UNGARN-JAHRBUCH 1973

BESPRECHUNGEN - Donaumonarchie der Habsburger - BERNATH, MATHIAS: Habsburg und die Anfänge der rumänischen Nationsbildung. (K.-D. Grothusen) - RAUCHENSTEINER, MANFRIED: Kaiser Franz und Erzherzog Carl. (A. Schmidt-Brentano)

292 BESPRECHUNGEN DONAUMONARCHIE DER HABSBURGER BERNATH, MATHIAS Habsburg und die Anfänge der rumänischen Nationsbildung. Lei­den: Brill 1972. XV, 249 S. 8° = Studien zur Geschichte Osteuropas 15. Die Frage der Nationsbildung in Südosteuropa gehört seit einiger Zeit bereits zu den Schwer­punkten der internationalen Südosteuropa-Forschung. Als Beispiel sei nur der Beitrag genannt, den die Südosteuropa-Forschung der Bundesrepublik zum 3. Internationalen Südosteuropa-Kongreß 1974 in Bukarest leistet: ein Sammelband mit dem Thema „Ethnogenese und Staats­bildung in Südosteuropa". Deutlich ist auch, daß sich die Forschung in Südosteuropa selbst zunehmend gerade am Thema der Nationsbildung von den überkommenen nationalen Begren­zungen frei zu machen bemüht ist und auf eine überregionale, komparatistische Schau hinarbeitet (vgl. Les lumières et la formation de la conscience nationale chez les peuples du sud-est européen. 1970 oder die eindringenden Arbeiten von L. SZIKLAY). Von der Relevanz des Themas wie von der Quellenlage her bietet sich das Problem der Nationsbildung tatsächlich besonders an, um unter den heutigen, ermutigenden Aspekten interdisziplinärer und internationaler Südost­europa-Forschung weiter verfolgt zu werden. Die vorliegende Untersuchung kann dementsprechend schon von ihrer Fragestellung her nur begrüßt werden. Es kommt hinzu, daß die Frage Siebenbürgens — denn um die habsburgische Politik gegenüber den Rumänen in Siebenbürgen handelt es sich — nach wie vor eine für die zunächst betroffene ungarische und rumänische Forschung besonders schwierige Aufgabe ist. Zur vorurteilslosen Aufhellung dieses für Südosteuropa charakteristisdien Bereichs leistet M. BER­NATH nun einen instruktiven Beitrag, und zwar anhand von zwei sachlichen Schwerpunkten: der Kirchenunion Ende des 17. Jahrhunderts und der Politik JOSEPHS IL gegenüber den Rumä­nen Siebenbürgens. Ausgehend von einem einleitenden Kapitel über die Geschichte Siebenbür­gens bis zum Ende des 17. Jahrhunderts kann er vor allem mit dem Schwergewicht auf JOSEPH IL die Beweggründe des Kaisers für seine rumänen-freundliche Politik, die zu überwindenden Schwierigkeiten und ihre Ergebnisse deutlich machen und nicht zuletzt durch die Heranziehung noch ungedruckten Materials ein überzeugendes Bild dieser für die weitere rumänische Geschichte so wichtigen Periode geben. Durch straffe Begrenzung auf die gewählten Schwerpunkte wird eine große Vertiefung ihrer Untersuchung erreicht. Die Mittlerstellung der Siebenbürger Rumänen zwischen Westeuropa und den Donaufürstentümern wird ebenso deutlich gemacht wie die ent­scheidende Rolle des Wiener Hofes für die Anfänge des rumänischen nationalen Erwachens. — Zusätzlich zu wünschen gewesen wäre nur, daß, von der Bezugnahme auf andere Forschungen im laufenden Text abgesehen, eine zusammenfassende Auseinandersetzung mit Literatur und Quellen am Anfang gegeben worden wäre und ein Register am Ende. Der Wert der Arbeit wird dadurch aber nicht gemindert, und man darf zu Recht auf die Reaktion in Ungarn und Rumänien gespannt sein. Klaus-Detlev Grothusen, Hamburg RAUCHENSTEINER, MANFRIED Kaiser Franz und Erzherzog Carl. Dynastie und Heer­wesen in Österreich 1796-1809. München: R. Oldenbourg Verlag 1972. 131 S. = Österreich Archiv. Schriftenreihe des Instituts für Österreichkunde, herausgegeben von Erich Zöllner. RAUCHENSTEINER hat mit seiner Studie eine Problematik aufgegriffen, die in der Geschichte immer wiederkehrt, nämlich das Verhältnis zwischen Politik und Kriegführung, wofür der Gegensatz zwischen Kaiser FRANZ und seinem Bruder, dem Erzherzog CARL, eines der anschau­lichsten Beispiele bietet. Dem im Untertitel erhobenen Anspruch, die Beziehungen zwischen „Dynastie und Heerwesen in Österreich" zu schildern, wird der Verf. freilich nicht ganz gerecht,

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