Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-10-20 / nr. 83

Vierter 1943. Nr. SS. Hermannstadt, den 20. Oktober. Jahrgang. Flüchtige Briefe eines flüchtig Reisenden. Zweite Reihe. —— (Fortlegung­) 6 & „Auch die Todten sollen leben!“ Es war eine sinnvolle und rührende Anwendung der berühmten Sciller'schen Worte, welche ein geistreicher Beamter von Mediasch am Tage der Grundsteinlegung zur hiesigen Badeanstalt machte, als über der der Feier­­lich­keit folgenden Tafel im benachbarten Walde in der Reihe der Würdigsten, welche sich um Baaßen verdient gemacht haben, neben den Lebenden, Fleischer und Müller, auch der Name des leider frühe ver­­blühten Mediascher Arztes Sigmund genannt wurde. Eine ernste Stille folgte dem Toaste , und geraume Zeit bewegte sie darauf das Gespräch um die viel­­fachen Kenntnisse und die unermüdete und uneigen­­mäßige Berufstreue des Heimgegangenen. In der gemüthlichen Festrede, welche der verdienstvolle Di­­rektor des Actienvereins zur Einrichtung der Bade­­anstalt hielt, ist sein Name mit Recht an die Sorge derjenigen Männer gefegt worden, welche diesen Ver­­ein angeregt und begründet. Nach altdeutscher Sitte haben sie die Rede in eine Kapsel verschlossen, und in den ausgehöhlten Grundstein verwahrt, und ich darf wohl hoffen, daß auch unsere deutschen Blätter sie veröffentlichen werden. *) Allein ich wünschte, das Gedächtniß derselben nicht nur unter der Erde der Nachwelt aufgehoben, oder über derselben der unsi­­r ern Hut eines ephemeren Zeitungsblattes verpfäns det == eine Denktafel sollte sie füglich der Mitwelt und den Nachkommen nennen. Die Steinwand an der Felsenquelle wäre ein passender Plaß dafür, und die Sprache — ja freilich die Sprache in unserm Zeitalter? Nun denn — Sta hospes , ubi pietas stare jubet etc. etc. schriebe im bin, und stellte den antiken versöhnenden Ernst einer ädge monumen­­talen Sprache unbekümmert um alles Gerede über die Manien und­ Thümeleien unsers Jahrhunderts. Glauben Sie mir's nur, einst kommt die Zeit, wo wir des in unsern Tagen oft so bitter verhöhnten classischen Alterebums und seiner Sprachen mit Wehh­muth gedenken dürften. Noch ist indessen nicht die Zeit an solche Dinge zu denken. Wer möchte auch eine Inschrift über ein kaum begonnenes Werk sehen! Das Terrain, der hiesigen evangelischen Kirche gehörig, und dem Ac­­tienvereine durch einen antikretischen Vertrag auf 35 Jahre überlassen, ist durch Ankauf benachbarten Grun­­des vergrößert und zur Form eines Oblonges geregelt worden. Eine leichte Planke umfriedigt den Raum so lange, bis die angelegte Hexe aufwächst. Drinnen aber ist das Meiste im ersten Werden begriffen, und vieles liegt nom <notisch über und neben­einander. Tiefe, mit Bohlen ausgefütterte Cisternen sind aus­­gegraben worden, um die verschiednen Quellen theils für den Bedarf der im Dorfe Badenden, theils für kalte und warme Bäder an Ort und Stelle zu fas­­sen; die Badecabinette, Wohnzimmer für einige Cur­­gäste, Conversationssaal, Küche, und was sonst noch zu einer Badewirthschaft gehört, ist im Baue be­­griffen. Das Werk ist gerade nur so weit gediehen, daß der Dauriß in seiner natürlichen Größe und Gliederung vor uns auf dem Rasen liegt, und die Recensenten Lob und Tadel aus dem sichtbaren Ske­­lette der Gebäude belegen können. Dabei ist jedoch in dem Playe auf geometrische Erweiterung des Gan­­zen, wie sich's gebührt, verständige Rücksicht genommen. T­RANSSELVANEA. Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Den heil'gen Schlaf schläft Laon, Dikons Sohn. Er sc läft, denn nimmer stirbt der edle Mann. Griechische Blumenlese. ») zst seither bekanntlich in diesen Blättern geschehen.

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