Arader Zeitung, Januar-Juni 1924 (Jahrgang 5, nr. 1-49)

1924-05-08 / nr. 35

Politisches und volkswirtschaftliches Org. R. Bezugspreis: den Donnerstag und­­ für die ärmere Bevölke­­r ag ganzjährig 100*-­­rung wöüchentlich nur für Am­erika 14/3 Dollar. Samstag ganzjährig 60 onst Ausland 150.-- L. Lei. Einzelnummer 2 Lei. Der Bezugspreis ist im vorhinein zu bezahlen. ee Sentit de taxa postala rt.8diilegea dela 19 Martie 1904, Schriftleitung. und Verwaltung 5 Arad, Str. Soarelui (Zoltangafe) Nr. 7. Schriftleiter Nik. Bitto. Vertreter für Amerika: NIK. JOST, ..... Anzeigenkreiß; 11901 Der einspaltige Raum 1 Zentimeter hoch 15'-- L. Kleine Anzeigen das Wort 2.- Leu, fett gedruhte er werden­­ doppelt gerechnet. Bei mehrmaliger Einschaltun­­­­] und Jah­­reanzeigen Nachlaß. Anzeigen werden in allen Annonzen-/ 420, Court Street Elizabeth (New­ Jersey). A­eroeditionen angenommen u. sind im vorhinein zu befahren -@RAD, Donnerstag, den 8. Mai 1924. 5. Jahrgang oder abwärts? Es führt eine Linie von den seidenen SI Mädchens bis zu den grossen Verbrechen aus Habsucht. D­e­n a­n 'ümpfen des kleinen neu verfeinerten Geschmack geleitet und gelenkt, hatte keinerlei Tradition und seine echte Bildung als Fundament, sondern entstand nur aus dem Begriffe der Millionen und Milliarden, die, schnell und mü­­­helos erworben, sich zeigen wollen. Nichts war zu teuer, um gekauft zu werden, um den Hunger nach Vergnügen zu stillen. Alles wurde begehrt, auch das lebende Gut — und hier seßt die traurige Er­­scheinung ein, daß auch auf Seite vieler Frauen die Sucht nach dem Luxus, dem Besitz, die Moral tötete, daß Vergnügungssu­cht vollendete, was die Sehnsucht nach mühelosem Besiß begonnen hatte. Und, so paradox es, scheint, es führt eine Linie von den sei­­denen Strümpfen des kleinen Mädchens bis zum Verbrecher aus Habsucht, denn ist einmal die erste Scheu überwunden, dann fallen die Schranken und Hemmungen. Es ist ein wahres Wort des Fran­­zosen : „ce n’est que le premier pas, qui coute.“ (Aus d. „Tem. Zeitung.“) PER war . Es ist eine alte Beobachtung, daß im Zeiten . ‚des kulturellen Niederganges der Luxus gewisser Kreise eine sonst nicht erreichte Übertreibung erfährt, während gleichzeitig die Bände der öffentlichen Moral aufs äußerste gelockert erscheinen. Nom, das in seiner Vergangenheit das Zentrum der kultivierten Welt war, verfiel später der Verweichlichung und, indem es sich der Verschwendung und dem Wohlle­­­­ben in raffinierter Weise hingab, fiel gleichzeitig seine Moral tief in den Staub. Und so, wie es damals geschah, erleben wir es auch heute wieder. Nun fragen wir uns, wird auch heute“die Mensch­­heit die Kraft haben, die Wiedergeburt­­ der Kultur und der Moral anzubahnen ? Und die Zuversicht » der Aufwand das Aufreizende, Verlegende für in unsere gesunde Kraft antwortet einem frohen Ja. Gewiß gab es zu allen Zeiten Gesellschafts­­klassen, die sich einen gewissen Luxus erlauben konn­­­­ten, aber in diesem­ war neben dem alten ererbten Reichtum auch alte Kultur, und gerade durch diese K­arsierung, einlegte,” brachte sie ndu­| neue Reiche, aber diese fügten sich dem gegebenen Rahmen ein, sie hielten sich­­ bescheiden im Hinter­­grund, bis sich auf dem Gelde die notwendige Patina angeseßt hatte und da sie Bildung und Kultur mit­­brachten, so gelang ihnen die Amalgamierung meist schon in der zweiten Generation. In allen größeren Städten Mitteleuropas finden wir eine Reihe bür­­gerlicher Salons, in denen die bedeutendsten Männer der Literatur und Kunst neben Aristokraten der Ge­­burt verkehrten und sich ein edles Mäzenatentum entwickelte. Die dort geübte Geselligkeit aber hatte schon gar