UNGARN-JAHRBUCH 1986

BESPRECHUNGEN - Zwischenkriegszeit - A püspöki kar tanácskozásai: A magyar katolikus püspökök konferenciáinak jegyzőkönyveiből, 1919–1944. (G. Adriányi)

BESPRECHUNGEN 287 einer, der an der Vereidigung des ungarischen »-Nationsführers-« Ferenc Szá­lasi am 4. November 1944 nicht teilnahm, bezeichnet (S. 57). Der Verf. steht natürlich auf der Grundlage der marxistischen Geschichtswissenschaft und zieht vor allem entsprechende Veröffentlichungen heran (an erster Stelle das Buch Andor Csizmadias über die Beziehungen von Staat und Kirche), kennt aber und verwertet auch kirchliche und sogar westliche Forschungser­gebnisse, so z. B. Werke von Rosdy, Salacz und Adriányi. Das zweite Kapitel leitet die Protokolle ein. Es befaßt sich mit den zwei­mal im Jahr — zu Frühling und zu Herbst — abgehaltenen Bischofskonferen­zen, mit ihrer Organisation und Durchführung, ihren Quellen im Primatial­archiv und schließlich teilt der Herausgeber seine Gesichtspunkte bezüglich der Auswahl der Auslassungen mit. Denn Gergely legt zwar alle Protokolle der zwischen 1919 und 1944 stattgefundenen 51 Bischofskonferenzen vor, aber von den insgesamt 716 großformatigen gedruckten Seiten des Originals (die Bischöfe erhielten die Protokolle abgedruckt) werden hier nur ein Drittel — 246 Seiten in Kleinformat — veröffentlicht. Als Marxist betrachtet Gergely vor allem die äußere Rolle der Kirche, ihren Einfluß auf Staat und Gesell­schaft und so verwundert es nicht, daß gerade die internen kirchlichen An­gelegenheiten, wie liturgische, kirchenrechtliche, organisatorische, ja sogar teils schulpolitische und die kirchlichen Vereine betreffende Fragen ausgelas­sen werden. Die Protokolle sind mit einigen Anmerkungen versehen, die entweder die Quellenlage oder den historischen Vorgang und Hintergrund aufhellen. Diesem wichtigsten Teil der Publikation werden aber noch außerordentlich wertvolle Dokumente hinzugefügt. So fünf Hirtenbriefe (in der erwähnten Zeitspanne waren insgesamt nur 14 verfaßt!), verschiedene Tabellen und Verzeichnisse, z. B. über die Nuntien, die Bischöfe, die Kultusminister etc., Listen über die religiösen Orden sowie ausführliche Statistiken über die kirchlichen Ver­mögensverhältnisse. Hinzu kommen noch eine Bibliographie, die Erklärung der kirchlichen, oft lateinischen Begriffe und Fachausdrücke, ferner ein Ver­zeichnis der zahlreichen Abkürzungen und zwei Landkarten. Auch bei diesem Teil ist der Mut des Herausgebers offenbar: der Abdruck des Hirtenbriefes nach dem Sturz der Räterepublik (1919), in der die Bischöfe mit dem roten Terror wahrhaft abrechnen und für die Zukunft Ungarns auf den Weg des christlichen Kurses zeigen, ist alles andere als die heute obligate Lobhudelei auf die damalige Diktatur des Proletariates. Man liest ja Sätze wie: «-Vor allem sollen unsere sozialistischen Brüder verstehen, daß wir, da wir das Christentum, die Religion und die Kirche verteidigen, nicht die politischen und wirtschaftlichen Privilegien, nicht das Interesse der herrschenden Klassen schützen wollen. Sondern es handelt sich dabei um den christlichen Glauben, die Religion, die Religionsfreiheit, die von neuen Irrtümern, vom historischen Materialismus und von sozialistischen Übertreibern angegriffen werden... [Die Kommunisten] verbrieften uns die Religionsfreiheit auf dem Papier, aber sie gingen sofort darauf los, die Religionskunde vom Unterricht aus­zuschließen ... War dies vielleicht der Kampf der Arbeiter um Brot, mehr Gerechtigkeit — oder aber vielmehr der brutalste Haß gegen die Religion und Verfolgung der Kirche? Ist es notwendig, die Religion zu unterdrücken, den Priester und den Ordensmann zu verfolgen, den Religionsunterricht zu elimi­nieren, um den sozialen Fortschritt zu ermöglichen? Würden etwa Jesus Christus und seine Gnade die Rechte und die Organisationen der Arbeiter beschneiden?« (S. 321—322). Aber diese zweifellos sehr bedeutende Publikation wirft viele offene Fragen auf, zuerst die der Autorisation. — Da in keinem Bistumsarchiv

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