Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1844 (Jahrgang 5, nr. 1-89)

1844-08-02 / nr. 61

279. Zu­ der­ Legtern Ueberfahrt wurden acht der größten Schiffe der­ Krone unter­ dem Reichsadmiral Gyllenhjelm ausgerüstet. „Die zahlreiche und prächtige Gesandschaft selbst ward vom Reichskanzler Axel Oxenstjerna angeführt. Verschiedene neue verdrüßliche Hindernisse waren einge­­treten,­ hauptsächlich durch­ die Abgeneigtheit des­ Kurfür­­sten veranlaßt. Gustav­ Adolf befahl daher Oxenstjerna, keine­ Schwierigkeiten hinsichtlich der Bedingungen bei Un­­terschrift des Ehekontrasts zu machen, sondern vor allen Dingen die baldige­ Abreise­ der Braut zu betreiben. Oxenstjerna­­ vollführte den­ Auftrag mit besonderem Er­­folg.­ Die verwittwete­ Kurfürstin erklärte sogar, daß sie das, Unterschreiben­ des Ehekontrakts gar nicht zum Voraus verlange; im Vertrauen auf Gustav Adolf's eignes Recht­­lichkeitsgefühl und seinen Edelmuth, wolle sie diese Ange­­legenheit aufschieben, bis sie mit ihm selbst in Schweden zusammentreffe. Der­ junge­­ Kurfürst selbst war bei Opyenstjerna's Ankunft nach Preußen abgereist. Aus Furcht, daß er auch­ jegt noch versuchen möchte, neue Schwierig­­keiten­ in­ den Weg zu legen, beschloß Anna, nach­ seiner Rückkehr ihre Tochter nach Schweden zu führen, obschon ihr eigner Gemahl,­ der alte­ Kurfürst, noch nicht begra­­ben war. " Es­­ wird ungar erzählt, sie’ sei durch eine ge­­heime, ihr allein "zugängliche Thür, hinab in das Gewöl­­be gestiegen, in welchem die kurfürstlichen Kleinodien­­ be­­wahrt wurden, und habe davon so viele Kostbarkeiten mit­­genommen, wie sich, ihrem Ermessen nach, ungefähr Ma­­xia, Eleonore­ns Erbtheil an Werth belaufen könnte.­­Zwei Briefe, kamen­ nur an, der eine vom Kurfürsten, der an­­dere vom­ Könige, von Polen: Anna, welche fürchtete, da­­ein, neue, hinderliche : Vorschriften zu finden, ließ sie uner­­brechen, und­ trat­ die­ Reise mit einer, Eilfertigkeit an, die fast“ einer Flucht ähnlich sah. . Durch Mecklenburg kamen sie nach Wismar, was Maria Eleonora nebst Mutter, Tante, einer jüngeren Schwester und­ einer zahlreichen Be­­gleitung“ an Bord der Schwedischen Flotte stieg, um nach Kalmar überzufegen. Voller" Sehnsucht und Ungeduld hatte sich "Gustav Adolf unterdessen nach dieser Stadt begeben, um Alles zum Empfang der Braut in Ordnung zu bringen. Dieß war nicht leicht! Erstens war die Pest ausgebrochen, und das gerade zu dieser Zeit. Gustav Adolf ließ Alles Hin­­wegräumen, was von der Ansteckung ergriffen worden war, die Menschen wurden weggeführt, die Häuser niederge­­brannt. Weiter zeigte sich ein vollkommener Mangel an allen­ Bedürfnissen, in­ dem vom Feinde vor einigen Jah­­ren, beinahe gänzlich verheerten Orte. Bett: und Tisch­­zeug mußte., man. aus Stocholm, „Gewürze. und Zuder:­werk aus Deutschland holen; und alle, selbst diese kleinen Angelegenheiten mußte der König selbst besorgen, da nur mal in wirkliche Krankheit überging. Wenige unter den Andern wußten, wie dergleichen in an­­dern Ländern gebräuchlich war, und er um keinen Preis wollte, daß die junge Braut bei ihrem ersten Schritt in Schweden den Reichthum und die Annehmlichkeiten der südlichern Länder vermissen sollte. Der 7. Oktober sah endlich die Schwedische Flotte in den Kalmarschen­ Sund einlaufen. Die Reichsräthe, Abraham Brahe, Gabriel Bengtsson Orenstjerna und Nils Stjernsköld, empfingen die Frauenzimmer auf den Schiffen, der König selbst am Ufer, worauf sie mehre Tage im Schlosse unter Tanz und Freuden zubrachten. Darauf ward der Zug landeinwärts angetreten, aber in gemäche­licher Langsamkeit. Gustav Adolf selbst war hingegen schon mehre Tage vorher und auf das Schleunigste nach Stockholm voraus geeilt, da selbst dort seine persönliche Gegenwart nöthig war, um Alles gehörig anzuordnen. Zu, Westerns traf er wieder mit seiner Braut zusammen, mußte dann aber von Neuem voraus nach Storholm ei­­len, wo er sie schließlich bei dem feierlichen Einzuge am 25. November in Empfang nahm. Das Beilager ward denselben Tag­ gefeiert, und die Krönung den 28., beide mit ausgezeichneter Pracht und großem Aufwande. Der ganze Adel, Männer und Frauenzimmer bis zu mehren Hunderten, die Bischöfe, Fürsten und fremde Gesandte waren eingeladen. Alle hatten, nebst ihren Dienern, freie Wohnung und Beköstigung im Schlosse. Ein einzel­­ner Kaufmann übergab z. B. eine Rechnung über 177 Ohm Rheinwein, 70 Pipen Französisten und 15 Pipen Spanischen­­ Wein, nebst 144 Lasten Deutsches Bier, welches„ Alles“auf dieser königlichen Hochzeit getrunken wäre. Gustav Adolfs und Maria Eleonore­ns Zusammenleben schien nun, auf den ersten Anblick alle äußeren Kenn­­zeichen innerer Glückseligkeit an sich zu tragen. Maria Eleonora liebte ihren Gemahl bis zur Anbetung, und Gu­­stav Adolf benahm sich gegen seine Gemahlin mit Zärt­­lichkeit und unabläßiger Anhänglichkeit. Doc konnte man wohl merken, daß er nicht ungern ihr Anerbieten, ihn auf seinen Kriegszügen zu begleiten, ablehnte, und daß er ihr niemals das geringste Vertrauen in wichtigen Staatssa­­chen schenkte. Ihre Gemüthsart und ihre Seelenkräfte waren dazu nicht geeignet, und noch weniger um eine auf Hochachtung und Vertrauen gegründete Liebe einzuflößen. Sie war sonderbar und voller Launen; ihrem Geiste, der in gewisser Hinsicht ausgezeichnet zu nennen, fehlte doch ganz und gar das ruhige und leitende Nachdenken. Selbst ihre Liebe für Gustav Adolf war nichts anders als eine Abgötterei, und führte bisweilen ganz sonderbare Auftritte herbei. In seiner Abwesenheit ward sie von einer so uns überwindlichen Sehnsucht überfallen, daß dieselbe manch Sie sorieb Briefe

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