nichts Aufdringliches an sich, da sie we­­niger auf Luxus, als auf verfeinerte Kultur abge­­stimmt war und sich in der Stille des eigenen Hei­­­mes abspielte, ohne in die Öffentlichkeit zu treten. Was aber würden diese Menschen seiner Kultur jagen, wenn sie das Leben und treiben von heute sehen könnten ? In den Ballsälen im legten Fasching no< immer Niggertänze mit Gliederverrenkungen, tiefentblößte Rücken der Danten und handschuhlos tanzende Herren. Und dazu die Zoten und Anekdoten, “die nicht in intimten Herrenkreise, nein, als Ballge­­­spräch zwischen Tänzer u. Tänzerin erzählt wurden! Es soll ja nicht behauptet werden, daß eine frühere Zeit die sagenhafte „alte gute“ war, daß es nicht immer treulose Frauen, leichtsinnige Männer gege­­sen hat, aber diese waren doc die Ausnahme, im allgemeinen herrschte doch Zucht und besonders die jungen Mädchen waren besser vor Gefahr bewahrt. Wie alle Kriege, auch der früheren Zeiten, brachte der Weltkrieg eine Wendung zum Schlechteren mit sich; die jungen Männer, die draußen dem­ Tode stündlich ins Auge sahen, wollten, auf Urlaub in der Heimat, mit allen Bäten das Leben genießen ,und sie fanden williges Entgegenkommen bei den Frauen, die aus der Wohlbehütetheit des Hauses vielfach in den Existenzkampf getreten waren und nun mit dem männlichen Berufe auch freiere Sitten annahmen. Damals aber war nach außen hin der Genuß doch gedämpft, lag doch über dem ganzen Sein der Schatten des Todes, der da draußen so reiche Ernte hielt, und auch die geweckten Ideale für eine große Sache hielten die Genußsucht in Banden. Als aber nach dem Zusammenbruch sich eine Unt­­­­schichtung der Gesellschaft anbahnte, da sah man einen Luxus einreißen, von dem man sich früher­­ seinen Begriff gemacht hatte. Er wurde durch kei­­ NEUESTE NACHRICHTEN. Die Fagion der­ Argeto­ann­ u. Jorgapartei. Bukarest. Die Proklamierung der Fusion zwischen der Argetoianu­­nnd Jorgapartei wird­ am 10. Mai geschehen, an welchem Tage diese Parteien einen Aufruf an das gesamte Volk erlassen werden.­­ Bündnispläne Frankreichs mit Japan, London. Laut „Daily Erpreß“ wird­ der fran­­zösische Gouverneur des Staates Jndochina in näch­­ster Zeit nach Tokio fahren. Diese Reise wird eine große Bedeutung beigemessen. Der offizielle Zweck der Reise ist, die Glückwünsche Frankreichs zur Hochzeit des Regenten zu überreichen. Ein anderer Zweck aber scheint der Abschluß eines geheimen französisch- japanischen Vertrages zu sein. Der Kleinkrieg in Nordsyrien. London. „Morning Post“ berichtet aus Kairo, die französischen Behörden­ seien durch den Guerilla­­krieg an der Nordgrenze Syriens ungeduldig ge­­worden und hätten Flugzeuge und fliegende Kolonen zu Strafexpeditionen SON. Die türkischen Banden hätten dagegen erklärt, daß sie ihre An­­griffe bis zur Säuberung der türkischen Südgrenze von französischen Streitkräften fortlegen wollten. — Wie „Times“ aus Konstantinopel" melden, hat General Krazim Pascha Befehl zur­­ Einstellung der Versuchsflüge der franko­rumänischen Flugfahrts­­gesellschaft gegeben. Schottland will Selbständig Sein. London. Im­ Glasgow fand eine große poli­­tische Kundgebung statt, in deren Verlauf zahlreiche Redner die sofortige Einbringung eines Geseßent­­wurfes zwecks Errichtung der Autonomie in Schott­­land verlangten. Wie früher die Irrländer, so verlangen nun auch die Schotten ein unabhängiges Parlament­ mit voller geseßgeberischer Gewalt im Innern. Aus Nah und Fern. Die erste Tanzunterhaltung des „Deut­­schen Jugendbundes“ fand Samstag Abend unter reger Teilnahme der hiesigen deutschen Jugend, im großen Tanzsaale des „Weißen Kreuzes“, statt und war ohne Zweifel, nicht