Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-05-23 / nr. 41

18435, EN Wideee“ Vierter [3 Rr. Aal. Friedrich Wilhelms 111. Aeußerungen über Friedrich 11,*)­­ An einem schönen milden Sommerabend im Jahre 1823 hatte im meinen Spaziergang nach dem jedem offenstehenden Sans­souci genommen. In der Nähe des Japanischen Hauses ging langsam, mit in­einander verschränkten Armen, der König auf und ab und stand ,oft, wie in Gedanken vertieft, stille. Dies bemerkend und diese seine Stimmung rennend und ehrend, wollte ich ausweichen, um Ihn nicht zu stören. Aber Er hatte mich schon gesehen. I< stand also ehrerbietig stille, und Er ging,, leicht die Hand zur Feldmaße erhebend, ernst und trübe aussehend, an mir vorüber. Bald darauf kehrte Er aber wieder um, redete mich freundlich an, und for­­derte mich auf, mit ihm zu gehen.­­ — „Sind wohl gern in Sans-souci ? “ — fragte Er. — „Ja,“ — antwortete ich — „dieser alte Barden-Hain ist mir in der Umgegend von Potsdam der interessanteste Ort, zu dem ich mich am Meisten hingezogen fühle. Er ist der ernste, ansprechende Schauplan großer Erinnerungen.“ — „Gibt,“ =­ fiel er ein,­ „allerdings viel zu denken und zu vergleichen!“ — „In den frühen Jahren 1807—8 und 1809,“ — fuhr ich fort — „bin im oft mit betrübtem Herzen hier auf - und abge: 35 Jahre lang gangen, und tröstete mich mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Gott hat sie segensreich über uns heraufgeführt, und nun wandelt sich's früher in Sans-souci.“ == „Haben Sie,“­­­ fragte der König — „Friedric I. gekannt ?“ — „I< er­­innere mich, den großen Herrn in meiner frühen Kindheit gesehen zu haben, und von daher ist mir sein Flammen - Auge unvergeßlich geblieben. Bei seiner Anwesenheit zu Hamm sollte mein seliger Vater, ein sonst fester , entschlossener Mann, im Namen der Geistlichkeit ihn anreden ; aber getroffen von seinem gewaltigen Bli , verlor er die Fassung.“ Der König lächelte und segte hinzu : „Ja, sein Auge war seines Geistes Spiegel, und dieser Geist war voll Lilie und Tiefe. “ Er eilte seinem Zeitalter voraus, stand über demselben , und Vieles, was er gedacht, geschrieben und hinterlassen , trägt jeßt erst seine Früchte.“ — „Wenn man,“ — bemerkte im — „seine Schriften lies­t, namentlich die, wo von Menschenrechten die Rede ist, dann will es scheinen, als ob seine Grundsäße milder und umfassender ge­­wesen wären, als seine Praxis , in der sich doc oft viel Härte, Willkür und Gewalt herausstelle.” Der König sah mich mit einem fixirenden ernsten Bli an,­­ nahm dann das Wort und sprach: „Was Sie da sagen , habe ich oft gehört und ge­­lesen , ist aber irrig , so sehr es auch äußerlich den Schein der Wahrheit haben mag. Man muß nur die große Verschiedenheit der Zeit bedenken, damals und jeßt, und darf in der Beurtheilung nicht den­­selben Maßstab anlegen. Was damals in der In­­dividualität des großen Mannes ihm und der Orb:­ ­­TDRANSSEIHVANER, Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Hermannstadt ,den 23. Mai. Jahrgang. Unser Leben ist ein flüchtiger Uebergang von dem Augenblicke der Geburt zu dem des Todes­ ist , für das Wohl der Gesellschaft , deren M­itglied er ist , zu arbeiten. Die Bestimmung des Menschen während dieses kurzen Zeitraums Seitdem ich zur Handhabung der öffentlichen Geschäfte gelangt bin, habe ich auch mit allen Kräften, welche die Natur mir verliehen hat, und nach Maßgabe meiner schwachen Einsichten gestrebt, den Staat, welchen ich die Ehre gehabt habe zu regieren, glück­­lich und blühend zu machen. Aus dem Testament Friedrichs II. - *) Aus dem Werke: Charakterzüge und historische Fragmente aus dem Leben des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm 111. Gesammelt und herausgege­­ben von R. F. Eylert. 1. Theil. Magdeburg 1842. 8. Der Verf., Bischof Eylert, hat dem verewigten Könige sehr nahe gestanden. ;

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