Ungarische Revue 13. (Budapest, 1893)

1893 / 5. heft - Dr. Moriz Wertner: Die Regierung Béla's des Vierten

DIE REGIERUNG BÉLA'S DES VIERTEN. Nach, urkundlichen Quellen bearbeitet. II. Die Tatareninvasion. 1. Es war zu Anfang der 20-er Jahre des XIII. Jahrhunderts, als der Dschingiskhan Temudschin, oberster Herr der mongolischen Tataren, über den Kaukasus nach Nordwesten vordringend, sich auf die, vom kaspischen Meere bis zur unteren Donau und zur Aluta wohnenden Polowzen (Rumänen) warf, die — nachdem einige ihrer Führer von den Tataren hinterlistig ermor­det wurden — sich voll Entsetzen ins Innere Russlands flüchteten, um hier im Vereine mit den Russen dem grässlichen Feinde Stand zu halten. Als aber in der blutigen Schlacht an der Kalka (westlich von Taganrog) die vereinte Macht der Russen und Rumänen von den Tataren aufs Haupt geschlagen wurde, suchten die Rumänen sich jener Nation anzuschließen, der sie vordem oft genug feindlich gegenüber standen: den Ungarn. Seit dem Jahre 1227 sind die Rumänen dem Bisthume Milkov in der Moldau zugetheilt, nehmen sie mehr und mehr das Christenthum an und legt sich Béla IV. zum Zeichen seiner Oberherrschaft über sie, den Titel eines Königs von Rumänien bei.1 — Als aber nach Temudschins Tode (f 1227) sein Enkel Batu die Länder nördlich vom kaspischen Meere am Ural und an der Wolga erhielt, und im Jahre 1237 seine Waffen gegen die durch Theil­­fürstenthümer und innere Wirren geschwächten Russen wandte, wurde es den Rumänen abermals um ihre Sicherheit bange. Batu wandte sich nämlich, nachdem er den Großfürsten Georg von Wladimir am 4. März 1238 besiegt, gegen die Rumänen, deren Anführer Ruthen (Kutjan) er bei Astrachan eine Niederlage beibrachte, und dessen Land er nun gräulich verwüstete. Ruthen sandte nun eine Botschaft an Béla IV. mit der Bitte, ihn und sein Volk in Ungarn aufzunehmen, wofür er bereit sei, dem katholischen Glauben sich mit den Seinen zu unterwerfen. 1 Fejér III. 2. 109. 151—155. 206. 216. 238. 398—401. Ungarische Revue, XIII. 1893. V. Heft.

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