nur die schönste, son­­dern auch bestgelungenste Tanzunterhaltung, welche von deutscher Seite, seit dem großen Erwachen der­­­­ Schwaben veranstaltet wurde. Nicht allso sehr die Gewinnsucht und Auswucherung als der ideale Gedanke stand Taufpate bei diesem echt schwäbischen Fest. Und wirklich, ideal und schön war es... Schöner und besser hätte man sich eine Unterhal­­tung gar nicht vorstellen und wünschen können. Die­­ Begeisterung der Jugend, das helle Lachen der deut­­­­schen Mädchen, welche sich zum ersten Male an­ einem wirklich deutschen Feste blicken ließen, wird­­ den Besuchern des Balles noch lange in Erinnerung bleiben. So manches blauäugige Mädchen hat sich nun ewig dem Deutschtum verschworen und der Ge­­­danke ist nicht mehr allzuferne wo sich auch die deutschen Mädchen der Stadt Arad in einen Deut­­schen Mädchenverein, oder wie er sonst heißen mag, vereinigen werden. Besonders erwähnenswert Fit, daß auf das Publikum gut wirkende Hans-Sachsspiel der reichsdeutsc­hen Wandervögel und der mit Zupf­­geige begleitete Kupfer-Gesang des Herrn Andreas Leiptich und Jozef Ruch. ? 4 Bei der Schönheitskonkurrenz haben den ersten Preis­ erhalten: Frl. Margareta Müller mit 790 Stimmen, II. Elise Papp mit 665, und III. Luise Schwidt (Neuarad) mit 496 Stimmen.­­ * ' I . ® In Neuarad gestaltete sich am Samstag der „Wandervögel-Abend“ zu einem deutschen Abend. Den kernigen Hans-Sachs-Schwänzen folgte reicher­­ Beifall, der dei“ von auf der­­ Rupfgeige beglei­­­­­teten Wandervögelliedern nicht fehlte und auch in den anderen Gemeinden­ nicht­ fehlen wird. Von Neuarad haben die Wandervögel ihre Reise nach folgendem Programm angetreten: Am 5. Glogovap, 6. Yeeupanat, 7. Siria-Wilagos­h, 8. Pancota und 9. Neusanktanna von wo sie sich dann abermals von unseren Schwabenbrüder verabschieden und über Te­­meschburg --Lugosch--Karansebesch ihrem weiteren Reiseziel zustreben. Der Eisenbahnverkehr zwischen Hatz­­feld—Lovrin—Arad, resp. die Ausdehnung des Verkehrs bis Hatzfeld so­l­l wie wir be­­richteten­­­­in kürzester Zeit erfolgen. Nun­­ erfahren wir, dass die Eisenbahnstrecke be­­reits gänzlich hergestellt ist und nur die Telegraphenlinie noch errichtet­­­ werden muss. Es müssen neue Telegraphenverbin­­dung bis Hatzfeld ganz neugebaut werden. Nachdem dies geschehen sein wird, wird der Eisenbahnverkehr auch auf dieser Li­­nie sofort bis Hatzfeld’ ausgedehnt. Priesterjubiläum. In Segenthau­­ wurde das 70-jährige Wiegenfest des dortigen Pfarrers Johann Hügel feierlich begangen. Der in der Ge­­meinde allseits beliebte Seelenhirt feierte gleichzeitig sein 35-jähriges Pfarrerjubiläum in Segenthau. Es waren zahlreiche­ Pfarrheren von der Umgebung anwesend. Lehrer Mathias Roth gab sich als Haupt­­arrangeur viel Mühe, auch Dir.-Lehrer Eisele, der den Kirchenchor meisterhaft dirigierte. Einbruch in Radna. Waghalsige Einbre­­­cher haben in das Haus der Witwe Josef Jonescu in Radna eingebrochen und ein großes Weinfaß samt Wein, wie andere wertvolle Gegenstände gestohlen. Marktpreise. Am hies­­legten Wochenmarkt wurden folgende Preise bezahlt : Weizen 600---650; Kufuruß 500--- 3 Hafer 460­---; Kleie 480*-­­Lei per Meterzentner. Am Viehmarkt erzielte man für Kälber 24—26, Schweine 38--40 und Schafe 40 Lei pro Kilo Lebendgewicht. Selbstmord. In Glogowaß hat sich Freitag vorm. der dortige Landwirt Franz Trapp aus un­­bekannten Grund erhängt. Er schickte seine Kinder zum Frühstück, seine Frau war in der Stadt, wäh­­rend der Zeit begann er den Selbstmord. — In Ghioroc hat sich­­ der Landwirt Josef Popi aus bisher unbekanten Gründen erhängt. .

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