjeu, von Paris, dermalen zu Ajaccio wohnhaft, einen Nasenstüber erhalten. Borjeu ist von hier abgereist, ohne daß ich den Nasenstüber ihm habe zurückgeben können. Du weißt, lieber Sohn, was das heißen will.“ — Tags darauf schiffte ich mich nach Mars­­eille ein, bestieg den nach Paris gehenden Postwa­­gen, erkundigte mich hier auf der Polizeis Präfektur nach Herrn Bonjeu, und erfuhr, daß zwar er selbst gestorben sei, aber daß ein Sohn von ihm noch lebe. I< suchte nun diesen Sohn auf, begegnete ihn in der Straße, erfuhr durch ihn selbst, auf meine an ihn gerichtete Fragen, daß er wirklich­ der Sohn des besagten Bonjeu sei, welcher meinen Vater mit ei­­­nem Nasenstüber regalirt, gab ihm denselben pflicht­­gemäß zurück, erfüllte dadurch die dem Verstorbenen gebührende Vendetta, und kehre nun beruhigt nach meiner Insel zurück. .

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